Hell und blendend stand die Sonne am strahlend blauen Himmel. Heiß und von keinem noch so kleinen Wölkchen gehindert brannte sie auf Straßen und Autos, Fußgänger und Straßenbäume. Auf meine nackte, schon gebräunte Haut brannte sie auch. Ich trug nur das Nötigste – Mini, Top und Schühchen mit Absatz im Leopardenlook und etwas durchsichtigen Strumpf. Der größte Teil meiner Kleidung bestand aus golden glänzenden Ringen, Ohrringen und Ketten mit viel buntem Glas. Etwas Wind strich über meinen langen und dünnen Leib. Die Haare hatte ich hochgesteckt, um ihn auch an den Hals und die nackten Schultern zu lassen.
Kühl war er nicht.
Im meiner Jugend war es bei 28 Grad heiß gewesen und ein verregneter Sommer folgte dem anderen. Jetzt hatten wir zehn Grad mehr und die Leute freuten sich über jeden Regentropfen. Hatten auch früher bereits im Sommer vertrocknete Blätter auf dem Bürgersteig gelegen?
Ich wusste es nicht.
Die Welt tanzte auf dem Vulkan und ich ging zum Tanzen.
Wer die Welt retten wollte, sollte mit Machtspielchen und Misswirtschaft aufhören. Und mich anrufen, ich würde helfen! Mein Handy hatte ich dabei und eingeschaltet. Es blieb still und stumm. Die Autos fuhren unverdrossen, obwohl in der Großstadt die meisten Leute keins brauchten. An parkendem und rollendem Blech vorbei stöckelte ich zur Bushaltestelle. Einer hupte. An der Kreuzung hielt ein Wagen.
Nach dir!
Ich trat auf die Straße.
Inspektion.
Schritt für Schritt ging ich über den heißen Asphalt. Langsam. Lang und dünn. Wegen der Hitze fast nackt. Im hellen Sonnenlicht zeichneten sich schwach die Rippen auf meiner Haut ab. Im Winter würden Autoscheinwerfer die bestrumpften Beine aus der Dunkelheit holen. Auch der längste Sommer endete und bei den absurden Wetterkapriolen fragte ich mich, ob wir Klimawandel oder Klimageschnetzeltes hatten.
Die Pumps zwangen mich zu kurzen Schritten. Dafür waren sie gemacht. Ich hatte alle Zeit der Welt. Er fuhr nicht eher los, bis ich auf der anderen Straßenseite war. Sah er, dass ich unter dem Minirock nichts trug? Mir schauderte. So war es nun mal. Nur das Nötigste anhaben. Darunter war ich nackt. Für sie. In langsamen und gemächlichen Schritten passierte ich die Schnauze des Autos. Bei jedem Schritt regten sich unter dünnem Stoff Schenkel und Arschbacken. Ich schluckte, trug den Kopf hoch erhoben. Die Handtasche rutschte, ich schob sie wieder die nackte Schulter hoch. In ihr lag schwer und alt das Handy und wartete auf den Anruf, der nie kommen würde. Die Welt retten. Mit dem Verstand? Wir brauchten ihn, um Autos zu bauen und Bus zu fahren … wenn es darauf ankam , zählten andere Dinge. Die Beine und der Arsch. Nackte Schultern.
Imponieren.
Vom Imponieren lebte die Autoindustrie.
Mein Fuß trat auf den Bürgersteig, der zweite folgte. Langsam wandte ich mich zum Auto um und sagte »danke«. Es fuhr los und überquerte die leere Kreuzung. Inspektion beendet.