Vorab einige Worte zur Erklärung. Diese Geschichte ist das Valentinswichtelgeschenk von mir an @lenn.inc. Die ursprüngliche Idee war eine andere, allerdings wurde sie zu umfangreich und so habe ich eine Kurzgeschichte geschrieben, die an den Handlungen anknüpft, also in derselben Zeit und am selben Ort spielt. Darum kann es unter Umständen passieren, das hier in der Kurzgeschichte Begriffe genannt werden, die nicht verständlich erläutert werden, weil sie einen Bestandteil des Romans darstellen. Es ist aber gar nicht zwingend nötig, alle Begriffe zu kennen. Den Roman (es ist einer geworden) widme ich ebenfalls lenn, da ich mich da an genau denselben Vorgaben genährt habe. Ich bemühe mich, auch dieses Werk sobald wie möglich fertig zu stellen :)
PS an Lenn: Da deine Zeitmaschine ja letztens explodiert ist, hab ich auf meinen nächtlichen Spaziergängen durch die Taverne aus der Suche nach Kreativität einige Teile der Maschine wieder gefunden. Auch wenn du noch wahnsinnig viele Teile nicht gefunden hast, verstecken sich einige wenige in der Kurzgeschichte. Ich hoffe, es hilft beim Zusammenbauen :)
Wer gern wissen will, wo alles passiert, hier sind zwei Karten:
Überblick über den Kontinent: https://de.share-your-photo.com/img/09b50a0596.png
Die Stadt, wo die Geschichte spielt [Mittig oben, Olensk]: https://de.share-your-photo.com/img/330bbb5ebd.png
Ich hoffe, dir gefällt die Geschichte :)
Als Alexander sich kurze Zeit später etwas schlafen gelegt hatte, trat Lucia aus dem Haus auf die belebte Straße. Sie wohnten an der Marktstraße, auch wenn ihr Heim sehr klein war und nur ein Nischenhaus umgeben von zwei prächtigen Bürgerhäusern, die von Händlern bewohnt waren. Die Straße war voller Menschen, die um die Marktstände herumschwirrten, die an diesem Tag aufgebaut waren, doch Lucia interessierte sich dieses Mal nicht für den Markt, sie würde auf ihrem Rückweg etwas genauer schauen, was für Spezialitäten heute verkauft wurden. Jetzt drängte sie sich nur durch die Massen, es schien ihr als würden sie gegen einen starken Strom laufen, denn die Menschen standen dicht an dicht und niemand wich auch nur einen Fuß zurück, als Lucia mit ihrer schmalen Gestalt den ein oder anderen gekonnt weg stieß. Sie wollte nach ihrem Vater schauen, der seit geraumer Zeit schlimmes Fieber hatte. Er war ein Kowal, der angesehenste der Stadt und so hörte er nicht auf Lucias Rat, sondern stellte weiter Nedarium her, statt das Bett zu hüten. Nichts konnte ihn davon abhalten, seiner Berufung weiter nachzugehen, zumal die Nachfrage in der Stadt auch sehr groß war.
Die Straße mündete in einem großen Platz, auf dem schon weniger Menschen waren. An diesen Platz grenzten viele wichtige Gebäude an, wie das Rathaus und eine kleine Kirche. In der Mitte des Platzes war ein kreisrunder Springbrunnen, mit türkisblauem Wasser, über dem gerade ein Falke kreiste. In dem Wasser entdeckte Lucia etwas leuchtend orangenes, was im Sonnenlicht glänzte, das durch die Wasseroberfläche brach. Ein verwirrt aussehender Mann stand mit beiden Beinen bis zu den Knien im Wasser und versuchte, das Metall heraus zu fischen, doch gerade, als Lucia näher auf den Brunnen zugehen wollte, hörte sie plötzlich Rufe von ihrer linken Seite. „Feuer! Feuer im Rathaus!“, riefen mehrere, als eine blonde Frau mit Messern in den Händen aus dem Gebäude stürzte. Die Soldaten, die das Gebäude bewachten, versuchten sie zu ergreifen, doch sie entwischte ihnen und so hetzten die Bewaffneten hinter ihr her. Lucia hörte Glas klirren und erst, als die Fenster aus ihren Rahmen brachen, entdeckte sie die Flammen, die im Gebäude wüteten. Dutzende Menschen mit angstverzerrten Gesichtern stürmten die große Treppe des Rathauses hinunter und versuchten, sich in Sicherheit zu bringen, während einige Schaulustige in sicherer Entfernung zuschauten.
Als Lucia auf die Flammen schaute, vergaß sie mit einem Mal alles, weswegen sie gekommen war. Sie ging die wenigen Schritte auf das Gebäude zu und einige Hände versuchten sie zurück zu halten, doch sie stieß sie beiseite und ihre ganze Konzentration richtete sich auf das Feuer vor ihr. Eilig stieß sie die schwere Pforte auf, die vom Feuer noch unbeschädigt war und ließ sie hinter sich zufallen. Sie stand in einem Gang, links und rechts von ihr hingen kostbare Gemälde in goldenen Rahmen, doch Lucia beobachtete sie nicht, sondern wandte sich wie benommen einer Tür zu ihrer Rechten zu. Bevor sie wusste, wie ihr geschah, stand sie in einem Raum, der aussah wie die Schreibstube des Bürgermeisters. Ein massiver Schreibtisch aus Walnuss stand vor einem Wandschrank, in dem sich vergilbte Papiere stapelten. Auf dem Tisch lag ein Petschaft auf einem unbeschriebenen Blatt Papier und man konnte Flecken aus rotem Siegelwachs darauf erkennen, als hätte es jemand eilig verschüttet.
Lucia wusste, dass die angrenzende Tür in den Raum führte, in dem das Feuer wütete und so stemmte sie sich mit aller Macht gegen die Kraft an, die sie unter ihrer Kontrolle hatte, doch sie schaffte es nicht. Ihre Beine bewegten sich zu der Tür auf der anderen Seite des Zimmers und ihre Hand drückte behutsam die Klinke herunter. Sie hörte das Feuer prasseln und Holz brechen. Als sie die Tür aufzog, stand sie einer Flammenwand gegenüber, die an den Balken fraß. Es war ein langer und hoher Raum. Auf der rechten Seite waren große Fenster, von denen nur noch der Rahmen übrig war und links türmten sich Bücher über Bücher in riesigen Regalen. Überall wüteten die Flammen und Lucia wusste, dass von diesen Büchern nichts mehr zu retten war. Sie spürte die Hitze des Feuers auf ihrer Haut und von dem Ruß, der ihr entgegen kam, musste sie husten. Wieder konnte sie sich nicht wehren, als ihr Körper einen Schritt in den Raum machte. Sie war nun vollkommen von den Flammen eingeschlossen, doch merkwürdiger Weise spürte sie das Feuer nicht mehr, das ihre Haut umspielte. Aus dem Nichts verdichtete sich das Feuer vor Lucia und aus den Lohen formte sich eine hell leuchtende Gestalt. Sie sprach eine fremd klingende Sprache, die Lucia nicht kannte und trotzdem verstand sie jedes Wort. Sie sagte, Lucia sei eine Kanassa. Natürlich kannte sie die alte Legende, die ihr ihre Mutter erzählt hatte, als sie klein war, denn es war eine alte Volksweise. Es war die Geschichte von einer Frau, die eine göttliche Gabe geschenkt bekam, die Gabe mit den Seraphin zu sprechen und dadurch einen tausendjährigen Frieden zwischen den Welten zu schaffen. Doch Lucia gab nichts auf diese Geschichten, sie hielt sie für Ammenmärchen und so war sie sicher, die Gestalt missverstanden zu haben. Sie müsse das opfern, was sie am meisten liebte, sprach die Kreatur weiter, um ihre Bestimmung zu erfüllen. Lucia griff zögerlich in ihre Tasche und zog die Taschenuhr hervor, die das letzte war, was ihr von ihrer Mutter noch geblieben war, als plötzlich ein entfernter Ruf zu ihr durchdrang. Sie schaute nach rechts und versuchte angestrengt, durch die Flammen auf die Straße blicken, doch sie kannte die Stimme, die ihren Namen immer wieder rief. Es war Alexander.
Erschrocken schaute Lucia zu der Gestalt in den Flammen. Sie sollte Alexander opfern? „Nein!“ rief sie laut über das Tosen des Feuers hinweg. „Nein, nein.. nein“, stammelte sie und stolperte rückwärts, bis sie das Holz eines Regals in ihrem Rücken spürte. Verzweifelt sah sie zu Alex, der vor dem Gebäude stand, nicht wissend was er tun sollte.
Doch als er sich los lief, um das Inferno zu betreten und Lucia zu retten, traf sie eine Entscheidung. Sie schüttelte den Kopf und schrie „Ich werde ihn nicht opfern. Nimm mein Leben, wenn du ein Opfer brauchst, aber verschone ihn.“ in die Flammen. Darauf kam ein tosender Wind auf und verschluckte die Figur in den Flammen. Mit einem Mal sackte eine große Last auf Lucias Schultern und erst jetzt stieg ihr der Ruß in die Nase und das Feuer brannten auf ihrer Haut. Sie taumelte wie betäubt zur Tür, stieß sie auf und fiel direkt in Alexanders Arme.