„War das Kätzchen zu groß für dich, kleiner Hund?“
Ich würde gerne knurren, doch Comodos verstärkt seinen Griff in meinem Nacken. Schmerzen schießen durch mein empfindliches Nackenfell bis in die Pfoten. Ich winsele, obwohl ich es verhindern will. Zu meinem Entsetzen sehe ich eine Träne, die über Misas Wange läuft. Sie ist also noch dort drin. Mir ist ebenfalls nach Weinen. Ich muss sie befreien, doch es gibt nichts, was ich tun kann!
Comodos schüttelt mich leicht. Warum tötet er mich nicht? Hat Jecri ihm doch einen anderen Befehl gegeben?
„Kleiner Hund, woher stammst du?“, fragt Jecri. „Du kennst unsere liebe Misa, nicht wahr?“
Er muss die Blicke bemerkt haben, die ich auf Misa werfe. Wie denn auch nicht? Ich muss lernen, mich auch in Hundeform zu beherrschen. Aber vielleicht werde ich auch nie Gelegenheit dazu bekommen.
Was soll ich nur tun?
„Willst du nicht reden?“, fragt Jecri. Ich werfe ihm einen giftigen Blick zu: „Wuff.“ Selbst wenn ich könne, würde ich ihm nicht sagen!
„Ich glaube, ich kenne ihn“, sagt Comodos langsam: „Wenn er Angst hat, hängt er im Fell fest.“
Comodos' Stimme ist tief und dunkel. Genau wie sein Knurren. Mein Fell stellt sich auf.
„Hast du etwa Angst, kleiner Hund?“, fragt Jecri mit gespielter Fürsorge.
Und wie ich Angst habe. Aber das gebe ich nicht zu. Mein Herz scheint in meinem Hals zu sitzen und doppelt so groß zu sein, dafür sind meine Beinmuskeln verschwunden. Wenn Comodos mich absetzen würde, könnte ich nicht stehen bleiben. Ich knurre mit aller Kraft, aber es klingt schwach und ängstlich. Verdammt.
Comodos lacht heiser. Er wenigstens scheint sich bestens zu amüsieren. Wenn ich doch nur den Kopf drehen und seine Hand erreichen könne.
„Prügel ihn zurück in seine Menschenform!“, faucht Jecri. Ich erstarre. Comodos grinst, dass weiß ich auch, ohne es zu sehen.
Dann trifft mich seine Faust von der Seite in die Rippen. Ich jaule auf und schnappe nach Luft. Erst nach ein paar Sekunden folgen die Schmerzen, dafür umso stärker. Meine ganze linke Seite scheint gebrochen zu sein. Jeder Atemzug schmerzt, als würde ich Nägel atmen. Ich winsele und jaule wie ein Welpe. Kurzzeitig wird mir schwarz vor Augen. Als ich wieder sehen kann, finde ich mich auf dem Boden wieder, zu den Füßen von Comodos.
Er ragt über mir in die Höhe, grinsend. Die Fäuste geballt, holt er mir dem Fuß zu einem Tritt aus. Ich rolle mich zusammen und spanne alle Muskeln an, in Erwartung der Schmerzen. Als er mich trifft, bekomme ich keine Luft mehr. Tränen schießen mir in die Augen. Ich rolle durch die Höhle und bleibe nach Luft schnappend liegen, wo ich auskomme. Doch ich verwandele mich nicht. Meine Panik wächst nur, als Comodos mit langsam Schritten auf mich zu kommt. Ich kann mich nicht rühren. Ich versuche, mich aufzurichten, aber ich habe weder die Luft noch die Kraft dazu.
Ich bleibe liegen. Winselnd. Und leise heule ich Misas Namen. Ich weiß, sie wird mich nicht verstehen. Aber dieses Wissen hindert mich nicht. Ich sehe Comodos entgegen. Ich weiß, dass ich hier sterben werde. Also schließe ich die Augen.