Geht euch das auch manchmal so? Ihr habt eine glorreiche Idee und plötzlich ist sie weg. Einfach verschwunden. Oder alles gelöscht. Nicht gespeichert. Nicht auf dem Computer, nicht im Gedächtnis. Alles weg. Wäre doch alles so leicht, wenn die Angst genauso schnell einfach aus dem Kopf verschwinden würde. Wenn sie ganz einfach meinen Körper verlässt und nie wieder kommt. Aber ist Angst wirklich so etwas schlimmes? Lass es mich mal so sagen: Sie hindert mich an vielen Dingen, die ich gerne gemacht hätte. Ich hätte mich furchtbar gerne mit dem netten jungen Mann vom Strand getroffen. Aber kenne ich ihn? Nein. Weiß ich, ob er mich nicht nur manipulieren möchte? Nein. Weiß ich, ob ich nur die nächste in seiner Sammlung bin? Nein. Ich weiß nichts über ihn. Und ich hatte Angst. Zu große Angst, ich könnte eine falsche Entscheidung treffen. Entscheidungen zu treffen ist eh nicht meine Stärke. Eine große Angst von mir ist einfach, zu versagen. Und das würde ich nicht gerne. Gut, wer versagt schon gerne...
Ich verstehe meine Angst nicht. Ich habe Angst wegen einer Blutabnahme. Ich schlafe kaum, träume schlecht. In meiner Phantasie male ich mir jede mögliche Situation aus und versuche, nicht in eine Megapanik auszubrechen. Megapanik. Eine Angst, die in Panik ausbricht. Eine Panik, die zur Megapanik wird.
Ich bin ein echter Angsthase! Ich gebe es zu. Ich gebe offen und ehrlich zu, dass ich ein Schisser bin. Doch was bringt mir diese Angst? Ist sie nur schlecht, so wie immer alle sagen? Wenn ich so drüber nachdenke, hat sie mich auch beschützt. Sie hat mich bewahrt vor dem Herzrasen. Mich in einem sicherheitsliebenden Gefühl bestärkt. Sie schützt mich vor dem Leben. Sie schützt mich vor dem Bösen. Aber sie macht mich auch traurig. Sie macht mich wütend. Warum kann ich die Angst nicht besiegen? Warum kann ich sie nicht einfach ausblenden? Warum kann sie nicht einfach verschwinden? Verschwinden aus meinem Kopf. Verschwinden aus meinem Körper. Einfach einen anderen Weg einschlagen. Vielleicht ist das der Trick. Vielleicht muss die Angst eine neue Angst werden. Keine Angst vor der Blutabnahme. Angst, wenn es zur Thrombose kommt. Keine Angst vor dem fremden jungen Mann. Angst, wenn ich in seinem Zimmer festsitze. Keine Angst, wenn sie mich am Leben hindert. Keine Angst, wenn sie mir nur sagt, was ich alles nicht machen darf. Keine Angst, wenn Angst nicht sein muss. Angst, wenn Angst mich beschützt.
Es ist nicht schlimm ein Angsthase zu sein. Deshalb bin ich gerne einer. Ein Angsthase.