Alara POV
Meine Schwester kam aufgelöst in mein Schlafzimmer gerannt (es war vorher ihr Abstellraum gewesen, relativ klein zwar, aber gemütlich).
„Lara, du musst mir unbedingt helfen!“, sie packte mich an den Schultern, „Was soll ich anziehen?“
Ich riss erschrocken die Augen auf und begann dann, zu kichern. Stimmt, heute war Alishas Date mit diesem Schulleiter. Er schien ganz nett zu sein, und wie er Alisha anschmachtete war echt süß. Aber sie machte sich ernsthaft Sorgen darum, was sie anhatte? Ich verdrehte die Augen. Sie zog mich wie ein aufgeregtes Kleinkind in ihr Zimmer, auf dessen Boden schon jede Menge Kleider, T-Shirts, Hosen und andere Klamotten rumlagen.
„Setz dich einfach hin, ich such dir was raus. Was willst du denn anziehen? Eher so was Eleganteres oder schlicht? Schwarz, Weiß, Rot?“, versuchte ich, aus ihr etwas halbwegs Vernünftiges rauszubekommen.
Sie raufte sich die Haare und gab zu, dass sie keine Ahnung hatte. Anscheinend hatte ihr Jack gehörig den Kopf verdreht. Ich schickte Alisha in mein Zimmer, dass sie nicht total ausflippte und widmete mich der Masse an Klamotten. Also, hübsch sollte es schon sein, immerhin gingen die beiden Essen. Aber bei ihrem Glück passierte wieder irgendetwas unerwartetes und sie musste rennen oder was weiß ich. Also doch eher was Praktisches? Ein paar Minuten später hatte ich das perfekte Outfit gefunden. Ein enganliegendes, schwarzes Kleid, nicht zu lang, nicht zu kurz. Eine kurze Hose für darunter, man wusste schließlich nie, was für Typen da im Restaurant saßen. Es war warm genug, um in Sandalen zu laufen, also suchte ich ihre schwarzen mit ein wenig Absatz und kleinen Diamanten darauf aus dem Gewühl.
Ich ging zu Alisha und präsentierte ihr meine Auswahl. Sie wiegte den Kopf hin und her, dann nickte sie.
„Nehm ich. Tausend Dank Lara.“
Sie zog sich um und sah in den Spiegel. Auch nach ausgiebigem Begutachten schien ihr kein Makel aufzufallen. Sie fiel mir um den Hals. Ich grinste und schob sie von mir weg. Ich mochte keine Umarmungen, und das wusste sie.
„Was mach ich mit meinen Haaren? Und soll ich Makeup tragen?“, bombadierte mich Alisha mit Fragen, „Kannst du das machen?“
Ich nickte ergeben und drückte sie auf einen herumstehenden Stuhl. Sie hatte so gut wie keine Produkte, also nahm ich ein paar meiner Make-Up Sachen aus der Tasche und schminkte meine Schwester.
„Pass nur auf, dass du dir nicht die Augen reibst.“, wies ich sie an.
Ich wettete, sie hatte noch nie in ihrem Leben Make-Up getragen. Nicht mal bei… den Kopfgeldjägern.
Sie nickte und sah auf die Uhr.
„In zwanzig Minuten kommt Jack.“, rief sie panisch aus.
Ich versuchte, sie zu beruhigen und nahm Bürste, Kamm und Gummis. Die Frisur dauerte nicht lang, stand ihr aber unfassbar gut. Ich brauchte kaum fünf Minuten, dann war ich fertig. Ihre Handtasche hatte sie schon gepackt und so war sie jetzt endlich fertig. Sie bedankte sich mit strahlenden Augen. Ihr Lächeln zitterte ein wenig, aber sie sah glücklich aus.
„Soll ich nicht mitkommen?“, fragte ich sie scherzhaft.
„Du hältst dir bei Liebesfilmen auch immer ein Kissen vor die Augen.“, neckte sie mich.
„Ach, wird es beim erste Date direkt SO schlimm?“, erkundigte ich mich naiv.
Sie schubste mich mit der Schulter.
„Weiß ich doch nicht. Wenn du mitkommst, kann Jack bestimmt Farryn fragen, ob er auch mitkommt. Dann brauch ich glaub ich ein Kissen.“, sie grinste mich frech an.
Mir fiel die Kinnlade herunter.
„Ich bin nicht in Farryn verknallt! Außerdem ist er mit Ivy zusammen!“, stellte ich klar.
„Bist du trotzdem.“, konterte sie.
„Bin ich nicht.“
“Bist du doch.“
„Bin ich… na gut, vielleicht nur ein ganz kleines bisschen.“
Sie umarmte mich und lachte.
„Ich frag Jack, ob Farryn und Ivy wirklich zusammen sind. Ich glaube eher nicht. Aber mal sehen.“
In dem Moment klopfte es an der Tür.
„Viel Spaß. Und sorg dafür, dass die anderen Gäste kein Kissen brauchen.“, verabschiedete ich mich.
Sie warf ein herumliegendes Buch nach mir und verschwand durch die Tür. Ich wich dem Buch aus und lehnte mich lässig an den Türrahmen. Jack strahlte Alisha verliebt an. Ich zeigte meiner Schwester den erhobenen Daumen. Sie lächelte mir zu.
„Denk an das Kissen.“, grinste ich.
Sie schüttelte den Kopf und zog Jack mit sich aus der Tür.
„Lass uns gehen, bevor Lara noch andere Frechheiten loswird.“, hörte ich Alisha noch sagen.
Feixend verzog ich mich in mein Zimmer.