„Ich sterbe!" mit schmerzverzehrtem Gesicht hielt ich mir den Kopf. „Ach was! Das ist doch nur ein kleiner Kater!" lachte Ethan. „Nicht so laut bitte!" ich versuchte mich aufzurichten und musste mich sofort wieder zurück in die Kissen fallen lassen. Es tat so weh! „Hier." Ethan warf mir ein Päcken Aspirin zu. „Danke, du bist meine Rettung!" ich schüttete das Pulver im liegen in meinen Mund und trank kein Wasser nach.
Das hatte ich mir schon vor langer Zeit so angewöhnt. Auch wenn man es nicht so machen sollte. „Trink." Ethan hatte mir aus dem Bad ein Glas Wasser geholt und hielt es mir hin. „Nur weil du so lieb gefragt hast!" ich musste kurz grinsen und trank dann das Glas in einem Zug leer. Das tat verdammt gut! Auch meine Kopfschmerzen schienen schon besser zu werden.
„Du hast es gestern wirklich etwas übertrieben Kleiner!" Ethan setzte sich wieder zu mir auf das Bett. „Naja. Vielleicht war mir nur so schlecht, weil euer Bier schmeckt als wäre es schonmal durch einen Körper gewandert?" ärgerte ich ihn. „Warum hast du dann so viel davon getrunken?". „Irgendwie muss man ja betrunken werden." vorsichtig kuschelte ich mich an ihn.
„Du trinkst also, um betrunken zu werden?" er zog eine Augenbraue nach oben und ich nickte langsam. „Warum sollte man sonst trinken? Ich meine, beim vergessen hilft Alkohol nicht. Aber wenn man betrunken ist, denkt man nicht mehr so sehr nach und selbst wenn, ist es einem egal." erklärte ich. „Also das ist schon irgendwie blöd, findest du nicht?" er rollte mit den Augen und nahm sich dann sein Handy vom Nachttisch.
Während Ethan also mit jemandem schrieb, und sich furchtbar über diesen Jemand aufregte, genoss ich den Moment mit geschlossenen Augen. Ethan Zimmerfenster war noch nicht geöffnet worden und so war es wirklich heiß in seinem Zimmer, vor allem unter der Decke, aber ich mochte es gerade sehr. Es war angenehm.
„Dennis?" Ethan weckte mich auf, nachdem ich aus versehen nochmal eingeschlafen war. „Ja?" müde rieb ich mir die Augen, was war denn so wichtig, dass er mich einfach wecken konnte? „Hast du nochmal geschlafen? Hey, das tut mir leid, ich wollte dich wirklich nicht wecken!" entschuldigte er sich und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Du siehst so süß aus wenn du aufwachst!" er grinste mich an und ich klammerte mich an seinen Arm.
„Wenn du noch ein bisschen hierbleibst, dann kann ich nochmal einschlafen und aufwachen!" versprach ich ihm, aber er schüttelte bedauernd den Kopf. „Das geht leider nicht. Rufus hat Probleme mit einem seiner Hunde und ich muss kurz zu ihm fahren und helfen. Aber ich kann danach zurückkommen!" vertröstete er mich. „Nein, ich will mit zu Rufus!".
In Rekordschnelle zog ich mich an und rannte so schnell die Treppe nach unten, dass ich wieder in Ethan knallte. „Kannst du dir nicht abgewöhnen unten an der Treppe zu stehen?" motzte ich ihn an. Mein Kopf tat doch so schon genug weh und sein Schulterblatt war verdammt hart! „Du könntest dir auch abgewöhnen, immer die Treppe hinunterzurasen wie ein Verrückter!" er drückte mich an sich und drehte sich wieder um, sodass ich jetzt vor Sam stand.
„Komm schon! Das ist doch total unfair! Wenn Dennis mitdarf, will ich auch!" beschwerte sich Sam und folgte und zu Ethans Wagen. „Du musst Mom mit dem Essen helfen. Außerdem siehst du ihn doch sowieso, er kommt dann doch wahrscheinlich sowieso mit zu uns!" versuchte Ethan sich herauszureden. „Komm schon, nimm deinen kleinen Bruder mit!" Hillary war ebenfalls aus dem Haus gekommen und klopfte Sam auf die Schulter. „Er versteht sich doch so gut mit Rufus!".
Sam sah ziemlich glücklich aus, als er neben mir auf der Rückbank platznahm. „Wenn du auch was anderes tun könntest, als mir immer unsere Mutter auf den Hals zu hetzten, wärst du eine große Hilfe!" schmollte Ethan und wir Beide mussten lachen. Während wir also durch die Pampa fuhren und aus dem Radio Kraftklub ertönte, ich hatte ja keine Ahnung, dass Ethan so guten Musikgeschmack hat, grinste Sam die ganze Zeit wie ein Verrückter.
„Warum grinst du denn so doof?" flüsterte ich ihm zu und bekam dafür einen kleinen Stoß in die Seite. „Geht dich gar nichts an!" flüsterte er zurück, zog aber etwas halb aus seiner Hosentasche, sodass ich es sehen konnte. „Ethan wird dich töten!" ich schüttelte den Kopf und drehte mich wieder weg, das konnte doch nicht war sein! Irgendwann würde Ethan sie erwischen und dann hatten sie ein ganz großes Problem!
Langsam rollte das Auto auf einen Hof, der nicht viel kleiner war als der in unserer Unterkunft, aber das Wohnhaus war bedeutend kleiner und es gab auch nur eine Scheune. Vor dieser Stand ein Pick-Up, der Rufus gehörte. „Rufus! Wo bist du?" Sam sprang aus dem Auto, bevor Ethan überhaupt gebremst hatte. „Dieser Junge bringt mich noch eines Tages ins Grab!" beschwerte dieser sich, nachdem er sein Auto neben dem von Rufus geparkt hatte.
„Danke das ihr gekommen seid! Ethan, Dennis, könnt ihr bitte reingehen und schnell das Essen von gestern für Misha und Robin warmmachen? Sam, du kommst mit mir!" kommandierte er uns auf Englisch und alle taten sofort, was ihnen gesagt wurde. „Rufus hat auch Kinder?" ich ging neben Ethan her, wobei ich Probleme hatte, mit ihm mitzuhalten.
„Nein, seine Eltern sind vor ein paar Jahren gestorben und er muss sich um seine kleinen Geschwister und die Kinder seiner Schwester kümmern." erklärte Ethan mir und ich nickte verständnisvoll. „Dann hat er sicher viel um die Ohren! Nebenbei arbeitet er ja auch noch bei euch!" wir betraten das Haus und Ethan bog sofort in eine kleine Küche ab, wo zwei ungefähr vierjährige Kinder auf Stühlen am Esstisch saßen.
Es war wirklich komisch hier. Richtig sauber, aber es standen ein Haufen an Stühle um den Tisch. „Sag mal, wie viele Kinder hat Rufus Schwester denn?" flüsterte ich Ethan zu, damit die Kinder uns nicht hören konnten. „Zwei, nur die hier. Aber sie sind sieben Geschwister und zwischen Rufus und Joey, seinem kleinen Bruder, sind elf Jahre." erklärte Ethan.
„Na ihr beiden? Ist Mami Mal wieder arbeiten?" natürlich redete er Englisch mit den Kindern, und diese kannten ihn anscheinend, denn sie klatschten in die Hände und lachten, als er anfing, kleine Faxen für sie zu machen. „So, dann machen wir euch Mal was gutes zum essen!" er öffnete den Kühlschrank und holte zwei Töpfe hervor. „Ist das nicht eine unheimliche Belastung für Rufus?" ich kam zu Ethan und half ihm, das Essen in der Mikrowelle richtig zu erhitzen.
„Schon, aber er kann es sich eben nicht aussuchen. Wenn du jetzt noch die Hundezucht dazurechnest, die sie betreiben um alle ernähren zu können, dann hat er schon ziemlich viel um die Ohren." Ethan verstaute die Töpfe wieder und stellte den Kindern das Essen hin, welche sich daraufstürzten wie wilde Tiere. „Was macht er dann Hauptberuflich? Bei euch arbeiten?" wir beide setzten uns zu den Kindern, um aufzupassen das sie sich nicht wehtaten.
„Nein, er studiert Veterinärmedizin. Ziemlich weit weg von hier, aber er kommt regelmäßig her um alles zu managen. Und manchmal nimmt er auch zwei oder drei Geschwister mit, um seine Schwester zu entlasten." erklärte Ethan mir. Wow, das war viel für einen einzigen Menschen! Vielleicht brauchte Rufus Sam einfach dafür, um etwas zu haben was ihm ein bisschen Entspannung gab. Es tat ihm sicher gut.
Ethan musterte mein Gesicht und fügte dann hinzu: „Aber egal was für ein toller Mensch er ist und wie gut er sich um das alles kümmert, ich weiß das er mit meinem kleinen Bruder fickt und ich werde sie irgendwann erwischen und dann ist er so gut wie tot.". Zum Glück sah er nicht, wie ich meine Augen rollte und es beschwor keinen weiteren Streit herauf.
„Und? Wie lief es?" Ethan und ich gingen zusammen in die Scheune und ein verschwitzter Rufus kam uns entgegen. „Sehr gut! Alles ist gut gelaufen und Laika hat das wirklich gut gemacht!" freute er sich und Sam stand nickend hinter ihm, während er Ethan herausfordernd zugrinste. „Darf ich sie sehen?" bettelte ich und Rufus nickte. „Na klar!".
Wir gingen näher an die Hündin heran, wenn ich raten müsste, würde ich auf American Sheppard tippen, welche auf dem Boden lag und ein paar kleine Bündel neben sich hatte. „Oh, die sind aber süß!" ich streckte meine Hand aus, um die Hündin zu streicheln, und sie hob ihren Kopf zu mir und ließ sich hinter den Ohren kraueln.
„Schon. Willst du einen?" Rufus lachte und ich schüttelte den Kopf. „Nein, wir haben selber einen kleinen zu Hause, die würde sich zwar freuen, aber meine Eltern würden mir das niemals durchgehen lassen!" erklärte ich und er nickte verständnisvoll. „Spiel doch einfach die Psychokarte. Ungefähr so: 'Mama, Papa, mir geht es so schlecht, mir kann nur ein neuer Hund helfen, über alles hinwegzukommen!" riet Ethan mir und bekam dafür einen Schlag auf die Schulter von Sam. „Hör auf dich darüber lustig zu machen! Das ist nicht so einfach!" schimpfte er seinen großen Bruder.
Dieser schüttelte bloß den Kopf. „So empfindlich ist Dennis bestimmt nicht!" er wuschelte mir durch die Haare und ich grinste halbherzig. Doch, ich war so empfindlich und er hatte keine Ahnung, wie weh er mir gerade getan hatte! „Fahren wir bald wieder nach Hause?" wollte ich wissen und Rufus nickte. „Klar, wir sollten sie alleine lassen." damit standen wir alle auf und folgten Rufus nach draußen.
„Und was macht er mit den beiden Kleinen?" flüsterte ich zu Sam, damit die anderen Beiden, die vorausgegangen waren, uns nicht hören konnten. „Mitnehmen. Mom liebt Kinder und passt immer gerne auf sie auf während Rufus arbeitet! Und wenn sie gerade keine Zeit hat, mach ich es, was in letzter Zeit echt oft vorkommt!" er lachte und bückte sich nach unten, damit er Misha fangen konnte, welcher auf ihn zugerannt kam.
„Hey! Nicht so schnell!" rief er und kitzelte das Kind, bevor er es wieder auf den Boden ließ. „Ich fahr mit Rufus und den Kleinen mit, wenn es in Ordnung ist?" Sam stieß seinem Bruder den Ellbogen zwischen die Rippen. „Jaja, ist schon Ok. Dann fahren ich und Dennis aber vor, ihr braucht ja sonst noch ewig!" er rollte mit den Augen und zog mich am Arm zu seinem Auto. „Komm, wir fahren!".
Es war extrem still hier drinnen und es fühlte sich komisch an, neben Ethan zu sitzen, warum auch immer. „Es tut mir übrigens leid, was ich da zu dir gesagt habe! Ich hab es nicht so gemeint und ich weiß auch, dass man über psychische Krankheiten keine Witze macht." entschuldigte er sich plötzlich bei mir. „Wirklich. Ich weiß dass das alles sicher nicht einfach für dich ist, also entschuldige mein Verhalten!" bat er mich um Entschuldigung und ich nickte etwas schüchtern. „Ist schon wieder vergessen!".
Irgendwie war es ja nicht schon wieder vergessen, aber was sollte ich auch sagen? Das ich nicht mehr mit ihm reden wollte? Das konnte ich mir nicht leisten, normalerweise verstand ich mich nie so gut mit Leuten. Und außerdem wusste e ja nicht wie schlimm es schonmal gewesen war. Und auch nicht, dass ich schon lange damit zu kämpfen hatte.
„Wir sind wieder da." Sam stieg aus dem Auto aus und schnallte zuallererst die beiden Kinder ab, damit sie zu uns auf die Terrasse laufen und sich eine Limo hohlen konnten. „Das ist wirklich nett von ihnen!" Rufus war auch ausgestiegen und Sam gefolgt. Jetzt saßen sie beide bei uns im Schatten und tranken Limonade. „Es ist wirklich zum verrecken heiß!" Selina spielte mit ihrem Handy und machte ständig Snaps von unserem Tisch.
Warum konnten meine Eltern nicht endlich einmal was gegen ihr Verhalten sagen? Das tat man doch nicht! „Ja, ich schwitze wirklich extrem! Vielleicht sollte ich noch deine Limo trinken?" ärgerte sie mich und nahm mein Limonadenglas. Sie trank es in einem Zug leer und nicht nur Ethan sah sie unverständlich an, sondern auch der Rest des Tisches. „Wir haben doch noch genug, was führst du dich so auf?" meine Mutter schüttelte den Kopf und wandte sich an mich.
„Geht es dir wieder besser? Ich hoffe die Party hat sich gelohnt, für diesen Kater?". Alle am Tisch lachten und ich vergrub mein Gesicht an Ethan Schulter. „Und dein Sohn war so nett und hat sich wirklich rührend um ihn gekümmert!" sagte sie dann zu Hillary und Sam lachte spöttisch. „Ja, weil er ihn ins Bett kriegen will!". „Wenn ich das wollen würde, würde er heute nicht hier sitzen, sondern im Bett liegen und sich den Arsch halten!" erwiderte dieser und nippte an seiner Limonade.
„Also jetzt werdet ihr mir aber etwas zu vulgär!" schimpfte Hillary. „Los! Macht euch an eure Arbeit!".