hochverärte Magierin larofyn
vor wenigen tagn erfur ich das ir euch in der uMgehbung aufhaltett und ich denke das dis ein zeichen des schicksal sein Muß. seid kurzer zeit ereignen sich höchst Merkwürdige dinge in MeineM heiMat dorf, MarusiM. vor drei tagn, began es ernst zu werdn als Mein son über nacht plözlich verschwand. ich weiß das das file gründe habn kan und er fileicht einfach von zu hause vort glaufen ist in diseM fall solte ich beßer ein par wachen daruM bitn nach iM zu suchen als ire werdfolle zeid zu verschwändn alerdings ist inen bestiMd genau so gut wie Mir bekand das den wachen des schwarß lands wenig zutraunist selbst wen Man si besticht. ich Möchte wirklich nicht ire zeid ferschwändn aber ich glaub hir get et was eignatiges for sich daruM bite ich si sich der sache an zu neMen unt sich zuMindeßd ein Mal iM dorf umzu hören. ich hab selbßtferstäntlich vür den fal das si Mir zuhelfn fersuchn etwas golt auf getriben. eßist zwa nicht genug uM jeManden ires ranges unt Mit irer weißheid aus reichent zu be zalen aber fil Mer als 1.000 golt konte ich nicht auf treiben. bite bringn si Mir Meinen jungn zurük.
Jolanda
"Also, schreiben kann die Frau schon mal nicht", stellte Randalf fest, der eben mühselig den krakeligen Brief vorgelesen hatte, der in dem letzten Raum der Grotte gefunden worden war.
Wir saßen wieder zu sechst im krähenden Hahn bei unserem abendlichen Bier. Nur Xelan, der viel zu dicht neben mir saß, hatte einen Weißwein bevorzugt. Die Hand, die er auf mein Knie gelegt hatte, erinnerte mich an den Abend, als wir uns kennengelernt hatten, doch im Gegensatz zu damals genoss ich diese Berührung heute.
Randalf reichte den Brief an Olesch weiter, der sich sogleich darin vertiefte. "Die Ms sind alle groß geschrieben", stellte er fest. "Entweder, Jolanda weiß nicht, wie man ein kleines M schreibt, oder das ist ein Hinweis."
"Um fair zu sein, ich weiß auch nicht, wie man ein kleines M schreibt", meinte ich beiläufig und schob Xelans Hand zurück, die sich schon wieder gefährlich nah an meinen Schritt bewegt hatte. "Ich weiß überhaupt nicht, wie man schreibt."
Pargrim beugte sich vor und zog Olesch den Brief aus der Hand. "Also ich weiß nicht wie es euch geht, aber ich möchte auf jeden Fall nach MariusM reisen, um mir die Kohle einzusacken. Es kann doch nicht so schwer sein, einen Bengel aufzuspüren."
"Es heißt Marusim", korrigierte Randalf ihn leise.
Pargrim rechnete kurz nach. "Das wären für jeden von uns etwas weniger als zweihundert Gold. Für so eine Summe kann man das schon mal machen." Zufrieden lehnte er sich zurück.
"Also ist es beschlossen?", wiederholte Bumblebore. "Wir reisen morgen früh los. Hat jemand eine Karte?"
Schweigen. Jürgen krabbelte auf den Tisch, um ein paar heruntergekrümelte Stücke Schinken zu naschen.
"Mit einer Karte kann ich euch helfen", meldete sich Miranda, die Bardame, hinter uns. Sofort fing Randalfs Gesicht zu strahlen an. "Lesen müsst ihr sie aber selbst können."
"Das wird kein Problem sein", lächelte er charmant. "Es wäre nur hilfreich, wenn du uns noch sagen könntest, wo MariusM, ich meine, Marusim liegt."
Miranda nickte freundlich. "Ich zeichne es euch ein. Ich gehe mal davon aus, dass ihr die Nacht wieder hier verbringt?"
"Ich würde die Nacht gerne in deinem Bett verbringen", wagte Randalf sich vor.
Zu unserem Glück errötete Miranda geschmeichelt. "Das lässt sich gewiss einrichten", lächelte sie und ging zurück zur Bar.
"Heißt das jetzt, dass wir nicht bezahlen müssen?", warf Olesch ein.
Wir anderen mussten bezahlen. Xelan machte bereits Anstalten, sich in sein übliches Bett zu legen, hielt aber inne, als ich das andere Bett zu ihm rüber schob.
Überrascht sah er mir zu, sein Mund klappte auf, als würde er etwas sagen wollen, doch ich kam ihm zuvor. "Sag nichts", wies ich ihn an und bemühte mich, die Hitze auf meinen Wangen zu ignorieren, während ich mich bettfertig machte.
Xelan zog die Beine an seine Brust und biss sich grinsend auf die Lippe. Ich konnte seine Blicke warm auf mir spüren und fragte mich, was wohl in seinem Kopf vorging, aber dann schob ich diese Gedanken zur Seite und kroch unter die Decke.
Hinter mir hörte ich das Rascheln von Kleidung. "Magst du kuscheln?"
Wortlos drehte ich mich um und ließ mich in seine Arme sinken. Er zog mich etwas dichter an sich und drückte mir einen kurzen Kuss auf den Kopf. Tief atmete ich seinen Duft ein. Seine Haut roch nach nassem Kopfsteinpflaster, nach dem ersten Sonnenschein nach einem Regenschauer, nach, nach... Was war das für eine würzige Note hinter dem frischen Geruch? Ich konnte sie nicht ganz ausmachen, doch es roch herrlich. Er roch herrlich.
"Du bist der erste Mensch, den ich in meinem Leben getroffen habe, der bedingungslos nichts von mir will", dachte ich irgendwann laut.
Damit entlockte ich Xelan ein leises Lachen. "Ich will schon was von dir", meinte er kokett.
"So meine ich das nicht", murmelte ich verlegen. "Du würdest es akzeptieren, wenn ich dich ablehnen würde."
"Weiß ich nicht." Seine Finger tanzten leicht über mein Haar, bevor sie ihren Weg zu meiner Schulter fanden. "Ich kann ziemlich hartnäckig sein."
"Glaub mir, das weiß ich." Auf einmal hatte ich keine Lust mehr, ihm zu erklären, was in mir vorging. Ein Mensch würde das wahrscheinlich ohnehin nicht verstehen.
"Jetzt sei doch nicht so patzig." Lachend strich er über mein Kinn. "Ich weiß schon, was du meinst. Und es freut mich, dass du so über mich denkst."
Eine Zeit lang schwiegen wir.
Dann sagte Xelan: "Wie kommt es denn, dass du so eine Abneigung gegen Menschen hast?"
Sofort spannten sich meine Schultern merklich an und ich musste mich dazu zwingen, ruhig zu bleiben. "Als Kind wurde ich von Menschen entführt, die mich verkaufen wollten."
"Oh." Betreten kraulte Xelan mich. "Aber es sind ja nicht alle Menschen so..."
"Doch." Angespannt nestelte ich an der Decke herum. "Alle, die ich kennengelernt habe. Die Menschen auf dem Schiff haben mich schuften lassen, als wäre ich nichts wert, und später wurde ich einem Haufen Piraten verkauft, damit die am Leben bleiben konnten. Die Piraten wollten mich ebenfalls erst verkaufen, und selbst, als ich dort meinen Platz gefunden hatte war immer klar, dass sie mich ohne zu zögern wieder weggeben würden, wenn die Situation es verlangte. So sind Piraten eben." Inzwischen krallte ich mich so fest in den Stoff, dass meine Knöchel weiß hervor traten.
"So ein Mist." Xelan umarmte mich fest, wusste nicht recht, was er sagen sollte, und ich vergrub mein Gesicht in seiner Brust. "Ich weiß, dass das nicht ganz zu vergleichen ist", sagte er auf einmal, "aber ich habe auch Menschen verloren. Meine Mutter ist gestorben, als ich noch etwas zu jung für diese Welt war, und meinen Vater habe ich seit Jahren nicht mehr gesehen."
"Stimmt, das kann man nicht vergleichen." Patzig wischte ich mir über die Augen, war aber eigentlich ganz froh darum, nicht mehr über mich sprechen zu müssen. "Suchst du ihn? Deinen Vater?"
Xelan nickte. "Ich muss wissen, wo er abgeblieben ist. Da ist es nicht das unpraktischte, als Barde durch die Welt zu reisen."
"Ich auch", meinte ich. "Ich meine, ich suche auch nach meiner Familie."
Zärtlich strich er mir über die Wange. "Im Zweifelsfall wäre ich gerne deine Familie. Wenn du möchtest."
"Bist du schon. So schnell wirst du mich jetzt nicht mehr los."
"Na siehst du! Mission erfüllt!" Lachend klatschte Xelan in die Hände, woraufhin ich ihn leicht in den Bauch boxte.
"Du bist blöd", sagte ich.
"Ich weiß", grinste er und küsste mich noch einmal auf die Stirn.
Ich legte einen Arm um ihn und schnaufte gespielt genervt, als seine Fingerspitzen über die Haut fuhren. Gedankenverloren zauste er das Fell an meinem Oberarm. "Als Kind habe ich oft geträumt, dass Sternschnuppen vom Himmel fallen und auf der Erde explodieren. Das war irre gruselig", erzählte er ohne bestimmten Zusammenhang. "Manchmal, wenn ich mir Nachts den Sternhimmel angucken will, kommt diese Angst zurück. Dass irgendwann eine Sternschnuppe auf uns trifft und wir daran sterben."
"Da muss die Sternschnuppe erst an mir vorbei", knurrte ich müde. "Ich passe auf dich auf. Keine Sorge."
Das Lächeln in Xelans Stimme konnte ich förmlich hören, als er begann, ein leises Lied zu summen. Langsam dämmerte ich in den Schlaf hinein.