Gerade haben mein Mann und ich wieder eine sehr interessante Dokumentation gesehen, worin der Hirnforscher und Neurobiologe Gerald Hüther über Demenz im Alter gesprochen hat. In seinen Forschungen hat sich herausgestellt, dass, auch wenn im Gehirn ein gewisser Abbau stattfindet, man dies wieder aufbauen kann. Das hat mich sehr beeindruckt und darum wollte ich darüber hier noch etwas schreiben. Es ging in diesem Vortrag nicht nur um Demenz, sondern es wurde auch die Lernart der Menschen, in der heutigen Zeit, angesprochen. Es kam dabei heraus, was ich schon lange denke: Unser heutiges Lernsystem kann uns tatsächlich manchmal krank machen und ist sogar im gewissen Masse, für den Abbau unseres Gehirns verantwortlich. Diesem Abbau könnte man entgegenwirken, aber nur wenn gewisse Faktoren in unserem Leben erfüllt sind. Die drei wichtigsten Faktoren wurden einst von einem Forschen namens Aaron Antonovsky zusammengefasst. Dazu ein Diagramm, welches ihr hier finden könnt:
https://de.wikipedia.org/wiki/Salutogenese
Aus dieser Quelle habe ich auch die nachfolgenden Infos, in kursiver Schrift geschrieben:
Kohärenzgefühl nach Antonovsky
Das Kohärenzgefühl ist ein zentraler Aspekt in der Salutogenese von Aaron Antonovsky (1923–1994). Nach Antonovsky hat Kohärenz drei Aspekte:
· Die Fähigkeit, die Zusammenhänge des Lebens zu verstehen - das Gefühl der Verstehbarkeit.
· Die Überzeugung, das eigene Leben gestalten zu können - das Gefühl der Handhabbarkeit.
· Der Glaube an den Sinn des Lebens - das Gefühl der Sinnhaftigkeit.
Er stellt dieses Kohärenzgefühl, auch Sense of Coherence (SOC) oder „Sinn für Kohärenz“ genannt, ins Zentrum seiner Antwort auf die Frage „Wie entsteht Gesundheit?“:
„Das SOC (Kohärenzgefühl) ist eine globale Orientierung, die ausdrückt, in welchem Ausmaß man ein durchdringendes, andauerndes und dennoch dynamisches Gefühl des Vertrauens hat, dass
1. die Stimuli, die sich im Verlauf des Lebens aus der inneren und äußeren Umgebung ergeben, strukturiert, vorhersehbar und erklärbar sind;
2. einem die Ressourcen zur Verfügung stehen, um den Anforderungen, die diese Stimuli stellen, zu begegnen;
3. diese Anforderungen Herausforderungen sind, die Anstrengung und Engagement lohnen.“
Dementsprechend wird das Kohärenzgefühl nach Antonovsky von drei Komponenten gebildet, jeweils als (subjektive) Empfindungen: erstens der Verstehbarkeit, zweitens der Handhabbarkeit bzw. Bewältigbarkeit, drittens dem Gefühl von Bedeutsamkeit bzw. Sinnhaftigkeit.
Diese Erkenntnisse über das menschliche Gehirn sind sehr wichtig und wertvoll, um viele Vorgänge des menschlichen Lebens zu ergründen. Wie in der Dokumentation angesprochen, ist unsere heutige Lebensweise eigentlich Gift, für eine positive Entwicklung unseres Gehirns. Denn wie oft, müssen wir uns durch andere, oder die Gesellschaft vorschreiben lassen, wie wir zu leben haben, was gut und was schlecht ist? Wie oft werden wir zu Objekten degradiert, indem man unsere subjektiven Wahrnehmungen nicht würdigt, sie einfach übergeht?
Das wir in der Schule und danach in der Arbeitswelt, oft gemacht und fängt heute schon im Kindergarten an. Eigentlich ist es tatsächlich so, dass die Gesellschaft keine eigenständigen, mit sich im Einklang lebenden Menschen, heranziehen will, sondern sie will eigentlich nur funktionierende Rädchen, für ihre riesige Maschinerie. Dabei geschieht oft unglaubliches Elend!
Denn allzu oft, stimmt irgendeiner der drei wichtigen Grundpfeiler eines gesunden, glücklichen Lebens, nicht mit dem eigenen Leben überein.
Kinder und Jugendliche, haben heute oft Lernstoff, der eigentlich gar nicht mehr zeitgemäss ist, sie müssen Dinge pauken, von denen sie keine Ahnung haben, für was sie eigentlich gut sein sollen, oder sie verstehen einfach so vieles nicht. Sie werden schon im Kindergarten in ein System gepresst, welches genau Vorgaben macht, was sie lernen, oder können sollten. Wenn sie dies dann nicht können, weil sie einfach keinen Zugang zu besagtem Stoff finden, da er einfach nicht ihrem Rhythmus oder ihrer Lebensweise entspricht, dann werden sie gleich abgeklärt und therapiert. So wird ihnen schon von ganz klein auf das Gefühl gegeben, dass sie nicht gut sind, so wie sie sind. Auch den Eltern wird dieses Gefühl sehr oft vermittelt, wenn ihr Kind nicht so funktioniert, wie es laut Lehrplan, sollte. Natürlich gibt es auch die andere Seite. Auch Lehrpersonen können sehr unter Druck geraten, manchmal auch durch die Eltern der Kinder, die ebenfalls ihre genauen Vorstellungen haben, was ihr Nachwuchs lernen sollte. Doch auch der straffe Lehrplan und die Erwartungen der heutigen Wirtschaft, setzen Lehrpersonen sehr unter Druck. Denn diese Wirtschaft ist alles andere, als auf Kohärenz ausgerichtet!! ☹
In den meisten Fällen, herrschen dort noch immer grässliche Hackordnungen, wo jeder den anderen versucht zu übertrumpfen, ihn schlecht behandelt, um sich selbst aufwerten zu können. Das kommt daher, weil kaum jemand jemals wahre Kohärenz kennengelernt hat. Wenn alle drei so wichtigen Faktoren der Kohärenz bereits in der Kindheit vorhanden gewesen wären, dann hätte man es gar nicht nötig, sich über andere zu erheben, oder sich selbst in den Vordergrund zu drängen, indem man andere abwertet. Diese Sichtweise wird ja sogar noch gefördert, mit ständigen Wettbewerben, wo man sich schon von Kindesbeinen an, messen muss und gemessen wird.
Den Menschen, wird schon von Anbeginn, Wissen eingetrichtert, dass sie weder verstehen, noch nachvollziehen können. Die meisten erfahren Ohnmacht und ein, der Gnade anderer hilflos Ausgeliefertseins. Die Angst, nicht genügen zu können ist allgegenwärtig und sie müssen stets Dinge machen, die ihnen keinerlei Freude bereiten, nur um zu überleben. Wie ich bereits mal in einem Text schrieb: Es gibt Dinge, die man aus Liebe macht und Dinge, die man aus Angst macht. In viel zu vielen Fällen, ist es noch immer die Angst, die uns antreibt. Doch wenn einem die Angst beim Lernen antreibt, dann wird man Wissen niemals so festigen können, wie wenn man es aus Liebe und aus Freude lernt. Manche haben Glück und bringen die Freude an jeglicher Art von Lernen schon mit. Doch viele, ich würde fast sagen die meisten, lernen eine Menge Dinge, die sie müssen, nicht gerne.
Es gibt so vieles, bei dem einem einfach der Zugang fehlt. Bei mir z.B. war stets die Mathematik sehr schwierig. Ich hatte dazu lange keinerlei Zugang. In der Lehre dann, begann ich die einfachere Mathematik immer mehr zu begreifen und zu verstehen und dadurch stieg auch etwas meine Freude daran und es fiel mir sogleich leichter sie zu lernen. Doch allzu hohe Mathematik, begreife ich bis heute noch nicht und kann deshalb meinem Sohn dabei auch nicht mehr wirklich helfen. Zum Glück ist mein Mann Daniel da etwas besser. Meine Stärke war schon immer eher die Sprache. Diese machte mir auch Spass und ich habe mein Können darin, im Laufe meines Lebens, auch stets verbessert. Mathe jedoch, ist für mich noch immer zu vergleichen mit irgendeinem fernen Kontinent, irgendwo in einem Meer der Vergessenheit. Vieles ist mir nicht geblieben, weil es für mich keinen Sinn ergab. Das was ich im Leben brauche, kann ich und mehr interessiert mich einfach nicht. So kann ich es auch nicht gut lernen. Das ist laut Dr. Hüther ganz normal, weil, wenn man etwas nicht mir Freude oder Sinnhaftigkeit erfüllen kann, dann kann man es auch nicht richtig abspeichern. Bei der höheren Mathe also, ist bei mir keiner der drei Faktoren, die nötig wären vorhanden: Ich verstehe die Mathe nicht (1. Aspekt), ich kann sie demzufolge nicht handhaben (2. Aspekt) und ich sehe auch keinen tieferen Sinn dahinter, es interessiert mich nicht (3. Aspekt). So kann ich Mathe pauken so viel ich will, mein Lehrer müsste sich den Mund fusslig reden, um sie mir zu erklären und doch würde ich sie nicht verstehen und in meinem Gehirn nicht festigen können. So ist das und ich habe mich damit abgefunden. Fast alle Leute haben irgendwo eine Schwäche und können gewisse Dinge nicht gut lernen. Das ist eben, weil einer oder mehrere der drei oben genannten Aspekte nicht stimmen.
Bei einem Arbeitsplatz ist es genau dasselbe. Wenn man einer Tätigkeit nachgehen muss, die einem vielleicht eben durch das Wirtschaftssystem aufgezwungen wurde, die einem aber nicht wirklich mit Freude erfüllt, dann kann es qualvoll werden. Das ist z.B. auch der Fall, wenn man sich ausgeliefert fühlt, weil irgendein Chef einem feuern könnte, wenn man nicht genau nach seinen Vorstellungen funktioniert, wenn man überfordert ist, oder auch unterfordert, wenn man den Sinn in seiner Tätigkeit nicht sieht, aus vielen Gründen kann Arbeit zu einer endlosen Marter werden.
Es ist wirklich ein Glück, wenn alles einigermassen stimmig ist und man auch selbst etwas kreativ bleiben kann. Wenn ein Gefühl der Gleichwertigkeit im Team besteht, oder man einen Sinn in seinem Tun sehen kann, welchen genauen Sinn auch immer. Sind die drei Faktoren der Kohärenz einigermassen erfüllt, so dass man freudig und optimistisch durchs Leben gehen kann, dann wird man auch viel weniger krank und man kann wie am Anfang des Textes kurz erwähnt, sogar einer Demenz des Gehirns entgegenwirken. Unglaubliches kann manchmal dadurch möglich werden. Tatsächlich können so sogar Krankheiten heilen, die sonst als unheilbar gelten. Doch wie gesagt, bis alle Faktoren wirklich ideal sind, braucht es oft einiges und leider ist unsere Leben manchmal zu kurz um das wirklich zu erreichen.
Ausserdem müssen wir alle mit Prägungen aus unserem Leben klarkommen und diese sind manchmal auch nicht unbedingt förderlich. Darum halte ich es auch für sehr wichtig, dass man seine Prägungen auch kennt, bearbeitet und vielleicht teilweise sogar auflöst, oder anders verknüpft. So führt der Weg zu einem lebenswerten Dasein, auch über die Selbstheilung. Ausserdem ist auch die Verbindung zu allem Lebendigen, dem Gefühl einen Sinn in seinem Umfeld in der Welt zu erfüllen wichtig. Viele wenden sich auch einer göttlichen Macht zu, was einem auch sehr helfen kann, um Freude am eigenen Dasein zu bekommen. Allerdings wir meiner Ansicht nach in religiös, spirituellen Kreisen wieder oft der Fehler gemacht, dass man sich selbst nicht mehr als Schöpfer sieht, dass man nicht mehr kreativ ist, dass man sich gesamthaft wertlos oder als armer Sünder fühlt, der durch eine göttliche Allmacht schlussendlich gerettet werden muss. So begibt man sich dann wieder oft in ein Umfeld der Abhängigkeit hinein, dass einem dann doch wieder vorschreibt wie man genau zu sein, oder zu leben hat. Ob es nun wirklich Sinn macht oder nicht, ist dann oft zweitrangig. So lebt man wiederum in einer Scheinwelt, worin man selbst dann doch nicht den Platz einnimmt, der für einem gedacht wäre. Es werden neue, oft falsche Verknüpfungen gemacht, die man dann wieder unter grossen Mühen auflösen muss, wenn man erkennt, dass der Ort, an dem man gelandet ist, auch nicht viel anders ist, als vielleicht der ungeliebte Arbeitsplatz. Oder man bleibt einfach stehen und es sind keine weiteren Evolutionen mehr möglich. Das Gehirn entwickelt sich dann nicht weiter und das kann ziemlich bedauerlich sein.
Ich staune wirklich, wie nahe die Gehirnforschung einigen sehr wichtigen Antworten schon gekommen ist. Sie bestätigt mir, auch durch die Darlegungen der Kohärenz, das was ich eigentlich schon immer irgendwie gespürt habe. Es ist wichtig dafür zu sorgen, dass in unserem Leben möglichst viele Faktoren stimmig sind. Das ist leider oft schwierig in unserer heutigen Gesellschaft.
Doch ich glaube, je mehr wir erkennen auf was es ankommt, je mehr wir erkennen, dass wir nur alle zusammen, eine Wandlung herbeiführen können, umso mehr wird sich unser Bewusstsein, unser Gehirn verändern. Wir sollten begreifen, dass die Zeit der ständigen Hackordnungen und der Hierarchie- Verherrlichung, bei der Arbeit sowie im Privatleben, der Vergangenheit angehören müssten. Uns sollte bewusst werden, dass wir zusammen ein besseres System entwickeln müssen, worin sich jeder Mensch wohlfühlen kann, worin es für jeden einen Platz gibt, um auch kreativ zu sein. Je mehr wir uns dieser Lebensweise annähern können, umso schöner und friedvoller wird das Leben werden. Ich finde, dass jeder das Recht auf ein entspanntes, fried- und freudvolles Leben hat. Wie genau wir das alles bewerkstelligen können, noch weiss ich es nicht (vielleicht wäre ein Grundlohn für alle der erste Schritt?).
Doch ich glaube, dass es bei jedem einzelnen von uns anfängt. Heilen wir uns selbst und unsere Wunden, versuchen wir uns unserer Verbundenheit mit allen Lebewesen bewusst zu werden, dann können wir vielleicht immer mehr Faktoren in Einklang bringen. Das wäre mein grosser Wunsch, auch für unsere Kinder und Kindeskinder. Sie sollen mit Freude und einem sicheren Gefühl ins Leben gehen können. Mit einer gesunden Sichtweise von allem und einem guten Urvertrauen. Sie sollen sich wertvoll fühlen können, sie sollen nach ihrem Rhythmus leben können und Freude an dem haben, was sie tun.
Jene die immer noch glauben, sie müssten andere schlecht behandeln, um sich selbst zu erhöhen, sollten begreifen, dass dies nicht der richtige Weg ist. Dass auch sie die Welt mitgestalten und es in der Hand haben, ob diese vor die Hunde geht, oder trotz der überall herrschenden Vergänglichkeit, zu einem lebenswerten Ort für alle gemacht werden sollte. Dass sie umdenken müssen, all diese Leute die noch immer nur Macht, Geld oder Einfluss, ihrer eigenen Person hinterherjagen. Auch sie sollten erkennen, was die Forschung schon festgestellt hat:
Um sich richtig zu entwickeln, braucht die Menschheit Solidarität, sie braucht die Möglichkeit sich zu entfalten, sie braucht Verständnis, Verstehen, jeder Mensch braucht das Gefühl angenommen zu sein, in dem was er ist. Er hat das Recht etwas Sinnvolles zu tun. Jeder, einfach jeder hat das Anrecht auf ein glückliches Leben, im Einklang mit sich selbst und der Welt!!