Einleitung
Der Kaichigo (jap. 貝児, kana. かいちご, zu deutsch: Muscheljunge) ist ein Yōkai aus der Gruppe der Tsukumogami, einer Gruppe Yōkai, die entstehen, wenn Gegenstände ihren 100. Geburtstag feiern und dabei lebendig werden. Dabei ist der Kaichigo im Besonderen ein Wesen, das in einer Muschelschachtel haust und liebend gern mit den darin befindlichen Muscheln spielt.
Merkmale
Kaichigo ist der Geist einer zum Leben erweckten Muschelschachtel. Er hat die Form eines kleinen, puppenartigen Jungen in einem Kimono. Meist wird hier von einer hōko (這 這 , wörtlich "kriechendes Kind") gesprochen. Hierbei handelt es sich um eine Puppe mit weichem Körper, die jungen Frauen im Alter und insbesondere schwangeren Frauen in Japan zum Schutz von Mutter und ungeborenem Kind gegeben wird. Es handelt sich demnach um einen Talisman, dieser wird aber auch Kinder überreicht mit dem sie sorgsam spielen können und welcher sie von der Geburt an schützen soll. Kaichigos Ursprung liegt in dem Spiel Kaiawase, einem beliebten Spiel aus der Heian-Zeit, in dem bemalte Muscheln verwendet werden. Es entspricht unserem Memory nur eben mit Muscheln. Die schönen Muscheln, sofern sie die richtige Größe und Farbe besaßen, wurden gesammelt und dekoriert, dabei kleidete man ihre Innenseite mit Gold aus und bemalte diese mit Szenen aus bekannten Geschichten wie Genji Monogatari (Die Geschichte vom Prinzen Genji, der erste psychologische Roman der japanischen
Literaturgeschichte vermutlich von Murasaki Shikibu (Hofdame ca. 978–1014)). Die zwei Hälften derselben Muschelhülle wurden mit der gleichen Szene bemalt und die Spieler des Spiels versuchten, die beiden Seiten zusammenzubringen. Um die kleinen Kunstwerke, den als solche kann man diese Muschelschalen durchaus betrachten, zu lagern, nutzte man wunderschön dekorierte Muschelschachteln oder Kaioke.
Kaiawase wurde nach und nach durch andere passende Spiele wie Karuta (ein japanisches Kartenspiel in vielfältiger Variation) ersetzt, die weniger exquisite Spielsteine verwenden. Das Kaioke und die Muscheln selbst wurden immer mehr ihrem ursprünglichen Sinn entfremdet und vom Spielzeug zum Kunstwerk. Mit der Zeit steigerte sich der Wert der Kaioke und so wurden Kaiawase, da nur zwei Muschelhälften zusammen gehören und wirklich zueinander passen, als Symbol der Ehe als Hochzeitsgeschenk verschenkt. So geschah es das manche dieser Kaioke Generation über Generation weiter gegeben wurde ohne das ein Kind mit dem darin befindlichen Kaiawase spielte. Irgendwann beginnt sich die Kaioke zu ärgern, das man ihren Inhalt nicht zu würdigen weiß, aus dieser inneren Unruhe und dem Wunsch noch einmal gespielt zu werden, entwickelt sich eine Seele, die sich zum Kaichigo formt.
Beispiel für ein Kaiawase-Set: https://en.wikipedia.org/wiki/Kai-awase#/media/File:Giappone,_periodo_edo,_kai_(conchiglie_per_il_gioco_del_kaiawase).jpg
Vorkommen
Dieser Yōkai finden sich vielerorts in Japan wieder, er kann nur dort vorkommen, wo man Muscheln in Muschelkisten aufbewahrt. Dabei handelt es sich nicht um einfache Muscheln, sondern bemalte, welche als Spielzeug (insbesondere im früheren Japan) benutzt wurden.
Lebensweise
Ernährung
Ein Kachigo nimmt keine Nahrung zu sich.
Verhalten
Kaichigo erwachen nur in Muschelkisten, in denen schöne und teure bemalte Muscheln aufbewahrt werden. Sie kommen aus den Kisten heraus, wenn niemand in der Nähe ist und spielen mit den Muscheln, drehen sie um und bewegen sie in verschiedene Positionen.
Kulturelle Bedeutung & möglicher Ursprung
Der Kaichigo erschien dokumentiert erstmals in Tokaiyama Ishiens Monsterbuch "Hyakki Tsurezurebukuro", zwar wird das Wesen angeblich seit dem Mittelalter überliefert, tritt aber nur dort schriftlich in Erscheinung, was die Vermutung nahe legt, es handele sich dabei um eine Erfindung Tokaiyama Ishiens.
Dementsprechend gering ist die Bedeutung des Kaichigo in der Populärkultur, zumal immer weniger Leute ein Kaiawase mit Kaioke besitzen.
Quellen
http://yokai.com/kaichigo/ 7.02.2020
https://en.wikipedia.org/wiki/Kai-awase 7.02.2020
https://de.wikipedia.org/wiki/Genji_Monogatari 7.02.2020
https://scary.fandom.com/wiki/Kaichigo 7.02.2020
https://de.wikipedia.org/wiki/Karuta 7.02.2020
https://ja.wikipedia.org/wiki/%E8%B2%9D%E5%85%90 7.02.2020
Japandemonium Illustrated: The Yokai Encyclopedias of Toriyama Sekien, Toriyama Sekien, Dover Pubn Inc; Auflage: Annotated (29. April 2016) S. 256 ISBN: 978-0486800356
村上健司編著『妖怪事典』毎日新聞社, 2000, S. 94 ISBN 978-4-620-31428-0
草野巧・戸部民夫『日本妖怪博物館』新紀元社,1994, S. 127 ISBN 978-4-88317-240-5
水木しげる『妖鬼化』Softgarage、2004, S. 7 ISBN 978-4-86133-006-3
Verborgene Pfade