Bilde ein Akronym zu einem Thema. Dann nimm Worte für die einzelnen Buchstaben die mit dem Hauptwort wenig zu tun haben oder gar das Gegenteil sind. Schreibe aus diesen Worten eine Geschichte. Im Idealfall soll es in der Geschichte um das Hauptwort gehen. Das ist mir in diesem Fall jedoch nicht gelungen, weil es nach kurzem Überlegen in eine ganz andere Richtung ging.
Mein Hauptwort ist "Herbst" und hier sind die Begriffe dazu und anschließend die nicht herbstige Geschichte.
Himmel
Erektion
Regenbogen
Besen
Seife
Taube
Ich, Sieglinde (Lindi) bin eine Heilerin. Die Männer aus dem Dorf hätten mich wahrscheinlich schon längst auf den Scheiterhaufen gestellt auf Grund meiner hexenhaften Fähigkeiten.
Allerdings hatte ich mich Rückversichert. Es gibt eine Liste auf der viele Männer des Dorfes stehen, und welche Männerleiden ich bei ihnen geheilt habe. Dies reicht von keinen-hoch-kriegen bis hin zu die-selbe-Geschlechtskrankheit-wie-die-Nachbarin-haben-und-hoffentlich-erfährt-die-eigene-Ehefrau-nichts-davon.
Also wurde ich geduldet und insgeheim aufgesucht, wenn es im wahrsten Sinne des Wortes an bestimmten Stellen brannte…
Diese Liste erlaubte es mir auch mit einer Frau zusammen zu leben, was in unserem konservativen Dorf nicht nur für Gerüchte sorgte, sondern auch für Neid, denn Annabelle meine „Mitbewohnerin“ war eine sehr schöne Frau.
Die oberflächlichsten Männer des Dorfes interessierten sich für sie. Fing sie dann eine Diskussion über das Patriarchat an, waren sie allerdings schnell überfordert.
Trotzdem blieb der Neid darüber, dass ich eine schöne Frau hatte und sie eben keine (schöne) hatten.
Regelmäßig wollten ein paar Prolls unsere Hütte anzünden, aber seltsamerweise regnete es immer genau dann.
Annabelle hat einen Wetterfrosch (Bennlefax Fridolin Benedikt von Wetterleuchten der Dritte, kurz Ben), der echt schlecht im Vorhersagen war. Dem entsprechend muss sie immer das Wetter anpassen. Diese Fähigkeit kam unserer Brandschutzversicherung sehr gelegen.
Nun regnete es nicht. Wir lagen zusammen auf einer Wiese und betrachteten den Himmel.
Steif wie bei einer Erektion schoss mein Zeigefinger nach oben.
„Sieh nur ein Regenbogen“, rief ich. „Dabei hat es doch gar nicht geregnet.“
„Bennlefax Fridolin Benedikt von Wetterleuchten der Dritte, kurz Ben hat Regen vorhergesagt, aber ehrlich gesagt, hatte ich heute keine Lust zu Tanzen um Regen zu machen, da habe ich den Teil einfach übersprungen“, gestand Annabelle verlegen.
„Du musst vorsichtig sein, noch mehr komische Vorkommen und die Idioten bauen doch mal aus versehen einen Scheiterhaufen auf. Ich habe Bauer Landknecht letztens Holz sammeln gesehen. Das hat mich leicht beunruhigt“, meinte ich.
„Ich glaube das war für seine Vogelhäuschensammlung“, erklärte Annabelle.
„Oh… Verstehe“, sagte ich beruhigt. Und mir wurde schlagartig klar, warum Bauer Landknecht noch bei seiner Mutter wohnte.
„Lindi, mach dir doch nicht immer so viel Sorgen“, forderte Annabelle.
„Du hast leicht reden. Stell dir mal vor du bist auf Reisen, wenn die mal wieder Lust auf eine Feuerchen kriegen“, sagte ich.
„Da hast du Glück, ich verreise nicht gern. Außerdem hast du doch deine Liste“, meinte Annabelle. „Alles was ich brauche ist hier.“ Sie lächelte.
„Naja, das Problem daran ist sie sind dumm genug zu glauben, dass die Liste im Haus ist und, dass sie mit einem Feuer zwei Probleme lösen. Sie lernen ja auch nichts daraus, dass unsere Hütte bisher noch nicht Feuer gefangen hat.“
„Wenn du weiter so negativ drauf bist, will ich nach Hause“, drohte Annabelle.
Also wechselten wir das Thema und sprachen eine Weile darüber, ob wir die Pferde vom Gestüt des Grafens, in Zebras verwandeln sollten oder einfach nur anmalen sollten. Der Graf stachelte zusätzlich zu der sowieso schon angespannten Situation, seine Untertanen immer weiter gegen uns zwei an, weil er fürchtete, dass wir die Macht übernahmen.
Eigentlich hatten wir daran überhaupt kein Interesse, aber Annabelle hatte ihn einmal in der Taverne getroffen und ihm einen langen Vortrag über das Patriarchat gehalten.
Und nun war unsere geplante Rache seine geliebten Gäule etwas zu degradieren.
„Ach ich weiß nicht. Ich glaube anmalen ist besser. Magie geht so schwer aus Fell raus“, meinte Annabelle gutmütig, die ihm nur einen kleinen Schreck einjagen wollte, anstatt gleich seine ganze Pferdezucht wertlos zu machen.
„Außerdem können wir mit Farbe viel kreativer sein. Es müssen ja nicht nur Zebrastreifen sein. Was hältst du von Stickern wie „Fahranfänger“ oder „Atomkraft nein danke“ “, schlug Annabelle vor.
„Du guckst zu viel in die Zukunft“, meinte ich.
„Hier passiert halt nicht so viel spannendes“, verteidigte sich Annabelle. „Oh ich hab´ s. Wir schreiben „Baby on Board“. Da wird seine Frau hellhörig.“
Der Abend begann zu dämmern. Wir stiegen auf unsere Besen und Flogen zur Hütte zurück.
„Ich glaube, das auf dem Besen Fliegen gibt den Leuten ein paar Hinweise, die sie nicht haben sollten“, gab ich zu bedenken während mir der Wind um die Ohren brauste.
„Ach, dass passt schon. Ich habe der Alten Gertraud- du weißt schon, dieses unangenehme Klatschweib, - gesagt ich habe einen Putzfimmel. Das erklärt warum ich immer mit dem Besen unterwegs bin.“
„Und nun willst du die Baumkronen fegen“, fragte ich und es klang zynischer als ich wollte.
Zuhause angelangt begann für mich der Arbeitstag.
Die Männer mit ihren Männerproblemen kamen gerne, wenn es dunkel wurde, der Anonymität wegen. Es war nur immer schwierig wenn gleich mehrere kamen. Dann wurden sie sehr schweigsam was ihre Probleme anging.
Also war es meine Aufgabe, das ganze entspannter zu machen. Ich verlangte von ihnen, dass sie sich in einer Reihe aufstellten und nacheinander die Hütte betraten.
Zum Abschied sagte ich dann so Sachen wie: „Ich hoffe Ihr großer Zeh den Sie sich am Mittwoch an dem Kuhhuf gestoßen haben, reagiert nicht allergisch auf die Wundsalbe.“
Ich hatte die Erfahrung gemacht, dass die Herren sich vor der schönen Annabelle sich auch nicht so recht über ihre Probleme ausweinen wollten. Also musste sie nun immer ins Bad wenn wir Kundschaft hatten.
Das machte ihr nichts aus, denn sie hatte ein Hobby für sich entdeckt. Sie liebte es Bennlefax Fridolin Benedikt von Wetterleuchten dem Dritten, kurz Ben, zu Baden. Er liebte es weniger. Insgeheim habe ich den Verdacht, dass er das Wetter aus trotz falsch anzeigt.
Bennlefax Fridolin Benedikt von Wetterleuchten der Dritte, kurz Ben wurde kräftig mit Seife eingeschäumt. Sein widerwilliges Quaken verunsicherte meinen aktuellen Kunden.
„Geht es dem Frosch gut?“, wollte der Wirt Valentin von der Taverne wissen.
„Das ist so eine Henne und Ei Frage. Entweder er zeigt das Wetter falsch an seit er gebadet wird, oder er wird gebadet weil er das Wetter falsch anzeigt“, erklärte ich.
„Also geht es ihm nicht gut?“, fragte Valentin besorgt, dem nicht entgangen war, dass ich seine Frage nicht wirklich beantwortet hatte.
„Ich glaube die Beiden brauchen diese Art von toxischer Beziehung. Bennlefax Fridolin Benedikt von Wetterleuchten der Dritte, kurz Ben hatte ein schwieriges Verhältnis zu seiner Mutter und Annabelle hat ihrem Vater heute noch nicht verziehen, dass er ihr das Schaukelpferd beim Probesitzen zerbrochen hat“, plapperte ich.
Valentin tat so als verstünde er was ich sagte, damit waren wir beide zufrieden.
Als alle Kunden versorgt waren, und Bennlefax Fridolin Benedikt von Wetterleuchten der Dritte, kurz Ben endlich die Badewanne verlassen durfte war es kurz vor Mitternacht.
Es begann zu regnen.
„Ohje“, sagte ich.
„Was denn?“, fragte Annabelle unschuldig.
„Das ist jetzt das dritte Mal in dieser Woche, dass es nachts regnet. Sind schon wieder Prolls unterwegs?“, fragte ich besorgt.
„Ach nur drei. Martin, der Narr vom Grafen, Hans, der Schmied und Gert. Er wurde kürzlich von seiner Verlobten verlassen“, sagte sie entschuldigend, als wäre es dadurch okay eine unschuldige Hütte verbrennen zu wollen.
„Martin ist auch frustriert, wegen seines Berufs. Und Hans, der eigentlich alle seine Aggression an Pferdehufen auslassen kann, kommt eigentlich nur mit, wegen Gruppenzwang“, erklärte Annabelle.
„Na dann“, sagte ich grimmig. Ich fand das waren alles keine Entschuldigungen, aber Annabelle hatte keinen Groll anderen Leuten gegenüber, so lange es nicht in irgendeiner Weise zur Diskussion über das Patriarchat kam.
Schließlich standen drei besoffene Männer vor unserer Hütte. Etwas unschlüssig, ob sie es wirklich wagen sollten warteten sie kurz ab.
Doch dann wurde Martin der Narr ungeduldig und griff nach den Zündhölzern.
„Das macht doch keinen Sinn, es regnet schon wieder“, redete ihm Hans ins Gewissen.
„Du verschwendest nur Streichhölzer“, gab Gert zu bedenken. Ich denke seine Verlobte mochte seinen Geiz nicht.
„Hexen verdienen es zu brennen“, hörte ich Martin nur sagen. Er versuchte erfolglos ein Feuer zu machen, doch sobald ein Funke aufkam, wurde der von einem Regentropfen erwischt.
Annabelle und ich traten böse blickend hinaus.
Gert und Hans zeigten verängstigt auf Martin. „Wir haben versucht ihn aufzuhalten“, behaupteten sie im Einklang.
„Ja, das haben wir mitbekommen“, grummelte ich.
„Und weil ihr so brav für uns eingestanden seid, erlauben wir euch zu gehen. Oh und sagt dem Grafen bei ihm wird eine Stelle frei.“
Sie nahmen fluchtartig den Rückweg in Angriff.
Martin sah uns erstarrt an.
„Ich hab so die Schnauze voll“, begann ich.
„Ach komm, lass den Armen“, meinte Annabelle gütig.
„Ihr Frauen, wisst doch nicht was ihr wollt…“, meinte Martin grimmig.
Das war ein Fehler.
„Nein, wir wissen was wir wollen, aber das Patriarchat…“, begann Annabelle wütend.
Es folgte ein langer Vortrag, der für einen Mann wie Martin wahrscheinlich schon Strafe genug war.
Aber dann schloss Annabelle mit den Worten: „Deswegen wirst du in eine Taube verwandelt.“
Ich guckte erschrocken. Eigentlich war das mit der freien Stelle nur ein Scherz gewesen um den Burschen Angst zu machen.
Doch bevor ich Einspruch erheben konnte hob Annabelle die Hände. Ihre Finger waren plötzlich mit Ruß bedeckt und sie malte dem Narren, dessen Stelle jetzt frei wurde, etwas auf die Stirn.
Es war ein einfacher Zauber, man malte das, worin man sich verwandeln sollte einfach auf die Stirn und sprach dazu ein paar klug klingende Worte, die in verschiedenen Sprachen Verwandlung bedeuteten.
Ich schaute Annabelles Zeichnung skeptisch an. Nur mit viel Fantasie konnte man einen Vogel erkennen. Umso erstaunter war ich, dass der Zauber trotzdem wirkte.
„Das wird dem Grafen nicht gefallen“, prophezeite ich.
„Oh, dann lass uns die Taube noch inkontinent machen sobald sie über dem Grafen kreist“, äußerte Annabelle ihre Idee.
„Das finde ich gut“, sagte ich grinsend.
Wir gaben uns ein High- Five und sahen der Taube hinterher, wie sie davon flog.
So ging ein typischer Tag vorbei.
„War Martin eigentlich ein Kunde von dir?“, fragte Annabelle nachdenklich.
„Ja, er hatte sich einen großen Penis gewünscht, aber ich habe ihm gesagt, so viel Magie verbrauche ich für gewöhnlich nicht auf einmal. Da kriege ich immer Kopfschmerzen von“, erzählte ich.
„Oh, das erklärt seine Wut. Dann machen wir es wieder gut indem wir ihm einen großen Taubenpenis zaubern. Ich meine da ist der Aufwand geringer“, meinte Annabelle versöhnlich.
„Braucht er als Taube denn einen großen?“, fragte ich.
„Es wird dann natürlich anstrengender zu fliegen mit dem zusätzlichen Gewicht“, gab Annabelle zu bedenken.
„Vielleicht sollten wir ihn dann vor dem nächsten Taubenschießen, des Grafen zurück verwandeln“, überlegte ich.
„Das können wir ja dann noch entscheiden“, fand Annabelle und gähnte herzhaft.