»Wer nicht liebt, bewegt sich an der Oberfläche des Lebens. Nur die Liebe erschließt die tieferen Zusammenhänge.«
- Ulrich Schaffer
Mein Name ist Fra Glich und ich spreche heute mit der hobbymäßigen Autorin @Awnelia. Herzlich Willkommen, schön, dass du da bist! ;)
Stell dich doch bitte mal vor.
Erstmal vielen Dank, dass ich hier sein darf! Es hat mich doch ein wenig Überwindung gekostet mich interviewen zu lassen und stehe schon bei dieser Frage vor einem Dilemma. Interessant zu wissen für Personen auf Belletristica ist vielleicht, dass ich schon seit über zwölf Jahren aktiv schreibe, nach spätestens einem Jahr aber gewöhnlich meine Werke grauenhaft finde. Seit ich volljährig bin, hat sich das etwas gewandelt, weshalb ich mich nun auch traue, meine Werke für Wettbewerbe und Ähnliches einzureichen. So habe ich Kurzgeschichten zum Schuljubiläum verfasst, wie auch für ein Altenheim. Apropos Altenheim: Vor Corona habe ich ehrenamtlich gearbeitet und wenn der Spuk vorbei ist, möchte ich das wieder aufnehmen.
Gut zu wissen ist womöglich auch noch, dass ich eine Betreuerausbildung absolviert habe (parallel zur Schule) und im Herbst 2022 Kommunikations- und Medienwissenschaft an der Uni Mannheim studieren möchte. Mein Studium steht allerdings noch in Planung.
Bezüglich meines Namens halt ich mich gerne in Stillschweigen, jedoch haben mein Pseudonym und ich viel gemeinsam: "Offizieller" Spitzname ist Neli, doch trotzdem kommt es immer wieder zu neuen Kreationen. Und bei beiden Namen kommt es in 1 von 5 Fällen vor, dass der Name falsch geschrieben wird Ja, ich bin ein kleiner Namenfreak. Bei Zahlen bin ich übrigens genauso nerdig drauf.
Wie ist es zu dem Wandel gekommen, der dir den Mut zur Veröffentlichung deiner Werke gegeben hat?
Veröffentlichen wollte ich schon immer. Schon mit neun Jahren habe ich meine Werke auf den Bestsellern-Listen gesehen. Gut, dass ich da nicht den Mut hatte, mich bei Verlagen einzuschreiben.
Ich weiß noch ganz genau, dass ich mit dreizehn Jahren bei meinen Großeltern war und sie mir ein Buch geschenkt haben. Das Buch wurde von einer Dreizehnjährigen geschrieben - also so alt wie ich - und ich hatte mir vorgestellt, wie dies meine geschriebenen Worte waren. Zur selben Zeit entdeckte ich Wattpad, traute mich allerdings erst zwei Jahre später dort meine eigenen Werke zu veröffentlichen. Man erhielt nicht viel Feedback, doch trotzdem war ich froh darüber, die Möglichkeit zu haben mich bei Bewertungsbüchern anzumelden. Und als keiner mehr was zu meckern hatte und ich mir sicher war, alle schriftstellerischen Regeln zu beherrschen, ließ ich auch Personen aus meinem Privatleben meine Werke lesen. Vor allem Schulwettbewerbe haben mir Ansporn gegeben, von drei Wettbewerben habe ich bei zwei eine Platzierung belegt! Auf Belletristica erhielt ich noch mehr weitere Tipps und vor allem durch die tolle Kritikeinstellung "Professionell" fühlte ich mich irgendwie schon so, als wäre das Buch tatsächlich als richtiges E-Book vorhanden. Durch Belle habe ich überhaupt erst erfahren, dass es sowas wie Verlagswettbewerbe gibt und ich habe meine Chance gerochen.
Nun bin ich so weit, dass ich unbedingt etwas veröffentlichen möchte - komme, was wolle! Sogar wenn ich den Wettbewerb nicht gewinne, möchte ich mich an Kleinverlagen probieren. Schreiben war schon immer meine Leidenschaft - und mit Buchveröffentlichungen möchte ich keine Karriere anstreben, sondern meine Werke einem noch breiteren Publikum zugänglich machen. Wie viel Geld ich mit der Veröffentlichung mache, spielt für mich dabei keine Rolle.
Was ist die größte Herausforderung beim Schreiben, hast du sie schon überwunden? Und was gefällt dir am Besten?
Das Buch zu beenden, definitiv. Ich liebe es Trilogien und generell Mehrbandbücher zu schreiben, doch noch nie habe ich es geschafft eine Reihe zu beenden. Erst mit 13 Jahren habe ich mich getraut auch mal ein Buch zu schreiben, das keine Fortsetzung besitzt und so ein Buch habe ich dann erst mit 15 Jahren beendet. Mir schwirren viel zu viele Ideen im Kopf herum, viele schaffen es gar nicht aufs Papier und sollte ich es schaffen, eines zu beenden, so möchte ich das Grundgerüst wieder aufnehmen und eine Fortsetzung schreiben!
Schwierig ist für mich auch die Überarbeitung. Mit Betalesern, die zu einem passen, klappt das erfahrungsgemäß aber ganz gut. Man muss sich hierbei nur vor Augen führen, dass ein Buch nie perfekt sein kann und man nicht alle Vorschläge annehmen kann. Einer findet diese Formulierung besser, der andere würde lieber ein Synonym verwenden, etc.
Am meisten macht es mir Spaß in neue Rollen schlüpfen zu können. Meine Protagonisten sind selten wie ich und handeln des Öfteren so, wie ich dies niemals tun würde. Ist wohl auch eines der Gründe, weshalb ich gerne RPGs mag. Wobei ich das Schreiben eines Romans noch viel besser finde!
Gibt es Werke, an denen du derzeit arbeitest?
Das ist bei mir wie beim Lesen: Ich lese immer und das mehrere Bücher gleichzeitig! Natürlich arbeite ich hauptsächlich noch an meinem Exposé für den Wettbewerb und auch mein einzureichender Roman muss noch einmal überarbeitet werden, aber nebenbei mache ich noch andere Dinge: Auf meinem Hauptkonto findet man ein paar Kurzgeschichten von mir, offline arbeite ich übrigens wieder an einem Thriller. Das Besondere an dem ist diesmal, dass die Handlung schon genau vorgegeben ist und es an einem Ort spielt, den ich persönlich sehr gut kenne.
Normalerweise habe ich nur ein Grundgerüst und lasse dann meine Charaktere entscheiden, wie die Geschichte weitergeht - auch bevorzuge ich zumeist fiktive Orte, die geben einem unendlich viele Möglichkeiten. Noch kann ich schlecht beurteilen, wie mir diese neue Strategie gefällt. Und wie ich schon habe anklingen lassen, verfasse ich viele RPG-Texte - manchmal auch zu Werwolfspielen.
Was ist dir am Wichtigsten beim Erstellen deiner Geschichten?
Ich möchte Leser in meinen Bann ziehen. Ich würde gerne Geschichten schreiben, dass man noch nach Beenden des Buches über die Handlung nachdenkt, vielleicht sogar zu weinen anfängt. Ich möchte Bücher schreiben, die man nach paar Monaten nochmal lesen möchte.
Und deshalb sind mir am wichtigsten meine Charaktere. Sie verleihen Büchern Lebensenergie. Eines der Hauptgründe, weshalb ich sie meist führen lasse, wie das Buch weitergeht .-D
Außerdem hat mir mein Vater mal eine Weisheit von Wojciech Mann mitgegeben - polnischer Radiosprecher und auch Buchkritiker -, die Tatsache liegt eigentlich klar auf der Hand und doch habe ich mich das sehr zu Herzen genommen: "Wenn die erste Seite des Buches nicht überzeugt, weiß man schon, dass es ein schlechtes Buch ist".
Deshalb achte ich nochmal besonders beim Schreiben und Überarbeiten darauf, dass das erste Kapitel ein spannender Einstieg ist, der die Atmosphäre des Buches gut widerspiegelt, damit Leser weder ein falsches Bild von der Handlung bekommen, noch direkt gelangweilt sind.
Wie schreibt man eine überzeugende erste Seite?
Das wüsste ich auch gerne :)
Ein festes Schema gibt es dafür vermutlich nicht. Ich kümmere mich um den besonderen Einstieg erst beim Überarbeiten des Werkes.
Meist lasse ich Revue passieren, welche Szenen mir aus dem Buch gut in Erinnerung geblieben sind und für mich eine besondere Gewichtung gewonnen haben. Also ja, einfach einen Einblick gewähren in die Zukunft. Dabei mag ich es nicht, Buchpassagen exakt zu übernehmen. Wenn es eine Szene ist, die das Ende verrät oder Ähnliches, verändere ich sie so um, dass der Leser noch nicht weiß, wie es ausgeht. Von Textpassagen auslassen bis einfache Wörter zu „umschreiben“ ist alles dabei. Oder ich mag es auch gerne die Szene aus einem anderen Blickwinkel oder andere Zeitform zu schreiben. Solche besonderen Szenen bleiben mir meist in Erinnerung, da ich es am meisten genossen habe, sie zu verfassen - und da freue ich mich umso mehr an der Szene weiter experimentieren zu können!
Bei sehr actionreichen Geschichten verändere ich einfach die Struktur im Text. Wieso soll der Protagonist sich als erstes vorstellen? Es ist doch viel spannender, ihn direkt in Aktion zu erleben!
Was ich auch empfehlen kann ist eine Technik, die früher bei Filmen angewandt wurde: Eine Musikkomposition fasst das gesamte Geschehen des Filmes kurz zu zusammen – quasi wie ein Intro. In einem Buch geht sowas schlecht, weshalb die für mich abgewandelte Version verwende, mit aussagekräftigen Schlagbegriffen die Geschichte zusammenfassen. Ist jedoch gewöhnungsbedürftig und meine Taktik ist noch in Überarbeitung
Hört sich interessant an! ^^
Würdest du uns deine Taktik zur 'Buchkomposition mit Schlagworten' nochmal genauer erklären?
Ah, etwa das Musikintro X'D
Gerne doch!
Am besten, man versucht - ohne nachzuschauen - alle Schlagworte aufzuschreiben, die einem einfallen, wenn man über die eigene Geschichte nachdenkt. Je nachdem können sie schon den Verlauf vorgeben: Unfall, Tod, Hoffnung, Ungewissheit. Mit nur vier knappen Worten kann sich wohl jeder in etwa vorstellen, was in der Geschichte passiert, oder? Natürlich kann man es auch mit Themen machen: Schicksal, Stigma, Auserwählter.
Man gibt also etwas von der Geschichte preis … ohne etwas preiszugeben. Das ähnelt wie der Funktion eines Klappentextes, bloß, dass die ganze Handlung preisgegeben wird (also doch eher wie ein Exposé).
So ist das auch bei einem alten Filmintro (fiktives Beispiel): Die Musik wird am Ende dramatisch, man weiß also, dass es kein Happy End geben wird und man weiß auch durch die Beschreibung des Filmes, dass es um zwei Charaktere geht und sie ineinander verliebt sind. Nun weiß man allerdings nicht, ob beide sterben werden wie Romeo und Julia oder die Frau "nur" ungewollt schwanger oder der Mann fremdgehen wird. Aber, der Zuschauer weiß, es wird dramatisch und brenzlig, weshalb es sich lohnen wird die ersten sechzig Minuten an Schnulze zu sehen, nur um nach drei Stunden festzustellen, dass der Mann die Frau letztlich umbringt.
Man schafft also genau das, worum es mir auch geht: Mit der ersten Seite den Leser zu fesseln. Und wenn dies mit dieser Taktik nicht möglich ist, dann weist das Buch keinen Plot auf und man sollte es dringend überarbeiten ^^ Ist also auch eine Taktik der Selbstkontrolle.
Übrigens: Passende Zitate eignen sich dafür natürlich auch. Wichtig ist lediglich, prägnant den Leser aufmerksam zu machen und in ihm natürlich auch kein falsches Bild der Geschichte zu wecken.
Wo findet man eigentlich Schreibwettbewerbe und wie kann man bei ihnen mitmachen?
Am besten allen erzählen, dass man als Autor tätig ist. Ich weiß, das klingt blöd, aber so war es bei mir - zumindest irgendwie. Da meine Lehrer wussten, dass ich selber Romane schreibe, haben sie mir immer mal wieder Flyer mitgebracht oder auf gewisse Homepages aufmerksam gemacht. Vom Schulschreibwettbewerb habe ich tatsächlich auch nur von meiner Deutschlehrerin erfahren.
Familie und Freunde sind da auch eine große Hilfe.
Übrigens kann ich dafür noch empfehlen, öfters einen Blick in die Handelsgilde von Belletristica zu werfen! Allein durch den Chat habe ich von vier Wettbewerben erfahren (wenn auch mich nicht alle angesprochen haben).
Wie man daran teilnehmen kann, ist wie bei jedem Wettbewerb gleich: Einfach die Anmeldevoraussetzungen lesen und was von einem gefordert wird.
Wo schreibst du am liebsten?
Das spielt für mich tatsächlich keine Rolle, da ich beim Schreiben so sehr konzentriert bin, dass ich alles andere ausblende. Meine Ideen schwirren in meinem Kopf und ich muss sie niederschreiben, ehe sie wieder verfliegen.
Welche Tipps würdest du anderen Autor*innen weitergeben, die ebenfalls an einem Schreibwettbewerb teilnehmen wollen?
Bei den meisten Wettbewerben muss man sich vorher nicht anmelden. Wenn man also merkt, dass man es zeitlich nicht mehr schafft, sich bloß keinen Druck machen. Es wird noch zig andere Wettbewerbe geben!
Außerdem würde ich niemals auf einen Betaleser verzichten, der nochmal seinen Senf dazu gibt. Also gilt bei einem Wettbewerb auch, alle Punkte zu beachten, die zu einem guten Buch führen: Rechtschreibung beherrschen, kurze Pause vor dem Überarbeiten lassen um Abstand zu gewinnen, etc.
Egal an wie vielen Wettbewerben man teilgenommen hat, es wird immer unterschiedliche Forderungen geben. Man darf die formalen Aspekte nicht unterschätzen. Also alle Bedingungen genau nachlesen! Gibt es eine Wörterbegrenzung? Um wie viel Prozent darf man sie überschreiten? Muss man irgendwelche Daten hinterlassen?
Sollte etwas unklar sein deswegen auch unbedingt nachfragen. Es sollte überall eine Möglichkeit geben einen Wettbewerbsleiter kontaktieren zu können.
Und als letztes: Habt Spaß daran!
Würdest du uns eine besondere Anekdote aus deinem Schreiballtag erzählen?
Uff, Anekdoten? Ich habe schon genug Anekdoten wenn ich meine Geschichten von über zehn Jahren lese!
Da ich meist beim Schreiben für mich bin, passiert da aber auch nichts Lustiges … zumindest fällt mir gerade nichts ein. Wobei … Doch, okay.
Es gab mal eine Phase, da habe ich versucht mit jemand anderem ein Buch zu schreiben (auch wenn es damals schon ein großer Fail war, habe ich es später nochmal versucht - Grüße an dieser Stelle Cathy :-)) und naja, ich weiß nicht mehr genau wie wir es hinbekommen haben, aber wir haben genau aneinander vorbeigeschrieben. Es war so aufgebaut, dass ich die männliche Perspektive geschrieben habe und sie die weibliche und obwohl das Geschehen genau vorgegeben war, kamen wir doch auf ein anderes Endprodukt. Das war schon ziemlich lustig. Und das zeigt nochmal, dass man selbst mit einer Synopsis auf unterschiedliche Ergebnisse kommen kann. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!
Auf welche Erfahrung hättest du gerne verzichtet und gibt es eine Erkenntnis, die du im Nachhinein daraus ziehen kannst?
Eigentlich nichts, jede Erfahrungen sind für mich wichtig, sogar wenn sie schlecht im Gedächtnis bleiben. Aber bei einem Schulwettbewerb bereue ich es, so viel Zeit und Mühe in eine Kurzgeschichte gesteckt zu haben, dessen Thema mich gar nicht angesprochen hat. Ja, keine guten Voraussetzungen um einen Preis zu ergattern, doch ich musste dann nüchtern feststellen, dass ich gar nicht die Zielgruppe für den Wettbewerb war: Alle Sieger stammen nur aus der Orientierungsstufe und vor allem aus dem Hochbegabtenzweig (ich war damals in der elften Klasse). Bei insgesamt zehn Sieger ist das schon ziemlich auffällig …
Erkenntnis dafür wäre vermutlich, dass nicht alle Wettbewerbe fair sind und sogar wenn man nicht gewinnt, man nicht direkt denken muss, ein Versager zu sein oder nicht schreiben zu können. Oh, und noch eine Erkenntnis: Ich mag es Science-Fiction zu lesen, doch schreiben kann ich in dem Genre überhaupt nicht
Welche Pläne hast du für die Zukunft?
Jetzt nur auf mein Hobby als Autorin bezogen: Ganz oben steht momentan eines meiner Bücher zu veröffentlichen. Ich möchte mich in neuen Genre ausprobieren, dann natürlich auch Bücherreihen fertigstellen und mich generell beim Bearbeiten von Büchern verbessern.
Sehr schön, ich drück dir die Daumen!
Möchtest du sonst noch etwas sagen?
Wie ich in der Vorstellung schon habe anklingen lassen, war ich mir unsicher dieses Interview zu machen, doch ich bin nun froh, dieses Angebot angenommen zu haben. Anders als wie ich es von üblichen Hobbyinterviewern kenne, hast du die Fragen an die Interviewten angepasst und versucht auch Tipps und Hilfestellung für Leser mitzugeben!
Ich hoffe, du nimmst es mir nicht übel, dass ich einige Fragen nicht beantwortet habe und nochmal danke für dieses digitale Gespräch
Gerne und kein Problem. Danke auch von meiner Seite, hat mich gefreut, dass du dabei warst! ;)