Wellenreiten
Ich hatte mich für ein paar Tage ans Meer begeben.
Im Herbst ist nicht mehr so viel Trubel hier. Mal den Kopf frei blasen lassen dachte ich mir.
Es war recht windig. Ich zog mir meine dicke Jacke über und ging am Nachmittag an den Strand und setzte mich auf eine einladende Düne mit Traum - Ausblick auf's Wasser. Einige Surfer waren unterwegs. Ich sah ihnen zu, wie sie gekonnt den Schwung und die Kraft der Wellen ausnutzten.
Nach kurzer Zeit gesellte sich ein Mann zu mir und sprach mich an, ob ich auch schon mal auf einem Surfbrett gestanden hätte. Ich verneinte und sagte ihm, dass Wasser mich schon irgendwie anspricht, dass ich auch gerne schwimmen würde, aber surfen - nein, nicht mein Ding.
Eine tolle Sache, das Surfen, fing er an zu erzählen. Es ist als wenn man sich auf diesem kleinen Ding dem Ozean hingibt. Ich vergleiche es immer mit dem Leben.
Zuerst hältst Du Ausschau nach dem richtigen Moment - nach der richtigen Welle. Dann siehst Du sie. Bereitest Dich vor. Stellst Dir vor, wie sie anrollt - sich unter Dir aufbaut. Du wedelst Dich hoch, bis fast auf ihren Kamm. Fühlst, wie ihre Gischt Dich fast erwischt.
Und dann gehst Du runter und lässt sie über Dich rollen. Du nimmst ihren Schwung und ihre Kraft und wenn Du gut ausgesucht hast, kannst Du in ihr reiten. Sie schwappt fast über Dir zusammen, aber Du nimmst immer wieder neuen Schwung und kannst ihrem Griff entkommen.
Und letztlich passiert immer dasselbe: Am Ende rollt sie aus. Du kannst Dich ihr nur ergeben. Sie umschliesst Dich mit all ihrer Energie. Packt Dich ein. Nimmt Dich mit. Spült Dich an Land. Auf sicheren Boden.
Ja, so ist das.....
Sie sind bestimmt schon oft gesurft, frage ich.
Nein, noch nie. Ich liebe das Leben - Surfen ist einfach nicht mein Ding....
Tolkien