Der Geburtstag unseres Sohnes stand Anfang März an. Nette Eltern fragen, was die Wünsche von dem Kind sein könnten. Klar erhielten wir eine Antwort. "Es muss etwas mit Star Trek und Sternen zu tun haben. In der Schule haben wir gerade das Thema Sternenbilder." Unser Sohn gehörte nicht zu den Kindern, die viel sagten. Somit mussten wir noch die Freunde befragen, um mehr zu erfahren. Nun, es war immerhin ein konkreter Wunsch und wir klemmten uns ans Telephon, um Möglichkeiten auszuloten. Die Versuche bei dem Planetarium scheiterten, weil zu der Zeit gerade eine Inspektion anstand und verschiedene Software Updates und neues Bildmaterial auf einen neuen rechner aufgespielt werden sollte. Weitere Möglichkeiten wurden geprüft und weitere Telephonate wurden geführt. Recht schnell fanden wir den Kontakt zu einer Volksstern Warte bei uns in der Nähe. Es wurden uns interessante Angebote unterbreitet und wir sagten zu. Die Anzahl der eingeladenen Kinder überstieg jedoch die Transportkapazität unseres Fahrzeuges. So mussten wir weitere Eltern bitten uns bei dieser Aufgabe zu unterstützen. Auch dieses war kein großes Problem, weil auch wir im Freundeskreis schon mehrfach geholfen hatten.
Bei einem weiteren Gespräch mit dem Herrn von der Volksstern Warte wurde uns eine Telefonnummer gegeben, um einen jungen Wissenschaftler zu kontaktieren. Offenbar traute sich der Herr die gestellte Aufgabe nicht zu. Neuer Anruf und neues Glück. Die leicht schräg klingende Aufgabenstellung gefiel dem Astrophysiker und er willigte ein, an dem besagtem Tag für unseren Sohn und seine Gäste das Thema Wassermann und Fische zu behandeln. Auch Ganymed wollte er einbauen, und Star Trek ginge auch noch, weil er zeigen wollte, was wir sehen und möglicherweise nicht mehr existiert. Lässig gab er zur Antwort: "Das mit den Fragen mit der Lichtgeschwindigkeit und Warp 8 kenne ich." Da ich nicht vom Fach war setzten wir das vollste Vertrauen in den Wissenschaftler.
Der Geburtstag kam und die Gäste trudelten gegen 19 Uhr ein. Zuerst gab es Kuchen und Kakao. Danach wurden die Kinder gut verpackt und wir fuhren die halbe Stunde durch die Nacht im März, um unseren Sohn ein kleines Abenteuer zu bieten. An der Sternenwarte angekommen entrichteten wir zuerst den Obolus und achteten darauf, dass die Kinder warm eingepackt zu dem Astrophysiker geführt wurden. Immerhin war es Sternenklar und frostig. Wir Eltern stellten uns so auf, dass die Kinder im Windschatten standen. Zuerst durften die Kinder durch bereits aufgebaute und eingestellte kleinere Fernrohre einzelne Sternenbilder betrachten. An jedem Teleskop hing ein Zettel, was zu sehen war. Also die Fische, den Wassermann und den Südlichen Fisch. Dann noch die Kugelsternhaufen M 13 und M 15. Und das alte Sternenbild Adler, welches zu eigentlich zu einem anderen Sternenbild gehörte, aber eine besondere Bedeutung für die Navigation besaß und zudem als göttliches Sternenbild bezeichnet wird, weil es bereits seit der Steinzeit einen festen Platz bei der Sternenbeobachtung und eine mythologischen Bedeutung besaß.
Danach wechselten wir zu dem großen Teleskop in das Gebäude und jetzt konnten wir alle auf einem großen Bildschirm das sehen, was das Teleskop derzeit aufnahm. Durch das Zoomen wurden aus kleinen leuchtenden Punkten Sternenbilder und danach die Kugelsternhaufen. Neben vielen geschichtlichen Informationen wurden die Entfernungen veranschaulicht. Selbst ein Raumschiff Enterprise würde mit Warp 8 etwa fünftausend Jahre benötigen, bis es den Kugelsternhaufen M 15 erreichen würde. Die Gesichter der Kinder wurden lang und länger. Anka fragte sofort nach. "Dann können wir also nie fremde Galaxien erreichen. Das hätte ich mir ja denken können, dass die in den Filmen nur Blödsinn zeigen." Offenbar kannte der Astrophysiker diese Probleme und erklärte auch diese Fakten. Ein Lichtjahr sind ungefähr 9,45 Billionen Kilometer. Das ist eine riesige Zahl mit 12 Nullen. Aus dem Kugelsternhaufen M 15 braucht das 39 000 Jahre oder Lichtjahr, bis es hier zu sehen ist. Manche Sterne, gibt es schon gar nicht mehr. Wir wissen, dass eine Sonne bereits vor langer Zeit explodiert ist und die Supernova, so heißen Sonnenexplasionen, seit Jahren beobachtet wird. Die Auswirkungen von dieser Supernova sind jetzt noch deutlich zu sehen.Schaut mal dorthin. Mit dem Laserpointer wurde auf eine Stelle gewiesen.
Kurz unterbrach sich der Astrophysiker. Nun zu Ganymed. Je nach Legende wird Ganymed in der griechischen Mythologie mit den Sternbildern Wassermann oder dem Sternbild Adler in Verbindung gebracht. Einmal soll Poseidon und ein anderes Mal soll Athene den jungen Ganymed entführt haben. Diese Geschichte wurde vermutlich von den Persern oder anderen Völkern übernommen, die ähnliche Geschichten erfanden. Ganymed sollte auf dem Olymp den Göttern als Mundschenk dienen, wozu er keine rechte Lust hatte. Im Volksglauben nahm Ganymed eine Gelegenheit wahr und schwang sich auf das fliegende Pferd Pegasus und flüchtete vor den Göttern, weil er den Job langweilig und stressig fand. Das Sternenbild Pegasus befindet sich in der Nähe vom Sternzeichen Wassermann.
Die Kinder durften nun alle durch das riesige Teleskop schauen und Fragen stellen. Nach einiger Zeit versiegten die Fragen und der Astrophysiker schenkte unserem Sohn einen Stern. Auf der Urkunde stand der richtige Name, die Position und auch eine kleine Hilfe, um diesen Stern zu finden. Ich habe mir es leider nicht genau gemerkt, aber ich erinnere mich noch daran, dass es zwischen dem Sternbild Adler und nahe bei dem Kugelsternhaufen M 15 ist.
Glücklich fuhren wir zurück und zuhause gab es noch eine warme Gulaschsuppe und Klingonentee, ein nicht berauschendes Getränk aus warmen Fruchtsäften und Früchtetee. Und danach begann die Pyjama Party, die bei Kindern mit 14 Jahren immer noch beliebt war. Erst nach Mitternacht schafften wir es für Ruhe zu sorgen. In diesem Fall gelang es mit Videos von Star Trek und dem Einlass unserer Katzenherde. Kinder lieben flauschige Kuscheltiere und irgendwie passen Kinder und Katzen gut zusammen.