Maya zog den Kopf ein, bis er ganz unter ihrem graugrünen Panzer verschwunden war. Immer diese Menschen! Kaum hatte man es sich genüsslich in der Sonne bequem gemacht, schon trampelten sie in Horden vorbei! Keine paar Stunden Ruhe! Unfassbar. Wozu diese Hektik?
Ihre ganzen 207 Lebensjahre hatte sie noch nicht so viel Unruhe verbreitet, wie einer von ihnen in fünf Minuten. Unerhört. Wie gut, dass ihre Eltern das nicht mehr miterleben mussten. Die hätten sich gegrämt und in ihrem Panzer umgedreht, hätten sie gewusst, was diese Weichwesen aus ihrem Kinderstuben machen würden!
Patremoniak hatte es vorausgesehen, aber keiner von den anderen wollte es wahrhaben, dass die Ankunft der umgedrehten Riesenpanzer, aus denen die Menschen quollen wie Krebse aus ihren zu klein gewordenen Gehäusen, auf dem Sand das Ende des Lebens, wie sie es kannten, bedeuten würde.
Aber. Hätte es etwas geändert? Wo hätten denn Mussonia und die anderen gehen sollen? Vielleicht ihr ganzes Leben auf dem Grund des Meeres verbringen?
Keine gute Idee, seufzte Maya still vor sich hin und lüpfte ihren Panzer ein wenig. "DA! SIE HAT SICH BEWEGT!" Kreischende kleine Menschlein. Ach, aber immerhin hatte sie die ersten 17 Jahre nicht schlecht gelebt, sich über allerlei neues Grünzeug gefreut. Mist nur, dass sie sich dann in dem Netz verheddert hatte.
Alleine der Gedanke genügte, um ihren linken Fuß schmerzen zu lassen. Normalerweise spürte sie den Stumpf nicht mehr. Sie hatte sich daran gewöhnt. Hatte gelernt, mit drei Beinen zu kriechen. Ihren Bauch stärker über Sand und Stein zu schieben, als zu laufen. Nun denn. Wenigstens konnte sie das Wasser noch genießen.
Manche von den Dingen darin schmeckten aber wirklich widerlich. Komische Salatblätter, die ihr da manchmal hingeworfen wurden! So - unnatürlich. Als wenn du in eine dieser schmierigen Ölmatschen beißt, nur dass sie fester waren ... Wo das wohl noch hin führt?
Langsam dämmerte Maya ein, während die letzten Touristen an ihrem Gehege vorbei strömten, ihrem Abendessen entgegen.