Mittlerweile geht mein Kind in die Schule. Daran hat nicht nur mein Kind Freude (wenn auch mäßige), sondern auch Lehrer, Horterzieher, Schulsozialpädagoge und Sonderpädagogin.
Und ich natürlich. Ich hab da auch Freude dran (wenn auch mäßige).
Ich möchte hier nicht weiter ins Detail gehen.
Kommen wir lieber zum halben Teller. Das Mittagessen wird hier vom Hortpersonal betreut. In den beiden Vorgesprächen habe ich ausdrücklich betont, das ich nicht möchte das mein Kind dazu angehalten wird zu essen.
Und auch persönlich habe ich es noch einmal der zuständigen Erzieherin gegenüber erklärt.
Ihr ahnt es sicherlich schon?
Letztens gab es etwas das dem Minion nicht sonderlich schmeckte, er wollte es also wegbringen, als die Erzieherin meinte, er solle wenigsten den halben Teller leer essen. Daraufhin gab es wohl eine kleinere Diskussion.
Ich fragte mein Kind wie es denn dann weiter ging:
"Naja, die hat mir dann eine lange Geschichte erzählt." (hier verdrehte er die Augen und ich hatte Mühe nicht zu lachen.)
"Aha. Worum ging es denn in der Geschichte?"
"Um hungernde Kinder."
"Und deswegen solltest du deinen Teller leer essen?"
"Hmhm."
"Aber, haben denn die hungernden Kinder etwas davon, wenn du deinen Teller leer isst?"
"Nö. Aber ich hab auch nicht immer Lust zu diskutieren."
Kann ich verstehen.
Vor ein paar Jahren arbeitete ich selbst im Hort, habe auch das Mittagessen überwacht. Von Lehrern und Erziehern wurde ich angewiesen darauf zu achten, das die Kinder möglichst viel von ihrem Mittag essen. Mehrmals. Denn schon damals erschloss sich mir nicht, welchen Sinn es machen soll, Kinder die satt sind oder denen das Essen nicht schmeckt dazu anzuhalten, dennoch zu essen. Die lieben kleinen freuten sich immer, wenn ich in der Mensa war. Ausnahmweise konnten sie selbst bestimmen was und wieviel sie sich von ihrem Essen in den Mund steckten.
Damals war das Argument: "Die Eltern bezahlen doch dafür."
Ich selbst hatte das Essen damals gegessen und ich muss sagen, auch ich habe des öfteren mehr als einen halben Teller stehen lassen. Reis und Kartoffeln die nicht ausreichend gekocht sind, Fleisch das kaum kaubar ist und Soßen die diesen Namen gar nicht verdienen, sind einfach nicht schmackhaft. Da können die Eltern noch so viel dafür bezahlen und die armen Kinder in Indien noch so sehr hungern. An der Qualität des Essens ändert das nichts.
"Aber dann haben die Kinder doch Hunger bis zum Vesper!"
Ja, na und? Dann lernen sie daraus für das nächste mal und können sich entscheiden, ob sie lieber etwas essen das ihnen nicht schmeckt, oder den halben Nachmittag Hunger haben.
Niemand würde auf die Idee kommen, einem Erwachsenen zu sagen, "komm iss doch wenigstens den halben Teller leer."
Stellt euch das mal vor. Ihr esst zu Mittag und euer Chef beäugt genau wieviel ihr gegessen habt und bevor er nicht mit der Menge zufrieden ist, dürft ihr den Rest eurer Pause nicht weiter, nach Belieben, gestalten. Absurd, oder?