DDLG (Daddy Dom/Little Girl) ist ein sehr spezielles und facettenreiches Konzept innerhalb der BDSM- und Kink-Community. Es ist wichtig zu verstehen, dass DDLG nicht zwangsläufig sexuelle Praktiken umfasst, sondern vor allem eine besondere emotionale Dynamik und ein Machtgefälle zwischen den Partnern betont.
DDLG ist ein Machtgefälle, das auf zwei Hauptrollen, die ich zuvor schon mal angesprochen habe, basiert:
- Daddy Dom (Dominanter Partner): Der „Daddy Dom“ übernimmt eine fürsorgliche, beschützende und dominierende Rolle. Diese Person wird oft als die „Führungsperson“ in der Beziehung wahrgenommen, die dafür sorgt, dass die Bedürfnisse des „Littles“ erfüllt werden, während gleichzeitig klare Regeln und Grenzen gesetzt werden.
- Little (Unterwürfige Person): Das „Little“ ist die unterwürfige Person, die sich bewusst in eine kindlichere oder verletzlichere Rolle begibt. Sie kann sich kindlich verhalten, aber dies ist oft nicht direkt mit realem Kindesverhalten verbunden. Es geht mehr um das Gefühl von Fürsorge und emotionaler Unterstützung. Das „Little“ erwartet im Wesentlichen, von der dominanten Person beschützt und geführt zu werden.
Ein zentrales Element von DDLG ist die Fürsorge. Der dominante Partner übernimmt nicht nur die Verantwortung für das körperliche, sondern auch das emotionale Wohl des „Littles“. Das bedeutet, dass der Daddy Dom nicht nur die Kontrolle übernimmt, sondern auch dafür sorgt, dass das „Little“ sich sicher fühlt und in einem Zustand von emotionaler Geborgenheit und Vertrauen ist.
Diese Fürsorge kann sich in vielen Aspekten zeigen:
- Emotionale Unterstützung: Das „Little“ kann sich von der Dominanten Person verstanden und geschützt fühlen, was oft eine tiefe emotionale Verbindung fördert.
- Regeln und Disziplin: Der Daddy Dom kann klare Regeln aufstellen, die das Verhalten des „Littles“ lenken, aber auch aus Liebe und dem Wunsch nach Fürsorge entspringen. Disziplin wird nicht als Strafe, sondern als eine Möglichkeit verstanden, das Wohl des „Littles“ zu sichern.
Die Rolle des „Littles“
Die „Little“-Rolle kann viele Formen annehmen. Manche Menschen bevorzugen es, sich einfach in eine Art kindliche Rolle zu begeben, in der sie sich nach Zuwendung sehnen oder emotionalen Stress abbauen können. Andere haben eher eine verspielte, kindliche Seite, die sie mit ihrem Partner ausleben möchten.
Ein „Little“ könnte zum Beispiel:
- Mit Spielzeug spielen (z. B. Plüschtiere, Puppen, Bauklötze).
- Kindliche Kleidung tragen (z. B. Babydolls, Strumpfhosen, Lockenwickler, Bärchen-Shirts).
- Emotionen ausleben, die typisch für ein Kind sind, wie Zorn, Schüchternheit, Freude oder das Bedürfnis nach Aufmerksamkeit.
- Sich in den Arm nehmen lassen oder sich von ihrem Daddy Dom beruhigen lassen.
- Vielleicht auch Verantwortung im Haushalt etc. abgeben und sich in eine kindlichere Rolle begeben.
Obwohl DDLG auch einen sexuellen Aspekt haben kann, geht es bei dieser Dynamik nicht nur um Sexualität. Für viele, die DDLG praktizieren, ist der Fokus weniger auf sexuellen Aktivitäten und mehr auf der emotionalen Fürsorge und der Verbindung zwischen den Partnern. In dieser Dynamik kann es genauso gut darum gehen, sich um das emotionale Wohl zu kümmern und das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit zu erleben.
DDLG ist, wie jede andere BDSM-Dynamik, vor allem dann „gut“, wenn alle Beteiligten einvernehmlich zustimmen und die Rollen freiwillig einnehmen. Wenn beide Partner ihre Wünsche, Bedürfnisse, Grenzen und Erwartungen klar kommunizieren, kann DDLG eine gesunde und bereichernde Erfahrung sein. Einvernehmlichkeit bedeutet, dass niemand zu etwas gedrängt wird, und dass regelmäßige Check-ins und Diskussionen über die Dynamik stattfinden.
Für viele Praktizierende geht es bei DDLG weniger um die physische Seite von BDSM, sondern mehr um emotionale Bedürfnisse. Das Gefühl von Fürsorge, Geborgenheit, Schutz und die Möglichkeit, sich in einer sicheren und strukturierten Beziehung zu entfalten, kann für viele Menschen sehr bereichernd sein. In diesem Sinne kann DDLG für diejenigen, die diese Art von emotionaler Unterstützung suchen, sehr „gut“ sein.
Aftercare, also die Zeit nach einer DDLG-Session, ist besonders wichtig. Es gibt eine tiefe emotionale Intimität und oft auch ein starkes Machtgefälle während solcher Praktiken, und es ist wichtig, dass sich beide Partner danach gegenseitig emotional stützen. Wenn diese Phase gut und liebevoll gestaltet wird, kann sie helfen, mögliche emotionale Belastungen zu lindern und die Beziehung zu stärken. Aftercare ist ein wichtiger Bestandteil jeder gesunden BDSM- oder DDLG-Dynamik und sorgt dafür, dass beide Partner sich sicher und unterstützt fühlen.
Ein häufiger Kritikpunkt an DDLG ist, dass es mit Kindesmissbrauch verwechselt werden könnte. Es ist jedoch entscheidend zu verstehen, dass die „Little“-Rolle in DDLG keine tatsächliche Kindheitsnachahmung ist. Es geht um eine emotional zurückgezogene Rolle und nicht um das Nachahmen von Kindheit oder Kindheitsmissbrauch. Konsens und die Unterscheidung zwischen Rollenspiel und tatsächlichem Missbrauch sind hier die Schlüssel.
Wenn jemand die Dynamik nicht verstehen kann oder für sich selbst nicht als „gesund“ empfindet, könnte es problematisch sein. Es ist daher wichtig, sicherzustellen, dass der DDLG-Partner eine ähnliche Vorstellung von der Beziehung hat und keine negativen Assoziationen damit verbindet. ich höre oft, dass nur Pädos DDLG machen, aber das denke ich nicht. Man begehrt ja den erwachsenen Körper einer Person.
Wie alle Kinks hat auch DDLG viele Facetten und man sollte nicht urteilen, wenn man nicht Teil einer solchen Dynamik ist, da es oft gänzlich unterschiedlich zu tatsächlichen Kindern ist und meistens auch in einer Art "Space" stattfindet, außerhalb dem man nun mal eine erwachsene Person ist.
Nicht jeder ist an DDLG interessiert oder fühlt sich in dieser Art von Beziehung wohl. Wenn eine Person nicht mit der Vorstellung von Fürsorge, Dominanz und einem Machtgefälle in dieser Form einverstanden ist, wird DDLG wahrscheinlich nicht zu ihrer Vorstellung von einer „guten“ Beziehung passen. Es ist völlig in Ordnung, wenn diese Art der Dynamik nicht die richtige für euch ist, das kann ich tatsächlich auch gut verstehen, es gibt ja auch viele andere Wege, BDSM und andere Formen von Beziehungsgestaltung zu erforschen. Auf einige davon werde ich auch im Kommenden noch eingehen.
Das gibt es auch mit Mommy Doms und Little Girls oder Little Boys!
Außerdem kenne ich ähnliche Dynamiken, nur dass das Little dominant ist, aber das ist wohl ein Sonderfall.
Das waren jetzt meine Gedanken zu dem Thema. Zugegeben - sie sind doch etwas durcheinander und repetitiv. Danke, dass ihr trotzdem bis hier hin gelesen habt!