Es war einmal vor langer Zeit im sonnigen Norden Australiens ... wie so oft, reizte mich die Beschreibung einer mehrtägigen Trekkingtour durch einen der Nationalparke. Fünf Tage durch den Edith Falls National Park, einmal am Tag eine Notrufeinrichtung installiert - ob es dort heutzutage Handyempfang gibt, weiß ich nicht. Und wie so oft ignorierte ich dieses flaue Bauchgefühl, das mir meine leicht anspringende Ängstlichkeit verursachte: Dir ist schon klar, dass da keine Menschen sein werden? Die Temperaturen mit etwas Glück 40 Grad Celsius nicht überschreiten - also im Schatten, den es nicht überall gibt? Mal Spinnen und Schlangen und Krokodile beiseite gelassen. Aber du weißt, da sind diese riesigen Tiere mit Hörnern - Büffel?
Bis zum Abmarsch in frisch gewaschener Kleidung und mit 10 Liter Wasser-Kanistern ignorierte ich diese allerliebste Tatsache - und begann mit dem Verlassen der Zivilisation mich von Schritt zu Schritt mehr zu erinnern. Nach wenigen Kilometern begegnete uns ein alleine wandernder Mann. Mehr Menschen sahen wir nicht. Dafür einen wunderschönen Tümpel mit einem seltsamen Wasser-Dino drin, dessen Name ich vergessen habe. Und weniger niedliche, wenn auch süße zahlreiche grüne Zuckerameisen. Sie sollen angeblich als Naschi gegessen werden - vor mir nicht, ich wollte die zwickenden Biester, die ich von einem Baumstamm im Vorbeigehen versehentlich abgestreift hatte, bloß schnellstmöglich loswerden.
Am Abend wählten wir dann einen Platz für unser Zelt, der nah an Felsen und deutlich oberhalb des Flusses lag. Und mein Gedanken-Horror-Karussell begann zu kreiseln. Was wenn wir gerade genau auf dem schmalen Durchgang einer Büffelherde campieren? Mein Begleiter wies mich auf den Umstand hin, dass wir keine derartigen Spuren gesehen haben und ich bitteschön seinen Schlaf nicht stören soll ...
Am nächsten Tag musste eine drachenartige Echse aus dem Weg bugsiert werden, unser größter Wasserkanister war bereits am ersten Tag Leck geschlagen und verlor zusehends seinen Inhalt. Pech, darin transportierten wir fünf von zehn Litern. Dass es ziemlich heiß wurde und wir einmal fast den spärlich markierten Wanderweg verloren hätten, machte diese Tatsache auch nicht beruhigender. Dafür kamen wir in eine herrliche weite Ebene voller hüfthohem Gras. Perfektes Büffelland! Mein Kopf begann sich in wilde Angriffsszenarien hineinzusteigern ... Folge: Ich mochte keine Rast einlegen, wurde eher schneller und schneller ... bei Temperaturen von 42 Grad, wie wir später erfuhren.
Auf einem Felsen, den ich für Büffel-sicher befand, machten wir eine Pause. Am liebsten wäre ich hier festgefroren. Entschied mich nach nachdrücklichem Hinweis, dass Angst vor Büffeln nicht wirklich ein Grund ist, einen Rettungshubschrauber anzufordern, aber zum Weitergehen. Wir wurden für die Strapazen belohnt durch einen kleinen Tümpel, an dessen Ufer wir unser Zelt aufschlugen. Wenig beruhigend: Das Ufer war voller riesiger Hufabdrücke. Dass gegen Abend gelbe Augenpaare im Wasser auftauchten, war für mich dagegen die zweitrangige Bedrohung. Immerhin hatten wir das Bad in dem Teich schon hinter uns, als sich die Freshies zeigten ...
Ohne Zwischenfälle ging es weiter, wir bewunderten eine herrliche Aussicht von einem Hochplateau mit dünnem Wasserfall, oberhalb dessen das Gestein zu einer kühlenden natürlichen Badewanne für 2 ausgewaschen war. Halbwegs beruhigende Übernachtung in einem kleinen Gehölz.
Am an sich vorletzten Tag folgten wir einer langgestreckten Ansammlung dünner Bäumchen, die zu den Tagen in Sonne angenehmen Schatten spendeten. Aus meiner gefühlten Sicherheit weckte uns plötzlicher Donner: Doch der Himmel war klar: Vor uns preschten drei Büffel davon. Schreck und Freude zugleich über diese Massen an Tier, die sich in eindrucksvoller Geschwindigkeit bewegten.
Nachdem sie aus unserem Sichtfeld verschwunden waren, atmete ich auf. Weiter ging es zu einem See, dem geplanten letzten Übernachtungsort. Allerdings gleichzeitig die erste Sehenswürdigkeit, die auch für Tages-Wanderer erreichbar war. Jedenfalls entschieden wir uns nach ausgiebiger Rast fürs Weiterwandern. Pizza gehörte zu den Argumenten dafür.
Der Weg führte noch einmal durch sehr hohes Gras. Und hinein in eine ziemlich stinkende Kuhle, in der es plattgedrückt war und wie frisch verlassen anmutete. Wenn das keine Einbildung war, muss es sich um ein Tier gehandelt haben, das weniger panisch ruhig davon geschlendert ist, während wir uns näherten. Jedenfalls bekamen wir keine weiteren Büffel zu Gesicht, bis wir zurück an unserem Geländewagen waren.
Lediglich die Menschen, die uns zunehmend zahlreicher begegneten, betrachteten uns neugierig bis verwundert. Vermutlich rochen wir nicht viel besser als Büffel ...