Puck spürte als Erstes den Blick auf sich. Er hatte den Blick gesenkt gehabt, er wollte nicht noch komischer ankommen, indem er seinen Boss anstarrte.
Diese dunklen Augen brannten sich in ihn. Hoffentlich gewöhnte man sich an diesen Blick.
Er wartete weiter. Und dafür konnte er sich in den Arsch treten. Richtig fest.
Nach einer weiteren Minute ertönte endlich die tiefe Stimme von Herrn Centauri und zerriss die unbehagliche Stille. Oder zumindest unbehaglich in Pucks Augen.
"Holen Sie bitte Herrn Costas ans Telefon und rufen Sie bei Evacorp an, ich will einen Termin mit dem Geschäftsführer."
Puck nickte nur und ging dann zurück an seinen Platz. Er seufzte leise, als er auf die Uhr sah. Dieser Tag heute zog sich.
Natürlich hatte er Arbeitsstunden in seinem Vertrag stehen, aber seine Erfahrung war, dass er sich als Assistent eher den Arbeitsstunden seines Bosses anpassen musste.
Er arbeitete sich durch die Aufträge, die eine Weile dauerten, denn bei Evacorp hatte er Probleme unter der Nummer jemanden zu erreichen. Als er dann endlich durchgekommen war und einen Termin vereinbart hatte, hatte ihm die freundliche Frau auch noch ihr Durchwahl gegeben. Falls er wieder einen schnellen Termin brauchte. Mit der Begründung, dass die Assistenten und Sekretäre ja zusammenhalten mussten. Über die Aufrichtigkeit ihrer Begründung war er sich nicht so sicher. Es wäre nicht das erste Mal, dass frau so versuchte, bei ihm zu punkten. Aus welchem Grund auch immer er so beliebt schien.
Dann klingelte das Telefon.
"Assistenz von..."
"Sie können für heute Feierabend machen." Ähm... okay, das kam jetzt unerwartet.
Noch etwas ungläubig klappte er sein Notebook zu und steckte das Diensthandy in die Tasche seiner schwarzen Anzugshose. Wahrscheinlich wurde von ihm erwartet, es ab jetzt immer an seiner Person zu haben.
Puck sollte morgen wirklich seine schwarze Umhängetasche mitnehmen. Flink stapelte er das Notebook und das iPad, dann fiel ihm ein, dass er sich vielleicht noch von seinem Chef verabschieden sollte, rein der Höflichkeit wegen, nicht weil er sich besonders darum riss, wieder das Büro zu betreten.
Er klopfte leise.
Seine Hand lag auf der Klinke, dann drückte er sich herunter und trat zögerlich ein.
Der CEO stand am Fenster, sein Jackett hatte er abgelegt und trug nur noch sein dunkles Hemd. Die Ärmel waren bis zu seinem Ellbogen hochgekrempelt und zeigten seine muskulösen Unterarme.
Die obersten zwei Knöpfe seines Hemdes waren offen und es akzentuierte seine Figur mit den unglaublich breiten Schultern und die schmaleren Hüften. Hinter ihm auf der anderen Seite der Glasscheibe schwand langsam das Tageslicht.
Aber warum er eigentlich hier war.
"Ich wünsche Ihnen einen schönen Abend, Herr Centauri." Er musste den Impuls unterdrücken, sich zu verbeugen. Verdammte Alpha Pheromone. Sein Chef sah ihn einfach nur an. Dann wandte er sich wieder ab.
Auch gut. Puck verließ das Büro und die Firma und machte sich auf den Heimweg.
Dann fiel ihm wieder eine, dass er nicht sonderlich viel für ein Abendessen in seinem Kühlschrank hatte. Wahrscheinlich sollte er sich einfach etwas auf dem Heimweg holen, er hatte ohnehin auch keine sonderliche Lust zu kochen.