"Opfer" war das Thema in den Fingerübungen, doch mein Kopf spuckte nur etwas heraus, was in mein Unterwelten-Kurzgeschichten-Buch passte. Es ist ja bald Halloween...
„Was hast du gemacht?“ Philipp schrie voller Entsetzen.
„Ganz ruhig, das hat auch schon Markus mitgemacht. Man wird entführt, gefesselt, man hat Sex und wird wieder freigelassen.“
„Du hast doch echt eins an der Waffel.“
„Quatsch. Ich bin ja auch sonst auf SM-Partys und lasse mich dort fesseln und auch mal auspeitschen.“
Philipp schüttelte nur den Kopf, drehte sich um und ging weg. Irgendwas mit „Idiot“ murmelte er noch vor sich hin.
Georg dagegen war sich sicher, dass er die fünfhundert Euro gut in Lukas investiert hatte. Der hatte für den Raub seine Gehilfen und Georg wusste, dass er irgendwann in den nächsten drei Monaten an einem Freitag Abend gekidnappt werden würde. Es war sogar abgesprochen, was Lukas dann mit ihm anstellen durfte. Ganze vierundzwanzig Stunden sollte das dauern und ein wenig freute er sich darauf, die Kontrolle einmal komplett abgeben zu müssen.
Doch seit er den Vertrag geschlossen hatte, schaute er immer wieder mal hinter sich. Er fühlte sich beobachtet, logisch, denn er kannte ja Lukas Gehilfen nicht.
Wenige Wochen später musste er im Betrieb eine lange Schicht schieben und er war genervt, weil er am Samstag noch einmal ins Büro würde gehen müssen. Monatsabschluss, da war immer viel los und dieses Mal war es irgendwie chaotisch. Es war schon nach elf, als er absperrte und als Letzter müde über den leeren Parkplatz ging. Kaum hatte er seine Tasche in den Kofferraum gelegt, wurde er von hinten unsanft gegen sein Auto gedrückt. In Windeseile zog ihm jemand einen Stoffsack über den Kopf und fesselte ihm mit Kabelbindern die Hände auf den Rücken. Ein Auto fuhr heran und er wurde recht brutal in einen Lieferwagen geworfen. Sofort fuhr das Auto los.
Zehn Minuten später wunderte sich Lukas, warum das Auto seines Klienten offen auf dem Parkplatz stand.