Hallo miteinander
Noch ist es zwar Abend, doch der nächste Morgen kommt bestimmt. Um euch auf dieses Szenario vorzubereiten, möchte ich euch die unten stehenden Drabbles (je 100 Worte) nahelegen, welchen den Prozess aufzeigen, der wohl in den meisten von uns vorgeht. Hierbei handelt es sich um einen Beitrag zum Projekt Akzeptanz, welches auf FanFiktion.de gestartet wurde.
Kurzum: Es geht darum, die fünf Phasen der Trauer zu überwinden - in der richtigen Reihenfolge, selbstverständlich.
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Verleumdung
Mit einem schier unglaublichen Kraftaufwand drehte er sich von der rechten auf die linke Seite. Ein hohes, durchdringendes Schrillen hatte ihn soeben aus seinem wohlverdienten Schlaf gerissen. Es musste der Wecker seines Vaters sein, der immer eine Stunde vor seinem klingelte.
Das Geräusch wurde lauter, durchdringender. Nun vibrierte sein ganzer Nachttisch. Als einzige Reaktion darauf zerrte er seine Decke über den Kopf, welchen er zugleich auch noch ein Stück tiefer in seinem Kissen versenkte. Es war schlicht und ergreifend nicht möglich, dass er schon aufstehen musste, er hatte sich doch gerade erst hingelegt. So schnell gab er sich nicht geschlagen.
Zorn/Ärger
Als es ihm zu bunt wurde, schlug er mit der flachen Hand auf den Knopf, welcher sich an der Oberseite des Weckers befand, wodurch dieser schliesslich verstummte- zumindest für zwei weitere Minuten. Wie konnte es überhaupt sein, dass er als Einziger aufstehen musste? Sein Bruder war ganze zwei Jahre älter als er und hatte eine Stunde später Unterricht als er, wie konnte das mit rechten Dingen zugehen? Und seine Schwester? Die musste diese Woche gar nicht aus dem Bett. Klar, sie hatte eine Lungenentzündung und fast vierzig Grad Fieber, aber in diesem Augenblick hätte er zu gerne mit ihr getauscht.
Verhandeln
Ihm war klar, dass er das Unvermeidliche nicht ewig hinauszögern konnte. Doch noch blieb ihm etwas Zeit, er wollte nur noch einmal kurz zu dem Traum zurückkehren, aus dem der Wecker ihn gerissen hatte. Die Realität würde ihn schon noch früh genug einholen. Ebenso die Prüfung in Mathe, welche er bis soeben völlig vergessen hatte.
Es klopfte an seine Tür. «Liebling? Es ist schon zehn vor sieben! Zeit zum Aufstehen.» In einer halben Stunde fuhr sein Bus, er hatte also noch reichlich Zeit. Das Frühstück wurde seiner Meinung nach ohnehin völlig überbewertet. «Ich komme gleich runter, nur noch fünf Minuten!»
Depression
Unerbittlich verstrich eine Sekunde nach der anderen. Keine nahm sich die Zeit, etwas zu verweilen und ihm noch ein paar Augenblicke der Ruhe zu gönnen. Wenn er sich nicht bald aus den Federn kämpfte, kam er schon wieder zu spät. Aber es war ihm gleichgültig. Wozu brauchte man schon Schule? Letzten Endes endete doch jeder wie sein Cousin Joey, der hatte auch keinen Job gefunden. Nun gut, der hatte auch nie seinen Abschluss gemacht und war ständig zu spät gekommen, aber das tat hier nichts zur Sache. Es reichte, um ihm klar zu machen, wie sinnlos es war, jetzt aufzustehen.
Akzeptanz
Ein erneuter Blick auf den Wecker offenbarte ihm die bittere Wahrheit. Es war bereits zehn nach sieben. So sehr es ihn auch schmerzte, in dieser Schlacht musste er sich geschlagen geben. Kein Weg führte am Unvermeidlichen vorbei. Stattdessen versuchte er sich auf die wenigen guten Aspekte zu konzentrieren, die ihm in seiner Situation noch blieben. Seine Freunde, die er in der Schule wiedersah, die Pausen zwischen den einschläfernden Unterrichtsstunden- und die Tatsache, dass sein Bett heute Abend immer noch hier stehen würde um auf ihn zu warten. Also schlug er die Decke zurück und ergab sich seinem Schicksal. Dem Alltag.