Schnee
Nach diesem Nachtessen knurrte der Magen mehr als vorher. Es war Samstagabend. Ich stand auf und ich merkte, dass mir die Knochen vom vielen Liegen leicht schmerzten. Kurz frische Luft schnappen und meine Feldflasche etwas auffüllen. In den Socken stieg ich die Treppe hinunter und war nun auf dem Boden aus Kies und Erde. Ich schlüpfte in meine Wanderschuhe und band diese notdürftig zu. Ich öffnete langsam die Tür und machte ein paar Schritte nach draußen. Der Schnee türmte sich bereits 80 cm hoch. Es war bereits Nacht und der Wind fegte um die Hütte. Ich hatte nur gerade eine lange Unterhose und einen Pullover an. Der Himmel war wolkenverhangen und man sah nicht viel weiter als vier oder fünf Schritte weit und es schneite ununterbrochen.
Ein paar Schritte weiter schöpfte ich etwas Schnee weg und prüfte mit der Taschenlampe, ob er genug sauber war. Mit den Fingern drückte ich diesen zusammen und presste ihn in die Flasche hinein. Ich hatte fast den ganzen Tag nichts getrunken. Dieses System ergab wohl keine riesigen Trinkmengen. Der Wind blies mir um den Kopf. Ich hoffte, dass diese „Überlebensübung“ ein einigermaßen gutes Ende nehmen würde.
Beim Eingang klopfte ich meine Wanderschuhe ab und ging hinein. Auf dem Tisch lagen alle Esswaren, die eingesammelt worden waren. Es waren hauptsächlich Süßigkeiten wie Schokolade, Mars Riegel und Biskuits. Das erste Mal in meinem Leben durchzuckte mir der Gedanke, etwas von dieser Nahrung an mich zu reißen und einen Riegel einfach so zu verdrücken. In Windeseile schickte ich den Gedanken in die Hölle, weil dieses Verhalten einfach unfair wäre und nicht dem Pfadfindergesetz entsprechen würde.
Ich stieg langsam die Leiter hinauf und kletterte über ein paar liegende Pfadfinder, bevor ich wieder an meinem Schlafplatz war. Mein Liegenachbar wollte wissen, wie die Lage war. Ich zeigte mit dem Daumen nach unten. Einser der intelligentesten Buben rief: „Ja, wenn es so weiter schneit, dann finden sie im Frühling ein paar Skelette hier.“ Einer der Führer griff sofort ein und sagte: „Macht euch keine Sorgen, sie werden alles in Bewegung setzen, um uns zu finden. Einfach eine Frage der Zeit. Frühling ist wirklich sehr pessimistisch.“
Darauf folgten noch ein paar Witze und natürlich der Spruch vom Ausschlafen, da Morgen Sonntag war und, dass es frischen Zopf geben würde. Auf diese Worte wünschten wir uns einen erholsamen Schlaf. Die Müdigkeit war nicht riesig, aber unser Organismus lief vermutlich bereits auf Sparflamme und so schliefen wir rasch ein und träumten von unserer Rettung.