Skiferien
sind doch für mich das, worauf ich mich das ganze Jahr freue. Bedeutet es wohl doch für Mensch und Material höchste Beanspruchung. Es stellt organisatorisch, finanziell und emotional eine Ausnahmesituation dar. Schon allein das ganze Zeug was man vermeintlich braucht, pünktlich in reisefertige transportable Abpackungen zu bekommen, diese dann mit den Mitreisenden in den fahrbaren Untersatz einzumassieren, grenzt an ein Wunder. Körperliche Torturen stehen bevor und man schreit hurra, irgendwie nicht rational.
Aber wenn man dann die teigigen nervigen Stunden mit allen anderen Vergnügungssüchtigen auf der Autobahn hinter sich gelassen hat, wird man sofort für die Mühen der Vorbereitung und die Qual der Anreise entlohnt. Mit dem Blick auf die verschneiten Berge und Täler, welche nur für den Zweck der allgemeinen Vergnüglichkeit da zu sein scheinen.
Quartier bezogen, weitere hunderte Euro für Liftkarten und Leihausrüstung ausgegeben und schon strömt ein sattes Glücksgefühl durch den Körper. Morgen und wirklich morgen, wird man auf den Brettern, die die Welt bedeuten stehen, für eine Woche!
Viele neue und alte Erfahrungen begleiten mich im Verlaufe der Woche. Dinge die man sich vorgenommen hat, klappen nicht alle, dafür lauern einige Überraschungen auf einen. Und das ich trotz Doppelbelastung (Auto und Familie) doch noch ausgiebig dem Schneesport frönen kann, ist vielleicht die größte Überraschung.
Auf Ski stehend den Berg herunter zu poltern, ist für mich das beste Zeichen, dass man als Beobachter seines eigenen Leben nichts taugt. Aus der eigen Sicht ist man Skileader, gleichen die Bewegungen auf den Brettern dem Fluss von Öl, geschmeidig gleitend, formvollendete Symbiose aus Ästhetik und Können. Aber zahlreiche Stolpereien, Fastunfälle, verfehlte Fahrlinien, strauchelnde Bremsmanöver und einige Ganzkörperschneekontakte sprechen eine deutliche und andere Sprache. Egal, sei´s drum, der Spaß steht im Vordergrund. Gesund bleiben ist natürlich das A.u.O. Hier am Berg bekommt man die Quittung, für alles was man nicht über das Jahr hin an körperlicher Ertüchtigung unternommen hat. Faultiere und Bewegungslegastheniker werden besonders hart abgestraft. Heuer spielt das Wetter auch prima mit und sonnige Abfahrten reihen sich an einander wie Radieschen in Mutters Gemüsebeet. Meter für Meter ein Genuss. Bei einigen Stunden mit täglichem Ganzkörpersport, kann man auch ohne Reue die Trink- und Snackpausen in einer der 90 urigen Hütten entlang der Strecke hemmungslos genießen, auch wenn man das Wachstum schon eine Weile abgeschlossen hat. Auf dem Gang zu der Toilette ist mir dann die Idee gekommen, dass in Berliner Kneipen auch Skistiefel verpflichtend eingeführt werden sollten. Ersten ist der Gang als solcher schon arg beschwerlich und man torkelt und rutscht auf dem nassen Steinboden auch völlig nüchtern mächtig gewaltig. Zweitens, da es sich um Vollplastikbotten handelt, kann man bedenkenlos in jede Pfütze steigen, egal welche Farbe diese hat und wie hoch das „Wasser“ steht. Drittens kann Mann sich beim antreten an das Urinal soweit nach vorne beugen ohne um zu fallen oder sich abzustützen, dass trotz der niederen Temperaturen und der Vielzahl der Klamotten, dass Rinnsal sein Ziel nicht mehr verfehlen kann. Auch wenn es klingt wie das letzte Abenteuer in der Zivilisation, so ist es doch eher ein prima Geschäft für die gesamte Region. Zugegeben die Einheimischen geben sich große Mühe und das Ergebnis ist sowas von tadellos, dass man keine andere Wahl hat, als sich wohl zu fühlen. So werden alte Bauernhäuser am Berg genauso bewirtschaftet wie kleine und große Hotels in den Orten, diverse Skischulen und Verleihfirmen, Autowerkstätten, Krankenhäuser, Supermärkte, Aprés Ski Hütten, jeder bekommt seine Scheibe vom Tourismus ab. Aber eines muss gesagt werden, der CO2 Fußabdruck eines jeden Teilnehmers, vergrößert sich um ein Vielfaches. Immerhin sind wir nicht mit dem Flugzeug