Seit Hagrids Verhaftung waren Wochen vergangen, ohne dass es einen weiteren Vorfall gab. Das Ministerium brüstete sich bereits damit den Missetäter geschnappt zu haben. Weder Albus noch Minerva noch Severus glaubten jedoch, dass Hagrid die Kammer des Schreckens geöffnet hatte. Das war schlicht absurd!
Severus fand diese Ungerechtigkeit zum Schreien, auch wenn er wusste, dass er damit wohl ziemlich alleine dastand. Niemand verdiente es in Askaban zu sitzen. Ein Unschuldiger erst recht nicht! Er hatte selbst einige Monate in dieser Hölle verbracht und wusste genau, was es bedeutete dort sein Dasein zu fristen.
Severus war auf seiner nächtlichen Patrouille durch das Schloss als er im Zweiten Stock an der Stelle ankam, wo noch immer die blutrote Schrift die Wand zierte. Erschrocken sah er, dass eine weitere Botschaft hinzu gekommen war.
Ihre Skelette werden auf ewig in der Kammer liegen
Hieß das etwa, dass jemand entführt wurde? Und noch schlimmer; in der Mehrzahl?
Severus verlor keine Zeit. Mit einem Schwenk seines Zauberstabs brach eine große, silberne Hirschkuh aus diesem hervor. Sie eilte davon, um Minerva und Albus von dem zu berichten, was er entdeckt hatte. In der Zwischenzeit rannte er in den Gemeinschaftsraum der Slytherins hinunter. So wie es sein sollte lag der Raum völlig ruhig da. Alle waren im Bett. Severus hämmerte an die Tür des Schlafsaals der Fünftklässler.
„LaFort! Corrington! Aufstehen! Alle Schüler zusammenrufen und durchzählen!“, rief er.
Müde tapsten die Vertrauenschüler herbei und sahen ihn fragend an.
„Professor, was in aller ...“
„Keine Fragen! Los, alle aufwecken! Ich will wissen, ob jemand fehlt!“, befahl Severus.
Die Vertrauensschüler marschierten im Pyjama los und weckten die Schüler, einen nach dem anderen auf. Es dauerte eine Weile bis alle im Gemeinschaftsraum versammelt waren. Severus zählte wortlos die Köpfe seiner Schüler. Verdammt, sie waren einer zu wenig!
„Wer fehlt?“, wollte Severus wissen. Dann jedoch wurde es ihm selbst klar und er spürte wie ihm das Herz in die Hose rutschte.
„Mister Potter, Sir.“, meldete sich schließlich Corrington.
„Ihr bleibt alle hier, verstanden! Niemand rührt sich vom Fleck!“, sagte Severus laut.
„Was ist denn los, Sir?“, fragte einer der Slytherins.
Severus schwieg. Die Wahrheit hätte schlicht und ergreifend eine Massenpanik ausgelöst. Er ging aus dem Gemeinschaftsraum und eilte in das Büro des Schulleiters. Dort waren bereits alle Lehrer versammelt.
„Severus?“, fragte der Schulleiter.
„Potter fehlt.“, sagte er ohne Umschweife. Lautes Gemurmel brach aus. „Wen haben sie noch erwischt?“
„Ginny Weasley.“, antwortete Minerva tonlos. Ihr Gesicht war ganz bleich als sie das sagte.
Warum?, fragte sich Severus. Sowohl Harry als die das Weasley-Mädchen waren Reinblüter. Es gab keinen Grund sie zu entführen! Etwas ging hier vor sich, was sie einfach nicht verstanden.
„Ich möchte, dass wir in Anbetracht der Lage Ruhe bewahren.“, sagte Albus.
Severus schüttelte vehement den Kopf. Ruhe bewahren? Nein, Albus! Dieses Mal nicht! Ohne ein Wort stürmte er aus dem Büro und rannte einmal mehr hinunter in die Kerker. In seinem Büro legte Severus seine Robe ab und tigerte im Zimmer auf und ab. Irgendetwas übersahen sie! Wo war die Verbindung zu Weasley? Die Verbindung zu Harry war ihm klar, aber das Mädchen? Weshalb? Und verdammt nochmal, wie sollten sie sie finden? Die Kammer des Schreckens, wo befand sie sich?
Die Tür hinter ihm ging. Severus wandte sich um und erblickte Draco. Er hatte sich offenbar umgezogen und trug Hose und Pullover.
„Warum bist du nicht in deinem Gemeinschaftsraum?“, fragte Severus.
„Weil ich eine Idee habe, wo die Kammer des Schreckens sein könnte.“, antwortete sein Patensohn.
„Was?“, machte Severus verblüfft.
„Das ist mir gerade durch den Kopf gegangen. Das Mädchenklo im zweiten Stock! Ich meine, dort fand man die meisten Opfer und das Buch und Myrthe ...“
„Stop! Nicht so schnell, warum Myrthe?“, wollte Severus wissen.
„Sie ist tot, oder? Was ist wenn sie nie den Ort verlassen hat an dem gestorben ist! Sie behauptet ja immer es sei IHR Klo!“, entgegnete Draco.
Mit einem Mal fiel Severus ein, was Albus ihnen gesagt hatte. Das Opfer damals, als die Kammer vor fünfzig Jahren geöffnet wurde, war die Maulende Myrthe. Natürlich!
„Komm! Wir haben keine Zeit zu verlieren!“, sagte Severus und rannte mit Draco im Schlepptau hoch in den Zweiten Stock. Sie betraten das Klo.
„Argh!“, kreischte die wohlbekannte Stimme eines Geistes. „Warum hat man hier denn nicht einmal fünf Minuten Ruhe!?“
„Myrthe, wir müssen mit dir reden!“, sagte Severus laut und sah sich um. Wo versteckte sie sich?
„Warum sollte ich? Ständig trampeln irgendwelche Leute durch MEIN Klo und wollen MIR erzählen, was ich zu tun und zu lassen habe!“
„Wir wollen dich etwas fragen.“, entgegnete Draco.
Myrthe steckte den Kopf aus einer der Klokabinen.
„Mich etwas fragen?“, sagte sie interessiert.
„Ja.“, antwortete Draco. „Wie bist du gestorben?“
„Hmpf! Ich habe mich hier in dieser Kabine versteckt. Wie immer wenn die blöden Jungs mich wegen meiner Brille hänselten. Etwas klopfte und ich dachte es sei ein Junge, also habe ich die Tür aufgerissen, um ihn zu sagen dass er sich verpissen soll!“
„Und dann?“, fragte Draco weiter.
„War ich auch schon tot.“
„Einfach so?“, entgegnete Draco.
„Das einzige woran ich mich noch erinnern kann waren zwei große, gelbe Augen und zwar genau dort!“, sagte Myrthe und deutete auf die Waschbecken.
Severus ging hin. Ihm fiel auf, dass an einem der Hähne eine Art Schlangenornament zu sehen war. Er drehte ihn auf. Es kam kein Wasser. War er das? Der Eingang zur Kammer des Schreckens? Auf einem Mädchenklo? Oh, Salazar, wie öde! Irgendwie hatte Severus etwas mehr von dem alten Meister erwartet.
Er richtete den Zauberstab auf das Waschbecken.
„Revelare Secretum”, sagte Severus und zu seiner eigenen Überraschung hörten sie etwas, das klang wie das Rattern von Zahnrädern. Eine Sekunde später sank die gesamte Waschbeckenreihe nach unten und offenbarte einen großen, röhrenartigen Gang.
“Okay, Draco, du bleibst hier.”, sagte Severus.
“Nein!”, entgegnete der laut. “Das letzte Mal habe ich die Füße still gehalten, während mein Freund entführt und was weiß ich mit ihm angestellt wurde! Dieses Mal wirst du mich nicht los!”
“Es wird gefährlich!”, erwiderte Severus.
“Ist mir egal!”, rief Draco sichtlich aufgebracht. “Ich gehe mit, verstanden?!”
“Na schön.”, sagte Severus. Er wusste, dass er das bereuen würde, doch er wollte sich nicht ewig mit Draco streiten und dabei Zeit verlieren. “Bleib aber dicht hinter mir.”
Severus kletterte in die Röhre und leuchtete mit dem Zauberstab hinein. Es war stockdunkel. Er nahm den Zauberstab zwischen die Zähne und rutschte weiter. Auf einmal schien der Boden nachzugeben. Er rutschte eine Art Bahn hinunter. Wäre es nicht so dunkel und kalt gewesen hätte es vielleicht als Jux durchgehen können. So merkte er jedoch erst, dass die Rutschpartie zu ende war als er in einen stinkenden Tümpel plumpste. Alte Knochen schwammen an der Oberfläche. Unweit hinter sich hörte er Draco, der gleich darauf ebenfalls in die Kloake fiel. Er tauchte auf und hielt einen halben Schädel in der Hand, den er sogleich unter einem erschrockenen Schrei fortschleuderte. Severus half ihn auf und sie sahen sich um. Sie befanden sich in einer großen Höhle.
„Sieh dir das nur an!“, sagte Draco und deutete auf etwas, dass aussah wie eine Schlangenhaut. Nur war diese Schlange mindestens fünfzig Meter lang und hatte einen Durchmesser von nochmal gut weiteren fünf.
„Ein Basilisk.“, stellte Severus fest. „Gut, bevor wir weitergehen muss ich mich darauf verlassen können, dass du alles tust, was ich dir sage. Hast du das verstanden, Draco?“
Draco nickte.
„Sag es!“, forderte Severus ihn auf.
„Ich habe verstanden.“, antwortete Draco.
„Für den Fall, dass der Basilisk nicht gerade schläft, sein Blick ist tödlich. Du darfst ihm auf keinen Fall direkt in die Augen sehen!“, sagte Severus. Er würde diesen Rat ebenso beherzigen.
Zusammen mit Draco stieß er in die Höhle vor. Irgendwann begann ein ausgemauerter Gang, der von Schlangenstatuen geziert wurde. Weiter vorn war ein gewaltiges Bildnis von Salazar Slytherin zu sehen. Und vor diesem lagen zwei reglose Körper. Severus rannte auf sie zu. Es waren Ginny Weasley und Harry. Severus ertastete ihren Puls. Sie lebten. Das Mädchen war jedoch deutlich schwächer. Während er das tat fiel Severus auf, dass sie mit der einen Hand das Tagebuch Tom Riddles umklammert hielt. Konnte das ehrlich sein? Hatte sie die Kammer geöffnet? Nein, das ergab keinen Sinn. Wie hätte eine Erstklässlerin das bewerkstelligen sollen?
„Willkommen“, sagte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Severus fuhr mit dem Zauberstab in der Hand herum. Vor ihm stand ein junger Mann mit zur Seite gekämmten, schwarzen Haaren. Er trug eine Uniform des Hauses Slytherin, doch etwas stimmte nicht. Sie war deutlich altmodischer als es heutzutage üblich war.
„Wie gefällt euch das, was ich hier vorbereitet habe?“, fragte der Mann.
Severus stutzte. Er erkannte ihn zwar nicht, doch der Blick in seinen Augen löste ein furchtbares Deja Vu in ihm aus.
„Wer bist du?“, fragte Severus.
„Ein alter Bekannter, würde Dumbledore wohl sagen.“
Dann fiel es Severus wie Schuppen von den Augen.
„Tom Riddle.“, schloss er.
„Ganz richtig.“
„Wie ist das möglich?“, fragte Severus.
„Ich bin mir sicher, du bist voller Fragen, Severus Snape. Dabei bin ich schon etwas enttäuscht, dass weder du noch Dumbledore auf mich gekommen seid. Es war durchaus amüsant zu sehen wie ihr im Dunkeln tappt und ratet und ratet.“, sagte Tom Riddle.
„Na schön, dann erkläre es.“, entgegnete Severus. „Wo ist die Verbindung zwischen dir, ihnen ...“ Er deutete auf Harry und das Mädchen. „... und der Kammer.“
„Das du das fragst! Dabei hattest du die Antwort auf all die Fragen doch in der Hand.“, antwortete Riddle und deutete auf das Buch. „Mein Tagebuch. Darin hat mein früheres Ich, so schlau wie es war, einen Teil von sich selbst eingeschlossen. Allerdings war meine Kommunikation stets etwas beschränkt, wie ich zugeben muss. Dann jedoch, geschah etwas völlig Unvorhergesehenes. Die arme Ginny Weasley bekam mich in die Hand und naiv wie sie war vertraute sie mir all ihre Geheimnisse an. Endlich hatte sie jemanden, der ihr zuhörte und dem sie ihr Leid klagen konnte. Es war herzallerliebst. Dabei bemerkte sie nicht, dass je mehr sie mir anvertraute desto größer wurde meine Kontrolle über sie. Richtig, ich ließ das Mädchen die Kammer öffnen und das Monster frei. Sie sollte das vollenden, was ich einst nicht tun konnte, weil Dumbledore mich verdächtigte. Dieser Narr! Allerdings, und das gebe ich offen zu, langweilte mich das Mädchen irgendwann. Schließlich hatte ich jemand viel Interessanteren entdeckt.“, erklärte Riddle und hockte sich neben Harry. „Was waren schon die kleinlichen Sorgen einer Elfjährigen gegen das allumfassende Leid eines Harry Potter? Der Junge war sich nicht im Klaren darüber, dass er eine geistige Verbindung zu mir besitzt. Seine Narbe. Ich brauchte ihn nur anzapfen. Seine Lebenskraft und die des Mädchens verhalfen mir zu so viel. Und ich hätte es genossen zu sehen wie er langsam dem Wahnsinn verfällt, während ich wieder über die Erde wandle, doch dann hat die gute Ginny alles verdorben! Sie hat mein Buch genommen und wollte es im Klo herunter spülen. Doch ich war schon zu lange in ihrem Kopf. Also schickte ich sie mein Eigentum wiederzuholen.“
„Du bist nichts weiter als ein Geist.“, antwortete Severus auf diesen scheinbar endlosen Monolog. „Ich habe dich schon einmal vernichtet und ich werde es wieder tun. Wieder und wieder bis du verschwindest!“
Severus spürte den Zorn in sich. Ein Stück von Voldemort, dass in ein Buch gesperrt war und sie alle in den Wahnsinn treiben wollte? Das hätte ihm so gepasst!
„Du glaubst, du kannst es mit dem Erben von Slytherin aufnehmen?“, fragte Riddle.
„Nur jemand wie du hätte sich selbst so einen protzigen Titel verpasst.“, entgegnete Severus kühl.
Riddle verzog wütend das Gesicht. Er drehte sich zu dem großen, steinernen Ebenbild Slytherins um und streckte seine Hand aus. In der zischelnden Sprache des Parsel sagte er etwas. Es klang fast wie eine Beschwörung. Der Mund Slytherins öffnete sich und daraus hervor kam eine wahrlich gigantische Schlange geglitten. Der Basilisk.
Severus packte Draco, der die ganze Zeit hinter ihm gestanden hatte, am Arm und rannte los. Sie hörte das Zischeln der Kreatur genau hinter sich. Severus bog ein eine quer verlaufende Röhre ein und drückte sich und Draco gegen die Wand. Der Basilisk glitt an ihnen vorbei. Severus bedeutete seinem Patensohn leise zu sein. Er stieg aus der Röhre und war nun direkt hinter der Schlange. Severus hob den Zauberstab und schoss einen Schockzauber auf sie ab. Er wusste, dass dieser an der dicken Haut des Basilisken keinen Schaden anrichtete. Die Schlange wandte sich jedoch um und verfolgte ihn. Lieber sollte das Vieh hinter ihm her sein als hinter Draco. Severus rannte in die entgegengesetzte Richtung.
Riddle stand noch immer vor der Statue und beobachtete das Schauspiel mit amüsierter Mime. Severus rannte zu ihm zurück. Der Basilisk schnellte auf ihn zu. Severus wisch im letzten Augenblick seinem Maul aus. Zu seiner Verwunderung stellte er fest, dass der Hieb der Kreatur Riddle noch nicht einmal erschüttert hatte. Seine körperliche Form musste noch keine Vollendung gefunden haben. Das hieß, wenn er diese dämliche Schlange los wurde, dann bliebe ihm vielleicht noch Zeit Harry und Ginny zu retten.
Plötzlich hörte Severus etwas von dem er zunächst dachte es sei unmöglich. Der traurige Gesang eines Phönix. Mit der melancholischen Melodie, die von den Steinwänden widerhallte sah er auch den feuerroten Vogel an sich vorbei schießen. Er trug eine Art Bündel in seinen Krallen und ließ es vor Severus' Füße fallen. Anschließend stürzte sich der Phönix auf den Basilisken. Die Kreatur fauchte und versuchte den Vogel, der ihr Gesicht beharkte fort zu schleudern. Dieser jedoch hackte in die großen, gelben Augen des Basilisken. Blut strömte über das Gesicht der Schlange.
„Nein!“, rief Riddle außer sich.
Severus packte das Bündel vor seinen Füßen und entrollte es. Es war der Sprechende Hut. Mit einem Mal verstand er, was zu tun war. Dumbledore hatte ihn weder Fawkes noch den Hut umsonst geschickt. Severus griff in das Innere des alten Lederhuts und spürte darin den Griff eines Schwertes. Er zog es heraus und erblickte die Klinge, die Godric Gryffindor einst gehalten hatte. Das sie sich nun ausgerechnet dem Hauslehrer von Slytherin offenbarte musste ein gutes Zeichen sein, oder nicht?
Severus stürmte mit dem Schwert in der Hand auf den geblendeten Basilisken zu. Er schlug ihm die Klinge von unten in den massigen Kopf. Die Kreatur schrie auf und versuchte im Todeskampf nach ihm zu schnappen. Severus wich ihren giftigen Zähnen aus und zog das Schwert aus ihrem Kiefer. Mit einem weiteren Hieb versenkte er die Klinge erneut im Hals des Monsters. Ein weiterer Hieb und dann noch einmal. Wieder und wieder Schlug er auf den Kopf des Basilisken ein bis dieser schließlich mit heraushängender Zunge zusammenbrach und regungslos liegen blieb.
„Und nun zu dir!“, sagte Severus und richtete das Schwert auf Riddle.
„Schön, du hast Monster erlegt, aber du wirst sie dennoch nicht retten können!“, erwiderte Riddle und in seinen Augen spiegelte sich der altbekannte Wahnsinn.
„Das werden wir ja sehen!“, antwortete Severus. Er beugte sich zu Ginny Weasley herunter und nahm ihr das Buch aus den Händen.
„Was tust du da?“, fragte Riddle nervös.
„Etwas, dass ich hätte schon längst tun sollen!“, erwiderte Severus. Er warf das Buch auf den Boden und holte mit dem Schwert aus.
„Nein!“, rief Riddle, doch zu spät. Die Klinge durchdrang das Buch und dicke, schwarze Tinte strömte aus seinem Inneren. In einem hellen Blitz verschwand Tom Riddles Geist. Einzig sein langgezogener Schrei hallte noch von den Wänden wider.
Severus beugte sich zu Harry hinunter. Hinter sich hörte er die schnellen Schritte von Draco.
„Das war ja … völlig unglaublich!“, sagte er völlig aus der Puste.
„Hier, hilf mir sie zu tragen ...“, begann Severus, doch er kam nicht mehr dazu den Satz zu beenden. Eine Erschütterung erfasste die Kammer. Steinbrocken fielen zu Boden.
Severus und warf Harry und Ginny über seine Schultern. Mit gleich zwei Schülern bepackt war es ihm kaum möglich zu rennen. Dann jedoch hörte er über das Grollen der einstürzenden Höhle hinweg den Schrei von Fawkes. Der Vogel packte Severus mit seinen Krallen an der Schulter und zog ihn hinter sich her. Severus streckte die Hand nach Draco aus. Der ergriff sie und Fawkes tat etwas, was völlig unmöglich schien. Er trug sie alle vier in die Lüfte und hinaus aus der Kammer, hoch in das Mädchenklo. Eine dicke Staubwolke folgte ihnen als der Phönix sie auf den Fliesen der Toilette fallen ließ und in einem großen Feuerball verschwand.
„Wahnsinn!“, sagte Draco nach einer Weile. „Das glaubt uns ja keiner!“
Severus schüttelte sich den Staub ab. Anschließend brachte er die drei hoch in den Krankenflügel. Draco hatte zwar augenscheinlich nichts abbekommen, doch sicher war sicher.