Ich kenne Menschen, die genaue Definitionen, für verschieden Szenebegriffe haben und der Meinung sind, dass es nicht nur ihr eigenes Verständnis sondern die feste Definition dieses Wortes ist.
Kink und BDSM sind keine Wissenschaften und deswegen gibt es sowas wie einen einheitlichen Begriffskatalog nicht.
Allerdings werden in der Szene viele Begriffe auf eine bestimmte Weise verwendet und ich werde sie auch in diesem Sinne vorstellen, einfach um die Kommunikation zu erleichtern. Natürlich gibt es also demnach Gruppen, die den Anspruch erheben, dass sie eine genaue Definition für jeden Begriff haben - wenn man in diesen Gruppen verstanden werden möchte, ist es sicher ratsam zumindest grob zu wissen, was unter welchem Begriff verstanden wird.
Wer im privaten Bereich die Begriffe umfunktioniert, darf das natürlich und man darf sich als das definieren, was sich für einen selbst und den Partner oder die Partnerin gut anfühlt.
Es ist nicht nötig, sich einer Schublade zuzuteilen, in die man nicht möchte.
Und man darf gerne Kinkstern aus dem Weg gehen, die meinen, die Weisheit mit Löffeln gefressen zu haben und einem zu sagen, dass man eine ganz andere BDSM Rolle hat, als die, die man sich selbst zuteilt.
Vor allem beim Begriff Sklavin habe ich schon wilde Diskussionen miterleben dürfen.
Von Menschen, die der Meinung sind, dass man nur dann Sklavin ist, wenn man tabulos und immer gehorsam ist, bis hin zu Menschen, die sich gerne im Rollenspiel so nennen oder ihrer Sub diesen Spitznamen geben, habe ich alles kennengelernt und alle Definitionen sind legitim, solange man anderen nicht den Anspruch auf diese Bezeichnung abspricht. Der Szenekonsens ist meistens, dass eine Sklavin der ersten Definition entspricht und tabulos und folgsam und hingebungsvoll ist.
Andere Beispiele für klassisches Schubladendenken in der Szene sind Sätze wie:
"Ich bin Dom. Doms lecken ihre Subs nicht." Quatsch. Erstens kann man jemanden auch dominant lecken. Zweitens kenne ich sogar Doms die auf Facesitting stehen. Und wenn man etwas mag, was nicht zum typischen Bild eines Dominus passt, heißt es noch lange nicht, dass es jemandem zusteht einem vorzuschreiben, was man im Bett macht.
Es soll beiden Partnern Spaß machen und wenn da auch mal untypische Dinge dazu gehören, ist es vollkommen in Ordnung.
Man ist Dom, weil man denkt, dass diese Bezeichnung am besten zu dem Großteil der eigenen Vorlieben passt und man muss sich nicht von dieser Bezeichnung trennen, nur weil man seiner Partnerin etwas Gutes tun möchte.
"DDLG ist was für Pädos." Dazu werde ich später noch was sagen. Aber Kinkshaming innerhalb der Szene kommt leider viel zu oft vor.
"Du bist keine Sub, du bist eine Brat." Man kann beides sein ;)
Dazu später aber mehr!
Lasst uns versuchen in der Kinkwelt mehr Toleranz aufzubringen. Lasst uns versuchen, andere nicht zu belehren und niemandem vorzuschreiben, was er ist oder was er nicht ist. Wenn um Rat gebeten wird, dürfen wir ihn gerne erteilen. Sonst sollten wir uns um unsere eigenen Spielpartner und unser eigenes Sexleben kümmern.
Es ist eine tolle Szene mit wunderbaren Menschen. Man muss nicht alles machen, was andere machen, aber man kann akzeptieren, dass andere es anders machen :)