Ich möchte wieder einmal ein kleines Update geben. Schließlich ist das neue Jahr ja jetzt auch schon ein paar Monate alt und O hat ja nun einen neuen Neurologen.
Reden wird doch auch gleich einmal über den. O hatte mir damals angeboten, dass ich doch mit ihm kommen und seinen neuen Arzt kennenlernen soll. Ich lehnte ab, schließlich muss er ja mit dem Mann klar kommen und nicht ich. Sein erster Eindruck war, glücklicherweise, ziemlich positiv und hat auch mein Bild von der alten Neurologin nochmals nach unten korrigiert.
Was soll ich sagen? Die Frau hatte offenbar keinen Bock mehr auf ihren Job und neue Patienten. Anders kann ich mir ihr Verhalten meinem Mann und mir gegenüber einfach nicht erklären.
Erinnern wir uns doch noch einmal zurück, dass sie zu O meinte, er dürfe für ein Jahr kein Auto mehr fahren. So weit, so gut (oder schlecht). Ich musste ja selbst recherchieren, wie das denn mit dem Fahrverbot ablaufen soll und uns stellte sich ja dann die Frage, wie zum Geier denn er- und geklärt werden soll, dass er nicht Auto fahren darf. Wenn wir es jetzt einmal sorglos sehen, hätte O die GANZE Zeit einfach weiter Auto fahren dürfen. Denn wie sein neuer Arzt meinte: Er müsse sich eben einmal im Quartal vorstellen und müsste eben ein Schreiben bei sich führen, das ihm erlaubt ein Auto zu führen. Zumal seine Art der Epilepsie sich dahingehend nicht schwerwiegend auswirken sollte. O müsste eben mit einem Anfallskalender beweisen, dass er keine Anfälle mehr hätte und da würde es wohl so einige Gute als Apps geben. Die Ärztin meinte damals nur, er solle doch ein Anfallstagebuch führen (per Buch wohlgemerkt), damit man seine Anfallstrigger herausfinden könne. Über seinen Tremor hat sie sich gar nicht ausgelassen. Da meinte sie nur, als O sie nach dem Zittern in den Händen fragte, sie wüsste nicht woher das käme. Sein neuer Arzt sagte aber wohl wie aus der Pistole geschossen: Das kommt ganz klar von seinen neuen Medikamenten und der relativ hohen Dosierung. Das wäre sogar eine sehr häufige Problematik. Außerdem dropte er auch so nebenbei (Als hätten wir es wissen bzw. uns jemand sagen müssen), dass es für seine Art der Epilepsie eben auch nur drei Medikamente gibt, die wirklich eine Chance beinhalten, dass er anfallsfrei bleibt. Und davon würde er eben schon zwei nehmen.
Das macht mich einfach immer noch so unfassbar wütend, dass die Frau ihren Job nicht gemacht hat. Das die keinen Bock mehr hatte. Das die sich nicht mehr um neuen Studien kümmern wollte. Das die Alte einfach die Medikation erhöht hat, ohne irgendwas anderes zu probieren, während der Neue offen zu sein scheint. Ich habe Hoffnung, dass – wenn O sich denn endlich mal Stichpunkte machen würde – einige Dinge besser geklärt und erklärt werden. Darunter meine ich seine Schlafprobleme sowie seine Unkonzentriertheit, die schon auf seiner Arbeit zu Problematiken geführt haben. Seine Fehler an den Werkstücken häufen sich jetzt nämlich exorbitant, seitdem sein Lamotrigin Spiegel so hoch ist. Aber offenbar ist das kein Einzelfall. Im Januar hat mein Mann sich nämlich auch bei unserer Hausärztin vollständig durchchecken lassen. In seinem Alter wäre das „ungewöhnlich“. Was kam raus? Schilddrüsenunterfunktion und offenbar Bluthochdruck. Letzteren lässt man aber nicht checken, weil dafür isser ja zu jung. Vielleicht kann auch da der Neurologe was drehen, wir werden sehen und man sieht mal wieder: Wenn Ärzte sich auf die Rente vorbereiten, haben offenbar die Patienten das nachsehen, die eben nicht nach Schema F abgefertigt werden können.
Achso, bevor ich es vergesse: Dieses elendige im Bett hin und her gewerfe, das er letztes Jahr noch hatte, ist nicht mehr da. Vielleicht war es der Stress nach und während des Umzuges, vielleicht hat er nur krass geträumt und sich deshalb so viel bewegt. Auf jeden Fall ist es bis jetzt nicht mehr vorgekommen. Zumindest, wenn er bei uns mit im Bett schläft. Die Schlafsituation halten wir ganz flexibel. Vor allem wenn einer von uns Krank ist, dann wechselt er ins Kinderzimmer. Oder aber, wenn die Nächte durch das Winterkind unruhiger sind als sonst.
Kommen wir jetzt nun zu mir. O hatte ja die Eingewöhnung des Winterkindes übernommen und was soll ich sagen? Es war ne Katastrophe. Gut, was habe ich auch erwartet? Wir hatten schließlich nur einen Monat Zeit und davon waren zwei Kalenderwochen zu nichts zu gebrauchen weil Corona in der Kita ausgebrochen war. Also durfte ich dann quasi von Null ab Anfang März starten. Das Winterkind hat es echt nicht leicht gehabt, aber die Erzieherinnen waren sehr ruhig und haben bedürfnisorientiert gearbeitet. Haben also, Gott sei Dank, einen Kindergarten gefunden, der gut zu unserem Erziehungsstil (oder die Hoffnung, dass wir so(v)erziehen) passt. Pünktlich zum Start in den Mai, war das Winterkind dann auch eingewöhnt und offiziell kann ich jetzt wohl wirklich sagen, dass ich erwachsen bin. Ich hatte nämlich auch schon meinen ersten Elternabend.
Dadurch fiel natürlich das Arbeiten flach, sodass ich meinen gesamten alten Urlaub verbraten habe und ich froh sein konnte, dass ich überhaupt so viel hatte. Meine Chefin ist ne blöde Kuh, die war der Meinung zu sagen ich hätte die Eingewöhnung doch auch in der Elternzeit machen können. Klar, weil in Ballungsgebieten ja auch die Kitaplätze auf Bäumen wachsen, die Kitas Kinder unter einem Jahr überhaupt erst nehmen und ich wissen konnte, wie schwer oder leicht es meinem Kind mit der Eingewöhnung fällt. Von dem Geld, dass ich auch nicht bekommen hätte, wenn ich länger als zwölf Monate in Elternzeit gegangen wäre, will ich gar nicht erst reden. Aber sei es drum. Wenn das Winterkind nicht ab nächster Woche richtig flach liegt (Rotznase ist seit gestern richtig am Start), dann gehe ich wieder arbeiten.
Gestern hatte ich außerdem wieder ein Gespräch in der PiA. Es stand im Raum, ob es meine letzte Stunde im Klinikum ist. Ist es nicht. Die Termine sind zwar weiter voneinander entfernt gelegt, aber meine Therapeutin ist der Meinung, dass ich die Stütze noch brauche. Außerdem habe ich gefragt, ob eine anschließende weiterführende Verhaltenstherapie für mich sinnvoll wäre. Ich bin jetzt also offiziell auf der Suche nach einem*r Verhaltenstherapeut*in. Mal sehen, ob und wann ich eine*n finde, sodass ich nicht durch die ganze Stadt muss. Ich denke auch selbst, dass das eine gute Idee ist. Ich war seit Oktober 2020 nicht mehr in der Heimat. Ich habe wirklich harte Sehnsucht nach dem Grab meines Vaters. Dem habe ich das Winterkind ja noch gar nicht vorgestellt. Mein Cousin hat letztes Jahr zu Weihnachten schon mit mir geschimpft, warum ich denn nicht unten war und auch meine Nichte fordert das Kennenlernen mit dem Winterkind ja vehement. Also habe ich jetzt den Entschluss gefasst zu Pfingsten ein verlängertes Wochenende bei meiner Mutter zu verbringen. Da ich dahingehend schon so lange Vermeidungsverhalten gezeigt habe, bin ich jetzt schon angespannt und versuche alles durch zu planen und zu kontrollieren, was ich kann. Ich versuche jetzt schon so viele Triggerpunkte wie möglich auszumerzen, damit auch ja alles perfekt und schön und wenig Stress ist. Wahrscheinlich wird spätestens während der Autofahrt mein Kind mich spiegeln.
Manchmal weiß ich gar nicht, ob ich eine Angststörung oder doch eine Zwangsstörung habe. Die Grenzen scheinen dahingehend ja mehr als nur fließend zu sein. Vielleicht bringt mir bis dahin diese Achtsamkeitsübung was, die mir meine Therapeutin gegeben hat.