„Das Ganze war ein exorbitanter Irrtum!“ Entrüstet schmiss er seine Jacke auf das Sofa. „Wieso musste ich dem Ganzen beiwohnen!“
Kurz hielt sie inne, legte dann den weichen Putzlappen auf ihren Oberschenkel und drehte das Repetiergewehr nachdenklich in der Hand. Sie konnte ihm nicht in die Augen schauen, denn sie hatte genau gewusst, dass es so enden würde.
„Ich bin einfach nicht dafür gemacht!“ Rastlos lief er im Wohnzimmer hin und her und kickte ein paar Kuscheltiere gegen den Schrank. Lautlos plumpsten sie auf den Boden. Nur die Plastiknase der lila Quietschmaus klackerte einmal auf den Holzdielen.
Er lief in die Küche und kam mit einer seiner Packungen antiseptischer Tüchlein zurück.
Leise stand sie auf und klemmte sich die hilflosen Spielsachen unter den Arm. „Schatz, ich weiß, du hast es gut gemeint, aber du bist nicht für so etwas geschaffen.“ Sie stopfte die Tiere in die Spielkiste der Kinder.
„Ich arbeitete mit einem Panoptikum an skurrilen Existenzen zusammen. Hausfrauen, Hobbyköche und Hauswirtschaftslehrerinnen! Und sie taten so schreckliche Dinge! Ich konnte nicht zusehen!“ Mittlerweile hatte er sich zum fünften Mal die Hände desinfiziert. Bekümmert sah er sie an. „Ich wollte dich mit einer neuen Kreation in Erstaunen versetzen.“
„Schatz, das weiß ich zu schätzen. Aber ich bin glücklich. So, wie es ist, ist es perfekt.“ Zärtlich nahm sie ihn in den Arm und er drückte seinen Kopf erschöpft in ihre Halsbeuge.
„Mit dem Fleischmesser!“, flüsterte er. „Sie hackten die Kirschtomaten mit dem Fleischmesser!“
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Diese Kurzgeschichte ist im Rahmen der Sixty-Minutes-Challenge, die Phobos Escanor und Riley Escanor-Mcforest organisieren, entstanden. Vielen Dank an die beiden für die tolle Idee. Der vorgegebene Begriff war: Panoptikum
Genaueres dazu könnt ihr hier nachlesen: https://belletristica.com/de/books/16378-sixty-minutes-linksammlung