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Kapitel 5:
Die Ranch
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Regentropfen prasseln auf das Zelt, in dem Killian und ich liegen. Der Zippverschluss an dem Eingang ist ein Stück geöffnet, damit frische Luft hereindringen kann. Die Tropfen, die mit einem dumpfen Geräusch auf den Stoff des Zeltes fallen, sind eine willkommene Ablenkung von meinen Gedanken. Auch wenn einige Tage vergangen sind, lässt mich dieses Erlebnis immer noch nicht los. Ich habe unaussprechliche Dinge getan und ich schäme mich dafür, dass es im ersten Moment gutgetan hat, jemanden zu verletzen. Die Erinnerungen an die Männer sind mehr als deutlich in meinem Kopf. Ich reibe mir die Augen. Kühle Luft zieht in das Zelt. Als ich aufsehe, sieht Killian gerade hinaus. Die gespannte Plastikplane deckt den Eingangsbereich gut ab, sodass wir nicht nass werden, selbst wenn das Zelt geöffnet ist. Die Konstruktion aus den Einkaufswägen, die Killian aufgestellt hat, bietet zusätzlichen Schutz und Stabilität, selbst bei Wind.
„Wird wohl noch eine Weile dauern, bis wir nach draußen können“, meint Killian. „Du würdest dich sofort verwandeln und im Matsch liegen bleiben.“ Ich schmunzle ein wenig bei der Vorstellung. Es ist lieb von Killian, dass er versucht, mich aufzuheitern. Dass ich so still bin, macht ihm wahrscheinlich große Sorgen. Mein Liebster streicht über mein Bein. „Kann ich irgendetwas tun?“
„Nein, außer meinen Kopf auszuschalten vielleicht“, antworte ich ihm. Killians Brauen verengen sich. „Aber du könntest mich umarmen, das könnte mich ablenken und es vielleicht ein kleines bisschen besser machen.“
„Nichts lieber als das.“ Killian legt sich wieder zu mir und zieht mich sofort an sich heran. Er küsst meine Stirn. „Wenn du reden möchtest, höre ich dir zu.“
„Ich wüsste nicht, was ich sagen soll. Es war falsch, ihnen wehzutun.“
„War es nicht“, antwortet Killian mir. „Du hast Recht, Gewalt ist keine schöne Sache, aber wenn dich jemand bedroht und angreift und es keine Möglichkeit gibt, den Konflikt mit Worten zu lösen, dann muss man kämpfen, um sich zu verteidigen. Es ist ja nicht so, als könnten wir uns auf die Polizei oder irgendein Rechtssystem verlassen. Wir müssen selbst zusehen, wie wir von einem Tag zum nächsten kommen.“
„Wenn es das Richtige war, wieso fühle ich mich dann so schlecht?“, frage ich deprimiert nach.
„Weil du ein guter Me-“ Killian schnaubt. „Weil du eine gute, sanfte Seele hast. Du fühlst dich schlecht, weil du weißt, dass es falsch ist, jemandem wehzutun.“
Ich seufze. „Im ersten Moment hat es sich gut angefühlt. Das ist eigentlich das Schlimmste. Abgesehen davon, dass ich einen der Männer getötet habe, natürlich. Es ist furchtbar, dass ich dachte, dass es eine gute Sache ist, diese Männer leiden zu sehen. So bin ich doch gar nicht. Es tut mir leid, dass ich sie verletzt habe. Und ich kann mich nicht einmal dafür entschuldigen. Nichts könnte das wiedergutmachen.“
„Das musst du auch nicht. Sie hätten sich auch nicht entschuldigt, wenn sie unsere Vorräte gestohlen und dich mitgenommen hätten.“ Killian spielt mit einem meiner Zöpfe. „Und natürlich hat es sich gut angefühlt, dass du dich gewehrt hast. Der Kerl hat dir wehgetan. Er wäre ohne mit der Wimper zu zucken weitergegangen und hätte dich vergewaltigt. Sich gegen so ein Schwein zu wehren ist eine gute Sache.“ Killian beißt die Zähne zusammen. Die Anspannung ist deutlich in seinem Gesicht zu sehen. Mit sanften Berührungen streiche ich über seine unrasierte Wange. Als wir wieder Augenkontakt haben, atmet er durch die Nase durch. „Du hast dich gerettet und du hast mich gerettet.“ Er zieht einen Mundwinkel hoch. „Fühl dich nicht schuldig. Du hast etwas Gutes getan. Dank dir sind wir noch am Leben.“
„Ich weiß, aber es passieren so viele schlimme Dinge, Killian.“ Ich werde gestreichelt. „Wieso passiert das? Warum können Menschen nicht zusammenhalten? All diese Waffen und die Gewalt und alle haben Angst voreinander. Warum seid ihr so?“
Ratlos zieht Killian seine Schulter hoch. „Das kann ich dir nicht beantworten. Ich schätze, dass wir das irgendwie eingetrichtert bekommen haben. Filme, Serien, Bücher und natürlich die negativen Nachrichten, mit denen man Tag und Nacht beschallt wird. Das ist wohl unsere Kultur.“ Er rümpft die Nase. „Wir wollen alle irgendwie überleben und wenn das heißt, jemanden zu töten, dann ist das eben so.“
„Das ist so verrückt“, antworte ich ihm und vergrabe meinen Kopf an Killians Brust. „Ich verstehe das nicht. Das macht keinen Sinn. Wenn alle zusammenhalten, dann kann man viel mehr erreichen. Wir könnten eine neue Stadt aufbauen. Wir könnten uns helfen und uns unterstützen. Wir könnten uns ein neues Zuhause schaffen.“
„Ja, das könnte ziemlich schön sein. Klappt nur leider in der Praxis nicht besonders gut, weil immer jemand das Sagen haben will und auch das kleinste bisschen Macht den meisten Menschen zu Kopf steigt. Und wenn diese Menschen den Größenwahn leben, sind ihnen alle anderen Menschen schnell egal.“
„Aber wieso ist das so? In meiner Welt funktioniert das“, antworte ich ihm. „Mein Volk würde anders handeln. Wir helfen einander, anstatt uns zu bedrohen oder uns zu bestehlen. Wir verletzen einander nicht, um einen Vorteil zu bekommen.“
„Naja, ihr habt ja diese seelische Verbindung. Euer Volk ist ganz anders, als wir Menschen. Euch geht es gut, wenn es den einzelnen von euch gut geht. Bei uns ist das etwas Anderes. Wir haben keine Verbindung zueinander. Vielen von uns ist es egal, wem wir wehtun, Hauptsache es geht einem selbst besser.“
Ich sehe auf. „Und was ist mit dir? Ist es dir egal, wenn du jemandem wehtust? Macht es dir Spaß, jemanden zu verletzen?“
Die Frage scheint Killian zu überraschen. Er zieht seine Brauen hoch und schüttelt dann im Anschluss den Kopf. „Nein, aber ich würde sofort jemanden töten, um dein Leben zu retten und dich zu beschützen, weil es nichts Wichtigeres für mich gibt, als dass wir beide in Sicherheit sind.“ Killian streicht mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Und genau das hast du auch getan. Du hast jemanden verletzt, um unsere Leben zu retten. Der Kerl hätte mich erschossen, Ilaria. Es wäre ihm vollkommen egal gewesen. Er wollte ein Mädchen haben, damit er wieder einen wegstecken kann, vollkommen egal, was du davon hältst. Und er hätte mich getötet, um dir Angst zu machen, damit du dich nicht weiter wehrst. Diese Kerle haben sich dafür entschieden, gewalttätig zu sein, um das zu bekommen, was sie wollen. Sie haben dein Mitleid gar nicht verdient, weil sie keines mit dir gehabt hätten.“ Zwischen Killians Brauen bildet sich eine tiefe Falte. „Du verstehst gar nicht, was sie mit dir gemacht hätten, wenn du sie nicht unschädlich gemacht hättest. Glaub mir, Prinzessin, die Welt ist ohne sie besser dran.“ Ich senke meinen Blick wieder. Die Härte, mit der Killian mich ansieht, ist kaum auszuhalten. „Wer weiß, vielleicht hast du nicht nur unser Leben gerettet, sondern auch das Leben von anderen Menschen.“ Killian wirkt wieder sanfter, als er mich an sich drückt und meinen Hinterkopf streichelt. „Manchmal sind richtige Entscheidungen trotzdem sehr schwer und manchmal tut es auch weh, diese Entscheidungen zu treffen, aber du hast das getan, was du tun musstest, damit wir beide überleben. Und ich bin dir sehr dankbar dafür, dass wir heute noch hier sein können.“
„Wird es irgendwann leichter?“
„Ja, ganz bestimmt.“ Killian drückt mich fest an sich. „Es wird wahrscheinlich seine Zeit brauchen, aber ich bin immer da, wenn du reden möchtest. Oder eine Umarmung brauchst.“
„Danke“, murmle ich gegen seine Brust. Wenn es doch nicht so schwer wäre.
༄ ♫ ༄
Nachdem der Regen endlich nachgelassen hat und die Sonne wieder zwischen den vereinzelten Wolken hervorscheint, machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Das Gras ist zu matschig und die ohnehin schon trüben Gewässer wirken durch den Regen nur noch verschmutzter. Der im Moment eher ungemütlichen Natur zu entfliehen und stattdessen die Stadt zu erkunden, wirkt sich auch auf meine Gedanken positiv aus. Veränderung und die Möglichkeit, meinen Geist mit Entdeckungen und Erkundungen abzulenken, hilft mir, all diese verrückten Erlebnisse zu verarbeiten. Auch mein Tagebuch ist ein willkommenes Werkzeug, um weitermachen zu können. Ich zeichne und male, um die Seiten zu füllen und meine Kreativität auszuleben. An manchen Tagen ist es schwer, positiv zu bleiben und mich gut zu fühlen, doch dann gibt es wieder die guten Tage, die mir helfen, mit einem Lächeln in die ungewisse Zukunft zu blicken.
Auch Killian fällt es mal schwerer und mal leichter, durch den Tag zu kommen. Er kämpft immer noch sehr damit, zu zeigen, was er fühlt und Hilfe anzunehmen, wenn er sie braucht. Er spricht nicht gerne darüber, was in ihm vorgeht, doch er weiß, dass ich da bin, wenn er mich braucht. Wenn wir uns umarmen, uns festhalten und küssen, wenn wir einander ansehen, dann spüren wir beide, dass wir zusammenhalten und in dieser chaotischen Welt bestehen können.
Trotz Regen und meiner immer wiederkehrenden negativen Gedanken ist heute einer der guten Tage. Bevor ich mich später hinlege, um zu schlafen, werde ich mein Tagebuch mit einer neuen, schönen Erinnerung erweitern.
Ich breite meine Arme aus, als uns eine Brise entgegenweht. Es ist eine willkommene Abwechslung, durch die Stadt gefahren zu werden. Die Einkaufswägen bereichern unser Leben sehr. Ich spüre, dass Killian den Wagen schneller anschiebt.
„Noch schneller!“, feuere ich ihn an, worauf er lacht.
„Das ist nicht so einfach, ich bin unsportlich. Hab Gnade mit mir.“
„Na dann wird es Zeit, dass du sportlich wirst!“
„Ich weiß, ich weiß.“
„Schneller!“
Killian beschleunigt seine Schritte und der Einkaufswagen fährt über die Straße. Den Wind in meinem Gesicht zu fühlen, ist unglaublich. All die Zweifel und Ängste werden vom Wind davongetragen. Der Wagen wird langsamer und immer langsamer. Ich blicke über meine Schulter. Killian trottet dem Wagen hinterher.
„Wäre nur fair, wenn du jetzt mich anschiebst!“, ruft er mir zu, dann bleibt er stehen, um durchzuatmen. Er stützt seine Hände an seinen Knien ab.
„Ich kann dich aber nicht in den Wagen heben!“, antworte ich ihm laut, was ihn erst zum Lachen und dann zum Husten bringt. „Ist alles in Ordnung, mein Liebster?“
Er winkt ab. Killian braucht wohl noch einige Zeit, um sich zu erholen. Ich habe ihn wohl ein kleines bisschen überfordert. Der Wagen kommt zum Stehen. Ich richte meinen Blick wieder nach vorne und sehe mich um. Durch die Rucksäcke und unser restliches Gepäck bin ich nicht gerade beweglich. Alleine schaffe ich es auch nicht heraus, also muss ich auf Killian warten. Der Einkaufswagen ist mitten auf der Kreuzung stehen geblieben. Als ich mich so umsehe, bemerke ich, dass ich mich gar nicht mehr erinnern kann, wo wir den zweiten Einkaufswagen zurückgelassen haben. Ich habe schon wieder die Orientierung verloren.
„Das machen wir nicht mehr“, erklärt Killian, als er außer Atem auf mich zukommt. Er bleibt neben dem Wagen stehen und sieht mich an. „Viel zu heiß für so etwas.“
„Du musst etwas trinken“, bitte ich ihn und öffne schon meinen Rucksack, um ihm eine Flasche Wasser zu reichen. „Hier.“
„Danke, Prinzessin.“ Killian wischt sich den Schweiß von der Stirn und nimmt die Flasche an sich.
„So heiß ist es heute doch gar nicht.“
Killian schnaubt, dann trinkt er einige Schlucke. „Also jetzt ist mir auf jeden Fall heiß.“
„Mein armer Killian.“ Ich tätschle seinen Arm, den er auf dem Einkaufswagen abgelegt hat.
„Wir können gerne Rollen tauschen. Ich setze mich gemütlich in den Wagen und du schiebst mich durch die Stadt.“ Ich ziehe eine Schmolllippe, was Killian zum Grinsen bringt. „Ja, dachte ich mir schon.“
„Was hättest du gesagt, wenn ich gesagt hätte, dass wir gerne tauschen können?“, frage ich neckisch nach.
„Dann hätte ich dir gesagt, dass du sitzen bleiben sollst“, antwortet er mir, dann zwinkert er mir zu. „Ich sitze doch nicht auf meinem faulen Arsch und lasse mich von meinem Mädchen durch die Stadt schieben.“
„Also ich sitze sehr gerne auf meinem faulen Arsch“, antworte ich ihm, was Killian zum Lachen bringt. Er wischt sich noch einmal über das Gesicht und gibt mir dann einen Kuss.
„Wir sollten uns ein Haus aussuchen und eine Pause machen. Es wird Zeit für einen kleinen Snack, was meinst du?“
„Es ist immer Zeit für einen Snack.“
„Das ist mein Mädchen“, antwortet Killian stolz und verschließt die Wasserflasche. Er gibt sie mir zurück und ich stecke sie in den Rucksack. Hoffentlich finden wir etwas Leckeres. Gegen eine Dose mit Pfirsichen hätte ich nichts einzuwenden.
༄ ♫ ༄
Durch ein Fenster brechen wir in eines der umliegenden Häuser ein. Wir plündern die Vorräte und die Kleiderschränke und auch einige der Medikamente könnten für uns nützlich sein. Im Garten kochen wir Wasser für Kaffee und Tee und füllen unsere Mägen mit aufgewärmten Bohnen. Zum Nachtisch teilen wir uns eine kleine Tafel Schokolade.
Ich lasse es mir in der Sonne gutgehen, solange sie nicht wieder von den Wolken verschlungen wird, während Killian noch die Garage nach nützlichen Gegenständen durchsucht. Auch heute leben wir in den Tag hinein und versuchen, das Beste aus der zerstörten Welt zu machen. Als meine Gedanken wieder in unschöne Richtungen abdriften, kneife ich mir selbst in den Unterarm. Es tut zwar weh, aber es erinnert mich daran, positiv zu bleiben.
„Hast du etwas gefunden?“, frage ich Killian, als er zurück in den Garten kommt.
„Ja, ein paar Kugeln für die Waffen“, antwortet er. „Besser man hat sie und braucht sie nicht, als man braucht sie und hat sie nicht.“
„Mir wäre es aber deutlich lieber, wenn wir weder die Waffen, noch die Kugeln brauchen“, meine ich, worauf er mit den Schultern zuckt.
„Das wäre mir auch deutlich lieber, aber seit diesen drei Wichsern will ich sie lieber griffbereit haben.“ Killian rümpft die Nase. „In meinem alten Leben hätte ich diese Dinger nicht angefasst, aber mittlerweile habe ich gar keine andere Wahl mehr.“
„Weißt du überhaupt, wie man damit umgeht oder willst du sie eher dafür nutzen, um jemanden Angst einzujagen?“
„Mein Dad hat es mir beigebracht, als ich ein Kind war. Es war ihm wichtig, dass ich weiß, wie eine Waffe funktioniert. Aus Sicherheitsgründen. Hauptsächlich, damit ich lerne, dass es kein Spielzeug ist.“
„Du hast mir nie von ihm erzählt“, stelle ich nach kurzer Überlegung fest.
„Es gibt auch nicht viel zu erzählen. Er hat einige Fehler gemacht und irgendwann hat meine Mum dafür gesorgt, dass er nicht mehr nach Hause kommt.“
Ich spüre, dass es Killian mit dieser Geschichte nicht gutgeht. „Vermisst du ihn?“
„Nein, nicht einmal ein bisschen“, antwortet er, dann richtet er seinen Blick auf mich. „Aber ich vermisse meine Mum und das jeden Tag.“
„Das tut mir leid.“
„Schon gut, das muss es nicht. Wir können ja nichts dagegen tun.“ Er setzt sich neben mich und streicht durch mein Haar. „Außerdem haben wir ja ganz neue Prioritäten.“ Killian küsst meine Stirn. „Schon eine Idee, was wir als nächstes machen?“
„Wir sollten die Nacht hier verbringen.“ Ich deute in den Himmel. „Ich glaube, dass es noch einmal regnen wird. In einem Haus können wir bei schlechtem Wetter doch ein wenig mehr machen als in unserem Zelt. Und ein bequemes Bett würde dir bestimmt auch guttun.“
Killian schnaubt. „Mein Rücken wäre sehr dankbar für eine weiche Matratze.“
„Das dachte ich mir.“ Mit meinen Fingernägeln streiche ich über Killians Unterarm, was ihm Gänsehaut bereitet. „Und wenn das Wetter morgen besser aussieht, dann machen wir uns auf den Weg zu dem grünen Licht.“
Nickend stimmt Killian mir zu, dann stiehlt er sich einen Kuss von mir.
༄ ♫ ༄
Da das Bett in dem geplanten Haus leider nicht besonders bequem ist, suchen Killian und ich uns einen anderen Platz zum Übernachten. Mein Liebster schiebt den Einkaufswagen vor sich her. Gnädiger Weise nutze ich meine Magie gegebenen Beine, um selbst zu laufen und ihm Anstrengung zu ersparen. Die Straße ist auch heute menschenleer. Seit der letzten Begegnung ist mir das aber deutlich lieber.
Ich bleibe stehen und sehe mich um, als ich ein Geräusch wahrnehme. Auch Killian bleibt stehen. „Hast du ein Haus gefunden, das dir gefällt?“
Mit gesenkter Stimme bitte ich: „Sei einen Moment still, ich glaube, dass ich etwas gehört habe.“ Fragend sehe ich mich um. Killian nimmt seine Waffe zur Hand und tut es mir gleich.
„Was hast du denn gehört?“, fragt er leise.
„Könnte eine Stimme gewesen sein.“ Da es wieder still ist, bin ich mir fast sicher, dass ich es mir eingebildet habe. Das Klappern des Einkaufswagens ist so laut und aufdringlich, dass es kein Wunder wäre, wenn ich mich verhört hätte.
„Ich höre nichts“, meint Killian wieder entspannter.
„Ja, es war wohl nur Einbildung.“ Gerade, als wir weitergehen, höre ich erneut etwas. Ein dumpfes Klopfen, gefolgt von einem Ruf.
„Okay, das habe ich auch gehört.“
„Hallo?“, frage ich laut, dann ist es wieder still. „Ist da irgendjemand?“
„Ja, Hilfe! Ich bin in ein Loch gefallen!“, erklingt die Stimme erneut. Es klingt als wäre sie noch einige Häuser von uns entfernt. „Kannst du mich hier rausholen?!“
Ich möchte gerade losgehen, da hält Killian mich am Arm fest. „Warte, was, wenn es eine Falle ist?“
„Wem sollte man denn in einer menschenleeren Stadt eine Falle stellen?“
„Na den Idioten, die mit einem klappernden Einkaufswagen durch die Straßen fahren“, antwortet er fast schon streng. Sein Blick zeigt deutlich, wie ernst er es meint.
„Killian, bitte. Du hast doch die Waffe und ich meine Stimme.“
„Und wenn wir nicht rechtzeitig reagieren können?“, entgegnet Killian mir besorgt. Er hält mich weiterhin fest. „Bleib hier, lass uns weitergehen. Das könnte gefährlich sein. Wir sollten das nicht riskieren und lieber schnell verschwinden.“
„Und wenn wir sie zurücklassen und sie deswegen sterben muss?“ Ich meide Killians Blick, doch dann sehe ich ihn wieder an. „Bitte. Das ist mir wichtig. Wenn du an ihrer Stelle wärst und Hilfe brauchen würdest, würdest du dich auch freuen, wenn dich jemand rettet.“
Geschlagen gibt Killian einen Seufzer von sich. „Auf die Gefahr hin, dass es das Letzte ist, was wir tun…“
„Danke.“ Ich gebe ihm einen sanften Kuss. „Du wirst es nicht bereuen.“
„Ja, damit wär ich mir nicht so sicher, Ilaria.“ Ich gehe voraus, worauf Killian mich wieder festhält. Als ich ihn fragend ansehe, spricht er: „Wenn wir schon gradewegs in eine Falle tappen, bleibst du hinter mir.“ Er reicht mir meinen Rucksack und meine Tasche und legt seinen Rucksack ebenfalls an. Der Einkaufswagen bleibt hier. Das laute Klappern würde die Stimme übertönen.
„Wir kommen, um dir zu helfen!“, rufe ich, in der Hoffnung, dass die Frau dadurch beruhigter ist. Wo immer sie auch festsitzt, wir werden schon eine Möglichkeit finden, ihr zu helfen. Den Einkaufswagen lassen wir hinter einem auffälligen, roten Auto stehen, sodass wir ihn schnell wiederfinden.
„Danke! Ich bin hier!“
Killian sieht sich um. Ich ziehe an seinem Arm, um ihn in die richtige Richtung zu lotsen. Mit gezogener Waffe geht er voraus. Ich kann deutlich spüren, wie unangenehm es Killian ist, sich auf diese Rettungsmission zu geben. Die Angst, dass wir direkt in eine Falle laufen und verletzt werden ist mehr als berechtigt, doch ich könnte es mir niemals verzeihen, eine unschuldige Frau sterben zu lassen, nur weil ich Angst davor habe, vielleicht verletzt zu werden.
Immer wieder ruft sie nach uns, um uns auf den richtigen Weg zu führen. Auf dem Boden sind deutliche Risse zu sehen. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr vielleicht der Boden unter den Füßen weggebrochen ist. Wir gehen durch ein geöffnetes Tor in einen Garten.
„Sei vorsichtig, Ilaria“, bittet Killian mich. „Das ist mir echt nicht geheuer.“
„Wie viele seid ihr?“, fragt die Frau uns, als wir näher an sie herankommen. Mit einer leeren Wasserflasche, die aus dem Boden ragt, macht sie auf sich aufmerksam. Sie klopft gegen einen Stein. Das war wohl das dumpfe Geräusch, das ich vorhin gehört habe. „Bitte helft mir.“
Ich dränge mich an Killian vorbei und gehe vor dem Riss in die Knie. „Wir sind zu zweit“, erkläre ich sanft, als ich nach unten sehe.
Eine schmale Frau blickt erleichtert in meine Richtung. „Danke, dass ihr gekommen seid.“ Der Regen hat ihr keinen Gefallen getan. Ihr buschiges Haar ist zerzaust und ihre Kleidung ist schlammig und schmutzig. Sie kann stehen und wirkt glücklicherweise so, als wäre sie nicht verletzt.
„Ist alles in Ordnung?“, frage ich nach. Ich hole sofort eine Wasserflasche aus meiner Tasche und reiche sie ihr nach unten. „Ich bin übrigens Ilaria und das ist Killian.“ Ich deute auf meinen Liebsten, der sich nun neben mich kniet, um ebenfalls in das Loch zu sehen.
„Oh Gott sei Dank.“ Sie nimmt das Wasser an sich und trinkt einige Schlucke. „Vielen, vielen Dank. Ich habe die ganze Nacht gebetet, dass jemand kommen wird, um mich zu retten.“ Sie greift nach ihrer Tasche und legt sie sich um. „Ich bin Alicia.“
„Naja, noch bist du nicht gerettet, Alicia“, antwortet Killian recht trocken. „Wenn du noch einen Moment wartest, kann ich bestimmt eine Leiter auftreiben.“
„Ja, vielen, vielen Dank. Ich bin euch ewig dankbar.“
Killian drückt meine Schulter, dann nickt er mir zu und sieht sich um. „Ich versuche es in der Garage.“
„Beeil dich“, bitte ich ihn, dann schenke ich der Frau in dem Spalt wieder meine volle Aufmerksamkeit. „Bist du verletzt, Alicia?“
„Nur ein paar Kratzer.“ Sie wischt sich über das Gesicht und trinkt dann noch einmal von meiner Flasche. „Vielen Dank für das Wasser.“
„Das ist das Mindeste, was ich tun kann“, antworte ich ihr mit einem Lächeln. „Bist du alleine unterwegs? Hier draußen ist es ziemlich gefährlich.“
„Ja, ich wollte Decken und Kissen besorgen“, antwortet sie. „Wir haben uns aufgeteilt. Der Rest meiner Gruppe ist bestimmt längst wieder bei der Ranch oder sie suchen mich irgendwo.“
„Oh, du bist Teil einer Gruppe?“
„Ja“, antwortet sie. „Die Ranch ist unser neues Zuhause. Wir haben einen trockenen Platz zum Schlafen und arbeiten gerade daran, einige Felder zu bepflanzen, um die Nahrungsversorgung wiederherzustellen.“
Alicias Geschichte bringt mich zum Lächeln. „Wie viele seid ihr denn?“
„Fünfzehn“, antwortet sie mir. Sie trinkt erneut von meiner Flasche, dann sieht sie wieder zu mir nach oben.
„Du darfst sie austrinken. Ich habe noch mehr.“
„Gott segne dich, Ilaria.“
Ich sehe zu dem Haus, als Killian ein Fenster öffnet. „Hier ist keine Leiter. Soll ich weitersuchen oder versuchen wir, sie herauszuziehen?“
Ich sehe zu Alicia hinunter. „Sollen wir versuchen, dich herauszuziehen?“
Sie nickt eifrig. „Ja, bitte. Ich will hier unbedingt raus. Bitte. Ich bin schon lange genug hier unten gefangen.“
Killian und ich tauschen einen Blick aus und er klettert aus dem Fenster. „Wir sollten nicht zu lange hier herumlaufen, wer weiß, wie stabil der Boden tatsächlich ist. Ich will nicht in einem Loch in der Erde sterben.“
„Ich auch nicht!“, antwortet Alicia, deutlich amüsierter, als sie es vermutlich sein sollte.
Als Killian wieder auf den Spalt zukommt, nehme ich Abstand. Er legt sich auf den Boden und streckt seinen Arm in das Loch. „Ilaria, komm wieder her. Alicia hält sich an mir fest. Ich versuche, sie hochzuziehen. Sobald du sie greifen kannst, hilfst du mir.“
Eifrig nicke ich.
„Vielen, vielen Dank, ich weiß gar nicht, wie ich euch das jemals zurückzahlen kann.
Mit vereinten Kräften machen wir uns daran, Alicia aus dem Loch zu ziehen. Erst rutscht sie immer wieder durch die bröckelige Erde zurück in den Matsch, doch nach einigen Versuchen schaffen wir es, sie endlich aus dem Loch zu ziehen. Wir nehmen sofort Abstand von dem Riss im Boden und ich begutachte Alicia. Ihre braunen Augen strahlen Dankbarkeit und Erleichterung aus. Ihr breites Lächeln ist ansteckend.
„Ist alles in Ordnung?“, erkundige ich mich trotz ihres Lächelns.
„Ja, vielen Dank.“ Sie fällt mir sofort in die Arme und drückt mich fest. „Vielen, vielen Dank, ihr habt mein Leben gerettet. Ich wusste, dass Gott jemanden schicken wird, um mich zu befreien. Und er hat euch beide geschickt. Ich bin so erleichtert, dass ihr seinem Weg gefolgt seid.“ Als sie von mir ablässt und Killian umarmen möchte, nimmt er einen Schritt Abstand und hebt seine Arme. Er möchte wohl nicht umarmt werden.
Ich lege meine Hand an Alicias Schulter und frage: „Wo liegt denn die Ranch? Wir bringen dich nach Hause zu deinen Freunden.“
„Ranch?“, fragt Killian irritiert.
„Ja, sie lebt mit anderen Menschen auf einer Ranch. Sie werden Alicia bestimmt schon vermissen.“
„Hm“, gibt Killian überlegend von sich.
„Begleitet mich“, bittet sie. „Es gibt etwas Warmes zu essen.“ Sie blickt in den Himmel, dann sieht sie wieder Killian an. „Ihr könnt bestimmt über Nacht bleiben. Wir freuen uns immer über Neuzugänge.“
„Sie wohnen zusammen und bauen ihr eigenes Zuhause auf“, erzähle ich freudig. „Ist das nicht toll, Killian? Sie halten zusammen, anstatt sich gegenseitig zu verletzen.“
Obwohl Killian sichtlich nicht überzeugt ist, willigt er schließlich doch ein. Wir machen uns auf den Weg zurück zur Straße und nehmen den Einkaufswagen wieder mit.
Auf dem Weg zur Ranch erzählt Alicia davon, dass sie einige Tiere haben. Sie haben Pferde, mit denen sie schwere Lasten tragen können und auch Hühner, die täglich frische Eier legen. Sie erzählt davon, dass sie zusammen an der frischen Luft arbeiten und auch zusammen kochen und anschließend essen. Sie sammeln Bücher, Spiele und viele andere Dinge, um das Leben in dieser kaputten Welt wieder lebenswerter und fröhlicher zu gestalten.
Dass Menschen einander helfen und sich nicht gegenseitig mit Waffen bedrohen und sich verletzen wollen, lässt mein Herz vor Glück höherschlagen. Killian hingegen steht der Sache noch sehr skeptisch gegenüber, doch ich bin sicher, dass er sich wieder wohlerfühlt, sobald er etwas zu essen bekommt.
Es fängt bereits leicht an zu tröpfeln, als wir die Ranch endlich erreichen. Alicia wird liebevoll von ihren Freunden empfangen. Sie wird gedrückt und geküsst. Mit wenigen Worten erklärt sie, was gestern mit ihr passiert ist. Ihre Freunde reagieren erschrocken. Es ist deutlich in ihren Augen zu sehen, dass sie sich Sorgen gemacht haben und froh sind, dass Alicia wieder heil nach Hause gekommen ist. Killian greift nach meiner Hand, als auch wir in das Gebäude gebeten werden.
„Kommt rein, kommt rein. Wir lassen niemanden im Regen stehen“, spricht eine ältere Frau lächelnd. Sie mustert Killian und dann mich. „Vielen Dank, dass ihr Alicia geholfen habt.“
„Das sind Ilaria und Killian“, stellt Alicia uns vor. „Ich habe ihnen angeboten, dass sie bei uns essen und übernachten.“
„Das ist das Mindeste, was wir tun können, um uns bei euch zu bedanken“, spricht die Frau mit einem Lächeln.
„Komm, Joseph soll sich deine Kratzer ansehen“, meint einer der jungen Männer. Er legt seine Hand an Alicias Rücken.
„Ich bin bald wieder zurück“, verspricht Alicia uns. „Macht es euch in der Zwischenzeit gemütlich und entspannt euch.“
„Wir übernehmen alles Weitere“, sichert die ältere Dame uns freundlich zu.
Die Gruppe lädt uns in einen recht gemütlichen Raum ein. An der Wand stehen verschiedene Stühle und auch ein Sofa. Es gibt viele Decken und Kissen, auch ein großer Tisch, an dem Sessel stehen, befindet sich in dem Raum. In den Regalen an der Wand befinden sich einige Kisten und auch Kerzen kann ich entdecken. Die Wände sind mit verschiedenen Zeichnungen und auch bunten Tüchern geschmückt. Die Gruppe hat es sich hier gemütlich gemacht. Die ältere Dame führt uns zu der Couch, auf der wir es uns erst einmal gemütlich machen. Sie erzählt uns, dass wir uns ausruhen sollen, während sie der restlichen Gruppe erzählt, was passiert ist. Bevor sie geht, bekommen wir von ihr noch Wasser und zwei Dosen Coke, über die Killian sich dann nun doch freut. Er wirkt zufrieden, als er seine Dose öffnet. Ich stehe auf und betrachte die verschiedenen Kunstwerke. Die bunten Farben gefallen mir ausgesprochen gut.
„Nett hier, nicht wahr?“
„Ich bin mir noch nicht sicher“, antwortet Killian mir. „Gastfreundlich sind sie ja.“
„Schade, dass es regnet. Ich hätte mir gerne den Garten angesehen.“
„Das kannst du morgen machen.“
Ich drehe mich zu Killian. Verwundert sehe ich ihn an. „Dann möchtest du doch über Nacht bleiben?“
Etwas unzufrieden deutet er Richtung Fenster. „Uns bleibt keine Wahl, hm? Wir können nicht nach draußen gehen, wenn es so stark regnet. Wäre ja nur eine Frage der Zeit, bis du nass wirst.“
Eigentlich möchte ich Killian antworten, da tritt ein Mann zu uns in den Raum. Er ist ungefähr so groß wie Killian, allerdings hat er eine schmalere Statur. Seine langen Haare sind zu einem Zopf zusammengebunden.
„Ihr habt uns Alicia also zurückgebracht“, begrüßt er uns.
„Ja“, antworte ich mit einem Lächeln. „Ich hätte es nicht übers Herz gebracht, sie zurückzulassen.“
Der Mann lächelt. „Vielen Dank dafür.“ Er tritt näher auf uns zu. „Wie unhöflich von mir. Ich bin Dr. Joseph, den Doktor könnt ihr euch aber sparen.“
„Ilaria“, stelle ich mich vor. „Und das ist Killian.“
„Freut mich sehr“, antwortet er mit einem Lächeln. „Zum Dank würden wir euch gerne anbieten zu bleiben bis das Wetter sich wieder beruhigt. Es ist genug Essen für uns alle da.“
„Wir bleiben gerne“, antworte ich für uns beide. „Geht es Alicia gut?“
„Ja, alles bestens“, antwortet Dr. Joseph mir. „Sie ist doch recht ausgelaugt, also entschuldigt sie sich für den heutigen Abend.“
„Verständlich, sie war die ganze Nacht in diesem Erdloch“, schließt sich nun auch Killian an das Gespräch an.
„Wenn ihr wollt, dann kann ich euch gleich zu eurem Quartier führen. Dann könnt ihr euch ein wenig ausruhen. Sobald das Abendessen fertig ist, geben wir euch Bescheid.“
„Das ist nett, vielen Dank“, antworte ich fröhlich und eile wieder zur Couch, um meinen Rucksack, meine Tasche und auch die Getränke an mich zu nehmen. Auch Killian steht auf und wir folgen dem Mann.
„Was für ein Doktor bist du eigentlich?“, fragt Killian, als uns der Mann aus dem Raum führt.
„Ich bin Tierarzt und habe hier auf der Ranch gearbeitet. Nach den Erdbeben und den grünen Lichtern habe ich mich dazu entschlossen, zu versuchen, mir hier ein neues Leben aufzubauen. Alleine ist das allerdings gar nicht so einfach, also habe ich jeden, den ich getroffen habe gefragt, ob er mitmachen möchte.“
„Es ist schön, dass ihr so zusammenhalten könnt. Da draußen sind leider nicht alle Menschen nett.“
„Ja, die Erfahrung musste ich auch machen“, stimmt Joseph mir zu. „Hier, ihr könnt das Zimmer nehmen.“ Er öffnet die Tür für uns. „Das Zimmer ist zwar klein, aber es hat das Nötigste.“ Er reicht mir zwei kleine Kerzen und eine Packung Streichhölzer aus seiner Jackentasche. Als ich sie entgegennehme, drückt er leicht meine Hand und lächelt mich an. „Wenn ihr etwas braucht, dann sagt unbedingt Bescheid. Wir sind euch unendlich dankbar, dass ihr Alicia unbeschadet nach Hause gebracht habt.“
„Wir kommen schon zurecht. Danke“, antwortet Killian ihm.
Joseph nickt und sieht dann mich an. „Wir sehen uns später.“
Joseph lässt uns alleine und Killian schließt die Tür. Ich zünde eine der Kerzen an und stelle sie auf den kleinen Tisch neben der Tür. Es ist zwar noch nicht stockfinster, doch das ändert sich besonders bei Regen schnell.
„Er ist nett“, meine ich fröhlich und stelle dann all meine Sachen an der Wand ab, sodass sie nicht mitten in dem kleinen Zimmer liegen.
„Irgendwie ist er merkwürdig.“
„Sind wir das nicht alle?“
Killian schnaubt. „Ja, stimmt wohl. Nach all dem Scheiß, der uns passiert ist, wäre es wahrscheinlich merkwürdiger, nicht merkwürdig zu sein. Trotzdem ist irgendetwas faul an dem Kerl.“
„Meinst du?“
„Ja, so wie er dich gerade angesehen hat, hat mir nicht gefallen. Sei vorsichtig bei dem Kerl, okay?“
„Bist du etwa eifersüchtig?“, frage ich verwirrt nach.
„Nein, nur vorsichtig.“ Killian tritt auf mich zu. Er nimmt meine Hände in seine und küsst meine Stirn. „Ich weiß, dass dir die Idee von Zusammenhalt gefällt, aber wir müssen trotzdem die Augen offenhalten und genau aufpassen, was um uns herum passiert, okay?“
Ich nicke und löse meine Hände dann aus seinen. Nachdem ich einmal tief durchgeatmet habe, umarme ich Killian fest. „Ich passe auf, versprochen. Aber im Moment fühlt es sich einfach nur toll an, jemandem geholfen zu haben. Danke, dass du mich unterstützt hast. Das bedeutet mir viel.“
Killian krault meinen Nacken und streicht mit der anderen Hand über meinen Rücken. „Das hast du dir selbst zuzuschreiben. Dir kann man nichts abschlagen, Prinzessin.“ Stolz sehe ich zu Killian hinauf, der dann mit dem Kopf auf das Bett deutet.
Wir setzen uns und ich lehne mich an ihn. Killian legt seinen Arm um mich und streichelt meine Schulter. Ich werde geküsst und an ihn gedrückt. Das Prasseln des Regens wird immer lauter.
„Was es wohl zu essen gibt?“, fragt Killian in die Stille.
Ich lache, da ich mit dieser Frage nicht gerechnet habe. „Wir werden es herausfinden, mein Liebster.“