Harry biss sich nervös auf die Lippen und trat von einem Fuss auf den anderen. Immer wieder warf er einen Blick auf die Uhr, die im Wohnzimmer auf dem Kaminsims stand und war sich nicht sicher, ob er sich wünschte, dass es endlich sieben war, oder dass es nie so weit kommen würde.
Das Klingeln an der Vordertür Riss ihn aus seinen Gedanken.
„Ich mach schon auf.“ Krächzte er. Bemüht nicht zu rennen strich er sich auf dem Weg zur Tür die blonden Haare aus den Augen.
„Hey.“ Harry hoffte, dass man seiner Stimme nicht anhörte wie nervös er war.
„Hey.“ Rick hatte die Hände lässig in den Taschen seiner Jeans vergraben und lächelte Harry verschmitzt an. Dieser wusste nicht so recht was er tun sollte.
Er hatte noch nie einen Jungen nach Hause gebracht, aber es kam ihm falsch vor ihn hier einfach so zu küssen.
Er schaute zu Rick, der einen halben Kopf grösser war als er und war total überfordert.
Zum guten Glück erklang in diesem Moment die Stimme seiner Mutter: „Schatz? Ist dein Freund da?“
Noch bevor er antworten konnte, trat seine Mutter schon aus der Küche und wischte ich im Gehen die Hände an ihrer Schürze ab.
„Hallo, du musst wohl Rick sein. Freut mich dich kennenzulernen.“
„Freut mich ebenfalls Sie kennenzulernen. Ich habe schon viel von ihnen gehört, Mrs. Stone. Vor allem über ihre Kochkünste. Danke vielmals für die Einladung.“
„Gerne, und bitte nenn mich doch einfach nur Lizzy.“ Harrys Mutter strahlte.
Während Rick und “Lizzy“ weitere Nettigkeiten austauschten, bewegte sich die kleine Gruppe langsam in Richtung Wohnzimmer.
Der Abend schritt weiter fort, aber Harry konnte sich nicht wirklich konzentrieren.
Er wusste nicht, ob es die Tatsache war, dass sein Freund bei ihm zu Hause auf dem Sofa sass, oder ob es daran lag, dass Rick seine grünen Augen nicht von Harrys Mutter lassen konnte.
Sie rückten immer näher zusammen, aber bevor Harry etwas tun konnte, betrat sein Vater das Wohnzimmer. Er hatte einen Baseballschläger in der Hand und seine Haare waren noch verschwitzt vom Spiel.
„Wo ist er, der Schwule?“ schrie er und schwang drohen seine Keule.
Harry sprang auf uns stellte sich schützend vor Rick, aber sein Vater würdigte diesen keines Blickes und näherte sich stattdessen Harry.
Dieser drehte sich zu seinem Freund um, aber er und seine Mutter waren verschwunden.
Mit einem Mal war er in der Turnhalle seiner Schule und es war Abschlussball. Alle tanzten zu zweit, nur er stand ganz allein inmitten der sich drehenden Paare.
Er drehte sich u und rannte hinaus aus dem Saal, hinaus aus der Schule.
Als er wieder klar sehen konnte, stand er alleine in einem Raum voller Spiegel und von überall her starrten ihn eisblaue Augen an.
Harry wollte die Spiegel zerschlagen. Jeden einzelnen, bis nur noch Scherben übrig waren.
Plötzlich begann sich die ganze Welt zu drehen und dann wurde alles schwarz.
„Harry? Machst du endlich die Türe auf?“
Verwirrt schaute Harry sich um. Er hatte die Hand auf die Klinke der Türe gelegt und seine Mutter steckte den Kopf zur Küchentür hinaus.
„Na los Junge“, rief nun auch sein Vater.
Mit einem Mal wusste Harry ganz genau was er zu tun hatte.
Mit einem Ruck riss er die Tür auf und warf sich Rick in die Arme.