Noch lange vor meinem Wecker beginnt ihr Konzert und zaubert mir ein Lächeln ins verschlafene Gesicht: Obwohl die Fenster in meiner Ferienwohnung geschlossen sind, kann ich die "Vögel des Glücks" hören, wie sie sich auf den Tag vorbereiten.
Bereits gestern haben sie um dieselbe Zeit ihren Aufbruch angekündigt, abends waren sie wieder da. Hier, im flachen Wasser hinter dem Deich fühlen sie sich nachts sicher. Tagsüber fressen sie sich auf den Feldern im Darß/Zingst voll. Da ich auf die Uhr geschaut habe, weiß ich, dass ich mir mit dem Aufstehen Zeit lassen kann. In einer halben Stunde werden immer noch genug Vögel da sein, um ihren Abflug zu bewundern. Außerdem wird es dann hell genug sein, dass ich in der Morgendämmerung eine Chance auf Fotos habe. Denke ich.
Nach einem Kaffee pirschen wir los. Ein schmaler Trampelpfad durch ein dichtes Gebüsch bringt uns in wenigen Minuten auf den Deich. Tatsächlich sind die Kraniche so weit entfernt, dass wir ein Fernglas gebraucht hätten, um Einzelheiten zu erkennen. Schade eigentlich. Dennoch ist es im Morgenrot ein wunderbares Schauspiel, fast alleine mit hunderten von Kranichen zu sein.
Ihre Rufe kündigen den nächsten Gruppen-Abmarsch an. Flügelschlagen in Massen - ich frage mich, wie sie es schaffen, sich nicht gegenseitig zu behindern. Das wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Ein paar Fotos mache ich trotz des diesigen Lichts und der großen Entfernung. Kann ja nicht schaden.
Es ist jetzt im Oktober schon recht kühl. Wir halten es kaum länger als eine Stunde aus, auf dem Deich entlang zu gehen, immer wieder stehen zu bleiben. Kalter Wind pfeift uns ins Gesicht.
Dann kehren wir zurück ins Dorf. Unsere Hoffnung auf einen guten Bäcker wird nicht enttäuscht und der Tag kann mit dem zweiten Kaffee und einer frischen Erinnerung beginnen.