Hier ist der Schreibimpuls ein Bild. Allerdings weiß ich nicht, ob ich es posten darf, also beschreibe ich es nur: Ein halbverdorrter Baum, allerdings mit frischen Trieben steht auf einer Wiese, vorne blüht einiges, hinten zieht Nebel auf.
Hier die Geschichte dazu:
Man nennt mich den halbtoten Baum. Das besondere an mir ist, dass ich einfach nicht tot zu kriegen bin. So verdorrt ich auch bin, so sprießen doch immer neue Triebe aus mir raus.
Das hat allerdings auch seinen Grund.
Die Menschen in der Umgebung behauptet der Ort, an dem ich stehe, sei heilig, aber eigentlich ist die Wahrheit ein bisschen banaler. Ihr habt sicher schon mal vom Sensenmann gehört, auch Tod genannt. Er ist die Personifizierung von etwas natürlichem: dem Sterben. Aber es gibt auch sein Gegenteil: das Leben.
Ich glaube vom Sensenmann habt ihr alle ein Bild, aber das Leben ist im Prinzip eine junge Frau mit sehr, sehr viel Energie. Obwohl Tod auch seine ganz eigene Kraft hat.
Kaum zu glauben, aber die beiden sind gute Freunde und haben sich zusammen dieses Grundstück gemietet, denn sie gärtnern gerne zusammen.
Während Leben Leben schafft, lässt der Tod seine Projekte verwelken. Einst war er sehr traurig darüber, doch dann haben sich die beiden zusammen gesetzt und überlegt, wie man trotzdem zusammen einen schönen Garten gestalten kann. In Absprache mit ihren vorgesetzten, vielleicht Gott oder dem Schicksal, wer weiß das schon so genau… die beiden schweigen sich auch darüber aus, - hat man sich überlegt, dass Blätter schöne Farben kriegen wenn sie welken. Ein schönes herbstliches Rot ist somit einer der schönen Tricks von Tod.
Die Beiden teilen sich also einen Garten, der sehr verschiedene Ecken hat. Der hintere Teil des Grundstücks wird von Tod gestaltet. Ein schaurig schönes Gebiet, meist von Nebel bedeckt und die Kinder des nahe gelegenen Dorfes kommen hier her, um Mutproben zu bestehen.
Der vordere Teil wird von Leben bepflanzt und dort grünt es immer schön. Und ich stehe genau in der Mitte…
Manchmal kommen Leute aus dem Dorf und beten. Sie knien auf meinen Wurzeln, was ich mir sehr unbequem vorstelle, und spüren, dass an diesem Ort etwas geschieht, was sie nicht sehen können. Tod und Leben erscheinen für gewöhnlich Unsichtbar, es sei denn sie sind Beruflich unterwegs.
Tod ist eher ein stiller Genosse, während Leben stundenlang quirlig vor sich her erzählen kann. Sie ergänzen sich gut.
Manchmal, wenn Leben unterwegs ist gießt Tod mich heimlich. Ich glaube er mag es, wenn aus meinem verdorrten Holz neues Grün hervor sprießt. Ich verrate Leben selbstverständlich nichts.