Stefan wollte schnell auf sein Handy schauen, um die soeben eingegangene Nachricht zu lesen. Als wäre er auf der Flucht, fiel ihm sein Gerät beinahe aus den Händen, als er es aus seiner Hosentasche fischte und währenddessen mit dem Fahrrad von der Schule nach Hause fuhr. "Wie sieht es aus? Heute ne Housi bei dir um 23 Uhr?" Die Nachricht wurde von Johnny verschickt, einer der zahlreichen Freunde von Stefan. Dieser Vorschlag kam ihm äußerst gelegen. Seine Mutter und ihre beste Freundin hatten vor, bei ihr eine Art Party für Babys zu feiern, damit sich die Kleinkinder aller Mütter aus der Nachbarschaft dort gegenseitig kennenlernen können. Anschließend würde eine gemeinsame Übernachtung an Ort und Stelle stattfinden. Stefans kleiner Bruder Jan war ebenfalls dort eingeladen. Der Kleine war gerade mal ein Jahr alt und daher bei der sogenannten Babyparty herzlich willkommen. "Nicht älter als zwei Jahre sollte man sein, um an der Party teilnehmen zu können", hatte die Mutter von Stefan einmal gesagt. Zum Glück ist er schon zu alt dafür. Aber viel besser war nun die Tatsache, dass Stefan heute Abend alleine zuhause wäre. Besser konnte es doch nicht kommen. Sein Vater ist ebenfalls mit jemandem geschäftlich verabredet und kommt am nächsten Tag erst wieder. Alles schien Stefan in die Karten zu spielen. "Lass aber dann um 21 Uhr anfangen. Vorglühen und so. Du weißt schon." Mit einem zwinkernden Smiley verschickte der Sechzehnjährige seine Nachricht an Johnny und fühlte sich, als würde ihn der beste Tag seines Lebens erwarten. Er war lange nicht mehr auf einer Party und hoffte natürlich, dass das ein oder andere Mädchen auch mit dabei sein wird.
"Ich werde mich dann mit Jan auf den Weg machen, Stefan. Wir sehen uns dann morgen früh wieder. Viel Spaß dir in der Schule." Mit einem artigen Blick und heftigen Kopfschütteln verabschiedete Stefan sich von seiner Mutter. Es war 16 Uhr. Allgemein fragte sich der Junge, ob so eine Party nicht etwas zu viel für mehrere Babys wäre. Aber die Mütter würden das ja schon machen. Sie haben das Ganze schließlich auch organisiert.
Die Stunden vergingen wie im Fluge und Stefan hatte bereits alle seine Kontakte angeschrieben, die er zu seiner Party einladen wollte. Für Alkohol und alles andere "Wichtige" war bereits gesorgt. Um 21 Uhr war es dann soweit. Die Jugendlichen hatten das gesamte Haus für sich. Natürlich wussten die Eltern nichts von Stefans Hausparty aber das war ihm in dem Moment auch egal. Hauptsache er hatte seinen Spaß bei sich zuhause. Als alle nacheinander eingetroffen waren, konnte die Party erst richtig starten. Es wurde ausgiebig getrunken und getanzt. Die Musik war wirklich nicht zu überhören.
Nach einigen Stunden klingelte es allerdings kurz vor Mitternacht an der Tür. Stefan wunderte sich über das Klingeln, denn er hatte keine weiteren Gäste mehr erwartet. Langsam begab sich Stefan zur Tür und gab sich Mühe, die Tür nicht zu schnell aufzumachen. In diesem Moment jedoch hätte sich Stefan gewünscht, einen Spion an der Tür gehabt zu haben. Denn die Person, die da an der Tür stand, kannte er nicht. Und aus seiner näheren Umgebung war ihm ansonsten jeder bekannt.