„Guten Morgen Dennis! Aufstehen!" jemand leckte mir über das Gesicht und forderte mich dazu auf, mich aus dem Himmel zu erheben. „Noch fünf... BÄH!" ich schlug den Kopf weg und richtete mich so plötzlich in meinem Bett auf, dass ich mir den Kopf am Gestell anschlug. Nein, jetzt tat mir der Kopf noch weher als gestern!
Nur langsam gewöhnten sich meine Augen an die Helligkeit und ich sah Ethan im Türrahmen stehen und hämisch grinsen. Neben ihm auf dem Boden saß eine kleine Ratte, die man im normalen Sprachgebrauch wohl als Hund bezeichnete. Na ganz toll! Dessen Zunge hatte ich also gerade in meinem Mund gehabt? Ekelhaft!
„Guten Morgen auch an dich und deinen blöden Köter!" schimpfte ich und stand aus dem Bett auf, bis ich mich daran erinnerte, dass ich nur eine Unterhose trug und mir meine Bettdecke schnappte, um sie irgendwie um meinen Körper zu wickeln. Dabei kam ich aus Versehen mit meinem Handrücken gegen mein Gesicht und merkte, dass mir der Hundesabber beinahe heruntertropfte.
„Was? Wie lange stehst du denn schon da, und wie lange schleckt mich dieses blöde Vieh schon ab?" verlangte ich eine Erklärung von ihm und er grinste nur weiter vor sich hin. „Ungefähr fünfzehn Minuten. Aber den Hund hab ich erst vor sieben geholt. Er mag dich!" er zwinkerte mir zu und riss mir die Bettdecke aus der Hand.
Bevor ich mir aber wieder etwas neues schnappen konnte, um meinen Körper zu verdecken, drehte er sich um und hielt sich die Augen zu. „Ist schon gut, ich kuck nicht, wenn du das nicht willst!" versprach er und ich zog so schnell meine Hose an, wie ich nur irgendwie konnte.
Erst als ich mir mein T-Shirt vom Boden nehmen wollte bemerkte ich, dass Ethan mir schon die ganze Zeit beim umziehen zusah. „Du hast versprochen du schaust nicht!" warf ich ihm vor und zog schnell mein T-Shirt von gestern über. „Naja, wie könnte ich diesem wunderschönen Körper widerstehen!" er zwinkerte mir zu und drehte sich dann wieder um, um aus dem Raum zu verschwinden.
„Wir zeigen heute allen die Pferde und warten nur noch auf dich!" rief er mir noch zu, als er schon den Gang hinablief. „Scheiße!" murmelte ich zu mir und ließ mich auf mein Bett fallen. Warum war ich so blöd zu ihm? Ich wollte, dass er mich mochte!
Tatsächlich warteten unten im Hof schon alle auf mich. „Gut, da du jetzt auch endlich da bist, können wir ja damit anfangen, alle herumzuführen. Machen wir zwei Gruppen, die erste geht mit mir, die zweite mit Sam. Ich teile euch auf. Mit Sam geht ihr," er zeigte im Kreis herum auf meine ganze Familie. „Und der hübsche Teil der Familie geht dann wohl mit dir?" fragte ich und er lachte. „Genau so ist es!"
Ethan schlenderte entspannt vor mir her. Er trug einen Cowboyhut und passende Stiefel, dazu eine Jeans und ein Hemd, das die ersten beiden Knöpfe offen hatte. Wer hatte ihn nur so schwul angezogen? „Mir gefällt deine Hose. Wo hast du die her? Vielleicht hat Ennis sie dir geschenkt, nachdem Jack sie ja nicht mehr braucht?" Mutmaste ich und er drehte sich grinsend um.
„Was meinst du damit?" er musterte mich von oben nach unten. „Damit meine ich, dass du aussiehst wie ein schwuler Cowboy!" erklärte ich und in diesem Moment sah ich den Typen von gestern wieder an mir vorbeilaufen. „Oh wow, es tut mir leid!". Es tat mir wirklich leid. Der Typ sah ja noch viel schlimmer aus!
Auch Ethan hatte sich nach dem Mann umgedreht. „Du meinst Rufus? Ich glaube ja, er ist scharf auf Sam, aber er will es nicht zugeben." er zwinkerte mir zu und ich musste lachen. „Was würde ihm denn passieren, wenn es so wäre?" fragte ich nach. „Ich würde ihm die Eier mit Sekundenkleber an die Oberschenkel kleben, während er schläft." weihte er mich in seinen Plan ein.
„Oh, dann hoffe ich für mich, dass er mit deinem Bruder schläft, das will ich sehen!" ich musste lachen und er stimmte mit ein. „Wenn du willst, können wir es auch machen wenn wir uns noch nicht sicher sind!" versprach er. „Wer sagt das ich der helfe, ich will sehen, wie er dann geht. Bestimmt nicht recht verschieden, wenn man vorher und nachher vergleicht." witzelte ich.
Es war wirklich interessant das alles zu sehen. Ethan konnte so viele Dinge! Zwar hatte ich keine Ahnung, was er mir überhaupt gezeigt hatte, aber er sah gut dabei aus, und das war das wichtigste! Komischerweise waren wir viel später wieder dort, wo wir angefangen hatten, als die anderen.
Und deshalb warteten dort schon Limonaden und Kuchen auf uns. „Was habt ihr den getrieben?" Selina sah uns mit hochgezogener Augenbraue an. „Besser fragst du, wo sie es getrieben haben!" Sam zwinkerte ihr zu und sie fing an zu lachen. „Dein kleiner Bruder ist Gold wert Ethan!"
„Ja, du ist toll!" Rufus grinste Samuel an und dieser zwinkerte ihm provokant zu. „Das weiß ich doch!". Man sah Ethan wirklich an, dass er Rufus nicht leiden konnte, und ich hörte auch ein leises Knurren aus seinem Mund kommen. „Soll ich dir später zeigen wie gut ich schon reiten kann?" schlug meine Schwester Ethan vor, welcher nur den Kopf schüttelte. „Ich schaue nie jemandem beim reiten zu." gab er zurück.
Wieder hob meine Schwester eine Augenbraue. Naja, sie ärgerte mich immer damit, dass sie es konnte und ich nicht. „Und beim Sex?". „Ich bin ein Genießer." antwortete er und ließ sich auf einen der Stühle fallen. „Könntet ihr aufhören über euer Sexleben zu reden? Ich finde das nicht gut!" schimpfte mein Vater.
„Nur weil du keines mehr hast!" neckte ich ihn und Ethan schaute überrascht auf. „Ach was? Sie sind schon über dreißig?" er zwinkerte meinem Vater zu, welcher nur den Kopf schüttelte. „Ja, bin ich und sowieso viel zu alt für dich!" er verschränkte die Arme vor der Brust. „Ach was, Ältere sind immer besser!" stimmte Selina zu. „Jetzt kapier ich auch, warum du mit deinem Mathelehrer geschlafen hast!" ich schlug mir gegen die Stirn und grinste sie dann hämisch an.
Plötzlich ein lauter Knall, meine Mutter war aufgestanden und hatte mit der flachen Hand auf den Tisch geschlagen. „Was fällt euch ein, hört endlich auf, darüber zu reden! Und du junger Mann! Sowas erzählt man nicht seinen Eltern, vor allem nicht wenn man von der eigenen Schwester spricht!" schrie sie mich an und ich ließ mich ebenfalls auf einen Stuhl sinken.
Warum rastete sie immer so aus? Ich machte doch nur einen Spaß und Glauben schenkte mir sowieso nie jemand! Auch wenn sie es wirklich mit dem Idioten getrieben hatte. „Hey, schau nicht so traurig, das macht dein Gesicht irgendwie fett!" neckte Ethan mich und ich musste wieder anfangen zu grinsen.
„Und? Was sagst du zu den Reitkünsten meines Bruders?" Sam stellte sich zu mir und ich musste lachen. „Ich hab zwar kein Beispiel, mit welchem ich ihn vergleichen könnte, aber es sieht so aus, als wüsste er genau, was er machen muss, damit das Pferd das tut, was er will." erzählte ich ihm. „Das weiß er. Er ist der einzige hier, der nicht nur Western reitet. Hat er von unserem Dad." er drehte den Kopf und sah nun ebenfalls seinem Bruder zu.
Als Ethan fertig war, sah er noch überhaupt nicht angestrengt aus, genauso wenig wie das Pferd. Es war ein schönes Tier, mit braunem Fell und schwarzer Mähne und Schweif. „Willst du Mal?" er schaute mich fragend an und ich schüttelte sofort energisch den Kopf. „Nein! Ich hasse diese Viecher! Sie machen mir Angst!" schimpfte ich und verschränkte trotzig die Arme vor der Brust. „Ach komm, nur raufsetzen! Ich lass sie auch nur Schritt gehen!" versprach er.
„Nein heißt nein! Schon garnicht wenn dein kleiner Bruder zusieht!" motzte ich ihn an und er schüttelte den Kopf. „Gut, dann geht Sam eben jetzt weg. Hau ab Kleiner." befahl er ihm und Sam tat, was sein großer Bruder sagte. Man, wenn Selina mal so gut auf mich hören würde, wäre das ein Traum! „So, und du kommst jetzt zu mir hier rein!" forderte Ethan mich auf und ich versuchte, über den Zaun zu klettern.
Nicht sehr erfolgreich, denn ich fiel mehr drüber und landete mit dem Rücken voran im Sand des Platzes. „Wow. Ja, ich glaube wir fangen lieber mit Schritt an." Ethan half mir auf und weil er die Zügel noch immer in der Hand hielt, stand das Biest jetzt direkt vor mir. „Bitte mach es weg!" ich klammerte mich an Ethans Arm.
„Lass mich los. Du kannst hinter mir vorbeigehen und dann von der Seite aus aufsteigen." riet er mir und ich tat wie mir geheißen, bis ich neben dem Pferd stand und keine Ahnung hatte, was ich tun sollte. „Komm her!" Ethan ging einen Schritt näher zu mir und zeigte auf den Steigbügel.
Ich wusste, dass es Steigbügel hieß, weil Selina es mir zehntausende Male erklärt hatte, als sie ihr kleines Hufeisen gemacht hatte. „Den einen Fuß da rein, Hände an den Sattel, hochstemmen und den anderen Fuß drüber!" wies er mich an und ich versuchte es so, wie er gesagt hatte. Aber ich blieb in der Luft hängen und war kurz davor, runterzufallen.
Zum Glück schnappte Ethan mich, drückte meinen Arsch nach oben und so saß ich dann doch etwas plötzlich auf dem Rücken des Tieres, welches von hier oben doch ziemlich groß wirkte. „Ich will wieder runter!" forderte ich und Ethan lachte. „Nein, das kannst du vergessen! Wenn du jetzt schon drauf bist, kannst du auch ein bisschen oben bleiben!" er lachte und gab mir die Zügel.
„Was soll ich den mit denen?" etwas irritiert nahm ich sie trotzdem, aber schon wurde ich geschimpft. „In jede Hand einen! Nicht beide in eine! Und wehe du ziehst zu fest daran, sie ist ein empfindliches Mädchen!" drohte er.
Während er noch redete, versuchte ich alle seine Befehle auszuführen, aber so schnell war ich gar nicht. „Rücken gerade, Zügel zwischen Daumen und Zeigefinger und Ring und kleinem Finger! Fersen runter!" wurde ich weiter angewiesen und ich schaffte alles nur so halb.
„Wow, du bist wirklich schlecht!" Selina stand am Zaun und in diesem Moment wäre ich am liebsten gestorben. „Wie läufts denn bei dir? Wie ich sehe bist du im Sand gelandet!" Ethan zeigte auf ihre Reithose und sie setzte ihren hochnäsigsten Blick auf. „Naja, wenigstens bin ich nicht nur im Schritt herumgeritten!" fügte sie dann noch hinzu, bevor sie wieder ging.
Ethan ließ mich noch eine ganze Weile auf dem Pferd sitzen und als ich gerade begann, mich einigermaßen sicher zu fühlen, entschied er es sei genug für heute. „Komm, steig ab!" forderte er mich auf und ich schüttelte den Kopf. „Ich will aber noch nicht! Und außerdem, wie soll ich hier runterkommen?" fragte ich und er zuckte mit den Schultern.
„Versuches Mal mit absteigen!" er zwinkerte mir zu und ich rollte mit den Augen. „Arschloch!" beschimpfte ich ihn dann leise. „Und weil ich so ein großes Arschloch bin, helfe ich dir nicht beim absteigen!" neckte er mich und wollte dann von dem Platz verschwinden. „Nein! Bitte, du musste mir helfen! Ohne dich schaffe ich es nicht!" bettelte ich und er erbarmte sich nochmal.
Als er dann neben dem Pferd stand und die Arme aufhielt, konnte ich nicht anders, als nur den Kopf zu schütteln. „Komm schon, raus aus den Steigbügeln und hier in meine Arme!" forderte er mich auf. „Ich will aber nicht!" ich verschränkte die Arme und er nahm mir kurzerhand die Zügel aus der Hand und zog mich am Arm vom Pferd runter.
„Warum tust du mir das an? Ich hatte einen halben Herzinfarkt!" beschwerte ich mich und wand mich aus seinen Armen. „Lass mich los!". Ethan lachte und klopfte mir auf den Rücken. „Hast du gut gemacht, und hör auf dich zu beschweren." er zwinkerte mir zu und führte das Pferd vom Platz.