Sechs Monate später
Das letzte halbe Jahr war das aufregendste meines Lebens. Fast jede Woche rief mich George zu sich. Jedes Mal hatte er eine neue Überraschung für mich bereit. Mein Leben hatte sich dadurch von Grund auf geändert. Letzten Monat hatte ich sogar meine Wohnung gekündigt und war ganz bei George eingezogen. Ich fand, dieser Schritt war nötig, alleine um George zu beweisen, wie sehr ich mich an ihn anpassen kann.
Sue wurde während dieser Zeit eine wirklich gute Freundin für mich. Sie half mir oft, die Hürden zu überwinden, die mir mein Gewissen stellte.
Doch auch George war sehr zuvorkommend zu mir. Eigentlich hatte ich es mir schwerer vorgestellt, mich in das Sklavenleben zu gewöhnen, nur noch das zu tun, was mir befohlen wurde. Wenn ich jetzt jedoch zurückblicke, war dies längst nicht so schwer, wie ich ursprünglich annahm.
Morgen sollte es nun endlich soweit sein. Ich würde den Treueschwur leisten, der mich vollends an George binden würde. George erklärte mir nur, dass der Tag für mich sehr aufregend werden würde. Mehr verriet er mir leider nicht. Ich solle einfach nur auf mein Innerstes hören und das befolgen, was an diesem Tag von mir verlangt werden würde.
Sue hatte von ihm die Auftrag bekommen, mich darauf vorzubereiten und mir dabei das auf mich zukommende Ritual zu erklären. Deshalb sollte sie die Nacht in meinem karg eingerichteten Zimmer verbringen. Auch am Nachmittag hatte sie von George frei bekommen, damit sie sich ausschließlich um mich kümmern konnte. Er steckte ihr noch Geld zu, damit wir uns noch ein neues Outfit kaufen konnten.
So gingen Sue und ich am Nachmittag in die Stadt, wo sie vor einiger Zeit einen Fetisch-Laden entdeckt hatte. Dort suchte sie mir eine knappe Korsage und einen dazu passenden im Schritt offenen Slip aus. Hochhackige Schuhe konnten wir dort auch kaufen. Allerdings waren die weniger zum Laufen geeignet, eher zur Ansicht für meinen Meister. So musste ich halt vorher noch üben, in diesen sehr extravaganten High-Heels, mit den knapp fünfzehn Zentimeter hohen Absätzen, zu laufen.
Die Vorbereitungen für den nächsten Tag begannen schon am Abend. Sue ließ mir ein Bad ein, dem sie eine ölige, gut duftende Flüssigkeit zugab.
Wohlig entspannt lag ich in dem heißen Wasser und ließ meine Gedanken etwas bedrückt schweifen. Ich dachte darüber nach, wie das Ritual morgen wohl vonstatten gehen würde. Ich konnte es mir nicht vorstellen.
„Was geschieht morgen, wenn ich meinen Treueeid abgegeben habe“, fragte ich Sue, die auf einem Hocker neben der Badewanne saß.
„Ach, es ist eigentlich nichts besonderes. Nicht sehr anders als bei deiner Feuertaufe, nur dass du mit einem von Georges Freunden schlafen musst. Das allerdings vor vielen Zuschauern“, erklärte sie mir.
„Wie? Zuschauer? Wie viele werden es sein?“, fuhr ich außer mir hoch. „Wer bestimmt, wer es sein wird, mit dem ich … na du weißt schon“, fragte ich ein wenig ängstlich.
„Ich denke, George wird so fünfzig Leute eingeladen haben, die dem Ritual als Zeugen beiwohnen werden. So was kommt ja nicht alle Tage vor, dass eine Sklavin sich freiwillig dem Treueeid unterwirft“, erklärte sie mir weiter. „Wer allerdings mit dir zugange sein wird, entscheidet das Los.“
Geschockt sah ich sie an. Es war für mich unmöglich, mich einem Mann vor etwa fünfzig Leuten hinzugeben. Doch daran würde wohl kein Weg vorbeiführen, wenn ich auch offiziell in der Szene die Sklavin von George sein wollte. Doch in meinen innersten Gedanken hatte ich einen Plan, wie ich George dazu bringen könnte, mir den Kandidaten selbst auszusuchen. Ich dachte mir, besser ich tue es freiwillig als dazu gezwungen zu werden, mit einen ungeliebten Mann vorlieb nehmen zu müssen, womöglich einem, den ich gar nicht kannte.
„Musstest du das auch tun?“, wollte ich von Sue wissen. Ängstlich erwartete ich ihre Antwort.
„Ja, es blieb mir nichts anderes übrig“, meinte Sue. „Doch ich hatte es nicht so gut wie du, dass ich eine erfahrene Sklavin an meiner Seite hatte, die mir helfen konnte.“
„Wie war denn deine Lehrerin?“, fragte ich sie.
Sue überlegte einige Zeit, ehe sie mir antwortete.
„Na ja. Sie war eher eine Hexe. Sie konnte es nicht verstehen, dass George neben ihr noch eine zweite Sklavin halten wollte und machte mir, wo es nur ging, das Leben schwer.“
„Das ist böser Mist“, sagte ich mitfühlend zu Sue.
„War es auch. Aber ich habe selbst das überstanden und George entschied sich zu guter Letzt für mich. Die andere hat er an einen Freund weitergegeben.“
Als Sue das erzählte, lächelte sie.
„Wer war denn der Freund?“, fragte ich neugierig weiter.
„Henry“, kam es kurz von Sue.
„Ach, der fiese Henry“, antwortete ich irgendwie schadenfroh. „Ich hoffe, dieser Henry hat sie sich gut erzogen.“
In dem Moment, wo wir über Henry sprachen, kam mir der Gedanke, ihn als Kandidat auszuwählen. So konnte ich George zeigen, dass ich mich auch mit unsympathischen Menschen arrangieren kann.
„Auch er hielt es nicht lange mit ihr aus“, meinte Sue. „Ich hörte, er gab sie einige Monate, nachdem er sie von George übernahm, schon an einen anderen, sehr strengen Dom weiter.“
Sue gestattete es mir, noch einige Zeit in der Badewanne zu bleiben. Sie bestand jedoch darauf, mir jedes noch so kleine Härchen am Körper zu entfernen. Vor allem im Schambereich gab sie sich besonders viel Mühe, da auch wirklich alles radikal zu beseitigen. Sogar meine Augenbrauen zupfte sie noch zurecht.
Nach dem Bad wurde ich von ihr sorgfältig eingecremt. Bald darauf glänzte meine Haut seidig. Am Morgen würde sie mich nochmals eincremen, meinte sie zu mir.
Spät am Abend kam ich endlich ins Bett. Sue und ich beschlossen, gemeinsam in meinem Bett zu schlafen. Sie schien zu bemerken, dass mich die Aufregung um den nächsten Tag nicht schlafen lassen würde. So lagen wir nebeneinander auf meiner breiten Liegestatt. Die große Decke über uns gezogen plauderten wir noch angeregt miteinander.
Wie Sue ahnte, konnte ich wirklich lange nicht einschlafen. So kuschelte sie sich eng an mich und gab mir so wenigsten etwas von Geborgenheit, die ich jetzt unbedingt brauchte. Am liebsten hätte ich zwar George bei mir gehabt, denn mich quälten außerdem noch gewisse andere Gelüste, die meinen Körper zum Kribbeln brachten. Sue wollte mir Erleichterung schaffen, jedoch wies ich sie zurück. Eine Frau hätte mir jetzt nicht das geben können, was ich unbedingt benötigte.
Sie verstand das sogar. Ging es ihr vor ihrem Ritual auch so?
Irgendwann tief in der Nacht schlummerte ich dann doch ein, während Sue schon längst den Schlaf der Gerechten schlief.
***
Am nächsten Morgen schien schon die Sonne durch das Fenster, als George in mein Zimmer trat, um uns zu wecken.
„Aufwachen, ihr Schlafmützen“, rief er laut von der Tür her, worauf wir beide erschrocken hochfuhren und aus dem Bett hüpften, um uns vor unserem Herrn zu verbeugen und ihn zu begrüßen.
„Ihr habt wohl lange geplaudert“, lachte er uns zu. „Nun aber schnell, das Ritual muss noch vorbereitet werden. Sue kümmert sich darum“, sagte er zu meiner Freundin. Zu mir gewandt, vor allem auf meinen Unterleib blickend, meinte er: „Um dich wird sich jemand anders kümmern. Wie ich sehe, hat Sue gestern schon ganze Arbeit geleistet.“
„Ja, Herr“, erwiderten Sue und ich einstimmig.
George verließ den Raum. Sue und ich beeilten uns, alles vorzubereiten. Meine Aufregung wuchs und wuchs. Ich war kaum mehr zu bremsen.
„Ich muss jetzt gehen“, verkündete mir Sue nur zu bald. „Es wird gleich jemand kommen und dir helfen.“ Dann verließ auch sie mich.
Unschlüssig stand ich in meinem Zimmer herum und wusste nicht, was ich tun sollte. So beschloss ich, meine Kleidung für das Ritual bereitzulegen. Kaum hatte ich dies getan, klopfte es. Auf mein Herein öffnete sich die Tür und eine mir fremde Frau erschien im Türrahmen.
„Du bist Angelina?“, fragte sie mich, als ob das nicht klar war. „Ich bin Mary, die Sklavin von Tom. George bat ihn darum, dir zu helfen wo es notwendig ist.“
„Hallo Mary, schön dich kennenzulernen“, erwiderte ich und trat auf sie zu. „Ja, ich bin Angelina.“
„Du leistest heute deinen Treueschwur?“, fragte Mary. „Hut ab vor dir, nach so kurzer Zeit, in der du bei George bist, das schon zu tun. Ich habe sehr viel länger gebraucht, mich dazu bewegen zu lassen.“
„Ich habe halt das gefunden, nach dem ich schon so lange gesucht habe“, sagte ich zu Mary. „George ist wirklich ein sehr zuvorkommender Herr.“ Ich beugte mich ein wenig zu Mary. „Dein Herr Tom ist hoffentlich auch so“, fragte ich ein wenig indiskret.
„Ich kann nicht klagen. Er ist auf jeden Fall besser als dieser Henry, der immer und überall mit dabei sein muss und am liebsten auch immer alles haben will, was andere ebenfalls wollen.“
Ich bemerkte, auch Mary schien Henry nicht gerade zu mögen. Doch lieber hielt ich mit meiner Meinung über ihn hinter dem Berg. Kannte ich doch Mary noch nicht, um ihr solche intimen Details zu erzählen. Warum sie es allerdings tat, konnte ich mir nicht vorstellen. Vielleicht war sie aufgefordert worden, mich auszuhorchen.
„Wir müssen beginnen“, drängte mich nun Mary und schaute sich in meinem Zimmer um. „Wo sind deine Toilettenartikel? Ich muss deinen Schambereich noch rasieren.“
„Das haben wir gestern Abend schon getan“, erklärte ich ihr. „Ich muss nur noch einmal duschen. Meine Haare müssten danach allerdings noch gestylt werden und ich brauche noch ein Make up. Ach ja, die Bodylotion muss auch noch einmal aufgetragen werden.“
„Dann mal los“, bestimmte Mary ein wenig herrisch. Doch sie half mir mit geübten Händen, mich für das Ritual vorzubereiten. Nach gut einer Stunde waren wir schon fertig damit.
Gerade hatte Mary den letzten Pinselstrich an meinem Make up getan, kam auch schon George herein. Er besah sich Marys Werk. Dann nickte er zufrieden.
„Wenn ihr fertig seid, geht in die Küche und nehmt dort euer Frühstück ein“, sagte er zu uns. „Gegen Mittag werden die ersten Gäste ankommen, die du, Angelina gebührend begrüßen wirst.“
„Ja, mein Herr“, erwiderte ich, den Blick dabei gesenkt.
Die Zeit, bis die ersten Gäste ankamen, verging viel zu schnell. Nach dem Frühstück hatte ich den kleinen Saal, den Sue für das Ritual vorbereitet hatte, kurz angeschaut. Erstaunt besah ich die edle Einrichtung. Ein wenig Angst machte sich nun doch in mir breit, als ich eine Art Pranger sah, der dort aufgestellt worden war. Ich wusste von Sue, dass dies mein Platz sein würde, wenn ich den Treueeid geschworen hatte und danach dort von einem Mann vor aller Augen genommen werden würde. Vor Aufregung begann mein Magen zu grummeln. Doch ich riss mich zusammen. Wusste ich, das würde meine vorerst letzte Herausforderung sein, mich zu beweisen.
Die ersten Gäste kamen an, die ich höflich in den Saal führte und ihnen ihre Plätze zuwies. Nach und nach wurde es immer voller, bis alle bereitgestellten Stühle besetzt waren.
George kam nun zu mir und befahl mir, nach draußen zu gehen und dort zu warten, bis er mich rufen ließ.
Vom Flur aus hörte ich nichts genaues, was im Saal vor sich ging. Ich hörte nur das Gemurmel einiger Männer.
Endlich ließ mich George in den Saal rufen. Es war Sue, die heraus kam und mich holte. Sie hielt mich beruhigend an der Hand. „Tu einfach, was man von dir verlangt und denke nicht nach“, riet sie mir leise. Sie drückte nochmals meine Hand und ließ mich dann
inmitten der vielen unbekannten Menschen stehen, die mich interessiert anschauten. Ich kam mir vor wie ein Tier im Zoo. Doch ich wusste, nur noch dies musste ich über mich ergehen lassen, dann wäre ich ganz und gar Georges Eigentum.
„Meine lieben Freunde“, hörte ich dessen Stimme hinter mir. „Darf ich euch meine neue Sklavin vorstellen. Sie wird mir heute den Treueeid schwören und eine letzte Prüfung bestehen. Danach wird sie vollends in unsere Reihen aufgenommen sein.“
Alle klatschten in die Hände und anerkennendes Murmeln war dabei zu hören.
„Angelina, bist du bereit?“, wurde ich gefragt.
„Ja, Herr“, erwiderte ich, dabei wieder in Demut den Blick gesenkt.
„Dann komm her und knie dich am Altar nieder um zu schwören.“
Ich ging mit erhobenen Haupt zum Altar, den George eben enthüllt hatte. Dort kniete ich mich nieder und hob die Hand zum Schwur.
„Sprich mir nach“, wurde mir von George befohlen.
„Ich schwöre meinem Herrn und Gebieter so lange mit allem, was mir möglich ist, zu dienen, ihm zu Gefallen zu sein und ihm stets alle Wünsche zu erfüllen“, sprach George mir vor.
Mit erhobener Hand sprach ich seine Worte nach.
„Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, meinem Herrn und Gebieter untertan zu sein.“
Ich wiederholte laut und deutlich seine Worte.
„Nun antworte mir noch auf eine Frage: Bist du gewillt, all dies aus freiem Willen zu tun?“
„Ja, mein Herr und Gebieter, ich will es aus freien Willen tun“, antwortete ich so laut, dass es alle im Saal sicher hören konnten.
„Bist du aus freiem Willen bereit, dich einer letzten Prüfung zu unterziehen?“, kam die nächste Frage von George.
„Ja, mein Herr und Gebieter, das will ich“, ertönte nun meine Stimme laut und deutlich.
Daraufhin erscholl wieder lautes Klatschen von allen Anwesenden, die mir dadurch ihren Respekt zollten.
So sehr ich auf mich stolz war, nun auch diesen Schritt gewagt zu haben, eine letzte Prüfung stand mir noch bevor, ehe ich vollends im Kreis aufgenommen sein würde.
Dafür hatte ich mir letzte Nacht nach dem Gespräch mit Sue etwas ausgedacht, das George sehr in Erstaunen versetzen würde. Doch ob er mir meinen Wunsch gewährt, das stand noch in den Sternen.