Emmerich geht nervös vor dem Cafe hin und her, er schiebt seinen Westenärmel hoch und schaut wieder auf die Uhr, noch immer 35 Minuten. Er drückt die gelbe Rose noch fester gegen seine Brust, er hält sie so krampfhaft fest, dass der Stiel schon ganz heiß ist, er ist sich jetzt nicht mehr sicher, ob es richtig war diesem Treffen zuzustimmen, doch was bleibt ihm jetzt noch übrig. Plötzlich er steht sich, im Schaufenster einer Glaserei, die neben diesem besagten Treffpunkt liegt, selber gegenüber. Was für ein jämmerlicher Anblick, emotionslos und trocken stellt er fest, die Haare ein wenig zu lang, eine Spur zu strähnig, die Nase, er dreht sich etwas zur Seite, passt sie, nein sie ist viel zu lang, die Haut ist farblos und der Mund, er verzieht ihn, nicht einmal ein kurzes Lächeln kann ihn ermutigen.
Und erst der Name, Emmerich Otto Türk, die reinste Katastrophe, schon in der Schule haben ihn alle gehänselt, deshalb stellt er sich jetzt immer mit Emmerich, Otto Emmerich vor. Ja es war eine Schnapsidee, mit diesem Rendezvous, mit einer Frau die er nur vom wöchentlichen telefonieren im Betrieb kennt, doch d i e s e Stimme, weich und samtig, immer fröhlich und immer hat sie aufmunternde Worte für ihn, für ihn den unscheinbaren, farblosen Mathematiker, der das Leben nur in Zahlen kennt und nur mit Ziffern lebt. Er schiebt wieder seinen Ärmel hoch und schaut auf seine Armbanduhr, noch 10 Minuten, seine Nervosität steigert sich, er drückt die Rose so fest an sich, dass sich der Kopf schon bedrohlich zur Seite neigt und ist sie nicht auch schon ein wenig flacher, er drückt den Blütenkopf wieder rund, nimmt sie nun vorsichtig, mit zwei Fingern und lässt sie nach untern hängen, damit sie wieder ganz gerade wird, dachte er sich. Er geht nun wieder 10 Schritte vor und 10 Schritte zurück, genau solange war das Cafe. Er schwitzt nun und seine Hände, fangen sie zu zittern an? Das kann nicht gut gehen, er streckt eine Hand aus und schubst einen fremden Mann. Ich, ich ……stottert er, Entschuldigung und wieder ich, ich, doch der andere Mann schüttelt den Kopf, dreht sich um und geht weiter. Wieder Ärmel hoch und es ist 19,05 Uhr, sie hat mich versetzt, die gelbe Rose, oder das, was noch von ihr übriggeblieben war, fällt lautlos auf den Asphalt.
Emmerich ist am Boden zerstört, er will sofort nach Hause, er dreht sich um und blickt in das Gesicht einer kleinen, mit Sommersprossen übersäten jungen Frau mit lustigen Augen, die ihm die gelbe Rose wieder in die Hand drückt und meint, die werden sie wahrscheinlich noch brauchen, hallo, ich heiße Lisa und du bist sicher Emmerich ?? Da huscht ein schüchternes Lächeln über sein Gesicht, er fängt zu stottern an, doch Lisa nimmt ihn bei der Hand und sie gehen gemeinsam, hinein ins Cafe.