„Verdammte Hurenscheiße, der Herzog hatte uns doch fest versprochen, dass wir nur hier an unserer Küste kämpfen müssen. Und jetzt das! Hier in der Nachricht steht, dass ich und drei Begleiter durch das Land zuckeln sollen, um fette Bauräte bei der Errichtung von Bollwerken zu beraten. Dabei weiß ich nicht, was man diesen putzigen Fettärschen erklären soll, weil sie doch eh keine Ahnung haben. Zumeist hören sich die Kerle ja noch nicht mal selbst zu, weil sie immer nur gequirlte Scheiße aus ihrem Hirn über die Zunge entlassen." Er schüttelte enttäuscht den Kopf. "Ich hatte mir das Ehrenwort des Herzogs eigentlich anders vorgestellt. Ich verstehe das derzeit nicht. Also meine Kameraden was sollen wir dem Herzog auf dieses Schreiben antworten?“ Seine Freunde zogen nur die Schultern hoch, da sie offenbar nicht gegen den Herzog opponieren wollten. Zudem waren sie dabei gewesen und hatten das Ehrenwort ebenfalls gehört. Zwischen beiden Aussagen lagen Welten und sie brauchten offenbar Zeit, um sich zu entscheiden. „Freunde, ihr seid mir einmal mehr keine Hilfe. Ich hätte mehr von euch erwartet. Zumal unsere Frauen auch nicht begeistert sein werden, wenn wir uns den Hintern wund reiten werden, um den vielen honorigen Festungsbaumeistern das Händchen zu halten. Verzeiht, aber wenn meine Frau das hört, dann bekomme ich viel Druss mit ihr. “
Heftig trat Tamir mit dem Fuß auf den Boden. "Ich habe von vielen Händlern gehört, dass die alten Säcke sich nur mit Sänften über Baustellen tragen lassen, weil sie selbst zum Gehen zu faul sind. Oder, wollen sie sich etwa nicht ihre schicken Schuhe schmutzig machen? Was soll gerade ich mit diesen feisten Maden besprechen, wo doch alle Leute wissen, dass die meisten Kerle vollkommen inkompetent sind. Ich traue vielen von diesen Ärschen nicht einmal zu, mehr als eine Sandburg zu errichten. Zudem weiß ich nicht, was passiert, wenn ich diesen elenden Fettwänsten meine Faust genüsslich in die Fresse schiebe. Könnte ja sein, dass ich dann schneller an einem Galgen mein Leben aushauche als auf diesem öden Schlachtfeld. Nee, dass ist nichts für mich.“ Erbost drehte Tamir sich zu dem Boten um.
Der Bote lächelte charmant zu Tamirs Ausführungen, wie eine verschlagene Dorfhure, die gerade einen Freier aufgegabelt hatte. Mit seinen Stiefeln schob der Kerl einfach nur Dreck hin und her. Gelassen reagierte der Junker in prächtiger Rüstung. „Ja, es ist ein schwieriger Fall. Aber – vielleicht fangen wir an einer ganz anderen Stelle an, damit ihr die Hintergründe versteht. Ihr kennt den Herzog nicht wirklich. Also versuche ich ein wenig Licht in das Dunkel dieser Bitte zu bringen. Der Herzog ist eine ehrliche Haut, aber auch er steht unter enormen Zwängen. Einer davon ist, dass der König gerne überflüssige oder inkompetente Leute zu seinen Untertanen oder in die Provinzen abschiebt, um sich dieser Kerle elegant zu entledigen. Darunter auch angebliche Baumeister, die leider nur würdelose Kerle oder bornierte Dummschwätzer sind. Viele dieser Maden leiten die Baugelder ohne Gewissensbisse in die eigenen Taschen um, so dass die Bauvorhaben eigentlich nie fertig werden. Und nun kommt ihr ins Spiel, Freisass Tamir Dörris. Ihr seid Freisass und seid nach heftigen Schlachten zu einem Helden in diesem Land aufgestiegen. Ihr habt binnen Tagen eine Bastion aus dem Boden gestampft und schwere Waffen entworfen und gebaut, die dem Land und dem Volk Schutz vor den jährlichen Angriffen bieten.“ Der Bote lächelte nun genauso gewinnend wie der Herzog, was Tamir zutiefst irritierte.
Mit seinen blauen Augen schaute der Bote nun in die Runde. „Meine Herren, nun zu den wahren Hintergründen dieser Reise. Mein Vater erbittet eure Hilfe, um diese Edelgünstlinge vom König vor allen Leuten zu blamieren. Genau das soll eure ehrenvolle Aufgabe sein und mein Vater wird alles dafür tun, damit ihr euch keine wunden Hintern reitet. Das kann ich versprechen. Bedenkt, wenn das die Runde macht, dann werden uns einige dieser dummen Heinis sicherlich schnell verlassen, weil sie merken, dass sie vor Fachleuten stehen, denen sie nicht das Wasser reichen können. Nur so wird man diese faulen Maden schneller und eleganter los als mit Worten, Dekreten oder Gesetzen, die von einem Hofschreiber verfasst werden.“
Dezent beugte der Junker sein Haupt. „Packt die elenden Ratten bei der Ehre und stellt sie vor den Truppen und Offizieren bloß. Verletzt deren Stolz gründlich und bringt sie dazu, dass sie bei allen Leuten zum Gelächter werden. So in ihrem Stolz verletzt - werden sie hoffentlich zügig dieses Herzogtum verlassen. Das ist unser Plan. Versteht ihr nun die Hintergründe dieser Bitte. Mein Vater besitzt nicht die Kompetenz und auch nicht die Zeit - sich mit allen angeblichen Baumeistern zu streiten, die zumeist nur dicke Luft aus ihrem Darm entlassen. Daher ist es eure Aufgabe, die Herren bis ins Mark zu treffen. Einer eurer Steinmetze, ihr als Schreiner und vielleicht noch ein Schmied sollten den Fettärschen mit ihrem Fachwissen doch relativ schnell den Boden unter den Füßen entziehen können. Oder täusche ich mich in diesem Punkt? Zumal ihr auch ein hervorragender Schauspieler seid, der lautstark seine Meinung kundtun kann. Ich bezweifle, dass euch auch nur ein Offizier - nach euren grandiosen Schlachtenerfolgen die Kompetenz absprechen wird. Sie alle hörten, dass einige Herren aus der Armee geworfen wurden, und jeglicher Ehre beraubt jetzt bestenfalls noch als unwürdige Dorfbüttel in unserem Land eine Anstellung finden.“
Die blauen Augen des Junkers strahlten nun in ihre Richtung. Tamir kaute kurz auf seinen Lippen herum. „Gut, aber so lange wir nicht vor Ort sind, sollte ein ehrlicher Mann uns hier vertreten. Ansonsten lassen uns unsere Frauen nicht ziehen. Die Herren müssen keine klingenden Namen besitzen, sondern ehrlich und gerecht mit den Leuten umgehen können. Ja, in den Fällen unterstützen wir gerne den Herzog, denn es kann doch nicht sein, dass fette Quallen die ehrlichen Handwerker ständig in den Ruin treiben und diffamieren, weil angeblich alles falsch gebaut wurde.“
Der Junker nickte freudig. "Mein Bruder wird hier während eurer Abwesenheit mit zwei Fähnlein Stellung beziehen und euch in allen Belangen unterstützen. Sie bringen sogar ihren eigenen Proviant für drei Monate mit und Waffen für eure Kämpfer. Das sind wir euch nach den Schlachten allemal schuldig. Immerhin habt ihr hier mehr brutale Gegner niedergerungen als die meisten Obristen, die andernorts seit Jahren ihren Dienst verrichten."