Nervös stand Harry auf einem Hügel unweit des Fuchsbau und beobachtete das Treiben vor diesem. Von hier aus konnte er alles ganz genau erkennen, ohne selber entdeckt zu werden. So sah er, wie Arthur gerade dabei war einen großen Tisch und etliche Stühle nach draußen schweben zu lassen. Anscheinend würden heute wohl viele Gäste auftauchen. Was aber auch nicht verwunderlich war, denn schließlich wurde Ginny heute 20 Jahre alt. Seufzend sah er auf den Umschlag in seiner Hand, in welcher sich das Geschenk befand. Irgendwie kam ihm dieses gerade wirklich mickrig vor. „Was meinst du, Kleines? Wird sich Ginny überhaupt über mein Geschenk freuen?“, murmelte der Schwarzhaarige und strich mit seiner freien Hand über seinen Bauch. Ein Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als er an den Abend vor fünf Tagen zurück dachte, als er das erste Mal eher unbewusst mit seinem Kind gesprochen hatte. Es war der Abend nach seinem Besuch im Ministerium und er wollte einfach nur mit jemanden darüber sprechen. Und da hatte er angefangen mit seinem Bauch bzw. seinem ungeborenem Kind zu sprechen. Etwas was ihm doch sehr komisch vorkam, weshalb er auch gleich am nächsten Morgen seinen Heiler aufsuchte. Das amüsierte Gesicht von diesem würde er niemals vergessen. Wahrscheinlich war er noch nie in seinem Leben so verlegen gewesen. Gut, vielleicht bei seinem ersten Mal, aber seit dem nicht mehr. Denn das er mit seinem Kind sprach, schien etwas ganz normales sein und zu jeder Schwangerschaft dazu zu gehören. Er war schließlich Anfang des vierten Monats und gewöhnlich würden Mütter schon viel früher anfangen mit dem Kind zu sprechen. Wahrscheinlich war es bei ihm erst so spät gekommen, weil es keine geplante Schwangerschaft gewesen war und er diese immer noch geheim halten wollte. Daher würde man auch noch keinen Bauch sehen, obwohl sich sein Kind ganz normal entwickelte. Schon bald würde er auch die Bewegungen des Babys spüren können, da war sich sein Heiler sicher. Dennoch würde man selbst bis zur Geburt keinen Bauch sehen, wenn er es nicht selber wollte. Das war ein Effekt des Trankes, der genauso zu diesem gehörte, wie die Übelkeit und das Erbrechen am Morgen. Natürlich gab es da einen Trank dafür, doch dieser wurde an jede männliche Mutter angepasst und dafür müsste er persönlich mit Snape sprechen. Und genau das wollte er nicht. Er wollte schließlich nicht mit der Tür ins Haus fallen! Da nahm er dieses ganztägige, flaue Gefühl im Magen und den morgendlichen Gang ins Bad doch gerne in Kauf. Dafür litt er wenigstens nicht unter den Stimmungsschwankungen, wie Hermione. Bei ihr musste er mittlerweile wirklich aufpassen, was er sagte, damit sie nicht durchdrehte.
Seufzend strich Harry noch einmal über seinen Bauch und sah dabei zu, wie zwei rothaarige Personen vor dem Fuchsbau auftauchten. Dicht gefolgt von noch einigen anderen jungen Frauen und Männern, die er aber nicht kannte. Sicher alles Freunde, die Ginny in den letzten drei Jahren gefunden hatte. Oder vielleicht auch Kollegen aus ihrem Quidditch Team. Denn von Hermione hatte er noch erfahren, dass Ginny mittlerweile professionell Quidditch spielte. Und wieder stellte er sich die Frage, ob sein Geschenk ausreichend war, wenn er sich die ganzen Pakete und Päckchen ansah, die die anderen bei sich hatten. Doch nach einem intensiven Gespräch mit Hermione war ihm dieses Geschenk am sinnvollsten vorgekommen. Kurz schüttelte er den Kopf, als er an das Gespräch zurück dachte. Bei Merlin, Ron hatte ihn die ganze Zeit so komisch angesehen und er hatte deutlich dessen Eifersucht gespürt. Als wenn er seinem besten Freund die Partnerin, dazu noch die schwangere, baldige Ehefrau, ausspannen würde! Selbst wenn er auf Frauen stehen würde, dann wäre das ein absolut abwegiger Gedanke. Letztendlich konnte er den anderen von diesen Gedanken abbringen, indem er ihm deutlich sagte, dass er schwul war und das er nur den Rat der anderen brauchte, um ein Geschenk für Ginny zu finden. Schließlich sei er ja drei Jahre fort gewesen und wusste nicht, wie er der anderen eine Freude machen konnte. Danach war Ron tatsächlich erleichtert gewesen und hatte ihm sogar zugestimmt, dass da wirklich weiblicher Rat besser wäre. Denn Ginny sei eben kein kleines Kind mehr, was man mit Süßigkeiten und Spielzeug abspeisen konnte. Und wenn Harry das richtig gedeutet hatte, dann hatte sein bester Freund zu diesem Zeitpunkt auch noch kein Geschenk gehabt und hatte sich einfach nur nicht getraut seine Verlobte nach einem Rat zu fragen. So hatten sie sich beide die Vorschläge der jungen Frau angehört und er war wirklich froh, dass nur Ron die Auswirkungen der Stimmungsschwankungen abbekam. Sein bester Freund hatte sich aber auch nicht von dummen Fragen abhalten lassen, was ihn innerlich immer noch grinsen ließ. Sicherlich hatte Ron die letzten Tage auf dem Sofa verbringen müssen.
Noch einmal schüttelte er den Kopf und sah dabei zu, wie George gerade an der Tür von seiner Mutter umarmt wurde. Allmählich sollte er wohl auch zu den anderen stoßen, damit er nicht der letzte war, der auf der Feier auftauchte. So setzte sich Harry in Bewegung und ging langsam auf den Fuchsbau zu. „Harry! Ich hatte mir schon Sorgen um dich gemacht! Wie schön, dass du doch noch gekommen bist“, wurde er auch schon von Molly begrüßt und in eine feste Umarmung gezogen. „Tut mir leid, Molly. Ich hatte einige Sachen zu klären“, lächelte Harry und erwiderte die Umarmung. „Das nächste Mal schickst du wenigstens eine Eule. Komm, misch dich unter die Gäste. Essen gibt es in gut zwei Stunden und dann wird auch Ginny kommen“, meinte Molly und lächelte ihm noch einmal zu, ehe sie ihn ins Haus führte und direkt zu einem großen Berg von Geschenken. „Leg dein Geschenk einfach dazu. Ich bin wieder in der Küche.“ Ohne das Harry noch etwas sagen konnte, verschwand die Matriarchin der Familie Weasley und ließ ihn etwas hilflos zurück. Im Vergleich zu all den Geschenken wirkte seines wirklich so, als wenn er unwillig gewesen wäre, eines auszusuchen. Aber nun konnte er das eh nicht mehr ändern, weshalb er seinen Umschlag zwischen zwei kleinere Päckchen schob und sich dann von dem Stapel entfernte. Die Vorschläge von Hermione waren wirklich gut gewesen, aber in seinen Augen war nichts dabei gewesen, was ihm kein Problem beschert hätte. Denn wenn er die Reaktion von Ginny bei ihrem letzten Aufeinandertreffen richtig einschätzen konnte, dann würde sie in allen Dingen, die Hermione vorgeschlagen hatte, etwas falsches sehen. Schmuck, egal welcher Art, wäre für sie ein Verlobungsgeschenk. Kleidung oder Quidditch Zubehör würde sie sicherlich so einschätzen, dass er ihr beweisen wollte, dass er sich um sie kümmern konnte und ihren Beruf akzeptierte. Sie würde beides auch als Zeichen für eine Verlobung oder für eine Art Umwerben sehen. Und das wollte er auf jeden Fall verhindern. Denn er wollte ihr keine falschen Hoffnungen machen, wo sie eh niemals eine Chance haben würde. So hatte er sich letztendlich für einen Gutschein für ein Drei-Gänge-Menü für eine Person in einem neueröffnetem Restaurant in der Winkelgasse entschieden. Kein Essen zu zweit. Nur eine Person. Hoffentlich sah sie darin nicht auch etwas falsches.
„Hallo Harry, hättest du kurz Zeit?“, wurde er aus seinen Gedanken gerissen und sah überrascht zu Percy, welcher ihn wohl schon eine Weile musterte, wenn er dessen Blick richtig deutete. „Hey Percy, ja klar. Wir wollten uns heute doch eh unterhalten“, meinte Harry und nickte dem anderen zu. „Gut, dann lass uns rausgehen. Da können wir uns in Ruhe unterhalten“, erklärte Percy und machte sich sogleich auf den Weg, raus auf dem Fuchsbau, wobei Harry ihm nur zu gerne folgte. Ihm war es doch etwas unangenehm unter so vielen unbekannten Menschen zu sein und die meisten Gäste von Ginny kannte er nicht einmal. Er war nur froh, dass ihn niemand bisher angesprochen hatte. Schweigend gingen sie beide nebeneinander her, bis sie am Ende des Gartens ankamen und sich dort auf eine Bank setzen. „Dann erzähl mir doch mal, was es mit deinen Zauberstäben auf sich hat“, begann Percy zu sprechen und sah den Jüngeren neugierig an. Dieser konnte sich bei der offenen Art des anderen ein Schmunzeln nicht verkneifen. So kannte er diesen eben nicht. „Wie ich dir ja schon sagte, stelle ich individuelle Zauberstäbe her. Ich habe in Japan eine Ausbildung zum Zauberstabmeister absolviert und habe deshalb eine spezielle Technik zur Herstellung eines Zauberstabes erlernt. Um einer Person einen Zauberstab herstellen zu können, brauche ich zunächst etwa 10ml Blut von dieser Person. Das Blut analysiere ich dann mit Hilfe einiger Zaubertränke, damit ich den Kern, das Holz und die Eigenschaften des Zauberstabes erfahre. Danach stelle ich den Zauberstab her und füge auch noch das Blut der Person dazu, damit der Stab auch wirklich zu 100% passt. Durch das Zufügen des Blutes kann der Stab auch niemals gegen diese Person eingesetzt werden. Also wenn du deinen Zauberstab im Kampf verlieren würdest, dann könnte dein Gegner ihn nicht gegen dich verwenden. Zudem gebe ich eine Garantie von 50 Jahren auf einen Zauberstab. Meine sind nämlich wesentlich robuster, als die Modelle von Ollivander. Es sei denn, du wirfst ihn in Lava. Dann geht auch einer von mir kaputt und die Garantie erlischt sofort“, erklärte Harry. „Gibt es wirklich Personen, die ihren Zauberstab in Lava werfen würden?“, hakte Percy skeptisch, aber auch amüsiert, nach. „Laut meinem Meister gab es schon solche Fälle. Entweder weil sie besoffen waren oder weil sie bei einer Mutprobe mitgemacht haben. In beiden Fällen gab es dann keinen individuellen Zauberstab mehr. Sie mussten auf die Modelle eines normalen Zauberstabmachers zurück greifen“, grinste der Schwarzhaarige und schüttelte kurz den Kopf. Er hatte damals selbst nicht glauben können, dass es tatsächlich solche Leute gab.
„Das haben sich dann diese Leute aber wirklich selbst zuzuschreiben. Man sollte eben nicht besoffen auf einen Vulkan steigen oder einer dummen Mutprobe zustimmen. Also könntest du theoretisch jeder Person einen Zauberstab herstellen, von welcher du Blut bekommen würdest?“, wollte Percy wissen. „Das ist theoretisch richtig. Aber ich würde nicht jedem einen Zauberstab herstellen. Zunächst musst du wissen, dass ich nur ausgebildeten Zauberern und Hexen einen Stab erstellen werde. Das wären also alle, die Hogwarts oder eine andere Schule besucht und einen Abschluss erhalten haben. Gut, bei George würde ich eine Ausnahme machen. Aber bei ihm bin ich mir auch ziemlich sicher, dass er mittlerweile sein volles, magisches Potential entwickelt hat. Denn nach diesem Kriterium gehe ich zuerst. Dann würde ich niemals jemandem einen Stab machen, der damit Schaden anrichten möchte oder auf Macht aus ist. Darum würde ich weder Fenrir Greyback, noch Cornelius Fudge, noch Mr. Pitcher einen Zauberstab herstellen. Was mir letztendlich auch diese dumme Anzeige eingebracht hat“, schnaubte Harry genervt. Er konnte immer noch nicht fassen, dass dieser Makler tatsächlich eine solche Anzeige gegen ihn erstattet hatte und das dieser komische Auror auch noch von der Echtheit überzeugt war. Denn genau das hatte er in dessen Blick gesehen. „Mr. Pitcher hat tatsächlich eine Anzeige erstattet, nur weil du ihm einen Zauberstab verweigert hast?“ Ungläubig sah Percy den Jüngeren an. „Ganz genau deshalb. Natürlich hat er nicht zur Anzeige gebracht, dass ich mich geweigert habe. Er hat in seiner Anzeige behauptet, dass ich ihm den Cruciatus und den Imperio auf den Hals gehetzt habe, um an den Kaufvertrag zu kommen. Dumm nur für ihn, dass das Ministerium wohl wirklich nicht mehr einfach jemanden aufgrund einer solchen Anzeige verhaftet und voreilig verurteilt. Denn ein Mann namens Nowak hat meine Zauberstäbe überprüft und natürlich keinen der Flüche gefunden.“ Etwas ärgerlich knirschte Harry mit den Zähnen, ehe er seufzte und ein paar Mal tief durchatmete. Auch wenn bei seinem Kind alles in Ordnung war, wäre zu viel Aufregung sicher nicht gut für dieses. „Der Kerl hat wirklich einen Schatten. Hast du wenigstens eine Gegenanzeige erstattet?“ Nickend bestätigte Harry die Frage. „Ich lasse mich nicht mehr unterdrücken und werde in Zukunft jedes legale Mittel nutzen, um gegen solche Leute vorzugehen. Ich hoffe nur, dass die Anzeige auch zustande kommt“, murmelte er nachdenklich. „Wie meinst du das?“, hakte Percy sogleich nach. „Ich habe die Anzeige bei Auror Robards aufgegeben und dieser schien während der Anhörung voll und ganz von meiner Schuld überzeugt. Er hat, nachdem zu der von Mr. Pitcher angegebenen Zeit, kein Fluch gefunden wurde, sogar verlangt, dass der ganze Tag überprüft werden sollte!“
Darauf konnte der Rothaarige nur ernst nicken. „Robards hat sich damals ebenfalls von Cornelius überzeugen lassen, dass du und Professor Dumbledore eine Gefahr für das Ministerium darstellen würdet. Wahrscheinlich hat er diesen Gedanken niemals abgelegt, auch wenn die Wiederkehr des Unnennbaren ja später ganz eindeutig bestätigt wurde. Ich möchte mich für mein Verhalten damals auch noch bei dir entschuldigen. Ich habe mich von Cornelius blenden lassen und war der festen Überzeugung, dass er die Wahrheit sagen würde. Ich bereue es sehr, dass ich ihm geglaubt habe und euch beiden deshalb so großen Ärger beschert habe.“ Die Worte überraschten Harry wirklich. Aber sie ließen ihn auch lächeln. Es zeigte ihm einfach, dass der andere sich verändert hatte und das zum Guten. „Du brauchst dich wirklich nicht entschuldigen, Percy. Wir haben alle irgendwann einmal falsche Entscheidungen getroffen und es ist gut, wenn du das erkannt und dich geändert hast. Das ist viel wichtiger, als eine Entschuldigung. Aber wenn es dich beruhigen sollte, dann nehme ich deine Entschuldigung sehr gerne an“, lächelte Harry den anderen beruhigend an, welcher sein Lächeln erwiderte. „Das bedeutet mir sehr viel, Harry. Würdest du mir also auch einen Zauberstab herstellen?“ Die Frage ließ Harry leise auflachen. „Bist du ganz sicher nicht George?“, feixte er sogleich und erhielt ein verhaltenes Lachen zurück. „Ich bin ganz sicher Percy. Du kannst es auch gerne austesten“, zwinkerte Percy, woraufhin Harry schmunzelnd den Kopf schüttelte. „Ich glaube dir. Und zu deiner Frage. Ja, ich würde dir einen Zauberstab machen. Wenn du möchtest, dann könnte ich schon mit den Vorbereitungen beginnen?“, wollte er lächelnd wissen und sah den anderen direkt an. „Was genau musst du denn machen? Und was genau wird mich der Stab kosten?“, wollte Percy nun wissen und richtete sich etwas auf. Sie hatten sich während ihres Gespräches ohne es zu merken bequemer hingesetzt. „Ich würde erst einmal einen Zauber auf dich sprechen, um zu testen, ob keine störenden Substanzen in deinem Blut sind. Denn schließlich kommt dein Blut mit in den Kern und das könnte sonst zu unerwünschten Fehlfunktionen führen. Danach würde ich dir das Blut abnehmen und dann später zuhause analysieren und den Stab herstellen. Dieser würde dann zwischen 25 und 40 Gallonen kosten, je nach Kern und Holz“, erklärte Harry und zog seinen eigenen Zauberstab.
„In Ordnung, dann teste mich und nach der Feier können wir zusammen ins St.-Mungo gehen, wegen dem Blut“, meinte Percy. „Das brauchen wir nicht. Ich habe die Blutabnahme in meiner Ausbildung gelernt. Und keine Sorge, mir ist nur einer dabei beinahe verstorben“, zwinkerte Harry frech, ehe er stumm zauberte. „Na, da bin ich aber beruhigt“, gab Percy trocken zurück, doch in seinen Augen konnte man erkennen, dass er den Scherz verstanden hatte. Es dauerte nur wenige Augenblicke, da leuchtete die Spitze des Zauberstabes rot, was Harry wirklich erleichterte. Percy war nicht der Vater seines Kindes und er konnte endlich nach Wochen wieder einen Kandidaten streichen. „Dein Blut ist frei von Substanzen, also kann ich dir jetzt das Blut abnehmen. Reichst du mir bitte einen deiner Arme? Ich nehme das Blut direkt am Handgelenk ab“, sprach Harry nun ruhig aus und zog währenddessen eine Phiole aus seinem Umhang. Irgendwie hatte er gehofft, dass er den anderen von einem Zauberstab überzeugen konnte, weshalb er die Phiole mitgenommen hatte. „Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn es anders gewesen wäre“, schmunzelte Percy und reichte dem anderen seinen linken Arm, so dass Harry in Ruhe die benötigte Menge Blut abnehmen konnte und die Wunde schnell wieder verschloss. „Wenn ich den Kern und das Holz da habe, dann kann ich dir den fertigen Zauberstab morgen schon vorbei bringen“, mit diesen Worten verstaute er seinen Zauberstab und die Phiole wieder sorgfältig. „Schreib mir auf jeden Fall eine Nachricht, damit ich dir sagen kann, wann ich Pause habe. Jetzt so kurz vor der Wahl habe ich leider so viel zu tun, dass ich keine regelmäßigen Pausen machen kann. Es ist schon eine große Ausnahme, dass ich heute den ganzen Tag frei habe.“ Seufzend schüttelte Percy den Kopf und sah zurück zum Eingang, wo langsam alle anderen Gäste heraus kamen. „Wir sollten wohl langsam zurück. Bald wird das Essen und die Show beginnen“, meinte er und erhob sich. „Was für eine Show denn?“, hakte Harry sogleich nach und stand ebenfalls auf. „So wie ich mein liebes Schwesterchen einschätze, wird sie heute eure Verlobung verkünden“, gab Percy die gewünschte Auskunft und grinste schief. „Bei Merlin, bloß nicht. Ich bin schwul verdammt!“, stöhnte Harry genervt auf. „Das ist mir sehr wohl bewusst, Harry“, grinste Percy breit, woraufhin Harry rot wurde. „Du spielst auf die Party an, habe ich recht?“ Eigentlich hätte er die Frage gar nicht stellen müssen, denn es gab nur diese Erklärung. „Natürlich tu ich das und es war das erste Mal, dass die Party wirklich so feucht fröhlich war. Und das nur dank dir.“ Bei Merlin, was hatte er bitte alles bei dieser dummen Party getan? „Warum versteht Ginny es dann einfach nicht?“, murmelte er leise und setzte sich langsam mit Percy in Bewegung. „Wäre sie da gewesen, dann hätte sie es vielleicht verstanden. Aber sie musste ja unbedingt letztes Jahr die ganze Zeit von sich als Lady Potter und vielen kleinen Potters sprechen. Deshalb hat Lucius sie dieses Jahr erst gar nicht eingeladen.“ Schulterzuckend lief Percy neben dem anderen her und musterte diesen. „Hermione meinte, dass jeder, der Lust hat, daran teilnehmen kann. Warum meinst du jetzt, dass Lucius Malfoy sie hätte einladen müssen?“, wollte Harry verwundert wissen. „Im Grunde hatte Hermione recht. Nur das man eben vorher eine Einladung bekommen muss und dann kann jeder selber entscheiden, ob er oder sie kommen möchte. Nicht alle Überlebenden wollen in Malfoy Manor feiern.“
Das konnte Harry natürlich verstehen, weshalb er kurz nickte und dann mit dem anderen am Tisch ankam, wo Molly ihnen schon ihre Plätze zeigte. Zu seinem leichten Entsetzen wurde Harry tatsächlich links des Platzes von Ginny gesetzt. Diese würde den Platz an der Stirnseite des Tisches einnehmen, was ihm die üppige Dekoration des Stuhles verriet. Links von ihm nahm gerade Charlie platz und wollte wohl einen Gruß aussprechen, als die Tür vom Fuchsbau aufging und das Geburtstagskind herauskam. Ginny trug ein Kleid aus einem dünnen, blauen Stoff, was mit goldenen Perlen bestickt war. Ihr Haar war zu einer Hochsteckfrisur toupiert und in dieser steckte eine ebenso hellblaue, kleine Krone. Eindeutig hatte sie heute noch mehr vor, als nur ihren Geburtstag zu feiern, dass war Harry bei diesem Aufzug sofort klar, weshalb er sich nervös auf die Unterlippe biss. Hoffentlich irrten er und Percy sich und Ginny wollte einfach nur einmal im Leben Prinzessin spielen. Kurz wanderte der Blick des jungen Mannes zu allen anderen Gästen, welche zuerst Ginny und dann ihn fasziniert anstarrten. Anscheinend gingen wohl allen ähnliche Gedanken durch die Köpfe, was ihm gar nicht behagte. „Ich möchte euch allen danken, dass ihr an meinem großen Tag erschienen seit“, begann Ginny zu sprechen und riss ihn damit aus seinen Beobachtungen. Sogleich richtete er seinen Blick zu ihr und musterte sie genau. „Doch heute wollen wir nicht nur meinen 20ten Geburtstag feiern, sondern auch die Rückkehr meines Verlobten, Harry James Potter.“ Sofort applaudierten die ihm fremden Gäste, während Ron verwirrt schaute, Hermione ihr einen bösen Blick zuwarf und die älteren Weasley Söhne ihr Grinsen durch das Senken ihrer Köpfe versteckten. „Von welcher Verlobung sprichst du, Ginny?“, wollte Harry laut wissen, woraufhin der Jubel und der Applaus abrupt stoppte. „Natürlich von unserer, Schatz“, meinte Ginny und lächelte ihn auch noch zuckersüß an, was ihn schnauben ließ. „Es tut mir leid, Ginny, aber davon hast du wohl nur geträumt. Ich habe mich nicht mit dir verlobt und habe es auch in Zukunft nicht vor!“, gab er mit fester Stimme zurück und sah sie ernst an. „Aber, aber vor der Schlacht …!“, begann die Rothaarige zu stottern und musterte ihn entsetzt. „Was soll vor der Schlacht gewesen sein?“, hakte Harry misstrauisch nach. „Du hast mich geküsst!“ Nun musste Harry tatsächlich laut lachen, was Ginny zusammenzucken ließ. „Natürlich habe ich das! Glaubst du etwa deshalb, dass ich dich heiraten würde? Das ist lächerlich, Ginny!“ Doch was hatte er erwartet? Sie hatte ja schon bei ihrem letzte Treffen gezeigt, dass sie immer noch an ihm interessiert war. Aber das sie nun so eine Show abzog.
„Natürlich! Sonst hättest du mich doch nicht geküsst! Der Kuss war eindeutig ein Zeichen der Verlobung!“, bestand Ginny weiter auf ihrer Auslegung der Tatsachen. „Ich habe dich geküsst, weil du es dir gewünscht hast und weil wir alle nicht wussten, ob wir die Schlacht überleben würden! Ich hätte an diesem Tag sogar Draco Malfoy geküsst, wenn er es sich gewünscht hätte!“, warf Harry entgegen und erhob sich. „Sag doch so etwas nicht. Malfoy ist ein Arsch und dazu noch ein Kerl. Ich liebe dich doch“, schrie die Rothaarige schon fast und wollte sich Harry in die Arme werfen. Doch dieser wich nur einen Schritt zurück, weshalb Ginny strauchelte und sich gerade noch am Tisch festhalten konnte. „Ich liebe dich aber nicht, Ginny! Ich habe dich immer nur als Schwester gesehen! Zudem bin ich schwul und stehe ausschließlich auf Männer! Und wenn du dich letztes Jahr nicht so dämlich benommen hättest, dann hättest du es schon im April erfahren!“, keifte Harry zurück und schloss kurz die Augen, als sein Bauch unangenehm zog. Nein, er durfte sich nicht so aufregen. Das war nicht gut für sein Kind. Deshalb öffnete er die Augen und sah kurz in die teilweise geschockten Gesichter der Feiergemeinschaft. „Bitte entschuldigt meinen Ausbruch, aber das kann ich mir nicht länger antun. Ich wollte den Geburtstag nicht versauen, aber ich mache niemandem falsche Hoffnungen. Das würde ich niemals machen. Aber ich kann nichts für die unrealistischen Träume einer jungen Frau“, entschuldigte sich Harry, ehe er sich umdrehte und eiligst davon ging, um von dem Hügel aus zu apparieren, auf welchem er noch vor ein paar Stunden stand und kurz darauf in der Winkelgasse landete. Kaum das er festen Boden unter den Füßen spürte, merkte er wie seine Augen feucht wurden und ihn die Übelkeit übermannte. Verdammter Eulenmist, hoffentlich hatte die Aufregung seinem Kind nicht geschadet. Verzweifelt lehnte sich Harry an die nächste Häuserwand und entleerte seinen Magen. Dabei war es ihm gerade egal, dass ihn die Passanten dabei sehen könnten. „Harry! Was ist denn passiert?“, vernahm er mit einem Mal eine Stimme und sah verwundert auf. „Seamus? Was machst du hier?“, wollte er mit erstickter Stimme wissen und richtete sich langsam auf, während der andere auf ihn zukam und das Missgeschick wegzauberte. „Ich habe eine Lieferung für dich. Komm, ich bring dich in dein Haus“, meinte Seamus besorgt und stützt den anderen, ehe sie gemeinsam in das Geschäft gingen und dann direkt in die erste Etage. „Danke. Ich denke, ich schaffe es jetzt alleine“, seufzte Harry und ging zusammen mit Seamus in sein Schlafzimmer, um sich dort auf das Sofa zu setzen und über seine Augen zu wischen, in denen sich Tränen gebildet hatten.
„Ganz sicher nicht! Was ist denn passiert, dass du so blass bist? Wie kann ich dir helfen?“ Harry atmete ruhig durch und war insgeheim froh, dass er jetzt nicht alleine war. „Könntest du mir einen Tee machen? Die Küche ist das Zimmer von der Treppe aus rechts. Tee ist im Hängeschrank direkt über der Spüle“, bat er deshalb. „Natürlich. Ich bin gleich wieder da“, bestätigte Seamus und verließ das Zimmer, während Harry seinen Bauch immer noch hielt und immer wieder darüber strich. „Es tut mir leid, Kleines. Ich wollte dich nicht aufregen. Bitte beruhige dich“, flüsterte er leise und atmete dabei immer weiter ruhig ein und aus. Es dauerte nicht lange, da kam Seamus mit einer dampfenden Tasse zurück. „Hier, Harry. Das wird deinen Magen hoffentlich beruhigen und dann erzählst du mir, was passiert ist“, verlangte dieser und stellte die Tasse auf den kleinen Tisch vor dem Sofa. Seufzend griff Harry danach und nahm einen kleinen Schluck. „Danke. Ich habe mich etwas zu sehr über Ginny aufgeregt und bin dann in dem Zustand appariert“, erklärte er ruhig und trank langsam den Tee, während er erleichtert feststellte, dass sich sein Bauch beruhigte. „Was hat sie denn angestellt, dass du dich so aufgeregt hast? Du hättest auch splintern können!“ Daraufhin konnte der Schwarzhaarige nur nicken. Daran hatte er wirklich nicht gedacht. Bei Merlin, er hatte sein Baby in Gefahr gebracht und das nur wegen Ginny. „Sie hat heute Geburtstag und sie hat vor allen Gästen verkündet, dass wir verlobt sind“, sagte er nach einigen Augenblicken der Stille. „Wie kommt sie denn auf den Mist? Du bist doch schwul oder?“ Die Frage ließ Harry grinsen. „Natürlich bin ich schwul. Ihre Erklärung war auch mehr als fragwürdig“, seufzte er und erzählte dem anderen dann, was genau bei der Feier vorgefallen war. „Du tust mir leid, Harry. Hoffentlich hat sie es jetzt kapiert.“ Nickend trank Harry seinen Tee aus und lehnte sich dann auf dem Sofa zurück. „Ich hoffe es auch. Was wolltest du jetzt eigentlich von mir?“, fragte er. „Ich wollte dir schon einen Teil der Lieferung bringen“, meinte dieser und nahm einige Miniaturmöbel aus der Tasche seines Umhangs. „Aber Dean meinte, dass sie erst im Dezember fertig werden würden“, meinte Harry verwundert und musterte den anderen. „Ich habe Dean solange bedrängt, bis er zugestimmt hat, zumindest die Schlafzimmermöbel fertig zu machen“, erklärte Seamus ruhig. „Das ist wirklich nett von dir. Dann können wir den Raum hier ja einrichten“, lächelte Harry und erhob sich. „Lass mich das machen. Du ruhst dich aus und sagst mir nur, wo alles hin soll“, sagte Seamus und sah den anderen streng an, was diesen schmunzeln ließ.
Seamus war wirklich ein guter Freund und er verstand Dean einfach nicht. Aber darum würde er sich auch noch bald kümmern. Jetzt zauberte sich Harry erst einmal einen kleinen Stuhl herbei und ließ sich im Türrahmen auf diesem nieder. „Gut, wie du möchtest. Dann setz doch bitte den Kleiderschrank, der da vorne steht, hier auf die linke Seite“, begann Harry zu sprechen und deutete auf den Schrank, welcher schon im Haus war. „Geht klar“, nickte Seamus und legte die verkleinerten Möbel auf den Tisch, ehe er seinen neuen Zauberstab zog und den Schrank an seinen neuen Platz schweben ließ. „Oh cool“, rief Harry mit einem Mal aus, was diesen verwirrte. „Was ist cool?“, wollte er sogleich wissen und drehte sich wieder um. „Da ist ein Fenster dahinter! Ich dachte der Raum hat keine Fenster“, rief Harry begeistert und ging sogleich zu dem sehr dreckigen, aber heilen Fenster. „Viel Licht wirst du damit nicht bekommen. Auf der anderen Seite ist die Hauswand von Snape“, schmunzelte Seamus. „Das ist nicht schlimm. Wenigstens ich kann lüften“, grinste der Schwarzhaarige und erklärte dem anderen dann weiter, wo seine neuen Möbel hinkommen sollten.
~*~
Gut eine Stunde später war alles an seinem richtigen Platz und Harry sah sich sehr zufrieden in seinem gemütlichen Schlafzimmer um. Links neben der Tür stand nun sein Kleiderschrank. Gegenüber der Tür und links vom Fenster standen sein Bett und sein Nachttisch. Gegenüber dem Bett, an der Wand die zu den Zimmern im hinteren Bereich zeigte, stand ein kleines Sideboard und daneben ein Schaukelstuhl. Sein Sofa war ins künftige Wohnzimmer gekommen. Jetzt fehlte nur ein wenig Deko, dann war der Raum perfekt. „Geht es dir jetzt wieder besser, Harry?“, wollte Seamus wissen. „Ja, mir geht es wieder gut. Ich hätte einfach nicht aufgebracht apparieren sollen. Danke noch einmal für deine Mühe“, lächelte dieser und erhob sich von seinem Bett. „Keine Ursache. Wir sehen uns sicher bald wieder. Und lass dich nicht von Ginny ärgern“, grinste Seamus, ehe er mit dem anderen ins Erdgeschoss ging und kurze Zeit später mit einem letzten Gruß das Haus verließ. Schmunzelnd sah Harry dem anderen hinterher und ging dann zurück ins Schlafzimmer, um sich dem Fenster zu widmen. Nach einem kurzen Reinigungszauber war dieses wieder komplett sauber und was Harry dahinter sah, ließ sein Herz höher schlagen. Genau auf der anderen Seite befand sich ein weiteres Fenster, welches sauber und heile wirkte. Also befand sich dahinter ein Raum, welchen Severus Snape regelmäßig nutzte. Sonst hätte dieser sich sicher nicht so um das Fenster gekümmert, wo es doch nur in den Zwischenraum der Häuser ragte. Schnell zog er seinen Zauberstab und legte einen Illusionszauber auf das Fenster, so dass es von der Seite der Apotheke immer noch dreckig und zugestellt wirken würde, während er alles dadurch erkennen konnte. So würde er ganz einfach den Raum in der Wohnung seines ehemaligen Professors beobachten können, ohne das dieser ihn bemerken würde. Nach dieser kleinen Katastrophe mit Ginny und seiner Sorge um sein Kind, war dieser Tag doch noch positiv verlaufen. Er hatte ein voll eingerichtetes Schlafzimmer und nun auch noch ein Fenster, durch welches er Severus Snape beobachten konnte, um einen neuen Plan zu entwickeln. Zudem hatte er auch wieder eine Person von der Liste ausschließen können. Es blieben also nur noch 11 Männer übrig.