Anna war jetzt schon seit einer Woche bei der Organisation als Gefangene. Bis jetzt kannte sie nur ihre Gruppe und den Professor. Wenn die vier mittags immer in die Kantine gingen um etwas zu essen, sah Anna viele der anderen Probanden. Diese blieben aber wie Sie selbst in ihren eigenen Gruppen. Also lernte Ihre Gruppe auch niemand neues kennen. Das fand sie schade. Anna würde sich liebend gerne einmal mit einem anderen Mädchen unterhalten. Sie war ja die einzige in ihrer Gruppe.
Nun saß Anna in ihrer Zelle und versuchte sich ihre Haare zu flechten. Sie waren total zerzaust und auch ihr Ansatz war leicht fettig. Ein Seufzer entglitt ihr. Es half nichts, sie musste duschen gehen. Anna stand auf und ging an ihren Schrank. Dort holte sie Wechselkleidung, Duschzeug und ein Handtuch heraus, dann ging sie in Richtung der Gemeinschaftsduschen. Anna hasste es, wenn andere ihren nackten Körper anstarrten, deshalb hatte sie auch in Schwimmbädern die Duschen immer gemieden. Zuhause duschen war für die junge Frau angenehmer, dort war sie komplett ungestört. Hier ging dies leider nicht. Anna wurde immer nervöser desto näher sie den duschen kam. Zum Glück waren Frauen und Männer getrennt. Gäbe es jetzt auch noch gemischte Bäder, wäre Anna nie duschen oder sich waschen gegangen. An der Frauendusche angekommen schaute sie zuerst, ob außer ihr noch jemand in dem Raum war. Es gab einen Vorraum mit mehreren Waschbecken und einem langen Spiegel, der die eine Wand komplett entlang ging. Es gab auch zwei an der Wand befestigte Haartrockner. In dem hinteren Raum waren zwölf Duschkabinen, welche jeweils einen Vorhang hatten. In den Duschkabinen gab es eine Vorrichtung, in der man die Kleidung und das Handtuch verstauen konnte. Zudem gab es eine Ablage, wo die Duschsachen abgestellt werden konnten. Als Anna sich sicher war, dass niemand mit ihr in dem Bad war, suchte sie sich eine der Kabinen aus und begann zu duschen. Sie hatte den Vorhang so gut wie es ging verschlossen, damit sie niemand sehen konnte. Als sie fertig war und gerade die Dusche ausgeschaltet hatte, hörte sie wie die Tür des Bades geöffnet wurde. Anna hatte ganz vergessen die Zwischentüre der beiden Räume zu schließen. Jemand ging in den Vorraum und stellte sich vor den Spiegel. Anna trocknete sich schnell mit dem Handtuch ab und zog sich an. Dann schlüpfte sie ganz leise aus der Kabine um etwas näher an die Tür zu treten. Sie war zu neugierig um still und leise in der Kabine zu verharren bis die Person wieder gegangen war. Entdecken lassen wollte sie sich aber auch nicht.
Anna stellte sich neben den Türrahmen an die Wand. So konnte sie nicht gesehen werden, aber gleichzeitig konnte sie etwas lauschen. Anna spähte raus in den Vorraum. Vor dem Spiegel stand eine junge Frau. Sie sah sehr sportlich aus. Ihre Haare hatte sie zu einer strengen Hochsteckfrisur geflochten. Sie hatte blaue Augen, welche sie in dem Spiegel nachdenklich betrachtete. Das Spiegelbild der Frau begann zu lächeln. „Du kannst aus deinem Versteck rauskommen! Ich weiß, dass du da bist.“, sagte sie. Anna war erschrocken. Woher wusste sie, dass sie da war? War sie etwa zu laut beim Duschen und Anziehen gewesen? Anna blieb stehen wo sie war. Ihr Rücken wurde langsam nasser und nasser. Sie hatte vergessen sich die Haare abzutrocknen. „Na komm schon raus! Du brauchst keine Angst vor mir zu haben. Ich beiße auch nicht versprochen“, sagte die Frau nun wieder an Anna gewandt. Anna zögerte noch kurz trat dann aber langsam in den Türrahmen und ging zu der Frau in den Vorraum. Die Frau drehte sich zu Anna um und lächelte. „Oh, du siehst ja richtig hübsch aus“, bemerkte sie. Anna wurde rot und sah sie verwirrt an. „Keine Sorge ich stehe auf Männer“, sagte die Frau dann lachend, als sie Annas Blick bemerkte. „Mein Name ist Rebecca… ach nein, jetzt heiße ich ja Storm. Und wie heißt du?“ Sie sah Anna lächelnd an und reichte ihr die Hand. „Oh“, sagte Anna, als sie merkte, dass sie nur auf die Hand von Rebecca starrte. Dann gab auch Sie ihr die Hand und meinte: „Hallo mein Name ist Anna.“ „Schön dich kennen zu lernen Anna“, sagte Rebecca breit grinsend. Anna fiel jetzt erst auf, dass Rebecca ihr zwei Namen gesagt hatte. „Eine Frage, warum hast du zwei Namen?“, fragte Anna zögernd. „Oh, dass weist du nicht? Es liegt daran, dass ich einen Dämon in mir trage. Professor Linde meint, dass ich nun einen neuen Namen bräuchte und so hat sie mich Storm genannt.“, antwortete Storm nachdenklich. Anna war geschockt. Es war bereits nach einer Woche jemandem gelungen einen der Dämonen in seinen Körper einzuschließen. Unglaublich. „Du hats einen Dämon in dir? Wie hast du, dass geschafft?“ Storm sah Anna an. „Wie ich es geschafft habe Windy in mich auf zu nehmen?“, sagte Storm eher zu sich selbst, als zu Anna. „Windy?“ Anna sah nun verwirrt zu Storm. „Oh, ja stimmt, dass kannst du auch nicht wissen. Ich habe meinem Dämon einen Namen gegeben. Sie tat mir leid musst du wissen, denn sie konnte sich nicht mehr an ihren Namen erinnern geschweige denn an ihr vorheriges Leben. Da beschloss ich ihr einfach einen Namen zu geben. Nun heißt mein Dämon in mir Windy. Oh, und um auf deine erste Frage zu antworten, Windy hat sich so sehr darüber gefreut, dass sie nun wieder einen Namen hatte, dass sie mich als ihren Wirt ausgewählt hat.“ Anna war erstaunt. Konnte es so einfach sein? „Das ist alles?“, fragte Anna. „Ja, weißt du, Professor Linde fand die Geschichte auch sehr langweilig. Deshalb hat sie den Bericht an den Vorstand etwas dramatischer geschrieben.“ Storm lachte. „Könnte das auch bei mir funktionieren?“, fragte Anna als Storm aufgehört hatte zu lachen. „Ich glaube nicht. Professor Linde hat es einem anderen Professor im Geheimen erzählt und dieser hat es einen seiner Probanden austesten lassen. Ich glaube der Dämon des Professors wurde daraufhin sehr wütend und hat ihm die Zunge rausgerissen. Ich glaube bei jedem Dämon ist die Art, wie man ihn an sich bindet anders!“ Anna hatte nicht so eine niederschmetternde Antwort erwartet. Sie sah traurig zu Boden. Storm bemerkte dies und versuchte sie auf zu muntern. „Hey, nimm dir meine Antwort nicht so sehr zu herzen. Ich glaube, wenn der Dämon einem vertraut und ihn mag, dann wird er denjenigen auf jeden Fall auswählen. Du musst nur immer du selbst bleiben und darfst dich nicht verstellen!“ Anna nickte. Sie nahm sich die Worte von Strom zu herzen. Sie wollte immer sie selbst bleiben! Storm sah auf eine Armbanduhr an ihrer linken Hand. „Oh, ich muss leider gehen. Professor Linde und ich werden in einen anderen Bereich des Komplexes verlegt. Anscheinend gibt es einen eigenen Bereich für die dreizehn Auserwählten. Es war schön dich kennen zu lernen Anna. Vielleicht sehen wir uns ja irgendwann wieder. Es würde mich auf jeden Fall sehr freuen. Ciao.“ Mit diesem Wort drehte sich Storm um und ging. Anna rief ihr noch ganz perplex tschüss hinter her, aber sie war schon aus dem Raum gegangen.