"Der Tag war eine böse Schinderei und wir haben die Gegner geschlagen. Mein Dank gilt den Rittern, die von den anderen Abschnitten genügend Verstärkung herangeführt haben. So wie die Ordonanz erzählt hat, wurde die Bastion aufgegeben. Das Offiziersgesindel hat sich schon vor Stunden aus dem Staub gemacht. Wohin ist unbekannt." Tamir schaute in die erschöpften Gesichter der Männer und wusste, dass er den Männern jetzt einige bittere Pillen zu verabreichen hatte.
"Dennoch, wir müssen jetzt noch schuften wie die Ochsen, damit der Kampf oder Sieg nicht vergebens war. Es ist dumm, wenn wir die Gegner nicht schon am Strand bekämpfen. Zuerst werden alle Waffen geborgen, also unsere Pfeile und deren Waffen. Ein anderer Gruppe wird einen Wall an der Engstelle errichten. Wenn hier einige Steinmetze sind, dann sollen sie sich bitte dieser Aufgabe annehmen. Der Küstenposten berichtete, dass die Gegner mehrere Schiffe zurückgelassen haben. Auch die sollten wir uns ansehen, denn vielleicht finden wir dort noch brauchbares Zeug. Tauwerk und starke Balken sind Hilfreich und vielleicht liegen auf den Schiffen ja noch Waffen und Ausrüstung, die wir für unseren Kampf gebrauchen können. Aber, Jungs passt jederzeit auf eure Ärsche auf. Stecht zuerst die Gegner ab, die sich noch regen, denn die Bestien sind erst besiegt, wenn sie erschlagen wurden und deren Blut im Sand versickert. Ich schlage vor, dass ihr in Gruppen von acht Mann die Aufgabe schultert. Zwei führen eine Pike mit, zwei Bogner und vier Männer mit Schwertern."
Er nickte den erschöpften Männern aufmunternd zu. "Einige fahren zur Bastion und beschaffen Proviant, Werkzeuge und ein paar Fässer Wein oder Bier. Ich weiß, dass wir erschöpft sind und dringend was zwischen die Zähne brauchen. Den Feldscher bringen ihr auch mit. Ich weiß, wir alle sind müde, aber in spätestens vier Tagen rücken die Gegner erneut an. Schwieriger wird es die schweren Quader hier her zu bewegen, aber es gibt keinen anderen Weg, wenn wir unsere Freiheit und unser Leben behalten wollen. Denkt auch an eure Familien, denn die können sich nicht wehren. Ich weiß, dass ihr müde seid, aber unsere Frauen können sich nicht gegen diese brutalen Angreifer wehren. Das ist die einzige Motivation, die mich antreibt."
Die Männer sammelten sich zu Gruppen, die sich verschiedenen Aufgaben annahmen. Zweihundert Männer sammelten die Waffen ein, zwanzig Gruppen gingen zum Strand und sammelten dort alles ein, um die Beute von dem Abschnitt einzufahren. Boten wurden zu der Bastion und den anderen Abschnitten geschickt. Und eine kleine Gruppe sammelte die gefallenen Kameraden ein. Schließlich hatten sie diesen Kampf mit ihrem Leben bezahlt und sollten in der Nähe ein würdiges Grab erhalten. Als sie die verwundeten Kameraden sahen, spürten sie intensiver als zuvor, was Krieg bedeutete. Viele sahen übel zugerichtet aus und bei manchen Junkern kam jede Hilfe zu spät. Tamir ging zu den Männern und sprach mit jedem ein paar Worte, denn diesen Kameraden ging es elender als ihnen. Es war zum verzweifeln, aber offene Gefühl durfte Tamir im Moment nicht zeigen, denn die Trauer übermannte schon genug Junker, die die Opfer sahen.
Tamir samt einer Hundertschaft marschierte zu den Schiffen der Gegner. Wuchtige Dreimaster hatten die Gegner hier her gebracht und lagen nun verlassen am Strand. Vorsichtig bestiegen sie die Segelschiffe und fanden mehr Beutegut als erwartet. Auf einem Schiff fanden sie reichlich Proviant. Auf dem zweiten Schiff zwei große Katapulte und auf dem dritten Schiff genügend Waffen, die locker für zwei Hundertschaften ausreichten. Alles wurde von den Segelschiffen geborgen, was ihnen half den Kampf zu bestehen. Auch der Schmiedeofen samt der Holzkohle und den Werkzeugen wurde an Land verfrachtet, um das eigene Überleben zu sichern. Fast alles ließ sich direkt für weitere Kämpfe verwenden. Auch die schweren Beschläge der Ruder und die Ankerketten wurden abmontiert, um sie einer neuen Bestimmung zuzuführen.
Am Abend machten sie eine Pause und feierten still den Sieg unter den großen Segeltüchern der Schiffe. Zum Meer hin schützte sie schon eine zwei Meter hohe Mauer. Schmiede beabsichtigten aus den Schwertern ein Fallgatter zu schmieden und die Steuerruder der Schiffe mit den bestens geschmiedeten Beschlägen sollten die neuen Tore werden, die hinter dem Fallgatter die Festung gänzlich abriegelten. Aus den Masten, Seilen und den Blöcken bauten sie zwei Kräne, mit denen sie die Quader immer höher aufschichten konnten. Tag für Tag schufteten sie und die Götter standen ihnen bei. Erste Winterstürme verhinderten offenbar, dass die Gegner nach vier Tagen eine neue Flotte an diese Küste entsenden konnten.
Die schweren Kriegsgeräte der Gegner bauten sie auf und sie nutzten immer weitere Teile der Schiffsrümpfe, um den eigenen Schutz zu erhöhen und um weitere Bauvorhaben zu realisieren. Die Planken und Holzteile wurden zersägt und zu Unterkünften verarbeitet. Schwere Balken verbreiterten die Wehrgänge und das Segeltuch schütze sie vor dem Regen. Die Schmiede wechselten sich bei der Arbeit an der Esse ab, damit das Fallgatter binnen Tagen fertig wurde. Andere Schmiede fertigten passende Eisenklammern an, um die Quader bestmöglich miteinander zu verbinden. Neben Granit, der für die untersten zwei Meter der Mauer verwendet wurden verwendeten sie auch guten Bausandstein, der aus einem nahen Steinbruch geholt wurde.
Das Torhaus wurde aus Sandstein Quadern errichtet, weil sie diese Brocken besser mit den Meißeln zurichten konnten, als den spröden Granit. Meter um Meter wuchs die Mauer, bis sie über stolze acht Meter in die Höhe ragte. Darauf bauten sie nur noch eine leichte Mauer aus Lehmziegeln in Fachwerkbauweise, um vor den Pfeilen jederzeit Schutz zu finden. Die Schilde der Gegner nutzten sie als Dacheindeckung und zum Schluss bauten sie aus dem Holz der Schiffe Leitern und Treppen, um leichter auf die Klippen zu gelangen. Auf der höchsten Klippen errichteten sie noch einen Aussichtsturm und dort platzierten sie hinter Wällen die schweren Kriegsgeräte, die sie binnen der letzten Tage gebaut hatten.
"Männer, die Götter, das Wetter und ihr habt allesamt geholfen diese wehrhafte Bastion zu errichten. Wir sind mit Waffen besser bestückt als je zuvor und morgen wird der Herzog hier erscheinen. Was er will, weiß ich nicht, aber unseren Freiheitsdrang lassen wir uns nicht von dem Kerl nehmen. Schließlich haben wir diese Küste verteidigt und die Offiziere haben den Schwanz eingezogen, wie räudige Köter. Natürlich sollten wir es nicht so undiplomatisch vortragen, denn der Herzog könnte daraus falsche Schlüsse ziehen. Noch eine Kleinigkeit, die wir jetzt klären sollten. Möglicherweise denkt der hohe Herr ja auch, dass er einige von uns abwerben könnte. Aber ich denke, dass wir uns alle einig sind, dass wir das nicht wollen. Wir haben hier unsere Heimat und die werden wir auch ohne den Adel verteidigen können. Denkt darüber nach." Jetzt senkte Tamir seinen Kopf. "Wer von euch wird mich begleiten, um mit dem Herzog zu sprechen. Ich alleine möchte diese Last nicht tragen. Morgen früh sollten mindestens fünf Männer bereit stehen, die mich zu dem Gespräch begleiten. Danke, meine Freunde." Sanft verneigte er sich vor seinen Kameraden, die durch die wütenden Gegner, die Kämpfe und den gemeinsamen Bau der Anlage zusammengeschweißt wurden, so wie die vielen Schwerter der Gegner zu dem Fallgatter.