Lieber Sommer Zweitausendundachtzehn
Dieses Jahr warst Du besonders.
Nun ja, eigentlich bist Du das immer. Aber diesmal warst Du wirklich sehr besonders.
Keiner kam in diesem Jahr darum, sich mit Dir zu beschäftigen.
Wochen- ja, monatelange Hitze brachtest Du mit wie schon lange nicht mehr. Hitze und grosse Trockenheit, vielerorts gar Dürre.
Für die meisten bedeutete dies wohl zuerst Freude, dann ein zur Kenntnis nehmen, später ein Staunen, mit der Zeit langsam erwachende Besorgnis.
Wir haben am eigene Leib erfahren, wie klein wir eigentlich sind. Und wie stark die Natur ist – sie, die dieses Jahr so sehr gelitten hat unter Dir. Doch Du und die Natur, ihr gehört zusammen, seid untrennbar verbunden. Wir Menschen haben – seit viel zu langem schon – drein gepfuscht in etwas, was einmal harmonisch war und in sich ausgeglichen.
Das haben wir – dank Dir – dieses Jahr deutlich zu spüren bekommen, auf unterschiedlichste Art und Weise. Für uns selbst, aber auch für unsere Mitgeschöpfe. Wenn ich an die vielen Tiere denke, die Dich nicht überlebt haben, werde ich traurig.
An uns Menschen liegt es nun, Deinen Warnruf, Deine klaren Zeichen ernst zu nehmen. Unsere Verantwortung zu übernehmen. Nicht länger auf «die da oben» zu warten. Sondern jedes für sich, an seinem Ort, nach seinen Möglichkeiten, Veränderungen vorzunehmen. Jeden Tag und ganz konkret.
In diesem Sinne danke ich Dir.
Du hast etwas bewegt. Du hast viele von uns aufgeweckt.
Ich möchte Dir aber auch danken für all die Schönheiten, die Du uns geschenkt hast:
Für das besondere Licht, das so zauberhaft war.
Für den Reichtum an Blumen, Farben, Düften.
Für die unermessliche Fülle an süssen Beeren und Früchten.
Für die lauen Sommerabende unter sternenglitzerndem Himmel.
Dafür, dass Du der warst, der Du eben warst:
Sommer Zweitausendundachtzehn mit seiner besonderen Aufgabe.
Danke - und nun erhole Dich gut!