Voller Neugierde sah die Brünette zu, wie der Arzt erst das frische Heilkraut im Mörser zerstampfte und dann mit einer stinkenden durchsichtigen Flüssigkeit übergoss. Als die daraus emporsteigende Dunstwolke ihren empfindlichen Geruchssinn traf, zog sie die Nase kraus.
„Das stinkt“, murrte sie. Einen finsteren Blick auf den Sud werfend, trat sie drei Schritte zurück. Die Gase reizten ihre Nasenschleimhäute, drangen bis in ihre Kehle vor. Sie presste die Hand vor den Mund und hustete.
„Mit der Zeit gewöhnt man sich daran.“ Der Mann zuckte mit den Schultern, trocknete die Hände an einem Tuch ab. „Das muss nun einige Stunden durchziehen. Ich schlage vor, wir gehen an der Oudegracht spazieren und danach zum Domturm.“
Wenig später flanierten sie an der doppelstöckigen Gracht entlang. Immer wieder hielt die junge Frau an und starrte fasziniert hinunter zum Anlegekai, zu den zahlreichen Werftkellern.
„Diese wurden etwa ab der zweiten Hälfte des zwölften Jahrhunderts angelegt, weil die Menschen Tunnel vom Kai zu ihren Wohnhäusern gruben“, erklärte der Arzt schmunzelnd. Nie verlor er die Geduld mit ihr, sondern zeigte ihr grundsätzlich voller Begeisterung die ihr unbekannten Dinge. So wie am Abend, als sie wiederum in der Küche saßen.
„Reich mir mal bitte den Filz, dann können wir die Tinktur nun filtern. Der Filz fungiert dabei als Filtrum.“ Sie zog bei seinen Worten die Augenbrauen hoch. Er lächelte nachsichtig. „Filtrum ist ein Begriff, der durch die Kirche und die Gelehrten entwickelt wurde. Er bedeutet ganz einfach Seihvorrichtung aus Filz.“ Sie reichte ihm das Stück Stoff, das er in Form eines Trichters in den Flaschenhals drehte.
„Wenn du die Arbeit filtern nennst, wieso bezeichnest du den Filz dann in diesem Fall nicht als Filter?“
„Gar keine so schlechte Idee“, nickte der Arzt anerkennend. „Vielleicht kann ich mir, wenn ich in der Neuen Welt meine Tätigkeit wieder aufnehme, auch ein entsprechendes Hilfsmittel bauen.“