Prompt bauen
Ein gewöhnlicher Tag im Büro. Das Telefon klingelte und ich nahm hastig ab. Eine raue Stimme meldete sich. Ich erkannte sie mit Verzögerung und ich sagte: „Guten Tag Herr Meyer.“ Der Mann am anderen hüstelte und sagte: „Für Sie immer noch Herr Doktor Meyer! Haben Sie die Präsentation gemacht?“ Ich hatte Fragezeichen in der Stimme, als ich antwortete: „Ja und hoffe es war alles in Ordnung?“ Dann ging es los mit: „Leider nein, an gewissen Stellen waren Rechtschreibfehler und gravierende Sachmängel!“ Ohne meine Antwort abzuwarten, hängte er ab. Mit Tränen in den Augen saß ich am Schreibtisch und dachte: „So ist es nun mal. In eine Feuerwehrübung habe ich lange nach dem ordentlichen Feierabend daran gearbeitet und die Stellvertretung des kranken Kollegen auch noch übernommen und all dies zählt nicht.“
Am Abend war ich bei meinem Vorgesetzten im Büro und er meinte nur: „Sorgen sie sich nicht, er ist extrem genau und pingelig unser Herr Generaldirektor. Genießen Sie ihre Ferien! Die haben sie sich redlich verdient.“
Am nächsten Tag flogen ich und meine Partnerin Natascha nach Rio de Janeiro. Ich war noch leicht gestresst und persönliche Kritik machte mich richtig fertig. Aber jetzt musste ich das Ganze vergessen und mich erholen.
Endlich kam der Aufruf: „Das Boarding für die Passagiere des Fluges RIO113 nach Rio de Janeiro beginnt jetzt.“ Wir begaben uns gemütlich zum Einstieg und zeigten nochmals Pass und Boardingkarte.
Den Gang entlang zum Flugzeug verlangsamte ich den Schritt und ließ den Abstand zu Natascha leicht anwachsen. Beim Eingang des Flugzeugs holte ich das Kuvert mit dem Aufdruck 13.10 Uhr und übergab es mit einem Lächeln der Flugbegleiterin, die nicht zufällig gleich hieß. Wir saßen bald an unseren Plätzen.
Ich leide extrem an Flugangst auch Aerophobie genannt. Der Schweiß perlte bereits auf meiner Stirn und ich hoffte, dass alles gut ablaufen würde. Diese Gefühle hängen mit diesem kompletten Kontrollverlust zusammen. Dies, obwohl Fliegen viel sicherer ist als Autofahren. Durch die Lautsprecher ertönte die Durchsage des Pilot: „Hier spricht der Flugkapitän John, ich begrüße sie ganz herzlich zu diesem Flug nach Rio de Janeiro. Unsere Flugzeit wird 11 Stunden 55 Minuten dauern, je nach Windunterstützung kürzer. Bitte schnallen Sie sich an und bleiben angeschnallt, bis das entsprechende Zeichen erlischt. Die Flugbegleiter werden mit der Demonstration der Sicherheitsanweisungen beginnen. An dieser Stelle möchten wir uns für die Wahl unserer Fluggesellschaft bedanken.“
Bei der Durchführung der Sicherheitsanweisungen wird mir nochmals bewusst, was alles passieren könnte. Das Flugzeug bewegte sich langsam auf der Startbahn und beschleunigte massiv und hob endlich ab. Aus dem Fenster beobachtete ich, wie die Landschaft immer kleiner wurde und letztendlich aussah wie eine Miniaturlandschaft. Meine Hände waren vor Aufregung feucht und ich lächelte Natascha zu.
Ich beruhigte mich langsam und jetzt hatten die Ferien angefangen. Die Zieldestination war auch eine besondere, nicht alltägliche. Wenn die Fliegerei nicht wäre! Punkt 12.00 Uhr bekamen wir ein kleines Mittagessen. Es war ein Dreigangmenü mit einer Bouillon als Vorspeise, gebratenem Lachs mit Gemüse und Reis als Hauptspeise und ein Cookie zum Dessert. Sie hatten abgeräumt und ich schaute nervös auf meine Uhr, noch 10 Minuten. Ich lächelte Natascha liebevoll zu und startete einen Countdown. Ich blickte auf die Uhr und es war nun 13.10 Uhr.
Die Lautsprecher knacksten: „Hier spricht der Chefsteward. Alles läuft planmässig, wir werden Rio de Janeiro in vier Stunden erreichen. Noch eine wichtige Mitteilung von Hans an Natascha, willst du meine Frau werden?“
Natascha schaute mich entgeistert an und küsste mich. Die ganze Anspannung der vergangenen Tage verflog und ich war im siebten Himmel. Als ich aufschaute, stand der Chefsteward neben uns und sagte: „Ein Glas Champagner offeriert von uns zur Feier der Stunde.“ Ich stieß mit Natascha an und murmelte: „Ich möchte mit dir meine Zukunft bauen und vielleicht später ein Haus!“
Und sie lebten glücklich … .
Ende