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Nach dem Prompt „Blaue Ornament-Vogelspinne“ der Gruppe „Crikey!“
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"Zusammengefasst sprechen all diese Befunde eine deutliche Sprache. Und deshalb glauben wir, dass das Gift der blauen Ornament-Vogelspinne tatsächlich, in geringen Dosen jedenfalls, als Gegengift zu Feuermagiezaubern verwendet werden könnte." Akati beendete ihren Vortrag und verneigte sich zum Hörsaal. Die anwesenden Wissenschaftler - Angehörige aller möglichen Völker und Kulturen - applaudierten, während die shitorische Elfe grinsend zur ersten Reihe lief.
"Das war super!", begrüßte Zytharios sie, ein dhubyaanischer Zwerg.
"Ohne dich hätte ich das niemals geschafft." Grinsend umarmte sie ihn.
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Zwei Wochen später stürmte Akati polternd in das Shoji-Haus in Akijama, das sie gemeinsam mit einigen anderen Studenten bewohnte.
"Zythin! Zytharios! Du wirst es nicht glauben!" Sie wedelte mit der dünnen Schriftrolle, die ihr überreicht worden war. "Sie haben unser Projekt für die nächste Förderung ausgewählt! Wir reisen nach Dhubayaana! Wir werden ..." Sie schob die Tür zu Zytharios' Zimmer auf und erstarrte, als sie das entsetzte und traurige Gesicht des Zwergs sah. "Was hast du denn?"
"Ich habe keine Nachricht erhalten", erklärte er leise. "Nur du wurdest auserwählt."
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Er zwang sich zu einem Lächeln, als er Akati nachsah, wie sie auf ihrem schlanken Paki mit den anderen Forschern losritt. Zytharios wusste, dass er sich für sie freuen sollte. Akati hatte eine einzigartige Chance erhalten. Ein zehnjähriges Forschungsstipendium!
Für Elfen war das keine lange Zeitspanne, die sie fort sein würde, doch für einen Zwerg war es eine halbe Ewigkeit. Das Herz wurde ihm schwer, wenn er daran dachte, was sie ohne ihn alles erleben würde.
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Briefe waren alles, was er von Akati erhielt. Sie schickte regelmäßige Berichte über ihre Arbeit unten in den Dschungeln. Zytharios hatte sich freiwillig gemeldet, um die Korrespondenz der Forscher entgegenzunehmen, die ihre Erkenntnisse an die Akademie schickten. So konnte er jeden Bericht von Akati studieren.
Es war ein merkwürdiges Gefühl, in der Heimat seiner Freundin zu sein, während sie sachliche Berichte über seine eigene Heimat schickte. Doch er studierte jede Zeile wissbegierig.
Dennoch waren die Briefe enttäuschend. Fünf Jahre war sie nun schon unterwegs, und sie hatte nicht eine der seltenen blauen Ornamentspinnen gefunden.
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"Es gab Post aus Akijama."
Am düsteren Gesichtsausdruck ihres Sekretärs erkannte Akati, dass es keine guten Neuigkeiten sein konnten. "Ich höre."
"Sie sagen, dass wir in sieben Jahren im Dschungel längst einige Spinnen hätten finden sollen."
"Sie sind eben selten", brummte Akati. "So was kann man nicht erzwingen."
"Nun, der Rat sieht das anders. Uns wurden die Gelder gestrichen, Akati. Wir müssen wieder zurück."
Sie atmete tief durch. Das war keine Überraschung, auch wenn es niederschmetternd war, zurück nach Akijama zitiert zu werden. "Na gut. Sagen wir es den anderen."
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Zytharios hob den Kopf, als es klopfte. Er legte seine Unterlagen zusammen und schob die Tür auf.
"Akati!" Er hatte nicht erwartet, dass sie so früh bei ihm erscheinen würde. "Komm herein! Es tut mir so leid, dass du zurückbeordert wurdest. Ich hoffe, du machst dir nicht zu viele Vorwürfe. Diese Spinnen sind sehr scheu. Ich bin mir sicher, es kommt noch einmal eine Chance, und auch deine Karriere hat ja gerade erst ..."
Er stoppte. Akati hatte den Sack abgesetzt, den sie über der Schulter getragen hatte. Glas klirrte darin leise. Nun hatte sie ein faustgroßes Terrarium hervorgezogen, in dem eine große, tiefblaue Spinne saß.
"Ist das ... aber wie ...?"
"Wir haben die Wirkung ihres Gifts gemeinsam entdeckt", sagte Akati mit einem selbstzufriedenen Lächeln. "Ich werde sie mit niemand anderem als mit dir erforschen."