Die Rotfüchsin verharrte auf der Lichtung. Ihre Ohren zuckten nervös. Hatte sie sich verhört? Fieberhaft suchte sie mit ihrem Blick das nahe Unterholz ab. War es nur eine Maus oder ein kleiner Singvogel, der sich, die von ihr ausgehende Gefahr spürend, still verhielt? Prüfend hob sie die Nase in den Wind, der zu ihrem Bedauern ihren Geruch zum bewachsenen Randstreifen und den schattenspendenden Bäumen führte, nicht von dort zu ihr.
Sie wandte sich ab, trottete ein Stück durch das hohe Gras. Nur das Zittern der Halme verriet die Stellen, wo sie entlanglief. Parallel zu ihr, bei den Büschen, raschelte es. Sie duckte sich tief an den Boden, dessen von der Sonne gewärmte, erdige Geruch ihr in die Nase stieg. Der Hauch eines Beutetieres lag in der Luft. Ein Wildkaninchen war hier vorbeigekommen. Ihr Magen knurrte. Oh, was verspürte sie Lust auf frisches Kaninchenfleisch! Eine Jagd war immer eine willkommene Abwechslung auf der langen Reise. Sie streckte den Rücken durch und lief weiter.
Erneut raschelte es im Gebüsch. Was wollte dieser geheimnisvolle Verfolger von ihr. Ihre Nackenhaare stellten sich auf, die Haut kribbelte wie nach einem Schläfchen in einem Ameisennest. Es zog sie zu ihm. Unsichtbare Seile zerrten an ihr. Eine sanfte Stimme in ihrem Kopf drängte sie, es nicht länger hinauszuzögern. Nur was? Stocksteif blieb die Füchsin stehen, den Blick auf den Busch geheftet, wo sie ihn zuletzt gehört hatte.
Rotes Fell schoss auf sie zu, schwarze Pfoten stießen sie um. Ein langgezogener Laut, ähnlich einem Hühnerglucken, der sich bis zu einem Kreischen steigerte. Der fremde Fuchs beschnupperte sie, stupste sie mit seiner zitternden Nasenspitze an. Die Rotfüchsin setzte sich auf, betrachte ihn. Klare, dunkle Augen, die sie fast flehend ansahen. Die sie anflehten, ihre Reise zu vergessen, stattdessen bei ihm zu bleiben. Es war ihr unmöglich, den Blick von ihm abzuwenden, sich gar zu bewegen. Sie schloss die Lider, sehnte die nächste Berührung herbei. Sein warmer Atem strich über ihren Hals, er leckte über ihre Schulter.
Langsam drang die Gewissheit in ihrem Bewusstsein durch. Sie würde die Reise nicht wie erwünscht zu Ende bringen. Das Band, das sich jede Sekunde fester um sie wickelte, die zwei Füchse miteinander verband, würde es verhindern. Er war ihr Gefährte und sie gehörte an seine Seite. Dafür sorgte das fein gewebte Band der Göttin.