Die Geschichte gehört zu einem Bilder-Prompt der Gruppe "Beauties And Biests", auf dem ein junger Mann in einem grünen Hoodie in einem Meer von bunten Teddybären liegt, das Shirt so hochgezogen, dass sein schlanker und durchtrainierter Oberkörper zu sehen ist (https://www.dropbox.com/scl/fi/yeqef13mlvr8cb94nj30d/4a9cae7de15bfc774fd1f8dfd665f97c.jpg?rlkey=bjho0qqz1ygfljjwm8sixx0rb&dl=0).
Nur ungern wollte Robert mit auf den Weihnachtsmarkt. Er machte sich weder aus überteuerten Bratwürsten, noch aus Glühwein etwas, geschweige denn aus gefühlsduseliger Weihnachtsmusik. Er behauptete von sich immer, dass er ein „Anti-Xmas-Man“ wäre. So sehr anti, dass er als einziges Lied in dieser Jahreszeit „Last Christmas“ gerne hörte, weil es ja um ein vergangenes Weihnachten ging. Aber Tim zuliebe konnte er einfach nicht nein sagen. Zu jung war die Liebe, und wenn er eines gelernt hatte, seit sie zusammen waren, dann, dass ihm das Chaos, das Tim mit ihm anrichtete, meistens zu etwas Tollem führte. Also ließ er sich darauf ein.
„Oh Mann, ist dir das nicht zu kalt?“ Robert starrte auf das Outfit seines Freundes: Eine dunkelgrüne Jogginghose und ein Hoodie in der gleichen Farbe.“
„Dann kannst du mich ja nachher schön durchwärmen“, lachte Tim. Der Gedanke daran ließ Robert lächeln. „Ich habe Hunger“, sprach er weiter, als ihm der erstbeste Geruch in die Nase stieg. „Und Durst! Willst du auch einen Glühwein?“
„Nee, muss nicht. Nur ein paar gebrannte Mandeln.“
„Na, das findet sich doch. Dann treffen wir uns gleich wieder hier, ich gehe mal eine Wurst jagen.“
Ihre Wege trennten sich und kurz später genoss Robert den süßen Crunch zwischen den Zähnen. Doch wo war Tim? „Das dauert aber lange mit der Wurst“, wunderte er sich. Es dauerte sogar viel zu lange! Also entschied er, doch mal durch die Reihen mit den Ständen zu gehen, ob er ihn nicht finden würde. An den Essensständen war erstaunlich wenig los, doch von Tim keine Spur. Etwas abseits vom Markt gab es sogar ein bisschen Jahrmarktfeeling: Ein kleines Karussell, ein Mini-Riesenrad für Kinder und ein Greifautomatenhaus, das von einer lachenden Menschentraube belagert war. Was war da denn los?
Mühevoll schob er sich vor, um zu sehen, worüber die Leute sich ereiferten. Zuerst sah er etwas Dunkelgrünes, von dem er glaubte, dass er die Farbe schon einmal gesehen hatte. Warum stand nur so ein großer Kerl mit viel zu breiten Schultern vor ihm? Es kostete ihn etwas Mühe, an ihm vorbeizukommen. Da sah er ihn: In einem Meer von bunten Teddybären mit kitschigen Schleifen um den Hals lag Tim, tief schlafend. Wild klopfte er gegen die Scheibe: „Tim, Tim, wach auf! Verdammte Hacke, wie bist du da reingekommen?“
Eine große Hand schob ihn grob zur Seite. Es war der Typ, der eben vor ihm stand. Mit dunkler Stimme, die keinen Widerspruch zuließ, raunte er nur: „Ich bin dran, den hol ich mir.“ Robert wollte protestieren, doch ein kurzer Blick des Kerls vernichtete seinen Mut. „Stell‘ dich halt hinten an“, lachte er nur.
Robert konnte nur zusehen, wie dieser Hüne eine Münze in den Schlitz fallen ließ und mit dem Hebel den Greifer zielsicher bewegte. Er drückte den Knopf, und der Greifarm senkte sich ab, fasste das Sweatshirt und zog daran. Tims Oberkörper wurde freigelegt und ein Raunen der Bewunderung ging durch die Menge. „Das ist mein Freund, Finger weg!“, wollte er rufen, doch es kam ihm einfach nicht über die Lippen. Stattdessen sah er das glückliche Gesicht, das Tim sonst nur hatte, wenn sie gerade... Er schob den Gedanken beiseite.
Wieder justierte der Kerl den Greifer und drückte den Knopf. Der Kerl wollte seinem Freund doch gerade richtig an die Wäsche, doch die Hose konnte das Gerät nicht fassen.
„Letzter Versuch, dann mal ran an die Juwelen!“, freute sich der Typ. Der Greifer war perfekt gesetzt und das würde gleich seinem Schatz sehr, sehr weh tun.
„Tim, Tim, wach endlich auf!“, brüllte er gegen den Glaskasten und schlug mit den flachen Händen dagegen. Die spitzen Haken senkten sich und schlossen sich langsam an ihrem Ziel zusammen.
„Treffer, der ist mein!“, freute sich der Mann und jubelte los.
Ein langgezogenes „Nein!“, war alles, was Robert noch rausbrachte.
„Hee, hee“, schüttelte ihn jemand. „Sweetheart, wach auf, du träumst! Mann, du bist ja ganz verschwitzt!“
„Was? Was?“, Robert versuchte, sich zu orientieren.
Lippen senkten sich auf seine Stirn und küssten ihn, eine Hand streichelte ihn über den Kopf und ein paar besorgte Augen blickten ihn an. „Robbi, wach auf. Was hast du nur geträumt?“
„W-, W-“, er rang mit der Fassung, „Weihnachtsmarkt“, war dann alles, was er herausbrachte.
Tim lachte, wusste er doch, dass sein Freund keine Weihnachtsmärkte mochte. „Selbst der schönste Weihnachtsmarkt ist wohl ein Albtraum für dich, oder?“
„Das nennst du schön?“
„Erzähle es mir einfach morgen, ok? Ich würde gerne noch etwas schlafen, morgen wird mit Heilig Abend schon stressig genug.“
„Ich mach kein Auge mehr zu, auf gar keinen Fall.“
„Warte, dann bekommst du dein Geschenk jetzt schon.“
„Das geht nicht!“
„Oh doch. Bis wir zusammenziehen, brauchst du jemanden, der auf dich aufpasst.“
„Was?“
Tim griff unter das Bett, wo er offensichtlich etwas versteckt hatte, und überreichte ein Paket: „Fröhliche Weihnachten, Süßer!“ Robert setzte sich auf und packte es aus: Es war ein lila Teddybär mit Schleife um den Hals. Entgeistert sah er seinen Freund an. „Ich bin echt gut bei diesen Greifautomaten.“
Zum Glück bahnte sich ein anderer Halbsatz in Roberts Gehirn den Weg zum Verstehen. „Du willst mit mir zusammenziehen?“
„Ups, das wollte ich dir eigentlich erst morgen Abend sagen. Aber weißt du“, er griff die Hand seines Freundes und führte sie zu seinem Schritt und ließ ihn packen, was es dort zu packen gab, „ich bin dein Hauptgewinn“, lachte er und griff bei Robert ebenfalls in der Körpermitte zu, „und du meiner“.
Bei dem Kuss, der folgte, konnte sich Robert endlich wieder beruhigen. Vielleicht war Weihnachten ja doch nicht so doof? Mit dem Mann seiner Träume und einem lila Teddy im Arm, konnte auch er wieder einschlafen.