41. Epilog
Dean und ich heirateten in kleinem Kreis an einem wundervollen Sommertag in Bel Air, ziemlich genau ein halbes Jahr nach der Geburt unserer gemeinsamen Tochter Tracy.
Unsere Trauzeugen waren - wie sollte es anders sein - Caitlin und David, die mit ihren beiden Kindern eigens zu unserer Hochzeit aus Deutschland angereist waren.
Wie ich bereits vermutet hatte, verstanden sich David und Dean auf Anhieb. Die beiden sind einander charakterlich sehr ähnlich.
Auch Caitlins Eltern Angelina und Thomas durften bei unserer Trauung nicht fehlen, waren sie doch viele Jahre lang in meiner Heimat Deutschland so etwas wie eine Ersatzfamilie für mich gewesen. Und natürlich hatten wir Caitlins Großeltern ebenfalls eingeladen.
Paloma, Adam, Jordan, Butch, Tyler und Shemar, Ramon und Celia – sie alle waren in der kleinen Kirche in Bel Air am Mullholland Drive dabei, als Dean und ich uns das Jawort gaben, denn sie zählten inzwischen neben der eigenen Familie zu den wichtigsten Menschen in unserem Leben. Dean hatte außerdem noch zwei Firmen-Mitarbeiter eingeladen, mit denen er eng zusammenarbeitete, und die ihn während seiner Undercover-Einsätze stets loyal und zuverlässig vertreten hatten.
Für eine Riesenüberraschung sorgte mein jüngerer Bruder Eric, der mit dem letztmöglichen Flieger anreiste und mir nach seiner Ankunft stolz verkündete, dass er in Kürze ebenfalls Vater würde. Aus diesem Grund war seine Freundin nicht mitgekommen, der lange Flug wäre in ihrem Zustand einfach zu beschwerlich gewesen. Doch die tolle Neuigkeit, dass mein „Kleiner“ mich zur Tante machen würde, war für mich ein ebenso unerwartetes wie wunderbares Hochzeitsgeschenk. Ja, ich freute mich wirklich sehr für Eric. Ihn als einzigen Vertreter meiner eigenen Familie in die Arme schließen zu können, war mir zudem eine ganz besondere Freude, denn uns beide verbindet trotz der großen Entfernung und langen Trennungen nach wie vor unendlich viel.
Matt, sowie Caitlins Kids Damon und Christina streuten auf dem Weg vor der kleinen Kirche Rosenblüten aus einem Körbchen, das unser vierbeiniger Officer Jad stolz im Maul trug.
Aber eigentlich ist Jad nun gar kein Officer mehr, sondern genießt seinen wohlverdienten Hunderuhestand, denn Dean hat seine gefährliche Undercover-Tätigkeit beim LADP seiner Familie zuliebe aufgegeben und hilft nur auf Grund seiner umfangreichen Erfahrungen in der Untergrund-Szene ab und zu als Berater aus. Ansonsten konzentriert er sich beruflich auf seine Firma.
Unser Vierbeiner mit der feuchten Schnauze scheint jedoch kein Problem mit der plötzlich so reichhaltig vorhandenen Freizeit zu haben. Er genießt seinen „Vorruhestand“, tollt mit Matt durch den Garten, holt sich von Celia ab und zu einen guten Bissen aus der Küche und entwickelt sich zu einem erstklassigen Wachhund. Mit Argusaugen achtet er darauf, dass kein Fremder unserer kleinen Tochter ohne unsere Erlaubnis zu nahekommt. Wer auch immer einen Blick auf unseren Nachwuchs werfen möchte, der muss erst einmal an Jad vorbei.
Aber zurück zu unserer Hochzeit.
Ich trug ein schulterfreies, bodenlanges Kleid in zartem Elfenbeinton, das mit seinem schlichten Schnitt besonders meine schlanke Taille betonte, denn ich hatte nach Tracys Geburt ohne große Probleme recht schnell wieder zu meiner Wunschfigur zurückgefunden.
Die Korsage des Kleides war mehrlagig und mit zarten Perlen bestickt, das Rockteil fiel seidig fließend über meine Hüften.
Mein dunkles Haar, das ich inzwischen etwas länger trug, hatte mir Caitlins Mum kunstvoll hochgesteckt und farblich passende Blüten darin befestigt.
Ich fühlte mich wie eine Prinzessin und bemerkte überglücklich das leidenschaftliche Funkeln in Deans Augen, als ich langsam an Ramons starkem Arm auf den Altar zuschritt.
Ich hatte den ehemaligen Marine gebeten, mein Brautführer zu sein, und als er mich zum Traualtar geleitete, wirkte er in seinem schmucken Anzug ganz wie ein stolzer Vater, der seine Tochter nur schweren Herzens an den von ihr auserwählten Mann übergab.
An Ramons Seite hatte ich mich von Anfang an sicher gefühlt, und auch dieses Mal half mir seine Nähe, meine Aufregung einigermaßen unter Kontrolle zu halten.
Celia, die liebevoll unser Baby im Arm hielt, verbrauchte während der Trauungszeremonie mindestens eine ganze Kleenex-Box, um ihre Tränen der Rührung zu trocknen.
Unsere kleine Tracy ist natürlich neben Matt der unbestrittene Sonnenschein im Hause Cooper. Sie ist ein rundherum süßes Baby mit einer kräftigen Stimme und einem Lächeln, das tiefgefrorene Butter zum Schmelzen bringt. Mit einem Augenzwinkern betone ich immer wieder gern, dass sie ihr unkompliziertes Wesen zum größten Teil von ihrer Mama geerbt hat, auch wenn Dean zu diesem Thema eine etwas andere Meinung vertritt.
Was mich aber am meisten freut, ist die Tatsache, dass Matt sich in den letzten Monaten ganz selbstverständlich in unsere Familie eingefügt hat. Er hat sich mit Dean und mir zusammen auf das Baby gefreut, und er liebt seine kleine „Schwester“, die eigentlich seine Nichte ist, wirklich sehr. Man spürt, dass Matt bei uns glücklich ist.
Der einzige Wehrmutstropfen an unserem Hochzeitstag war die Abwesenheit meiner eigenen Mutter. Ich hatte sie angerufen und zu unserer Hochzeit eingeladen, doch sie meinte, sie könne sich aus gesundheitlichen Gründen solch einen langen Flug nicht zumuten. Zumindest wünschte sie mir noch alles Gute, bevor sie auflegte, ohne sich auch nur einmal nach ihrem Enkelkind zu erkundigen. Ich war zwar enttäuscht, aber sie hatte es in der Vergangenheit schon viel zu oft geschafft, mich zu enttäuschen, dass es nicht mehr wirklich weh tat. Sie lebte ihr Leben, und ich lebte meines. C’est la vie…
Nach unserer Hochzeit hatte ich beschlossen, zumindest stundenweise wieder arbeiten zu gehen. Dean zeigte zwar zunächst wenig Begeisterung für mein Vorhaben, doch er kannte mich inzwischen gut genug, um zu wissen, dass ich keine von den Frauen war, die aufgrund ihrer Mutterrolle zum Hausmütterchen mutierte. Ich liebe meinen Beruf und will ihn, wenn möglich, auch weiter ausüben. Außerdem haben wir Celia, die überglücklich ist, wenn sie die Kinder um sich hat. Wir vertrauen ihr bedingungslos und wissen, dass sie in den Vormittagsstunden, die ich in der Praxis verbringe, gut für Matt und Tracy sorgt. Sie ist die Grand-Ma für unsere Kinder, eine Großmutter, die sich jede Mutter für ihren Nachwuchs wünscht.
Paloma arbeitet nach wie vor mit mir zusammen in der Station. Allerdings vermute ich, dass ich mich bald nach einer neuen Assistentin umsehen muss, denn seitdem sie mit Adam verlobt ist, wünscht sich das liebende Paar nichts sehnlicher als ein Baby. Ich würde mich natürlich sehr für die beiden freuen, wenn dieser Wunsch bald in Erfüllung ginge, aber mir ist auch klar, wie sehr Paloma mir fehlen würde, und das nicht nur als meine Assistentin. Sie war für mich, seitdem ich hier in Kalifornien lebte, zu einer wirklich guten Freundin geworden.
Einmal in der Woche telefoniere ich mit Caitlin. Das muss sein, denn wir haben uns jedes Mal viel zu erzählen. Meistens geht es dabei um unseren lebhaften Nachwuchs, aber manchmal auch um unsere Männer, bei denen wir uns einig sind, dass sie zwar ein absoluter Glückstreffer sind, dass wir die beiden jedoch bei einem Treffen in Santa Monica möglichst nicht allein ins „Bubbas“ schicken würden.
Und wenn Cait und ich miteinander telefonieren, dann fällt mir jedes Mal wieder ein, wie sie mich kurz nach der Trauung heimlich beiseite nahm.
„Na, wie fühlst du dich, Cooper?“, fragte sie mit einem schelmischen Grinsen. Ich stutzte wegen dieser Anrede, denn ich musste mich erst an meinen neuen Familiennamen gewöhnen.
„Wie hast du dich denn gefühlt, als du David versprochen hast, ein Leben lang bei ihm zu bleiben?“, stellte ich die Gegenfrage.
„Lebenslänglich“, sinnierte sie und zwinkerte mir mit einem Lachen zu, in das ich nur zu gern einstimmte. „Ich habe bisher noch keinen Antrag auf vorzeitige Entlassung gestellt. Und wenn es so weitergeht, werde ich das auch ganz sicher nicht tun.“
„Das geht mir genauso“, bestätigte ich voller Überzeugung. „Lebenslang mit Dean ist großartig!“
„Darf ich dich etwas fragen?“
„Du darfst mich alles fragen, Cait!“
„Was hat Dean dir vorhin am Traualtar zugeflüstert, bevor er dich geküsst hat?“
Ich lächelte versonnen und zwinkerte ihr dann verschwörerisch zu, denn die Worte, die Dean leise und für alle Anwesenden unhörbar zu mir gesagt hatte, waren nur für meine Ohren bestimmt gewesen.
„Sorry, aber das darf ich nicht verraten. Er hat mir etwas versprochen. Etwas ganz Wunderbares. Unser Geheimnis.“
„Es ist schön, dich so glücklich zu sehen, Jess“, nickte Cait und umarmte mich spontan. „Du hast es verdient.“
Bevor wir uns erneut unter die Hochzeitsgäste mischten, fiel ihr noch etwas ein.
„Erinnerst du dich an Collin Morrell?“
„Den berühmten Autor, neben dem du damals zufällig im Flugzeug gesessen hast, und der aus eurer Liebesgeschichte einen Bestseller-Roman gemacht hat?“
„Ja, genau der. Ich treffe mich morgen mit ihm und ich dachte, ich könnte ihm von dir und Dean erzählen.“
„Also ich weiß nicht, Cait…“
Sie grinste und zwinkerte mir zu.
„Lass mich nur machen.“
Manchmal, wenn ich die Kinder ins Bett gebracht habe und mich nach einem langen, ereignisreichen Tag endlich auf dem Sofa zurücklehnen und in den starken Arm meines Ehemannes kuscheln kann, dann denke ich nur zu gern an genau diesen einen besonderen Moment zurück, unseren Moment, kurz bevor wir uns das Ja-Wort gaben:
Dean war noch nie ein Freund vieler Worte gewesen, doch was er mir am Traualtar leise versprach, war das Schönste, das ich je gehört hatte. Er sprach von Liebe, gegenseitiger Achtung, außerirdisch gutem Sex und… Vertrauen zueinander. Ich sah ihm dabei in die Augen, und ich wusste, was er sagte, war die Wahrheit.
„Für immer, Doc!“
„Für immer, Coop!“
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Ich bedanke mich bei all meinen Lesern für ihr Interesse an dieser Story. Danke auch für eure Kommentare
und ein ganz besonderes Dankeschön an die liebe Kyla,
die bis zum Ende wirklich jedes Kapitel so lieb kommentiert hat.
Ich hoffe, wir lesen uns bald mal wieder!
Eure
©JeanyEvans 2023