Der Tag an dem meine Mutter starb, war der schlimmst meines Lebens. Sie wurde von einem dieser Dinger, von denen Niemand wusste was sie waren oder wodurch sie zu dem wurden was sie waren, angefallen und verwandelt. Deshalb war mein Vater dazu gezwungen sie zu töten. Seit diesem Tag lebten wir zurückgezogen in unserem Schloss. Bis zu dem Tag, an dem meine Stiefmutter in unser Schloss kam. Sie hämmerte vehement gegen das Tor, da sie Schutz vor den Menschenfressern suchte. Der gütige König gewährte der bildhübschen Frau diesen nur zu gerne. Bald darauf versuchte sie sich mit mir anzufreunden, was ihr durch ihre nette und charmante Art auch gelang. Mein Vater dachte daraufhin, dass sie die perfekte neue Mutter für mich währe, da er mich rund um die Uhr beobachten lies. Deshalb heiratete er sie und sie wurde die neue Königin des Reiches. Nicht lang nach ihrer Heirat zeigte das Biest ihr wahres Gesicht. Raven überzeugte ihn davon, dass er ihr orientalische Kleider besorgen sollte und in seinem Wahn tat er dies natürlich sofort und machte sich selbst auf den Weg. Auf seiner Reise wurde er von einem dieser abscheulichen Dingern erwischt und getötet, genau wie seine Begleiter. Sie hatten tapfer gekämpft, doch es waren zu viele. Dies war natürlich die perfekte Gelegenheit für Raven. Sie riss sich das gesamte Königreich unter den Nagel und sperrte mich in dem höchsten Turm ein. Dort erblickte ich das Tageslicht nur durch das kleine vergitterte Fenster, welches mir einen stark eingeschränkten Blick über einen kleinen Teil des Waldes bot.
Es tummelten sich einige Mythen um diesen Wald. Die einen sagten, dass dort eine böse Hexe lebte, welche aus Rache am König und seinem Volke die Fresser auf uns gehetzt hatte. Anderen zufolge, dass tief in dem Wald allerlei Kreaturen und was weiß ich nicht alles für Wesen hausen sollten. Hierbei soll sich ein gefräßiges Vieh auf einen Menschen gestürzt haben, der im Wald Feuerholz sammeln war. Bevor es ihn jedoch fressen konnte, kam dem jungen Mann jemand zu Hilfe. Diese Person schlug immer und immer wieder mit einem Ast auf das Vieh ein. Erst später, als sich das Opfer langsam aber stetig in das Monster verwandelt wurde, fand man heraus, dass er gebissen wurde. Schnell wurde er unter Quarantäne gestellt. Doch dort biss er alle, die ihm helfen wollten. So verwandelte er sie und sich zu dem gleichen Menschenfressenden Monster wie das, welches ihn damals angegriffen hatte. Und da diese Dinger anscheinend bis in alle Ewigkeit leben und nur dann sterben, wenn man sie zerhackstückelt, gilt das Gleiche auch für die infizierten Menschen.
Egal an welche Version man glaubte, beide waren nicht besonders toll.
Meine Kleiderauswahl bestand aus einem einzigen uralten abgetragenen Magdkleid, welches schon fast in Fetzen von meinem Körper hing.
In meinem Verließ war es wie immer eisigkalt. Ich hatte nichts, mit dem ich mich wärmen konnte, außer den Stofffetzen an die ich von mal zu mal ran kam.
Schon seit Jahren lebte ich dort oben und erfuhr alles durch die Gespräche der Wachleute, die dann und wann mal an meiner Zelle vorbei liefen und sich unterhielten.
,,Bald wird es hoffentlich so weit sein und Raven wird mich hier raus lassen!", redete ich mir immer mehr und mehr ein.
„Aufstehen und mitkommen!", durchbrach eine harte und gleichzeitig tiefe Männerstimme die Stille.
Ich wurde in Ketten gelegt und aus dem Turm geführt. Die Treppen kamen mir mit jedem Schritt länger vor als zuvor.
Ich wurde aus dem Schloss und in eine Kutsche geführt, welche sofort nach dem Verschließen der Tür losfuhr.
Bald merkte ich, dass der Kutschenwagen über etwas rumpelte und gegen etwas fuhr. Dieses Etwas war ein Baum, weshalb ich durch den Wagen flog. Ich lag erst einige Zeit auf dem Boden, da ich mich nicht aufrappeln konnte, weil die Wachmänner mich gefesselt in die Kutsche geworfen hatten und etwas undefinierbares auf mir landete. Von weit her hörte ich schlurfende Schritte auf mich zu kommen. Die Fresser hatten offensichtlich den lauten Knall gehört und kamen nun auf mich zu, um mich meinem Ende nahe zu bringen.
So leicht nahm ich jedoch mein Schicksal nicht hingegen! Ich suchte mir eine Stelle des Wagens, die schon am meisten kaputt war und trat so fest ich nur konnte mit den Füßen dagegen. Sie kamen aus allen Richtungen immer näher und das Holz wollte einfach nicht nachgeben. In meiner Panik schlug ich mit all meiner Kraft gegen das Holz. Dieses mal knackte es und das Holz gab tatsächlich nach. So gut es mit meinen gefesselten Händen ging, kletterte ich aus der Öffnung. Einige von diesen Monstern schlurften schon fast direkt vor mir rum, weshalb ich so schnell wie nur möglich von diesem Ort weg rennen wollte. Zu meinem Pech blieb ich mit meinem Kleid hängen und wurde gewaltsam zurückgezogen. Ich schlug brutal mit dem Kopf gegen das Holz des Kutschenwagens. Nur wenige Zentimeter vor mir war einer von diesen Fressern.
Kurz bevor er mich jedoch attackieren konnte, fiel er in sich zusammen. Sein Blut befleckte den zerfetzten Stoff, welchen ich mein Kleid nannte. Eine Horde von wild gewordenen Männern stürzte sich auf die Fresser. Einer von ihnen machte mich los und befreite mich von den Fesseln. Die Horde bekämpfte die Monster und vernichtete die hiesige Ansammlung.
„Habt dank für eure Hilfe. Ohne euch würde ich nicht mehr unter den Lebenden wandeln.", die Männer nickten nur und folgten dem Weg, welchen ich gekommen war. Ich wiederum lief tiefer in den Wald.
Nach einem langen Fußmarsch machte ich halt um etwas zu trinken. Als ich wieder aufstand wurde ich von irgendetwas angegriffen. Ich spürte, wie ich gebissen wurde. Dieses Monster biss mir Stücke meines Fleisches aus dem Körper. Mein Blut färbte langsam den Fluss rot. Langsam aber sicher verlor ich mein Bewusstsein. Dadurch spürte ich die Schmerzen immer hin nicht mehr.
Nun bin ich wenigstens wieder bei meinem Vater und meiner Mutter!