Farryn POV
Es gongte und meine Schüler verzogen sich schnell. Ich konnte nur den Kopf schütteln über sie. Irgendwie fehlte ihnen der Sinn für Privatsphäre. Bei mir war das natürlich etwas anderes, schließlich war ich Jacks bester Freund. Und da er und Alisha gestern den ganzen Tag (getrennt) nach neuen Schülern gesucht hatten, brannte ich jetzt auch darauf, zu erfahren, wie es vorgestern gelaufen war. Alara zog Alisha zur Seite, sah so aus, als wäre sie auch noch nicht auf dem neusten Stand der Dinge. Jack sah mich neugierig herumstehen und kam auf mich zu.
„Die Schüler, Alara, du,… Ihr seid schlimmer als Federläuse.“, seufzte er, konnte sich aber ein Grinsen nicht verkneifen.
Ich sah ihn abwartend an und ging langsam in Richtung der Unterrichtsräume. Die beiden Whites verschwanden um die Ecke des Ganges. Jetzt konnte Jack mir endlich erzählen, was vorgefallen war.
„Meine Güte, normal ist bei uns auch nicht möglich, das hätte ich eigentlich von vornherein wissen sollen. Na ja, ich hab sie an ihrem Zimmer abgeholt, und wir sind dann mit ihrem Auto zum Oceans gefahren. Da haben wir ganz normal gegessen und so, du weißt ja, es gibt da dieses Aquarium. Und dann hat irgendein Depp dort einen Fisch bestellt. Generell keine Seltenheit, aber das war der Moment, als wir die Gedankenstimme gehört haben.“
Er machte eine Pause und raufte sich die weißblonden Haare. Mir schwante Böses. Hatten die Schüler sich doch meinem Verbot widersetzt?
„Juna…“, murmelte ich sauer.
Jack sah mich verwirrt an.
„Ach, egal.“, winkte ich ab und ließ ihn fortfahren.
„Sie kam von dem Fisch. Wir mussten natürlich eingreifen, wir konnten den Fisch ja nicht einfach kochen lassen. Laut Alishas Plan sollte ich in die Küche gehen und dort fragen, ob ich den Fisch kaufen konnte. Lebend. Was sie machte, hatte ich absolut keine Ahnung. Aber wir durften keine Zeit verlieren und ich hab einfach gemacht, was sie gesagt hat.“
Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Jack in die Küche marschiert war und musste lachen. Jack schmunzelte, sah aber gleichzeitig verzweifelt aus.
„Natürlich wollten mir die Typen den Fisch nicht verkaufen, aber der Kescher blieb noch in der Ecke stehen, da ich darauf beharrte und schon irgendwelche Preise aushandeln wollte. Ich kam mir so blöd vor, aber Alisha hat die ganze Zeit nur Mach weiter, ich bin gleich soweit gesagt. Irgendwann hat der Koch dann die Geduld verloren und den Kescher gegriffen.
„Wir dürfen den Gast nicht warten lassen.“, hat er nur gemeint und mich an irgendeinen Kellner verwiesen.
Zum Glück war Alisha da fertig und stand auf einmal mit ihrer Tasche hinter mir. Sie zeterte, das wäre ja eine Frechheit, bezahlte ohne Trinkgeld und machte auf dem Absatz kehrt. Warum sie es so eilig hatte, merkte ich, als ihre Handtasche begann zu tropfen. Wie damals bei Nox hatte sie den Wandler in ihre Handtasche gestopft und diese mit Wasser gefüllt… Mein Gott, ich dachte, ich kipp gleich um. Sie hatte ja auch kein Wasser in ihrem Auto wie ich, also sind wir runter zum Meer gerannt und haben den Seawalker dort freigelassen. Er ist schneller weggeschwommen, als dass wir ihm erklären konnten, wer wir sind und was er ist. Aber Alisha hat das richtig gut gemacht. Das Treffen war… einmalig.“, schloss Jack.
Ich kriegte mich kaum ein vor Lachen. Schallendes Gelächter verriet uns, dass Alisha ihrer Schwester auch gerade die turbulente Geschichte von vorgestern erzählt hatte.