Blue POV

Mit immer noch zitternden Knien stand ich neben Shari und Noah und sah zu, wie Alara auf die Bühne kam. Der Song begann, Joshua trommelte energisch auf das Schlagzeug ein, Olivia schlug kräftig die Akkorde in ihr Keyboard und Leonora spielte wie immer die E-Gitarre. Miss White umklammerte das Mikro, als wolle sie es erwürgen und stellte sich ganz vorne an die Bühne. Sie traf jeden Ton perfekt und sang das Lied, als hätte sie es von klein auf gelernt. Ihre Schwester zog eine Augenbraue hoch und grinste. Offenbar wusste sie, wie gut Alara singen konnte. Jack und Farryn flüsterten miteinander. An Alishas Gesichtsausdruck sah ich, dass sie nichts verstand, aber brennend interessiert war. Ich grinste und richtete meinen Blick wieder zur Bühne. Den Refrain sang sie mit einer Mischung aus Stärke und Wehmut, mit einer unglaublichen Leidenschaft. Sah so aus, als kannte sie das Lied tatsächlich schon länger. Ich mochte sie sehr- vielleicht traute ich mich irgendwann, zu fragen woher. Ich starrte gebannt auf das Kabel des Mikrofons- nicht, weil es an sich so interessant war, sondern weil Alara mit dem Absatz ihrer Schuhe daran hängengeblieben war. Es gab ein ungutes Knacken, dann brach er. Alara wankte kurz, drehte sich erschrocken um und sah das Teil ihrer High Heels auf dem Boden liegen. Sie verdrehte die Augen, als wäre sie lediglich genervt, nicht etwa peinlich berührt oder verunsichert. Sie stand mit ihrem Fuß Eins-A, man merkte nicht, dass ein Teil des Schuhs fehlte. Nahtlos nahm meine neue Lieblingslehrerin den Faden auf und sang die letzten Zeilen noch mal mit der ursprünglichen Leidenschaft. Finny nahm ihr das Mikro ab und grinste.

„Dankeschön! Das war super! So… wer soll denn als Nächstes singen, Miss White? Ein Lied schaffen wir noch!“

Ich presste die Nägel in meine Handballen.

Bitte nehmen Sie Mr Clearwater oder Miss White! Ich will, dass sie zusammen singen!, flehte ich sie in Gedanken an.

Mir war nicht klar, dass ich es ihr in den Kopf geschickt hatte, bis ihr Mundwinkel zuckte.

Aha., kam nur zurück.

„Machen wir es doch wie beim Brautstrauß werfen!“, schlug sie vor, drehte sich um und schleuderte das Mikro. Zielsicher, wie es schien. Es drehte sich ein paar Mal, dann war klar, dass entweder Alisha es fangen musste, oder das Mikro würde gegen die Steinwand knallen.

Unbeeindruckt wich meine Kampflehrerin aus. Kurz, bevor das Mikrofon etwas zu nahe Bekanntschaft mit der Wand machte, fing Jack es aus der Luft. Ich jubelte innerlich und konnte mir ein Grinsen nicht verkneifen.

Alara stellte sich zwischen Alisha und Farryn und grinste. Ahnte sie etwas, das ich nicht ahnte?!