"Ich habe keinen blassen Schimmer", gestand der Mann in dem weißen Kittel und schaute von dem Mikroskop auf, in das er nun seit über einer halben Stunde gestarrt hatte. "Faszinierend, wirklich." Er strich sich mit der linken Hand durch die leicht schütteren dunklen Haare. "Wenn eine Frage gestattet ist: Woher haben sie es?" Erwartungsvoll richteten sich seine blauen Augen auf die blonde Person, die mit ihm im Neondämmerlicht des Kellerlabors ausharrte.
Sie antwortete nicht. Stattdessen stieß sie sich von dem Regal mit lauter seltsamen Gefäßen unterschiedlicher Größe ab, an das sie bisher gelehnt hatte. Langsam kam sie näher. Als sie direkt vor ihrem Gast stand, beugte sie sich herab. Nase an Nase mit ihm schaute sie ihn ernst an: "Wenn ich das verrate, mein Lieber ..." Sie sprach nicht zu Ende, sondern schob das Mikroskop mit der organischen Probe weiter auf den Tisch. Es sollte auf keinen Fall unter der sich nun anbahnenden Szene leiden. Dann wandte sie sich ab und schritt im Raum auf und ab. "Und Sie sind ganz sicher - dass sie keinerlei Ahnung haben? Nicht einmal ein Gefühl? Eine Intuition? Ein Kribbeln im Bauch vielleicht?" Ihr Tonfall sollte gleichmütig klingen, war dafür aber zu gepresst. Aus den Augenwinkeln beobachtete sie den Älteren ganz genau.
Er schien wirklich ahnungslos. Gelassen, aber neugierig blieb er sitzen. Nicht ahnend, in welcher Gefahr er gerade schwebte. Eine falsche Miene und ... Bedauernd hob er die Schultern und schüttelte den Kopf. "Wirklich, ich hätte Ihnen gerne weiter geholfen - aber das - das ist mir noch nie unter gekommen."
"Also gut. Ich werde mich weiter um Aufklärung bemühen. Aber nicht mehr heute. Darf ich Sie hinaus geleiten?"
Der Gast wusste wirklich nichts. Kein Zweck, ihn hier festzuhalten.
Airon Skycz begleitete den Blauäugigen zur Tür. Er stand sehr dicht hinter ihm. Hier, an der Stelle in der Mitte des menschlichen Schädels, konnte er sie am besten erkennen: Die Gedanken, die er nicht erfahren sollte. Bei dem Besucher befand sich dort ein dichter dunkler Klumpen. Undurchdringlich. Mmmh.
Blitzschnell schlang Airon sein drittes Paar Arme um den Besucher und rang ihn zu Boden. Kein Laut. Glück gehabt.
Nun würde er niemals Airons wahre Identität erfahren.
Trotz des Tests mit der Gewebeprobe: Sicher war sicher. Vielleicht wäre ihm nun ein normales Leben auf der Erde möglich, um diese Spezies zu studieren? Kommandant Greynir, der in sicherer Umlaufbahn auf dem Raumschiff auf Ergebnisse wartete, wäre sicher erfreut. Immerhin war es der siebte und letzte Anlauf einer Erdenidentität, die Airon angenommen hatte.
Er seufzte. Wie sehr sehnte er sich danach, nach Hause zu kommen. Dorthin, wo es normal war, zu sein, wie er war. Sechsarmig, vierbeinig, und mit einer mentalen Verständigung ohne diese ermüdenden Laute.