(Varunna ist ein Taurendruide. Er lebt in der eindrucksvollen Stadt Donnerfels, welche im Gebiete Mulgore liegt. Er gehört zur Horde, ist jedoch ein sehr freundlicher Geselle und hat schon mit manchen Leuten, auch mit Leuten der Allianz, Freundschaften geschlossen. Er nimmt eine sehr zentrale Rolle in "Juwelen von Azeroth" ein und prägt dadurch den Verlauf der Geschichte sehr. Schon früh, stellt sich sein besonderes Talent als Druide heraus. Viel Spass mit dieser Geschichte!)
Ein unbeschreiblicher Frieden erfüllte ihn. Er ging langsamen Schrittes, zwischen den gewaltigen Urwaldbäumen hindurch, von deren smaragdgrünen Zweigen, smaragdgrüne Schlingpflanzen hingen. Alles um ihn herum, schien in diesem Grundton gefärbt zu sein, bildete eine Einheit. Der Himmel spannte sich über ihn, wie eine Kuppel aus türkisen, bis tiefgrünen Abstufungen. Wie Edelsteine funkelten die Sterne. Doch es war nicht dunkel. Es war mehr so... als ob eine grüngoldene Dämmerung, über diesem Land läge, denn auch die Sonne war nicht, wie er es kannte. Während die ihm bekannte Sonne, von gleissend-weiss, über gelb, rosa und orange alle Farben haben konnte, erinnerte diese Sonne hier an einen, von innen heraus leuchtenden Aventurin (ein türkisgrüner Edelstein), neben dessen Schein auch die Sterne und der silbern-grüne Mond, bestehen konnten. Es gab hier alle Gestirne gleichzeitig zu sehen, was es sonst in der, ihm bekannten Welt, eher selten gab. Irgendwie berührte ihn diese Erkenntnis sehr. An'she- die Sonne und Mu'sha der Mond, beide vereint am selben Himmel... ganz nahe beieinanderstehend, ohne dafür auf die Dämmerung warten zu müssen... Die grosse Erdmutter musste sehr glücklich darüber sein...
All das hier war so besonders, so voller Heiligkeit und Stille. Einer Stille, die es in einer von der Zivilisation beeinflussten Welt, nicht geben konnte. Es schien noch gänzlich unberührter Urwald, eine gänzlich wilde Umgebung zu sein und doch ängstigte er sich nicht. Er wusste, dass ihm hier kein Leid geschehen würde. Er war vollkommen Eins, vollkommen im Einklang, mit der Natur. Er kannte dieses Gefühl auch aus seiner Welt, aber hier war es noch viel intensiver und er fühlte sich so glücklich und leicht, wie noch nie zuvor. Er hatte den „Smaragdgrünen Traum“ tatsächlich und wahrhaftig betreten!...
Das roséfarbene Morgenlicht, fiel durch eine Naht, des aus dickem Kodo- Leder bestehenden, Zeltes und malte einen hellen Streifen über das enzianblau, leuchtende Augenpaar von Varunna. Dadurch wurde er aufgeweckt. Zuerst musste er sich wieder in der Wirklichkeit zurechtfinden. Noch nie hatte er sowas erlebt. Es war so vollkommen real gewesen, dass er fest davon überzeugt war, wirklich das erste Mal den „Smaragdgrünen Traum“ betreten zu haben. Erst jetzt wurde ihm richtig die Tragweite der Ereignisse bewusst. Er hatte den „Smaragdgrünen Traum“ besucht, ein Privileg, dass sonst eigentlich nur erfahrenen Druiden zuteil wurde, doch er stand noch ziemlich am Anfang seiner Ausbildung, konnte bisher noch nicht einmal seine erste Tierform annehmen. Und... dennoch, hatte ihm die grosse, grüne Drachenfürstin Ysera den Zugang zu ihrer Welt gewährt. Es war kaum zu glauben!
Ysera gehörte zu einem der Grossen Drachanspekte, die über Azeroth wachten. Einst vor unendlich langer Zeit, schufen die mächtigen Titanen diese Welt. Schliesslich, als sie sich dann entschlossen, sich zurückzuziehen, gaben sie Azeroth in die Obhut der Drachenfürsten: Nozdormu, Alexstrasza, Ysera, Malygos und Neltharion.
Der Hochvater des titanischen Pantheons- Aman'Thul, spendete einen Teil seiner kosmischen Macht dem Bronzedrachen Nozdormu. Er ermächtigte diesen, die Zeit selbst zu hüten und die sich ewig kreuzenden Pfade, von Vorbestimmung und Schicksal zu bewachen. Nozdormu wurde seither „Der Zeitlose“ genannt.
Eonar, die Schützerin allen Lebens, gab einen Teil ihrer Macht dem roten Leviathan Alexstrasza. Fortan genannt: „Die Lebensbinderin“. Sie beschützte unermüdlich, alle lebendigen Geschöpfe. Wegen ihrer grenzenlosen Liebe und Weisheit, krönte man sie dann zur Drachenkönigin, zur Herrscherin ihrer Art.
Ihre Schwester war Ysera- die Grüne und auch sie wurde von Eonar gesegnet. Ysera versank, an den Wachtraum der Schöpfung gebunden, in eine ewige Trance. Unter dem Namen „Die Träumerin“, behütete sie aus ihrem Reich dem Smaragdgrüne Traum, die Wildgebiete der Erde.
Norgannon, der Bewahrer der Lehre und Meistermagicus der Titanen, gewährte Malygos- dem blauen Grossdrachen, einen Teil seiner unglaublichen Macht. Fortan hiess Malygos „Zauberwirker“, Wächter der Magie und des verborgenen Arkanums. Khaz'goroth, der Formen und Weltenschmied der Titanen, gab einen Teil seiner riesiger Macht, dem mächtigen schwarzen Neltharion, dieser fortan als „Erdwärter“ bekannt, erhielt die Herrschaft über die Erde und die tieferen Regionen der Welt. Er verkörperte die Kraft der Welt.
Doch Neltharion, verlor im ersten grossen Krieg (Krieg der Urtume) gegen die Brennende Legion, seinen Verstand und wurde böse. Er selbst gab sich dann den Namen „Todesschwinge“. Sein Abwenden vom Guten, hatte verheerende Folgen. Die Drachen, welche damals an der Seite der Völker Azeroth's kämpften, mussten sich zurückziehen, doch zum Glück wurde der Krieg dennoch gewonnen. Die Druiden hatten dabei eine sehr wichtige Funktion.
Varunna war sehr, sehr stolz ein Druide zu sein. Er gehörte der wichtigsten Druidenfamilie der Shu' Halo, auch genannt die Tauren, an und zwar den Runentotems, die ihren Sitz in der Hauptstadt der Tauren in Donnerfels hatten. Sein Vater war Turak Runentotem und sein Onkel, sogar der grosse Erzdruide der Hordenvölker, Hamuul Runentotem.
Eigentlich lebten ja Horde und Allianz im Krieg, aber das kümmerte die Druiden nicht, ihnen ging es um das Erhalten und Bewahren der Welt und so kam es, dass sie den neutralen „Zirkel des Cenarius“ gründeten. Dieser hatte seinen Hauptsitz auf der Mondlichtung, am Fusse des Berges Hyjal, im Norden des Kontinents Kalimdor. Dort waren alle Völker willkommen, ob Allianz, oder Horde. Es gab verschiedene Stützpunkte dieses Zirkels in der ganzen Welt Azeroth verteilt. Genauso wie die Goblins von Beutebucht überall ihre neutralen Orte hatten, wo keinerlei Unfrieden erwünscht war.
Die Druiden der Tauren und die Druiden der Nachtelfen, hielten engen Kontakt und Varunna war auch darauf stolz. Eigentlich mochte er diese Kriege und Streitereien, zwischen den Völkern gar nicht und versuchte Kontakte zu verschiedensten Leuten zu knüpfen. Er kannte bereits einige Nachtelfen, Menschen und auch Zwerge. Diese lernte er jeweils beim alljährlichen Mondfest kennen. Dieses Fest wurde jedes Jahr zur selben Zeit veranstaltet und vom Zirkel des Cenarius organisiert. Es wurden dann jeweils von den Magiern in allen Hauptstädten, Portale zur Mondlichtung geöffnet. Dort gab es die Möglichkeit, zusammen mit allen Völkern Azeroth's zu feiern.
Varunna war jemand der durch seine freundliche, aufgeschlossene Art, schnell Anschluss fand. Einige fürchteten sein Volk- die Tauren, allein ihres Aussehens wegen, dabei waren sie ein recht gemütliches, friedliebendes Volk, das eigentlich in gewisse Streitereien einfach hineingezogen wurde, die zwischen Allianz und Horde herrschten. Durch ihre Bündnisse mit den Orcs und Trollen, wurden sie automatisch Feinde der Menschen und Elfen und so auch der anderen Völker, die sich mit letzteren verbündet hatten. Allerdings hatten die Tauren gerne ihre Ruhe. Sie lebten eher zurückgezogen, im weiten Grasland von Mulgore und den kargen Steppen des Brachlandes.
Varunna schätzte die Neutralität, die er als Angehöriger der Druiden besass, denn so liess sich auch viel leichter Anschluss finden. Die Druiden wurden überall hoch geschätzt und geachtet und das öffnete ihnen manche Tore.
Der junge Tauren blickte von seinem schlichten Feldbett, das mit einer bunten, gewobenen Decke und einem dünnen Sommerfell belegt war, hinauf zur Spitze seines Zeltes. Es war gegen oben offen und er sah über sich den klaren, türkisblauen Himmel von Mulgore. Schäfchenwolken, rosa und golden eingefärbt, zogen darüber hin. Dieser Himmel, so sagte man, war einzigartig in der Welt Azeroths. Nirgendwo sonst gab es dieses Wolkenspiel. Das Wetter hier war meist warm und mild, so dass die Tauren gut in Zelten leben konnten, die im Notfall auch durch ein Feuer beheizbar waren. Varunnas Zelt bestand, wie die meisten seiner Art, aus zusammengenähten Tierhäuten. Sehr gerne nahm man dazu die Kodo- Häute. Kodos waren gewaltige, dinosaurierähnliche Dickhäuter, mit einem gegabelten Horn auf der Nase, die durch die Savannen und Grasebenen des Taurenlandes streiften.
Die Häute waren mit Lederstreifen zusammengenäht, wodurch eine interessante Naht-Optik entstand. Es gab das Hauptzelt, das oben in einer Spitze zulief und dass durch Stämme gestützt wurde, welche mit blauen, weissen und ockerfarbenen Zickzack- Mustern verziert waren. Über das Haupzelt, spannte man dann jeweils noch ein Dach, das sich oben an die Spitze des Zeltes schmiegte und nach unten gegen aussen auslief, so dass auch einen guten Sonnenschutz rund um die Behausung entstand. Die Dächer waren meist mit vier Stämmen fixiert, die ebenfalls reich mit Zickzackmustern, bemalt waren. Auch alte Symbole schmückten die Wände und Dächer. Es gab viele, bunt gewebte Decken und Wandbehänge, die die Behausungen noch zusätzlich schmückten. Vor Varunna's Zelt, hing auch so ein Wandbehang, aus weissem, gelben und rotem Garn. Der Boden im Innern der Behausung, war mit einem blauorangen Teppich belegt, was allem eine angenehm warme Atmosphäre verlieh.
Varunna der jeweils nackt schlief, erhob sich nun und griff nach seiner Druidenrobe. Wie bei allen Tauren war sein grosser, massiger Körper vollkommen mit Fell bedeckt. Varunna's Fell war schwarz-weiss. Sein Bauch, die Brust und die Innenseite seiner Arme und Hufe, waren weiss, sein Rücken und die Aussenseite der Gliedmassen, tiefschwarz. Der Tauren sah aus wie ein Stier, der aufrecht ging. Er besass einen gewaltigen Stiernacken mit schwarzer Mähne, die seitlich von seinem länglichen Kopf zu zwei Zöpfen geflochten war. Hörner in der Farbe glänzenden Pechs und gleichfarbene, grosse Ohren, wuchsen beidseitig aus seiner breiten Stirn. Durch die grossen Nüstern, hatte er einen goldenen Ring gezogen, ein sehr häufiger Schmuck vor allem bei den männlichen Vertretern seiner Art.
Trotz seiner Erscheinung, die einem doch mächtig Respekt einflössen konnte, hatte er einen gutmütigen Ausdruck. Seine Augen waren blauer, als der blaueste Bersee und wirkten sehr liebenswürdig. Das helle Fell der Gesichtspartie, trug ihres zum sympathischen Ausdruck bei.
Der junge Druide schlüpfte nun in seine Robe. Diese bestand, aus weichem Leder und wurde an der Taille mit einem, von türkisblauen Steinen und schmalen Vogelknochen verzierten Gürtel, zusammengehalten. Ein Brustschmuck, ebenfalls aus diesen Materialien gefertigt, gehörte dazu. Die männlichen Druiden hier in Donnerfels trugen meistens diese Bekleidung. Auch Varunna's Vater Turak, der auch zugleich sein Mentor war.
Zu ihm wollte der junge Tauren unbedingt gleich, um ihm sein unglaubliches Erlebnis von letzter Nacht zu erzählen, denn er wusste, dass das was er da erlebt hatte, alles andere als üblich war.
Als Varunna hinaus vor sein Zelt trat, zog er mit einem tiefen Atemzug die wunderbar klare, frische Luft in seine gewaltige Lunge. Es kam ihm irgendwie vor, als wäre er neu geboren worden in dieser Nacht. Alles erschien ihm heute doppelt schön.
Donnerfels lag auf der Spitze eines gewaligen Bergmassivs, dass aus den tiefgrünen Ebenen von Mulgore emporwuchs. Hinter Varunna's Behausung, fiel eine der weiss-roten Felswände, senkrecht ab.
Unter sich sah der junge Tauren die sanften Hügel seiner Heimat, umgeben von einer schroffen, weisslichen Bergkette.
Einige Tannengruppen durchbrachen ab und zu das sonst eher flache Gelände.
Einst hatte die grosse Erdmutter, dieses Land erschaffen und gesegnet. Sie breitete ihre segnenden Arme aus und dort wo der Schatten selbiger auf die Erde fiel, erhob sich das edle Volk der Shu' Halo- der Tauren. Diese schworen der Erdmutter ihre Treue. Die Erdmutter besass zwei Augen: Mu'sha, der Mond und An'she, die Sonne. So gross war ihre Macht, dass sich jeweils bei der Umdrehung des Himmels, eines ihrer Augen schloss. So entstanden Tag und Nacht.
Als die Kinder der Erde durch das Land zogen, lauschten sie dem dunklen Flüstern aus den Tiefen der Erde, das ihnen von Krieg und Verrat erzählte. Einige fiele ab und wandten sich der Bosheit und Verschlagenheit zu.
Die Trauer der Erdmutter war darüber so gross, dass sie sich in ihrem Kummer beide Augen ausriss und in den Himmel warf, dort zogen sie noch heute am endlosen Firmament dahin. Mu'sha und An'she wollte die Trauer des jeweils andern lindern, doch seither konnten sie nur noch dem schwachen Schein des anderen, am endlosen Himmel folgen.
Doch die liebende Erdmutter, konnte sich dennoch nicht von ihren Kindern abwenden und ihre Weisheit, blieb stets bei ihnen. Sie erfüllte die Herzen ihrer reinen Kinder mit der Liebe zur Jagd, denn die Kreaturen der Dämmerung waren wild und gefährlich. Die Shu'Halo jagten sie und zähmten sie, mit dem Segen der Erdmutter. Apa'ro (bei den Nachtelfen als Malorne bekannt) der weisse Hirsch aber, entzog sich ihnen immer wieder. Schliesslich trieben sie ihn dennoch in die Enge und er sprang auf seiner Flucht, hinauf in den Himmel. Dort verfing sich sein gewaltiges Geweih in den Sternen. Er konnte sich nicht mehr selbst befreien und so kam es, dass Mu'sha (bei den Nachtelfen Elune) ihn dort fand und sich sogleich in ihn verliebte. Sie versprach Apa'ro ihn aus den Sternen zu befreien, wenn er sie im Gegenzug lieben und ihre Einsamkeit beenden würde. So kam es, dass die beiden ein Kind zeugten. Sein Name war Cenarius und er wurde in den schattigen Wäldern der Nacht geboren (das Reich der Nachtelfen). Als Halbgott wandelte er auf dem Sternenpfad zwischen der erwachenden Welt und dem Königreich des Himmels. Schliesslich freundete er sich mit den Shu'Halo an und lehrte sie das Druidentum.
Varunna musste wieder an diese Legende denken und er konnte sich sehr gut vorstellen, dass dieses Land, dass er hier zu seinen Füssen liegen sah, den besonderen Segen der Erdmutter besass.
Es faszinierte ihn auch ungemein, wieviel die Geschichte der Tauren mit der Geschichte der Nachtelfen gemein hatte und darum stimmte es ihn umso trauriger, dass diese eigentlich zur gegnerischen Fraktion gehörten. Natürlich gab es auch immer Leute, die sich über die Unterschiede in den beiden Religionen stritten. Immerhin glaubten die Tauren daran, dass die grosse Göttin Elune der Nachtelfen, nur ein Auge der grossen Ermutter war.
Doch die Druiden beider Völker kümmerte das wenig, denn sie glaubten einen gemeinsamen Auftrag erhalten zu haben, dadurch dass Cenarius sie gleichermassen im Druidentum unterwiesen hatte und so eine sehr zentrale Rolle für beide Völker spielte.
Der Tauren hatte nicht viel übrig, für ein dogmatisches Denken. Das alles waren nur Formen, hinter denen eine viel grössere Wahrheit lag. Alle Arten des Glaubens, entsprangen aus einer grossen, göttlichen Quelle, die sich nicht so einfach erfassen liess. Varunna glaubte an diese höhere Macht, diese Quelle und eigentlich taten das doch alle Völker Azeroth's, auf ihre Art. Es galt jetzt nur alte Differenzen irgendwann ganz zu beheben und einzusehen, dass, wenn es einen wirklichen Feind in dieser Welt gab, dies die Brennende Legion und deren üble Auswüchse, wie z.B. der Lichtking waren. Varunna hatte einen Traum vor Augen, dass irgendwann alle Geschöpfe Azeroth's vereinigt, gegen dieses Böse ins Feld zogen, auf dass das Licht für immer die Überhand gewinnen möge...
Der junge Tauren ging nun den aus hellen Natursteinen gefertigten Weg entlang, in Richtung der „Halle der Ältesten“. Diese befand sich in der Mitte einer der drei Nebenplattformen der Stadt Donnerfels. Es gab die „Anhöhe der Geister“, die „Anhöhe der Jäger“ und jene auf welcher Varunna's Zelt stand: die „Anhöhe der Ältesten“. Diese Plattformen waren durch gewaltige Hängebrücken, die über tiefe Abgründe führten, mit dem zentralen Teil der Stadt verbunden. Auf den, wiederum drei zentralen Anhöhen, befanden sich alle Händler und Handwerker, eine Bank und ein Gasthaus. Einige grössere Gebäude waren aus Holz, doch es gab auch sehr viele Zelte, in den verschiedensten Grössen. Die meisten sehr ähnlich gebaut, wie jenes von Varunna, nur teilweise etwas mehr in die Länge gezogen, oder manchmal auch, ohne ein zusätzliches Dach darüber. Einige Giebel waren mit gewaltigen Totemtieren geschmückt, die man aus einem Holzstamm geschnitzt hatte. Es gab auch riesige Totempfähle, bemalt mit roten, türkisblauen und weissen Farben. Die verschiedenen Tierköpfe, die diesen Pfahl bildeten, waren jeweils mit einer Art Diamantmuster, voneinander abgegrenzt. Diese Diamantmuster fand man sehr oft hier, auch auf den Wänden und Dächern der Behausungen.
Die „Halle der Ältersten“, die Varunna aufsuchen wollte, war der Sitz der Druiden. Es war ebenfalls eine Konstruktion aus Tierhäuten und Holz. Der Erzdruide Hamuul Runentotem- Varunna's Onkel, hielt sich immer hier auf und auch dessen Bruder, und Varunna's Vater- Turak Runetotem. Daneben gab es noch andere Druidenlehrer. Varunna's Mutter, war eine der weiblichen Wachen von Donnerfels. Sie diente zur Zeit auf der untersten, zentralen Anhöhe. Varunna besuchte sie dort so oft er konnte.
Allerdings hatte er, durch seine Entscheidung Druide zu werden, viel mehr mit seinem Vater zu tun. Dieser war als sein Mentor eine der Personen, die er am häufigsten sah. Bis vor kurzem, hatte er noch daheim bei seinen Eltern gelebt, doch nun war er sehr froh sein eigenes, kleines Reich zu haben, um ab und zu seinen Kopf etwas freizukriegen und sein eigenes Leben zu führen. Sein Vater gab ihm schon durch seine Ausbildung zum Druiden mehr als genug Anweisungen, da musste Varunna das nicht auch noch sonst die ganze Zeit über sich ergehen lassen.
Bald erreichte der junge Tauren die Halle, welche sich nicht sehr weit weg von seinem zu Hause befand. Ehrfürchtig betrat er das riesige, kuppelförmige Zelt, dass von gewaltigen Baumstämmen gestützt wurde, die oben in einer kreisrunden Öffnung endeten. Durch diese Öffnung fiel das Sonnenlicht und zeichnete ein goldenes Muster auf den Boden. In der Mitte des Zeltes, loderte ein Feuer, das nie ausging. Es symbolisierte Wärme und Licht. Direkt gegenüber vom Eingang, befand sich der Erzdruide Hamuul. Er sah Varunna sehr ähnlich, nur dass sein schwarzes Haar, schon ziemlich angegraut war. Er hatte dieselbe Frisur wie sein Neffe. Allerdings fehlte ihm das halbe linke Horn, das mal in einem Kampf abgebrochen war. Er trug dieselbe Robe wie Varunna und in der Hand einen Stab, mit einem runden, silbernen Medaillon an der Spitze, das mit lilafarbenen Federn geschmückt war. Diese Federn stammten vermutlich von den Harpyien in der Gegend. Dies waren geflügelte, recht aggressive Wesen, mit farbenprächtigen Gefiedern.
Alle Druiden, auch Varunna's Vater, der links vom Eingang stand, besassen so einen ähnlichen Stab. Allerdings in unterschiedlichen Farben. So war z.B der Stab von Turak mit einem aus einem grünen Edelstein, gefertigten Medaillon und königsblauen Federn verziert.
Varunna lief zu seinem Vater, der ebenfalls schwarzes, etwas angegrautes Haar und blaue Augen besass. Ausserdem trug er denselben Nasenring wie sein Sohn. Turak war ein Stück jünger als sein Bruder Hamuul und hatte deutlich weniger Faltern als selbiger.
Als er seinen Sohn sah, erhellte sich seine Miene, die beiden hatten ein sehr gutes Verhältnis, seit Varunna's Auszug sowieso.
Während der junge Druide hastig den andern Anwesenden im Gebäude zunickte, rief er: „Vater, ich muss dir unbedingt etwas erzählen! Es hat sich etwas sehr Wichtiges zugetragen diese Nacht!“ Turak's Ausdruck, der anfangs etwas vorwurfsvoll war, verwandelte sich in Neugier. „Was denn mein Sohn?“ fragte er. „Ich habe das erste Mal den Smaragdgrünen Traum betreten!“ platzte Varunna heraus, was ihm auch die neugierigen Blicke der anderen Druiden zuzog. Die Augen seines Vaters schauten etwas skeptisch. „Den Smaragdgrünen Traum?“ sprach er dann „aber...“ „Ich weiss, es ist noch sehr früh, da ich ja noch ziemlich am Anfang meiner Ausbildung stehe, doch das ist es ja gerade, was mich so erstaunt. Wie kommt es nur, dass Ysera mir schon diese Gnade gewährte?“ Turak schien etwas ratlos, sowas hatte er bisher noch nie erlebt. „Bist du dir da auch ganz sicher?“ fragte er vorsichtig. „Ja absolut sicher! Das war kein normaler Traum, den ich hatte, es war wirklich real. Ich war dort!“ „Das... kann ich kaum glauben...“ Turak blickte ratlos zu seinem Bruder dem Erzdruiden herüber. Diesem schien das Gespräch nicht entgangen zu sein, denn er winkte sie mit ernster Miene zu sich heran. Seine Augen, die allerdings silbergrau und nicht blau waren, waren schon mit ziemlich vielen Falten umgeben.
„Ich habe euer Gespräch mitbekommen,“ sprach Hamuul mit tiefer Stimme. „Du weisst, dass das was du da erzählst, eine grosse Tragweite hat, sollte es stimmen, Varunna.“ „Es stimmt. Ich habe den Smaragdgrünen Traum besucht!“ „Beschreibe ihn mir, beschreibe mir, wie er aussieht und welche Gefühle dich bewegten, als du dort... warst!“ Das liess sich Varunna nicht zweimal sagen und er erzählte alles, bis ins kleinste Detail. Die Augen des Erzdruiden, blickten immer erstaunter und er schien wirklich geneigt, Varunna zu glauben. „Wir müssen das unbedingt genau wissen. Ich werde mit Ysera, der grünen Drachenfürstin Kontakt aufnehmen und sie darüber befragen. Sollte es stimmen, werde ich sie auch fragen, weshalb sie sich entschieden hat, dir schon so früh Zugang zu ihrer Welt zu gewähren. Sollte es wirklich der Fall sein..., dass du schon so früh den Smaragdgrünen Traum betreten durftest, werde ich dir eine Aufgabe geben, die dir ermöglicht deine erste Tierform anzunehmen, denn dann wird es höchste Zeit dafür und du bist dann auch bereit.“ „Es wäre sowieso sehr bald soweit gewesen,“ sprach Turak. „Es fehlt Varunna nicht mehr viel, bis er für das nötige Wissen bereit ist.“ „Wenn er... den Smaragdgrünen Traum schon betreten hat, dann ist er auf jeden Fall bereit, dann ist er noch für mehr bereit.“ Hamuul blickt dem jungen Tauren ernst an und legte ihm seine gewaltige Pranke auf die Schulter: „Mein Junge,“ sprach er, nun mit gedämpfter Stimme. „dir ist schon klar, was das bedeutet? Du weisst, dass es heute nur noch wenige Druiden gibt, die wirklich den Zugang zum Smaragdgrünen Traum haben. Seit dem letzten grossen Krieg, wo der grosse Baum Nordrassil als Waffe gegen die Brennende Legion genutzt wurde, haben viele Druiden diese Verbindung verloren. Dazu kam noch, dass sie sich gegen die Natur erhoben, indem sie eine weiteren Weltenbaum, Teldrassil wachsen lassen wollten. Das alles erhielt nicht den Segen der grossen Drachen. Was Fandral Hirschhaupt da wollte, war eine Illusion, wir hätten das wissen müssen und die Druiden zahlten einen hohen Preis. Ich bin einer von wenigen, die noch in den Smaragdgrünen Traum eintreten können, nicht mal dein Vater kann das auf diese Weise, die du beschrieben hast. Die meisten Druiden, schaffen das heute gar nicht mehr und wenn, dann höchstens, wenn sie sehr erfahren sind. Darum ist das was du uns da berichtest fast unglaublich.“ „Aber ich sage doch die Wahrheit!“ begehrte Varunna auf. „Ich zweifle ja nicht an deiner Ehrlichkeit mein Junge. Es ist auch möglich..., dass du...vielleicht nur gemeint hast, du seist wirklich dort gewesen, ein Traum vielleicht.“ „Nein, ich kann doch Traum und Wirklichkeit unterscheiden!“ „Dennoch müssen wir ganz sicher sein. Bitte versteh das! Wäre es so, dann würde das eine ganz andere Ausganslage bilden, wir müssten deine ganze Ausbildung umstellen, um deinem Potenzial gerecht zu werden.“ „Ja das stimmt,“ pflichtete sein Vater bei. Varunna schluckte seinen Ärger herunter, denn ihm war klar, dass seine Lehrmeister ganz sicher sein mussten. „Nun gut, dann warte ich eben,“ sprach er. „Ich versuche noch in dieser Nacht mit Ysera zu sprechen,“ versprach der Erzdruide. „Dann sollten wir Morgen mehr wissen. Ich hoffe es zumindest. Mittlerweile wird deine Ausbildung ganz normal fortgesetzt...“
Den ganzen Tag war Varunna kaum bei der Sache, so war er am Abend mehr als froh, als er wieder nach Hause zurückkehren konnte. Die ganze Zeit, grübelte er über seine Erlebnisse nach, während die Sonne glutrot über den nahen Bergen unterging und ein wundervolles Feuerwerk an Farben, in den Himmel malte. Die Sonnenuntergänge hier, schienen Varunna die schönsten zu sein, die es in Azeroth gab. Allerding hatte ihm mal eine seiner Zwergenfreundinnen Apollia erzählt, dass es die schönsten in Loch Modan geben solle, dass neben ihrer Heimat Dun Moroh lag. Ob das wohl stimmte? Varunna war fest entschlossen, es irgendwann herauszufinden, allerdings war das nicht gar so einfach, denn Loch Modan war Allianz Gebiet und somit Feindesland.
Zur Zeit hatte er auch andere Sorgen. Das alles nahm ihn ziemlich mit und er wusste manchmal nicht mehr, ob er sich selbst wirklich trauen konnte. Konnte es wirklich sein, dass er einer Selbsttäuschung erlag? Immerhin, war das Ganze schon sehr unglaublich und warum sollte ausgerechnet er dieses Privileg erhalten, der doch nun wirklich nichts Besonderes war? „Aber ich bin mir ganz sicher, dass ich im Smaragdgrünen Traum war!“ redete er sich selbst zu. „Ich bin doch nicht verrückt und habe doch keine solch intensive Einbildungskraft! Nein es stimmt, ich war dort!“
Mit diesen Gedanken, legte er sich schlafen, ohne dabei zu merken, dass die vielen Fragen seiner Seele ein offenes Ohr gefunden hatten.
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Während Varunna schlief, spürte er auf einmal ganz deutlich, wie sich der Schleier der materiellen Welt, wie ein dunkler Vorhang hob und seine Seele sich vom Körper loslöste und erneut in die smaragdgrüne Astralwelt eintrat. Er ging erneut durch einen dichten Wald, doch dann... auf einmal lichtete sich dieser und gab den Blick frei auf eine Wiese, auf der herrliche Blumen, in allen Formen blühten. Auf dieser Lichtung erblickte er einen wunderschönen Elfenfrau, mit langen Haaren wie Meerestang und halb geschlossene Augen, die an grüne, von Licht durchdrungene Smaragde, erinnerten. Ihre Statur war zierlich, wie die der Hochelfen und sie trug eine grüne Robe aus glänzenden Blättern. Ein Blumenkranz zierte ihre Stirn. Sie lächelte ihm freundlich zu und meinte mit wohlklingender Stimme: „Tritt nur näher, Varunna! Es freut mich, dass du da bist. Es ist ja nicht das erste Mal.“ „W.…wer bist du?“ fragte der Tauren, obwohl er glaubte, die Antwort in seinem Herzen schon zu wissen. „Ich bin Ysera- die Träumerin!“ sprach sie. „Die... grosse Drachenfürstin und Herrscherin des Smaragdgrünen Traumes?!“ rief Varunna aus. „Ja genau, allerdings dachte ich mir, ich nehme diese Gestalt an, meine Drachengestalt, flösst einigen manchmal Furcht ein.“ „Ich würde mich nie vor dir fürchten, grosse Fürstin!“ sprach Varunna tief berührt und überlegte sich, ob es wohl angebracht war, sich irgendwie vor Ysera zu verneigen, oder gar niederzuknien. Doch sie kam ihm zuvor und meinte: „Vor mir musst du ganz bestimmt nicht knieen, ich bin keine Göttin. Du weisst, wir Drachen sind einfach die Hüter von Azeroth. Auch unsere Gebieter die Titanen, begriffen sich selbst nicht als Götter, sie dienten ebenfalls der Einen Macht, die über allem steht. Ich weiss, du glaubst auch an diese Macht Varunna. Du gibst dich nicht einfach mit religiösen Überlieferungen und Vorgaben zufrieden, du suchst mehr. Ist das richtig?“ „Ja... das könnte man so sagen, ich bin...wohl eher ein Freigeist, was nicht heisst, dass ich nicht an die Legenden glaube. Doch ich glaube, dass alle Legenden eine Wahrheit beinhalten.“ „So ist es. Ich weiss auch, dass du sehr bemüht darum bist, die Völker Azeroth's zu vereinigen.“ „Ja, ich tue einfach was ich kann, in meinem kleinen Umfeld. Ich habe viele Freunde, auch bei der anderen Fraktion. Das macht für mich keinen Unterschied.“ „Das ist ja auch der Auftrag der Druiden, jenseits aller Schranken, Kriege und dem Elend, einen Auftrag zum Wohle allen Lebens zu erfüllen. Doch du Varunna..., hebst dich auf angenehme Weise hervor. Deine Seele ist schon reich an Wissen und du besitzt wirklich grosses Potenzial, dass du selbst nicht mal kennst. Du erfüllst eine wichtige Funktion. Schon jetzt beginnen sich die Fäden einiger Schicksale, mit dem deinen zu verweben.“
„Was meinst du damit?“ „Ich sage, dass du als Druide, eine sehr wichtige Schlüsselfigur bist, in einer Geschichte viel grösseren Ausmasses. Darum habe ich dir auch schon so früh Zugang zu meiner Welt gewährt. Ich glaube du bist bereit dafür und... es wird in Zukunft von immenser Bedeutung sein, dass du mit dem Smaragdgrünen Traum vertraut bist. Du magst noch am Anfang deiner Ausbildung stehen, aber deine Seele verfügt schon über alles nötige Wissen, du musst es nur wiederentdecken und das wird bei dir schneller gehen, als bei den meisten anderen Druiden. Du wurdest ganz speziell für einen Aufgabe ausersehen, die wichtig ist für ganz Azeroth. Du bist eines der Juwelen von Azeroth und damit stehst du nicht allein. Es gibt noch mehr deine Art, sie alle werden nun nach und nach an ihre Aufgabe herangeführt. Bei einigen liegt noch vieles im Dunkeln, doch bei einigen wie dir, ist der Weg schon ziemlich klar ersichtlich.“ „Kannst du mir etwas über diesen Weg sagen grosse Fürstin?“ „Nein leider nur sehr wenig, denn du selbst musst dich für diesen Weg entscheiden, ohne prophetische Aussagen von mir zu erhalten. Vieles liegt ja auch für mich und meinesgleichen im Dunkeln. Etwas passiert mit dem Smaragdgrünen Traum, etwas verändert sich, doch nicht mal ich kann sagen, was genau. So weiss ich z.B. noch heute nicht, wie der Smaragdgrüne Alptraum entstand, der die Druiden in Angst und Schrecken versetzt. Ich weiss einige meiner vertrautesten Adjutanten: Ysondre, Taerar, Lethon und Emeriss sind vom Guten abgefallen und zum Bösen übergelaufen, doch ob sie den Smaragdgrünen Alptraum erschufen... ich weiss es nicht wirklich. Dazu kommt noch, dass der grosse Erzdruide Malfurion Sturmgrimm, der ja eine enorm wichtige Bedeutung für die Druiden hat, einfach in ein seltsames Koma fiel und vermutlich im Smaragdgrünen Traum verschollen ist, ohne dass ich weiss, wo er sich aufhält. Ich bin die Herrscherin über diese Dimension, doch manchmal geschehen Dinge, die sich meinem Einfluss entziehen. Ich habe nicht über alles die Macht.
Meine Macht aber ist gross genug, um einen jungen, unerfahrenen Druiden wie dich, in meine Welt zu lassen, weil ich weiss, dass du damit richtig umgehen kannst und es wie ich sagte, auch vonnöten ist, dass du die Fähigkeit besitzt hierher zu kommen...“ Ysera lächelte etwas verschmitzt und meinte: „Davon muss ich heute Nacht auch noch den guten Hamuul überzeugen. Er will es einfach nicht so recht glauben, dass du bereits soweit bist. Selbst er konnte nicht so früh in mein Reich.“ Varunna musste ebenfalls lächeln, tief berührt von der angenehmen, freundlichen Art der grünen Drachenfürstin. „Dennoch...sehe ich nicht so wirklich ein, warum ich gerade für so etwas auserwählt wurde,“ sprach er bescheiden. „Ich glaube nicht unbedingt, dass ich etwas Besonderes bin. Warum sollte ich ausgerechnet ein sogenanntes Juwel von Azeroth sein, ich bin wirklich nicht der beste Schüler und habe auch sonst eine Menge Schwächen.“ Das sind eben die wertvollsten Juwelen,“ lächelte Ysera „jene die sich selbst nicht wirklich als Juwelen sehen. Doch gerade das zeichnet alle Juwelen von Azeroth aus.“ „Kannst du mir mehr über die anderen sagen?“ „Nein, nur so viel, dass sie über alle Länder Azeroth's verteilt sind und... einst zusammenfinden werden, um ihren Auftrag zu erfüllen.“ „Also doch eine Art Vereinigung aller Völker?“ fragte Varunna erfreut. „Ja, man kann es so sagen...“ erwiderte Ysera. „Es ist sowieso an der Zeit, dass die Völker von Azeroth endgültig Frieden schliessen. Doch wir Drachen wollen uns nicht in ihre Angelegenheiten mischen, es steht uns nicht zu und wenn wir es tun, dann weil wir einen höheren Auftrag dazu erhielten.“ „Dann hast du mir das alles also in einem höheren Auftrag offenbart?“ fragte Varunna.
„Ja, denn wie gesagt, du hast eine besondere Aufgabe zu erfüllen. Bald wird sich jemand bei dir melden und um deine Hilfe bitten. Unterstütze diese Person so gut du kannst, denn durch sie wirst du noch mit andern zusammengeführt, die dieselbe Aufgabe wie du haben. Allerdings zeigt es sich bei ihnen etwas anders. Sie haben ihre eigenen Geschichten, doch die Fäden all dieser Geschichten führen zusammen. Sei dir dessen immer bewusst! Mehr darf ich dir leider nicht verraten. Doch sei voller Mut und bedenke: Du bist ein Juwel von Azeroth und das Licht ist an deiner Seite. Ich werde auch aus dem Smaragdgrünen Traum über dich wachen und dir immer beistehen, wo immer ich kann...“ Ysera wandte sich nun wieder ab und ihr Blättergewand raschelte dabei leise. Bevor sie aber ganz ging, drehte sie sich nochmals um und meinte mit einem geheimnisvollen Lächeln: „Wandle noch etwas in meiner Welt! Es kann sein, dass du noch anderen, interessanten Leuten begegnest, die ebenfalls eine wichtige Rolle in diesem Spiel spielen. So leb denn wohl und viel Glück!“ Varunna neigte seinen Kopf ehrerbietig und bedankte sich nochmals bei der Drachenfürstin, dann machte er sich auf, den Smaragdgrünen Traum zu erforschen.
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Er sah wundervolle Plätze, Dinge, die er noch nie zuvor gesehen hatte, die er sich nicht mal hatte vorstellen können. Alles hier war so friedvoll, so voller Heiligkeit. Er konnte sich kaum vorstellen, dass es auch einen „Smaragdgrünen Alptraum“ geben konnte, wie Ysera ihm erzählte. Da wo er durchwandelte jedenfalls nicht. Die gewaltigen Urwaldbäumen mit Stämmen so breit, dass sie nicht mal zehn Mann umspannen konnten, ragten in den grüngoldenen Himmel. Die Sonne, wie ein türkisblauer Edelstein, warf ihr sanftes Licht auf alles und es war, als ob ein Art Weichmacher über dem ganzen Land läge. Schlingpflanzen, dick wie Arme und Beine, wundersame Orchiedeen mit glitzernden Blütenstempeln und filigranen Blättern, wuchsen auf dem Bäumen. Auch der Boden war überwachsen mit dichten Pflanzen, die aber, sobald Varunna einen Fuss auf die feuchte Erde setzte, zurückwichen und den Weg freigaben. Vögel, paradiesisch schön, mit langen Schwanzfedern und einem Gefieder in allen Grünschattierungen, flogen von Baum zu Baum und erfüllten die duftende Luft mit ihren Gesängen.
Schliesslich erreichte Varunna eine weitere Lichtung und dann... sah er tatsächlich eine andere Person, die ebenfalls in dieser wundersamen Welt zu lustwandeln schien. Es war ein Mensch mit langen, schwarzen Haaren. Er trug einen braunen Lederwams, lederne Hosen und ein weisse Hemd darunter.
Varunna trat erstaunt näher an die Person heran, die ihm gerade den Rücken zukehrte. „Entschuldige!“ rief er dann vorsichtig. „Ich möchte dich nicht erschrecken, aber wer bist du und was machst du hier?“ Der junge Menschenmann fuhr herum und es machte den Anschein, als ob er seine Waffe zücken wolle, bis er merkte, dass er gar keine mehr besass. Furch und Misstrauen lag in seinen Augen, die vermutlich blau waren. Man erkannte das in diesem grünen Licht nicht so gut. „Ich will nichts Böses,“ beschwichtigte ihn Varunna. „Ich dachte auch nicht..., dass ich hier jemandem begegne.“ „Du bist... ein Tauren, ein Druide, vermute ich,“ sprach der Mensch, der sich nun wieder etwas gefasst hatte. „Ja das stimmt. Ich heisse Varunna.“ Der Argwohn wich etwas aus den Augen des Menschenmannes und er erwiderte: „Mein Name ist Dabog Goodheart. Ich weiss ehrlich gesagt auch nicht, wie ich hierherkam und warum. Das hier... soll der Smaragdgrüne Traum sein, aber zu diesem haben doch sonst nur Druiden den Zugang. Ich treffe nur Druiden hier, wenn ich mal jemanden treffe und manchmal besucht mich meine Liebste Lumnia, wenn sie selbst träumt. Aber ihr Traum ist nicht wie meiner. Sie lebt noch, ich lebe nicht mehr, jedenfalls nicht... wirklich.“ Varunna war etwas verwirrt und fragte: „Was meinst du genau damit?“ „Dass ich eigentlich gestorben bin...“ „Aber...warum bist du dann nicht weitergegangen? Die Seelen gehen doch nach dem Tod in das grosse Licht, normalerweise wandeln sie nicht durch den Smaragdgrünen Traum.“ „Ich verstehe das auch nicht wirklich. Ich als Menschenkrieger, hier... in dieser Astraldimension der... Druiden. Das passt doch nicht. Auch wenn es mir hier gut gefällt, glaube ich nicht, dass dies mein immerwährendes Jenseits sein soll. Ich habe das Jenseits, das auf mich wartet noch nicht wirklich betreten. Aber vermutlich, weil ich einfach noch nicht mit meinem irdischen Leben abgeschlossen habe. Mein Körper...wurde in der realen Welt von den „Verlassenen“ wiederbelebt und das hält mich vermutlich zurück. Meine Liebste will mich unbedingt erretten, aber... mein Körper, ist nicht mehr mein Gefäss. Er ist nur noch ein Instrument für die Zwecke der Untoten.“
Varunna war ziemlich erschüttert als er das hörte, denn auch wenn die Tauren mit den Untoten verbündet waren, verabscheute er ihre Nekromantie. Das Schicksal dieses Dabog, ging ihm sehr nahe. Auch wenn die Menschen sonst ja eigentlich als Feinde seines Volkes galten, mochte er sie irgendwie. Er mochte ihren Idealismus und ihren Hang zu höheren, geistigen Zielen. Er hatte auch Freunde bei den Menschen. Es waren allesamt sehr treue, verlässliche Freunde. „Es tut mir sehr leid, dass du den Frieden nicht finden kannst,“ sprach er mit ehrlichem Bedauern. „Du sagst, du hast eine Liebste unter den Lebenden, die dir helfen will?“ „Ja, aber ich weiss nicht, ob sie nicht bald den Mut verliert. Sie war schon dabei mich aufzugeben, als sie... mit meinem untoten Ich sprach. Natürlich ist dieses Ich ja nur ein Körper, noch mit etwas Verstand und einem wachen Geist, aber die Seele fehlt...“ Er lachte bitter auf „die Seele bin ja ich und es entsetzt mich, was man mit meinem Körper angestellt hat. Ich möchte auch nicht einfach so aufgeben. Ich glaube es gibt einfach einen Grund, warum ich hier bin. Ich habe einen Auftrag, aber ich kann nicht sagen welchen genau. Ysera sagte mir, ich müsse Geduld haben und dürfe den Glauben nicht verlieren. Aber... wenn mich meine Liebste doch aufgibt, was soll dann bloss werden? Wandle ich dann stets durch diesen Smaragdgrünen Traum, bis...mein Körper vernichtet wird? Werde ich dann vielleicht frei sein? All diese Dinge quälen mich. Ich will auch meine Liebste nicht verlassen. Was, wenn sie die Liebe zu mir einst verliert und... mich eben aufgibt? Ach, das alles ist einfach so schrecklich!“ Varunna wusste erst nicht richtig was sagen sollte, das alles erschütterte ihn zutiefst. Etwas unbeholfen legte er dem Menschenmann seine gewaltige Pranke auf die Schulter. Er überragte diesen um etwas zwei Haupteslängen. Der Mensch machte Anstalten etwas zurück zu zucken, doch dann entspannte er sich wieder. Es war ihm wohl klar, dass Varunna ihm nichts Böses wollte. „Bestimmt wird es einen guten Grund für all das geben,“ meinte der Tauren dann tröstend. „Du bist nicht umsonst hier, Ysera hat mir sogar gesagt, dass ich vermutlich jemanden begegnen werde, dessen Schicksal mit meinem verwoben ist. Sie sagte ich gehöre zu den sogenannten Juwelen von Azeroth, die eine wichtige Aufgabe hätten. Vielleicht ist ja... sogar deine Liebst auch so ein Juwel und du bist es, der sie das entdecken lässt, durch dein Schicksal. Ausserdem kannst du von hier aus etwas leichter zu ihr Verbindung aufnehmen, als vom ewigen Jenseits aus. Etwas muss es damit auf sich haben. Es gibt für alles einen Grund. Vielleicht muss deine Liebste einfach erst ihre Qualitäten, ihre Stärke entdecken, damit du den Frieden endgültig finden kannst...“
Dabog's Augen bekamen auf einmal einen hoffnungsvollen Ausdruck. „Meinst du wirklich?“ „Also...ich weiss es natürlich nicht, aber es war einfach so eine Idee.“ „Du könntest wirklich recht haben. Wenn das so wäre, dann gäbe es doch noch Hoffnung für mich, den Frieden einst zu finden.“ „Bestimmt wirst du den Frieden finden. Der Frieden entsteht ja auch in uns selbst. Wenn wir diesen Frieden in uns finden, dann können wir auch weitergehen.“ „Meinst du denn, es gibt noch mehr wie mich?“ „Das kann schon sein, wenn sie irgendwas noch an die Erde bindet...“ „so wird das bei mir wohl sein, ja. Ich weiss auch nicht, irgendwie sehne ich mich nach der ewigen Ruhe, aber zugleich…, fürchte ich mich davor.“ „So wie es aussieht, gibt es scheinbar noch etwas, dass dich noch hier hält und bis du das nicht abgeschlossen hast, wirst du nicht weitergehen können. Verliere einfach nicht die Hoffnung!“ „Ich danke dir Varunna, du hast mir wirklich Mut gemacht,“ sprach der Menschenmann dankbar. „Ihr Tauren seid gar nicht so übel!“ fügte er dann grinsend hinzu. „Ich habe einige Menschfreunde, diese habe ich alle einst beim Mondfest kennengelernt. Vielleicht kennt einer davon ja sogar deine Lumnia. Wo lebt sie denn?“ „In Sturmwind, sie ist dort jetzt Hohepriesterin.“ „Tatsächlich?!“ Ja ich kenne jemanden dort. Ich werde ihn mal fragen, ob er Lumnia kennt.“ „Das ist sehr liebenswürdig von dir. Bestimmt würde es ihr viel helfen, wenn du ihr von unserem Gespräch hier erzählen würdest.“ „Ja, das glaube ich auch.“ Dabog's Augen füllten sich auf einmal mit Tränen und er sprach: „Sag ihr, solltest du sie treffen, dass ich sie aus tiefstem Herzen vermisse und ich sie immer und ewig lieben werde.“ „Ja ich werde es ihr sagen,“ erwiderte Varunna und musste selbst schlucken, da ihn diese Liebe so berührte. „Es wird ihr bestimmt viel geben und ihren Mut stärken. Doch nun muss ich leider gehen. Der Morgen naht und ich muss zurück in die irdische Welt. Ich wünsche dir viel Glück und vielleicht... sehen wir uns mal wieder.“ „Ja das würde mich freuen.“ „Möge die ewige Sonne dich bescheinen Dabog!“ erwiderte der Tauren, dann wandte er sich ab und... kurz darauf, fand er sich in seinem Körper wieder und das sanfte Licht des anbrechenden Tages, kündigte ihm sein neues Leben an, ein Leben, dass sich nun gänzlich verändern würde...
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Als der junge Druide schliesslich wieder in die Halle der Ältesten trat, lief sein Vater sofort zu ihm hin. „Es stimmt!“ rief er „Hamuul weiss jetzt, dass du die Wahrheit gesagt hast! Du warst im Smaragdgrünen Traum, wirklich und wahrhaftig!“ Alle Druiden versammelten sich nun um Varunna, klopften ihm auf die Schultern und sprachen bewundernde und ehrfürchtige Worte. Es war etwas sehr Aussergewöhnliches, das sie hier erlebten.
„Ja es stimmt!“ erhob sich Erzdruide Hamuul's tiefe, kräftige Stimme über den Lärm. „Wir haben einen Druiden mehr, der den Smaragdgrünen Traum betreten kann. Ysera hat ihn begnadet, meinen Neffen: Varunna Runentotem!! Von nun an, werden Turak und ich ihn zusammen ausbilden. Ich werde ihm all mein Wissen und meine Erfahrungen über den Traum mitgeben und Turak das Grundwissen, das jeder Druide lernt.“
Er wandte sich nun direkt an Varunna: „Es wird nun wirklich Zeit mein Junge, dass du deine erste Tierform annehmen lernst. Deine erste Lektion wird die „Lektion der Klaue“ sein. Dazu musst du zur Mondlichtung reisen und den „Grossen Bärengeist“ aufsuchen, der sich dort im Nordwesten befindet. Du hast schon gelernt dich dorthin zu teleportieren und darum verliere keine Zeit, denn es warten noch einige Lektionen auf dich und du musst... bereit gemacht werden für deine Aufgabe als Juwel von Azeroth!“ „Erstaunt blickte Varunna seinen Onkel an. Dieser lächelte verschmitzt und nickte ihm vielsagend zu...
Tatsächlich musste Varunna dann noch am selben Tag Donnerfels verlassen, um zur Mondlichtung zu reisen. Erstmal aber wollte er noch zu seiner Mutter im Hauptteil der Stadt, um ihr alles zu erzählen und sie von seinem Vorhaben zu unterrichten. Ausserdem wollte er sich auch noch von Zyklopia, seiner besten Freundin verabschieden. Diese war im selben Alter wie er und eine Schamanin. Er fühlte sich ziemlich zu ihr hingezogen, doch bisher hatte er sich immer zurückgehalten. Auch sie machte nicht wirklich den Eindruck, als wolle sie mehr als Freundschaft. Gerade hatte sie einen Liebsten gehabt, aber das Ganze war schon wieder vorbei und sie erzählte Varunna öfters von ihren Gefühlen und ihrem Kummer. Er konnte mit ihr über alles reden und sie vertrauten sich vollkommen, doch mehr als Freundschaft, schien da nicht zu sein. Zyklopia hatte karamellfarbenes Fell und dunkelbraune, lange Haare, die auf der Seite zu zwei Zöpfen geflochten waren. Ihre Zöpfe allerdings, hatte sie seitlich hochgesteckt. Sie hatte ein sehr hübsches, schmales Gesicht und grüne Augen. Meist trug sie einen Lederwams und einen passenden Lederrock dazu.
Als sie Varunna sah, breitete sich wie immer ein warmes Lächeln, über ihrem Gesicht aus und sie begrüsste ihn herzlich. Varunna's Herz klopfte irgendwie immer etwas schneller, wenn er die junge Taurin sah, die wirklich ein sehr attraktives Exemplar ihrer Rasse war. Sie war auch sehr warmherzig und einfühlsam. Als Schamanin, besass sie auch eine enge Verbindung zur Natur, vor allem zu den Elementen und so hatten sie immer viel Gesprächsstoff.
Varunna erzählte ihr alles was sich zugetragen hatte und dass er nun zur Mondlichtung reisen würde, um dort die „Lektion der Klaue“ zu lernen. Als Zyklopia aber erst das mit seiner Reise in den Smaragdgrünen Traum erfuhr, war sie zutiefst beeindruckt. „Das ist ja unglaublich!“ rief sie aus. „Du hast da etwas erlebt, was nur noch sehr wenige erleben. Und wie hiess es noch gleich: du bist ein Juwel von Azeroth? Das ist wirklich rätselhaft. Nun ja...“ sie lächelte verschmitzt „Ich dachte ja schon immer, dass du etwas Besonderes bist.“ Varunna fühlte sich geschmeichelt, weil sie ihm das sagte, doch er meinte bescheiden wie immer „Ich hätte nie für möglich gehalten, dass ich sowas jemals erleben würde. Ich finde wirklich nicht, dass ich etwas Besonderes bin.“ „Doch das bist du,“ sprach sie nun mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen, der Varunna etwas stutzig machte. Doch gleich darauf fügte sie im üblichen, unbekümmerten Tonfall hinzu. „Sonst wären wir ja nicht so gute Freunde.“ Damit waren Varunna's Zweifel erstmal beseitigt, dass sie mehr als freundschaftliche Gefühle für ihn empfand. So bemühte er sich auch um einen unbekümmerten Tonfall und sprach: „Ja, ich wollte dir das nur erzählen, muss leider gleich weiter. Muss mich noch von meiner Mutter verabschieden, schauen ob ich Post bekommen habe und dann zur Mondlichtung.“ „Ich beneide euch Druiden wirklich dafür, dass ihr, wann immer es euch beliebt, zur Mondlichtung reisen könnt. Wir kommen nur einmal im Jahr dorthin, wenn das Mondfest ist, dabei ist es ein so schöner, friedvoller Ort.“ „Ja das stimmt wirklich,“ erwiderte Varunna. „Leider kann ich dich nicht so einfach mitnehmen, der Teleportationszauber, ist leider nur für jenen, der ihn wirkt. Doch bald werden wir wieder zusammen dorthin reisen, wenn Mondfest ist. Und wer weiss... irgendwann vielleicht auch mal so. Das allerdings braucht viel Zeit und ist auch nicht ungefährlich.“ „Tja, dann muss ich wohl noch etwas Geduld haben,“ seufzte Zyklopia. „Jedenfalls gute Reise und vielleicht denkst du ja mal an mich, wenn du in den blaugrünen Schatten von Moonglade wandelst!“ „Natürlich denke ich an dich, das tu ich doch immer!“ lächelte Varunna. Sie schaute ihn einen Moment lang etwas skeptisch an, doch er fügte, um sich keine Blösse zu geben, schnell hinzu: „Du bist ja schliesslich meine beste Freundin und eine der wichtigsten Personen in meinem Leben.“ „Gleichfalls,“ gab sie zurück. „So nun muss ich sowieso auch weiter. Ich habe noch einen Auftrag bekommen, um zu meinem Feuer-Totem zu kommen. Ich muss dazu ins Brachland, einen Mann aufsuchen. Wie es dann genau weitergeht, weiss ich noch nicht. Danach aber, kann ich sehr effektive Feuerzauber wirken und lerne das Geheimnis des Feuers kennen. Darauf freue ich mich sehr.“ „Ich wünsch dir jedenfalls viel Glück!“ sprach Varunna. „Ich dir beim Erlernen der Bärenlektion ebenfalls. Wenn du dann erstmal die Bärenform annehmen kannst..., das wird bestimmt großartig! Wir haben da ja schon ein paar ähnliche Dinge in unserer Ausbildung. Ich kann ja auch zum Geisterwolf werden, wenn mir danach ist. Aber man muss schon immer ziemlich weit herumreisen, um Neues zu lernen.“ „Ja da hast du recht. Deshalb muss ich jetzt! Bis bald!“ „Ja...bis bald,“ antwortete die Taurin und irgendwie erschien es Varunna plötzlich, als sei sie etwas bekümmert. Bestimmt aber, machte sie sich nur viele Gedanken über ihre neuesten Lektionen.
Seine Mutter hielt Wache auf der untersten Haupt- Anhöhe. Hier befanden sich ziemlich viele Händler und eben auch die Bank (wo alle Hordenleute Zugang zu ihren Schätzen hatten) und das Auktionshaus, wo allerlei Waren zum Verkauf angeboten wurden. Die Geschäfte waren rund um einen kleinen, glitzernden Teich angeordnet. Einige mit Diamantmuster bemalte Windmühlen befanden sich hier, viele Zelte in den verschiedensten Variationen und einige Totempfähle, mit Stier und Vogelköpfen ragten über Varunna empor. Alles war in den gleichen drei Hauptfarben bemalt: türkis, weiss und okerrot.
Ein gewaltiger Turm, in dessen Inneres sich eine Art Wendeltreppe befand, führte auf jede der drei Hauptanhöhen. Von dort aus gelangte man dann über Aufgänge, die sich im Innern massiver Holzhäuser befanden, zu den Hängebrücken, welche zu den drei Neben- Anhöhen führten. Zuoberst auf dem gewaltigen Turm, dessen Spitze von einem Stier-Kopf gekrönt wurde, befand sich der sogenannte Windreitmeister. Dieser bildete Flugtiere aus, die als öffentliche Verkehrsmittel zwischen den verschiedenen Orten genutzt werden konnten. Diese Tiere sahen aus wie Löwen mit spitzen Hörnern und fledermausartigen, hellgrauen Flügeln. Sie konnten einem eigentlich praktisch überall in Azeroth hinbringen, allerdings konnte das mit der Zeit ziemlich ins Geld gehen, was einige Leute noch immer auf die altmodische Art des Reisens, auf normalen Reittieren (bei den Tauren waren es z.B. die Kodo's, die sich auch gut zähmen liessen), zurückgreifen liess. Wenn man sich mal ein Reittier anschaffte, dann wollte man es ja auch benutzen, weil es doch auch nicht ganz billig war. Allerdings kam es auf Dauer gesehen doch billiger, als immer mit den Flugtieren zu reisen, wenn letzteres auch viel schneller sein mochte und man damit natürlich weitere Distanzen zu bewältigen vermochte.
Auf der unteren Anhöhe befanden sich auch die Lifte, welche die Leute hinunter ins Tal brachten. Rampen ragten ein Stück über den Abhang hinaus, ein gewaltiger Pfahl, ebenfalls mit Stier- Kopf und geschmückt mit weiss- türkisem, rot umrahmtem Diamantmuster, ragte zwischen diesen beiden Rampen empor. Die Lifte bestanden, wie das meiste in der Welt der Tauren, aus Haut und Holz. Ein Holzgerüst, oben und unten spitz zulaufend, war bespannt mit einem weissen Lederdach. Es war eine sehr einfache, aber effektive Konstruktion. Die Lifte wurde rund um die Uhr bewacht, damit keine ungebetenen Gäste sie benutzten.
Varunna's Mutter Iza war heute bei den Liften. Sie besass auch ein schwarzweisses Fell, allerdings mit etwas mehr weiss und etwas gefleckter, als das ihres Sohnes. Ihre Brust, die ganzen Arme und Beine waren weiss, ihr Kopf und der Rücken aber pechschwarz. Sie hatte dieselbe Frisur wie Varunna und dessen Vater, zwei Zöpfe die ihr beidseitig über die Brust fielen. Sie trug eine dunkelrote Rüstung mit grünen Schulterstücken und in der Hand eine silberne Kampfaxt mit einigen Gravierungen. Damit ihr schwarzes Gesicht, mit den seltsamen, blauvioletten Augen nicht zu düster wirkte, hatte sie ihre Nase mit weissen Streifen bemalt.
Als sie Varunna sah, freute sie sich sehr. „Ich habe schon gehört was dir wiederfahren ist, Vater hat es mir erzählt!“ rief sie aus. „Das ist ja wirklich wundervoll! Du kannst tatsächlich in den Smaragdgrünen Traum! Das ist eine grosse Ehre.“ „Ja, ich weiss auch nicht warum Ysera mir dies Gnade zuteilwerden liess,“ erwiderte der junge Tauren und umarmte seine Mutter kurz. „Ich wusste immer, dass du besonders bist,“ lächelte Iza. „Ich bin soo stolz auf dich!“ Ihre Augen leuchteten, als sie das sagte. „Nun musst du also zur Mondlichtung reisen?“ „Ja, darum wollte ich mich noch von dir verabschieden. Wenn ich zurückkehre, sollte ich den Weg der Klaue erlernt haben und die Bärenform annehmen können.“ „Dann wünsche ich dir ganz viel Glück, mein liebster Sohn, geh mit der Erdmutter!“ „Ich danke dir Mama!“ erwiderte Varunna und umarmte sie erneut, diesmal inniger als am Anfang. Irgendwie wusste er, dass ihn doch noch einiges erwarten würde und so war er froh um den Segen seiner Mutter. „Ich schaue noch kurz nach der Post, dann teleportiere ich mich zur Mondlichtung,“ sprach er. Sie nickte und hob die Hand zum Abschied.
Ein seltsames Gefühl beschlicht Varunna, als er seiner Mutter den Rücken kehrte. Es war... als ob er erst in diesem Moment richtig erwachsen geworden wäre...
Tatsächlich hatte es einen wichtigen Brief in Varunna's Postfach. Er war von seiner Blutelfen- Freundin Tyrande. Er öffnete ihn sogleich. Was er da las, erschütterte ihn ziemlich:
Lieber Varunna
Wie geht es Dir? Ich hoffe sehr gut. Ich selbst kann das von mir nicht behaupten. Es geht mir zur Zeit gar nicht gut und ich fühle mich hier im Immersangwald einfach nicht mehr wohl. Du weisst, dass ich an diesem Ort schon immer etwas unglücklich war und mich immer nach etwas anderem gesehnt habe. Meiner Mutter ging es immer gleich und sie hat mir viel von ihrem Gedankengut mitgegeben. Von ihr habe ich ja auch meinen Namen. Du weisst ja, dass ich nach der Hohepriesterin der Elune im Nachtelfenreich benannt bin. Mein Vater Tyros hat uns schon sehr früh verlassen und ist seinen Interessen nachgegangen, so hatte ich immer einen viel engeren Bezug zu meiner Mutter.
Du als Druide kennst dich sicher etwas mit den Nachtelfen aus, da Eure Druiden und die Druiden der Kaldorei eng zusammenarbeiten.
Das ist auch der Hauptgrund, warum ich Dir hier schreibe. Ich weiss es ist etwas viel verlangt, aber ich wollte Dich fragen, ob Du mir und meinen beiden besten Freunden Gwydyon und Balduraya dabei helfen könntest, mit den Nachtelfen Verbindung aufzunehmen. Wir wollen unbedingt nach Teldrassil pilgern, um unsere Wurzeln wiederzufinden, denn Du weisst ja, dass mein Volk eigentlich ursprünglich von den Nachtelfen abstammt. Ich glaube einfach, dass ich dort vielleicht endlich mein Glück finden könnte und wer weiss...vielleicht bleibe ich für immer im Reich der Dämmerung.
Es ist sicher eine eigenartige Bitte, ich weiss, aber Du hast doch so Deine Beziehungen und...wenn wir sagen, dass wir Pilger sind, lässt man uns vielleicht doch nach Teldrassil.
Allerdings müsstest Du uns vermutlich begleiten, damit wir von der Neutralität des „Zirkels des Cenarius“ profitieren könnten.
Ich halte es hier im Reich der Sonne einfach nicht mehr aus. Das alles ist so unerträglich geworden. Wir müssen uns immer mehr gegen die Natur stellen, damit wir unsere Ziele erreichen und unserer Grenzen schützen können. Die Naturgeister erklärten uns teilweise schon den Krieg deswegen. Alles hier ist irgendwie so oberflächlich und mein Volk ist so eitel und eingebildet.
Du lebst noch in so einer guten, unverdorbenen Welt und ich hörte auch die Nachtelfen leben noch in Frieden und Eintracht mit der Natur. Ich will einfach raus hier!
Bitte hilf mir! Nimm mit dem „Zirkel des Cenarius“ Verbindung auf und lege ein gutes Wort für uns ein. Ich wäre Dir für ewig dankbar! Möge die Sonne Dich stets leiten.
Herzliche Grüsse
Tyrande
Varunna senkte nachdenklich den Arm, in dessen Hand er den Brief hielt und dachte auf einmal an die Worte von Ysera- der Drachenfürstin: „Wenn jemand zu dir kommt und dich um Hilfe bittet, versuchte ihm so gut als möglich zu helfen!“ War damit etwa Tyrande gemeint gewesen? Noch nie hatte er so eine Bitte vorgetragen bekommen. Es war wirklich etwas eigenartig. Doch scheinbar hatte seine Blutelfen- Freundin grosses Vertrauen in ihn. Durfte er ihr Vertrauen enttäuschen? Dennoch, einfach war dieses Unterfangen nicht. Immerhin brauchte man eine Art Immunität, wenn man in Gegenden der anderen Fraktion reisen wollte. Dazu kam noch, dass Varunna eigentlich noch sehr wenig Einfluss in der Druidengesellschaft hatte... Doch das würde sich nun vielleicht ändern. Er konnte als einer von wenigen in den Smaragdgrünen Traum reisen und das würde ihm zweifellos auch bei den Nachtelfen, Respekt einbringen. Ysera hatte gesagt, er solle alles Mögliche tun, um dieser Person zu helfen, die ihn um Hilfe bat. Ausserdem hatte sie ihm auch erklärt, dass es für seine Aufgabe wichtig war, dass er in den Smaragdgrünen Traum reisen konnte. Das alles ergab nun immer mehr einen Sinn.
Ja! Er wollte alles nur Mögliche für Tyrande tun! Immerhin reiste er ja sowieso gleich zur Mondlichtung, da konnte er ebenso gut, mal mit ein paar Leuten reden. Auch sein Vater und sein Onkel würden ihm vielleicht helfen...
Varunna steckte den Brief in seine Tasche und dann machte er sich auf, um sich nach Moonglade zu teleportieren.
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Er breitete seine Arme aus und murmelte eine Zauberformel. Weiss-blaue Lichtkugeln, bildeten sich um seine Hände und er konzentrierte sich ganz auf die Mondlichtung. Es war als würde er durch einen Art dunklen Tunnel eingesogen und er sah vor sich auf einmal eine zauberhafte, grünblaue Welt, mit mächtigen Bäumen, einem silbern glitzernden See und einer wundersamen, im Stil der Nachtelfen gebaute, Stadt. Ihre Häuser bestanden aus dunklem Holz und waren verbunden mit reich verzierten Brücken. Sanft landete der Tauren auf dem Boden eines Holzhauses. Dies hatte eine Art Kreuzform und ein hohes, gewölbtes Dach, das in seiner Form irgendwie an ein Schiffssegel erinnerte. Es wurde von dicken Baumstämmen getragen und die Querbalken des Daches, waren reich mit filigranen Schnitzereien verziert. Eine Rampe führte in sein Inneres und ein weiterer, edel geschwungener Aufgang, führte ins Dachgeschoss. Dort hielt sich einer der wichtigen Männer der Mondlichtung auf: Dendrite Sternschauer. Mit ihm wollte Varunna noch kurz reden, um ihm das Anliegen seiner Freundin Tyrande näherzubringen. Dendrite war ein hochgewachsener Elf mit blauem Haar und einem blauen Spitzbart. Er trug eine blaugelbe Rüstung und ermahnte alle Neuankömmlinge, alles im Gleichgewicht zu halten und keine Unruhe zu stiften, da dies neutrales Gebiet sei. Hierher kamen Leute der Horde sowie der Allianz und wenn irgendjemand ein Scharmützel anfangen wollte, wurde er sogleich von den vielen Aufsehern der Mondlichtung, in die Schranken gewiesen. Es gab hier Tauren, sowie Nachtelfen als Aufseher. Sie alle lebten in Eintracht zusammen. Varunna liebte diesen Ort, der noch völlig unberührt geblieben war, von Krieg und Elend. Alles war hier voller Frieden und da Einzige was man an wilden Tieren zu Gesicht bekam, waren harmlose Rehe.
Die wundersame Stadt, welche sich Nachthafen nannte, war harmonisch in die Natur eingefügt. Häuser, fast alle im selben Stil gebaut, wie jenes worin sich jetzt Varunna aufhielt, standen an den Ufern des Elune'Ara See's. Hochgewölbte, von lila Ziegeln bedeckte Dächer, mit mondsichelförmigen Firsten, ragten in den von seltsamem, türkisblauen Licht durchdrungenen, Himmel. Irgendwie ähnelte dieser Ort etwas dem Smaragdgrünen Traum und irgendwie dann doch wieder nicht. Moonglade war eher bläulich gefärbt und selbstverständlich war es viel grobstofflicher, als die Astraldimension.
Die Häuser waren alle mit wunderschönen, hölzernen Brücken verbunden, die man mit verschlungenen Mustern verziert hatte. Die Geländer waren ebenfalls reich verziert und die oben zugespitzten Geländer Stützen, hatte man sogar etwas mit Goldfarbe bemalt, die in dem seltsamen Zwielicht magisch glänzte. Immer wenn Varunna hier war, wandelte er wie in einem Traum umher. Er konnte ganz die Zeit vergessen und sich kaum sattsehen an der Schönheit dieses Ortes.
Es gab hier auch viele Brunnen, alle im Stil der Nachtelfen. Das glitzernde Wasser, befand sich in einem Steinbecken, das umgeben war von, mit Mondsicheln gekrönten Holz- Säulen. Es gab auch ganz kleine Steinbecken, auf hohen, eleganten Füssen, die ebenfalls blauglitzerndes Wasser beinhalteten, das einen wundersamen Schein verbreitete. Varunna war schon mal im Nachtelfenreich gewesen und er wusste, dass es dort sehr viel Ähnliches gab, wie hier in Moonglade. Es war eine ganz andere Welt, als die die er kannte.
Irgendwie hatte die Nachtelfen Kultur so etwas Geheimnisvolles, Zurückgezogenes. Die Shu' Halo waren viel schlichter und hatten eine ganz andere Lebensart als die Kaldorei. Sie liebten die Sonne und den frischen Wind, der über die weiten Ebenen des Taurenreiches wehte. Die Nachtelfen lebten in einer Welt des ständigen Zwielichts, die Tauren in einem Land, über welches die Sonne in all ihrer Pracht leuchtete. Die Nachtelfen huldigten vor allem der grossen Mutter Mond- Mu' sha, die Tauren ehrten letztere, sowie ihren Bruder An'she- den Sonnenvater gleichermassen. Und doch... hatten die beiden Völker etwas gemein: Ihre grosse Liebe zur Natur und all ihren Geschöpfen. Der Halbgott Cenarius war ihrer beider Lehrer gewesen. Er hatte beide Völker beschützt und gesegnet, bis er im grossen Krieg gegen die damals verderbten Orc's fiel. Doch sein Erbe hatte fortbestanden im „Zirkel des Cenarius“. Es gab jetzt auch wieder einen besonderen Beschützer auf der Mondlichtung und zwar den „Bewahrer Remulos“ Er hatte seinen Schrein im Nordwesten von Moonglade. Er war wie einst Cenarius, ein Mischwesen, halb Hirsch, halb Mensch mit einem Geweih. Er hatte langes, grünes Haar, das aussah wie Efeu. Auch aus seiner Kruppe wuchsen Pflanzen. Die rechte Hand war menschlich, die linke erinnerte an eine grüne Wurzel. Bestimmt würde Varunna ihn diesmal auch wiedersehen, denn laut Hamuul befand sich auch der Bärengeist im Nordwesten der Mondlichtung.
Zuerst aber wollte er mit Dendrite Sternschauer reden. Dieser hielt sich, wie erwähnt, im Dachgeschoss des Hauses auf. Er kannte Varunna bereits und begrüsste ihn freundlich. „Elune adore, Varunna! Wie geht's?“ „Ganz gut,“ erwiderte dieser. Der Nachtelf lächelte: „Dir muss ich wohl nicht sagen, dass du alles im Gleichgewicht halten musst, du kennst diese Dinge ja bereits.“ „Ja und das ist es ja auch was ich an Moonglade so liebe, diese wunderbare Ruhe und den Frieden.
Es ist wunderbar, wie diese Qualitäten hier noch erhalten geblieben sind.“ „Ja das finde ich auch. Es ist schön, einen Platz in Azeroth zu haben, der alle Völker willkommen heisst.“ „Wo wir gerade davon reden...ich hätte noch eine Frage und ich dachte ihr könnt mir da vielleicht weiterhelfen?“ „Ja, wenn ich kann gerne.
„Wie ist das eigentlich, wenn jemand des Blutelfenvolkes, in die Heimat der Nachtelfen reisen möchte?“ Dendrite's Blick wurde ernst „Das... könnte schwierig werden, die Kaldorei verachten die Sin'Dorei und umgekehrt.“ „Ja, ich weiss, doch diese Blutelfin von der ich rede, hält wirklich sehr viel von den Nachtelfen und sie sehnt sich danach, ihre Wurzeln wiederzufinden. Sie möchte noch zwei Freunde mitnehmen, die ebenfalls gerne eine Pilgerreise nach Teldrassil machen wollen.“ Eine Pilgerreise?“ Dendrite schaute Varunna etwas zweifelnd an. „Das ist ein wirklich seltsames Anliegen.“ „Ja ich weiss, aber ich kenne diese Blutelfin sehr gut und ich würde mich 100%- ig für sie verbürgen.“ „Ich glaube dir, aber die Obersten der Nachtelfen davon zu überzeugen, könnte schwierig sein. Immerhin... gehörst du... ja auch zur Horde. Für mich und die andern hier zählen diese Unterschiede nicht, aber für die Oberen der verschiedenen Völker, nach wie vor. Deine Blutelfenfreundin, müsste einen Immunitätsausweis, eine Bewilligung erhalten, damit man sie unbehelligt lässt, ebenso ihre beiden Begleiter und auch dann könnte man nie ganz für ihre Sicherheit garantieren.“ „Dessen bin ich mir bewusst,“ erwiderte Varunna. „Doch ich dachte der Zirkel des Cenarius hat da so seine Möglichkeiten.“ „Wir können auch nicht mehr, als ein gutes Wort für deine Freunde einlegen, doch wirklichen Einfluss haben wir auf diese Entscheidung nicht. Das letzte Wort ist und bleibt bei der Hohepriesterin Tyrande Whisperwind und dem Erzdruiden Fandral Hischhaupt.“ „Aber wenn man es ihnen erklärt, meint ihr dann nicht, sie würden es verstehen?“ „Man kann es versuchen, aber sie müssen ein Volk führen und es schützen. Eine Gruppe Blutelfen in Teldrassil, könnte auch eine Gefahr bedeuten.“ „Nein das kann ich mit absoluter Sicherheit verneinen!“ sprach Varunna. „Meine Freundin ist sogar nach der Hohepriesterin der Elune benannt. Sie heisst Tyrande. Es wäre wirklich sehr wichtig für sie.“ Der Tauren überlegte einen Moment, dann holte er Tyrandes Brief hervor und reichte ihn Dendrite. „Ich gebe euch das zum Lesen, damit ihr euch ein Bild von ihrer aufrichtigen Absicht machen könnt,“ sprach er. „Meinst du sie würde das gutheissen?“ „Ich glaube schon, wenn es ihr hilft ihre Sehnsucht nach dem Reich der Dämmerung zu stillen...“ „Nun gut...“ Dendrite las den Brief und man sah, dass er ehrlich berührt war. Als er fertig war, gab er Varunna das Schreiben zurück. „Deine Freundin scheint ja wirklich grosses Vertrauen in dich zu setzen?“ „Ja und ich will alles dafür tun, um ihr Vertrauen nicht zu enttäuschen. Darum wollte ich euch fragen, was man da machen könnte.“ „Wie ich bereits sagte, kann ich höchstens ein gutes Wort für deine Freunde einlegen.“ Würdet ihr dass denn tun?“ „Ja, ich würde es tun, aber mach dir nicht allzuviele Hoffnungen, mein Einfluss ist gering.“ „Aber wenn ihr es tun würdet, wäre das mehr als genug!“ freute sich Varunna. „Okay, dann werde ich es versuchen. Allerdings wäre das Wort einer etwas einflussreicheren Persönlichkeit wohl wirkungsvoller.“ „Z.B von einem andern Erzdruiden?“ „Meinst du Hamuul Runentotem?“ „Ja.“ Nun er hätte sicher einen besseren Draht zu Fandral Hirschhaupt, als ich. Er könnte dann Tyrande Whisperwind darüber unterrichten. Der Brief deiner Freundin wäre dabei sicher von Nutzen.“ „Ich soll den Brief aus den Händen geben? Das ist aber etwas riskant,“ gab Varunna zu bedenken.
Auf einmal kam ihm eine Idee. „Was..., wenn ich selbst ins Nachtelfenland reisen würde, um den Brief den Oberen vorzulegen? Als Druide und Mitglied des Zirkels des Cenarius, sollte das doch kein Problem sein, oder?“ „Nein, dir könnte ich ein Immunitätsschreiben aushändigen,“ erwiderte Dendrite. „Das liegt in meiner Kompetenz.“ „Dann könntet ihr das für mich tun?“ „Ja und ich könnte dich schon mal voranmelden, das sollte kein Problem sein.“ „Oh das wäre wundervoll!“ „Dennoch wäre es von Nutzen, wenn du Hamuul Runentotem auch noch dazu überreden könntest, ein gutes Wort für deine Freundin einzulegen.“ „Ich glaube das schaffe ich,“ gab Varunna zuversichtlich zur Antwort. „Nun gut, dann werde ich also schauen, dass du den Immunitätsschein bald bekommst. Bleibst du noch etwas in der Gegend?“
„Ja, ich muss noch zum Grossen Bärengeist.“ „Ach so, die Lektion der Klaue. Dann wünsche ich dir viel Glück dabei. Wenn du Nachthafen verlässt, halte dich rechts, geh ein Stück querfeldein und dann wirst du den Bärengeist finden. Bis Morgen sollte ich dann den Ausweis haben. Ist keine grosse Sache für Druiden.“ „Ich bin euch wirklich überaus dankbar!“ sprach Varunna. „Dann werde ich also eine Nacht hier verbringen und Morgen reise ich dann, hoffentlich erfolgreich, zurück in meine Heimat.“ „Ja, möge Elune dich schützen!“ „Und möge die ewige Sonne euch bescheinen!“ Der Nachtelf nickte freundlich und Varunna verliess freudig das Haus.
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Über zahllose Brücken gelangte er zum Ausgang der Stadt. Vor ihm lag eine märchenhafte Landschaft, mit tiefgrünem Gras und Bäumen so gewaltig, dass man glaubte, sie würden den Himmel selbst berühren. Es gab riesige Tannen und Laubbäume mit breiten Kronen, die ihren Schatten auf die sanft abfallenden Hügel warfen. Rotbraune Rehe kreuzten immer wieder Varunna's Weg, ohne jegliche Angst zu zeigen. Alles hier schien noch vollkommen im Einklang. Wie im Traum, wandelte der Tauren dahin, stets der Richtung folgend, die man ihm angegeben hatte. Und tatsächlich! In einer Einbuchtung der Landschaft, nahe einer steilen Felswand, nahm Varunna schliesslich ein bläuliches Leuchten wahr! Und dann sah er ihn... den „Grossen Bärengeist“! Dieser war eine dunkle, durchschimmernde Gestalt- ein riesiger Bär mit spitzen Zähnen, breiten Pranken und langen Klauen.
Ehrfurchtsvoll und langsam ging Varunna auf ihn zu. Er wusste gar nicht, wie man sich so einem Tiergeist gegenüber verhielt. So trat er einfach ganz nahe an den Geisterbären heran. In diesem Augenblick, wandte sich dieser ihm zu und sein goldenes Augenpaar, schien ihm direkt in die Seele zu blicken. Dann hörte Varunna eine Stimme. Sie schien vom Bären zu kommen, auch wenn dieser keine Anstalten machte wirklich zu sprechen. Es war mehr ein Wortwechsel von Herz zu Herz.
„Seid mir gegrüsst, mein junger Freund! Wenn ihr zu mir gekommen seid, weil ihr Rat sucht, dann kann ich euch vielleicht dabei helfen zu finden, was ihr sucht. „Was stellt ihr dar, oh Geist?“ fragte der Tauren, wie man es ihn gelehrt hatte. Der Bär erwiderte: „Ich stelle dir Kraft dar, die euch als junger Druide stärkt. Dafür seid ihr zu mir gekommen und ich werde euch alles lehren, was ihr braucht, diese Kraft in euch zu entdecken. Es ist einfach wichtig, dass ihr aufmerksam zuhört!“ „Das will ich gerne tun,“ erwiderte Varunna. „Nun gut, um selbst mal auf einen Tiergeist züruckgreifen zu können, ist es sehr wichtig, dass ihr wisst, wie wichtig die Kraft des Körpers und die Kraft des Herzens ist. Kraft des Körpers bedeutet Stärke und schnelles Handeln. Man muss immer gut in Form sein, körperlich sowie geistig. Das ruhige Aussehen des Bären, täuscht oft über seine tatsächliche Kraft und Schnelligkeit hinweg. Ihr sollt euch die Ausstrahlung des Bären selbst zu eigen machen. Der Bärengeist soll eins mit euch werden und ihr sollt lernen, seine Kraft weise zu nutzen, dazu aber müsst ihr euch auch auf diese Kraft verlassen. Nur dann könnt ihr den Weg der Klaue erlernen.“ Varunna schaute den gewaltigen Bären an, der wirklich eine eindrucksvolle Erscheinung war. Er war tief von dessen Ausstrahlung, dessen Ruhe und seiner doch so grossen Kraft berührt.
Der Bär war einer der grössten Lehrer bei den Shu' Halo, man verehrte ihn und es gab besondere Rituale, die sich besonders mit diesem Tier auseinandersetzten. „Ja, ich verstehe was du mir sagen willst grosser Geist,“ sprach der Tauren. „Es geht darum, stets das richtige Gleichgewicht in allem zu finden.“ „Allerdings, ihr sprecht weise junger Freund. Ich weiss, dass ihr diese Lektion bereits verinnerlicht habt. Bei allem hilft euch stets die Kraft eures Herzens und euer Herz ist voller Kraft, das erkenne ich sofort. Diese Herzenskraft gibt euch die Entschlossenheit zu handeln und zwar aufgrund von reinen und aufrechten Absichten. Das Gleichgewicht beizubehalten, bedeutet nicht oberflächlich, selbstgefällig oder eigennützig zu handeln. Es ist eure wichtigste Aufgabe, das Gleichgewicht zu wahren, darum habt ihr ja auch diesen Weg als Druide gewählt. In all euren Aufgaben solltet ihr Entschlossenheit üben und darauf hören, was der innerste Schatz eures Herzens euch sagt.“ „Ja, grosser Geist. Ich verstehe eure Lektion. Ich bin stets darum bemüht.“ „Das glaube ich dir,“ erwiderte der Bär und es kam Varunna einen Augenblick lang vor, als würde dieser irgendwie lächeln. Nein, das war bestimmt eine Sinnestäuschung... Oder vielleicht doch nicht? „So nun habe ich dir alles gesagt, was du wissen musst, nimm dies hier als Zeichen dafür, dass du nun meinen Segen und meine Unterstützung besitzt.“ Eine goldene Klaue erschien nun auf einmal vor Varunna's Augen- ein wundersam glänzendes Kleinod, das der Tauren nun ehrfürchtig ergriff. „Ich danke dir Grosser Bärengeist!“ sprach er tief berührt und blickte auf die Bärenklaue, deren goldener Schimmer sich auf seinem Gesicht wiederspiegelte. „Du sollst jetzt zurück zu deinem Mentor reisen und ihm diese Klaue überreichen, dann wird er die nächsten Schritte einleiten, die die Kräfte des Bären in dir erwecken werden.“ meinte der Geist. „So leb denn wohl, Varunna!“ Der Tauren nickte und wandte sich mit klopfendem Herzen ab.
Die kommende Nacht, verbrachte Varunna noch wie geplant in Nachthafen, weil er noch auf seinen Immunitätsausweis warten musste. Zwar konnte er es kaum erwarten, wieder nach Hause zu kommen, um seinem Vater und seinem Onkel die Klaue des Bärengeistes vorzuweisen, doch er verlor auch nicht aus den Augen, was er Tyrande in seinem Antwortbrief versprochen hatte. Er hatte zugesagt, dass er alles in seiner Macht Stehende tun wollte, um ihr zu helfen.
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Am nächsten Tag, als der zarte Morgenschein die Welt von Moonglade wieder sanft durchdrang und interessante Licht und Schattenspiele, in die grünblaue Landschaft malte, wurde Varunna zu Dendrite Sternschauer gerufen. Dieser händigte ihm ein zusammengerolltes Pergament aus, das Varunna's Neutralität belegte. „Damit solltest du keine Probleme haben überall in Azeroth umher zu reisen,“ sprach Dendrite. „Vielleicht willst du ja sowieso mal etwas mehr von der Welt sehen,“ fügte er dann mit einem verschmitzten Lächeln hinzu. „Ja, das wäre gut möglich,“ erwiderte Varunna und bedankte sich herzlich bei dem Nachtelfen. Dann machte er sich auf, um sich zurück nach Donnerfels zu teleportieren, wo er bereits sehnsüchtig erwartet wurde.
„Du warst aber lange weg!“ meinte sein Vater Turak etwas vorwurfsvoll, als sein Sohn zurückkam und ihm die goldene Klaue vorwies. „Ich hatte noch etwas zu erledigen, entschuldige Vater,“ gab Varunna zurück. „Und was war das so Wichtiges?“ Der Angesprochene erzählte nun alles und zeigte Turak auch den Immunitätsschein und den Brief von Tyrande. „Du hast da ja eine Menge vor,“ meinte dieser dann etwas zweifelnd. „einer Gruppe Blutelfen zu helfen, ins Nachtelfenreich zu reisen... das wird nicht einfach.“ „Ja ich weiss und doch muss ich alles versuchen. Ich wollte sowieso auch noch mit Onkel darüber reden. Er als Erzdruide kann vielleicht mehr erreichen. Das meinte jedenfalls Dendrite Sternschauer, vom Zirkel des Cenarius.“ „Du kannst ihn ja fragen, aber er wird nicht unbedingt so begeistert davon sein. Das braucht viel Überredungskunst und ist mit einigem Aufwand verbunden.“ „Ich weiss, ich wäre auch bereit, selbst zu den Nachtelfen zu reisen, darum habe ich ja diesen Ausweis beantragt.“ „Aber zuerst musst du noch eine Aufgabe bestreiten, um schliesslich die Bärenform annehmen zu können.“ „Ja, aber kann ich nicht zuerst mit Onkel über Tyrande's Anliegen sprechen?“ „Von mir aus, wenn dir das so wichtig ist.“ „Danke Vater!“
Varunna ging zu Hamuul, der ihn herzlich begrüsste. „Du hast es also geschafft, den Segen des Bärengeistes zu bekommen?“ „Ja. Aber erst wollte ich mit dir über etwas anderes reden. Hast du Zeit?“ „Gerade schon. Um was geht es denn?“ Erneut erklärte Varunna alles. Wie erwartet wurde der Ausdruck des Erzdruiden ziemlich ernst. „Das ist schon keine leichte Sache, die Blutelfen sind sehr in Ungnade bei den Nachtelfen.“ „Ja, aber es müsste doch eine Möglichkeit geben, ihre Herzen zu erweichen.“ „Natürlich könnte ich schon ein gutes Wort für Tyrande und ihre beiden Freunde einlegen, aber Fandral Hirschhaupt ist da etwas eigen. Er will bestimmt keine Blutelfen in seinem Reich. Die Hohepriesterin der Elune, nach der deine Freundin ja sogar benannt wurde, wäre da vielleicht noch eher zu erweichen, denn ihre Haltung den Sin'Dorei gegenüber ist nicht gar so negativ. Sie hat ausserdem ein weiches Herz und das könnte von Nutzen sein, wenn ich... für deine Freunde bürgen würde...“ „Das würdest du tun!?“ rief Varunna aus, erstaunt wie positiv das Gespräch mit seinem Onkel verlief. Hamuul senkte wieder etwas seine Stimme, damit nicht alle im Raum, das was er sagte mitbekamen. „Ich weiss dass du mit einer besonderen Gabe gesegnet bist mein Junge und du sagtest mir, das Ysera dich auch ermahnt hat denen die bei dir Hilfe suchen, jede mögliche Hilfe zuzugestehen. Wenn du sagst, dass diese Tyrande in Ordnung ist und du nicht an ihren aufrichtigen Absichten zweifelst...“ „Das tu ich nicht, Onkel! Ich weiss, dass sie sich unglaublich nach dem Reich der Dämmerung sehnt. Das war schon immer so.“ „Nun gut...,wenn du mir das bestätigst, dann werde ich mein Bestes tun!“ „Aber das ist ja wunderbar!“ jubelte Varunna. „Tausend dank Onkel!“ „Unter einer Bedingung aber...“ „Du bringst zuerst die Lektion der Klaue zu Ende und wartest noch bis ich Nachricht aus Darnassus erhalte. Vielleicht musst du noch gar nicht so schnell dorthin reisen.“ „Also natürlich werde ich Tyrande und ihre Freunde schon begleiten, wenn sie die Bewilligung bekommen.“ „Dann können wir immer noch darüber reden. Aber überstürze nichts! Vielleicht... löst es sich auch von selbst und ich erreiche, dass man drei weitere Immunitätsscheine für deine Freunde ausstellt.“ „Du meinst das könnte klappen?“ „Ich kann es natürlich nicht sagen, aber ich bin guter Dinge. Ich weiss schon was ich sagen kann, um die Kaldorei milde zu stimmen. Immerhin bist du ja auch wirklich etwas Besonderes und die grosse Drachenfürstin hat dir ja indirekt den Auftrag erteilt, Tyrande zu helfen. Ich kann zwar noch nicht recht erahnen, was das alles für einen Zweck verfolgt, aber ich vertraue darauf, dass es einer sehr wichtigen Sache dient.“ „Dann sprichst du also gleich mit den Oberen der Nachtelfen?“ „Ja. Ich werde ihnen sogleich eine Botschaft zukommen lassen und hoffe, dass ich bald einen positiven Bescheid bekomme.“ „Ich kann dir nicht sagen, wieviel mir das bedeutet, Onkel! Nochmals vielen Dank!“ „Schon gut,“ Hamuul lächelte ein warmes Lächeln, dann meinte er wieder etwas ernster: „So, nun beende aber zuerst die Lektion der Klaue!“ „Das werd ich!“ Varunna's Augen leuchteten vor Glück und er ging zurück zu seinem Vater...
Varunna würde ganz an die Grenzen von Mulgore reisen müssen, wo die grünen „Wogenden Ebenen“ in das eher karge „Brachland“ übergingen. Dort ganz an der Grenze, vor dem kleinen Hordenstützpunkt „Camp Taurajo“ sollte sich ein einzigartiger Stein befinden: Ein Mondkinstein. Dieser Stein war eine Art kleine Pforte, in die Welt eines Mondkin's. Dies war ein Wesen, das es sonst in den Breitengraden der Tauren nicht mehr gab, nur noch in ganz kalten, winterlichen Regionen. Der Mondkin musste beschworen und dann besiegt werden, um sich seine Kraft- die Bärenkraft zu eigen zu machen. Dann erst konnte Varunna seine erste Tierform annehmen.
Er beschloss diesmal eines der Flugreittiere zu nehmen. Diesen Luxus wollte er sich leisten. Es war ja kein weiter Weg nach Camp Taurajo.
Es war ein enorm eindrucksvoller Ritt, auf diesem mächtigen, fliegenden Wyvern. Seine gewaltigen Flügel schlugen und Varunna spürte den angenehmen Wind, der um seine Nürstern wehte. Ein würziger Duft lag in der lichtdurchtränkten Luft.
Unter ihm zog sein geliebtes Heimatland Mulgore- weites, unberührtes Grasland, mit sanften grünen Hügeln, dahin. Er blickte um sich und sah die weissliche Bergkette, die dieses Land umgab. Ein schützender Wall, durch göttliche Hand erbaut. Der glasklare Steinbullensee, glitzerte in der Mittagssonne, als ob tausend Diamanten, unter seiner Oberfläche verborgen lägen.
Dann langsam nahm das Land unter ihm eine andere Farbe an. Von grün, wechselte es zu rötlichbraun und die Luft wurde zusehends wärmer. Varunna flog über eine Hügelkette und dann begannen die ausgedorrten Steppenregionen des Brachlandes, sich vor ihm auszubreiten. Er sah grosse, knorrige Bäume, mit mehrfachen, tellerförmigen Kronen, die spärlichen Schatten spendeten und oben abgerundete Bergzüge, wie aus Elfenbein, mit korallenfarbigen Zeichnungen.
In Camp Taurajo, einer kleinen Siedlung, in ähnlicher Bauweise wie Donnerfels, landete das Flugtier und er stieg ab.
Ein warmer, trockener Wind wehte hier und alle die seinen Weg kreuzten, begrüssten ihn mit freundlichem Kopfnicken. Es gab hier nur Tauren und Orc's als Wächter. Die Orc's hier besassen meist grünliche Haut. Sie hatten einen gedrungenen, kräftigen Körperbau und aus den Mundwinkeln wuchsen ihnen kleinere, oder grössere Hauer. Diese Hauer waren aber noch ein Stück kürzer, als jene der Trolle. Die Orc's und Tauren arbeiteten besonders eng zusammen, weil ihre Heimatländer nahe beieinander lagen und sie auch sonst kulturell und spirituell ein gutes Einvernehmen hatten. Einst waren die Orc's schreckliche, mordende Monster gewesen, die vom Planeten Draenor (Scherbenwelt) stammten. Sie standen damals grösstenteil unter dem verderblichen Einfluss der Brennenden Legion. Doch ein Klan- der Klan der Frostwölfe, entzog sich diesem Einfluss. Thrall der heutige Herrscher der Orc's war der Sohn von Durotan, dem Anführer der Frostwölfe. Thrall wurde der Sklave eines Menschen namens Aedelas Schwarzmoor. Doch er befreite sich aus der Gefangenschaft und entdeckte auch wieder seine schamanischen Wurzeln. Die Tauren unterstützten die Orc's in vielem sehr und so entstand eine Freundschaft zwischen diesen Völkern. Varunna hatte auch eine sehr gute Freundin bei den Orc's, ihr Name war Xantina und sie lebte in Ogrimmar.
Varunna fragte einen der Orc- Aufseher des Camps, wo sich hier ein Mondkinstein befinde. Dieser erwiderte: „Ihr müsst nur ein Stück Richtung Westen zurückgehen, bis ihr den Hügelkamm erreicht, welcher Mulgore und das Brachland voneinander abgrenzt. Dort gibt es links von der Strasse einen kleinen Hof und dahinter, liegt der Mondkinstein. Er sieht etwas aus, wie ein mit Runen verzierter Steinring, mit einem Licht, dass aus seinem Zentrum strahlt. Man sagt, er soll eine Pforte, in eine andere Welt sein, fügte der Aufseher dann noch geheimnisvoll hinzu“ „Ja das habe ich auch gehört. Ich danke euch vielmals für die Auskunft.“ „Gern geschehen. Kraft und Ehre, Fremder!“ „Habt günstige Winde!“ erwiderte Varunna seinerseits, dann machte er sich auf den Weg.
Sein Herz klopfte zum Zerspringen, als er seinem Ziel immer näherkam. Man hatte ihm einen magischen Staub mitgegeben, welcher er über den Mondkinstein streuen musste, um das magische Wesen heraufzubeschwören. Wie nur würde das vonstatten gehen? Würde er am Ende vielleicht doch noch versagen? Nein! Daran durfte und wollte Varunna jetzt nicht denken, das blockierte ihn nur. Er war reif für diese Aufgabe, sonst hätte man sie ihm nicht übertragen.
Schon bald erreichte er den besagten Hof, der ganz am Rand der Gebirgskette lag, die die beiden Länder trennte. Ein sehr schönes Panorama bot sich ihm hier dar.
Doch er hatte keine Zeit, sich darum zu kümmern. Er musste den Stein finden. Tatsächlich befand sich dieser gleich hinter dem kleinen Hof, neben dem sich sogar ein eigenes Windrad befand, das Wasser aus der Erde emporpumpte. Das Windrad war gekrönt mit einem Adlerkopf. Es gab eine Menge dieser Konstruktionen in Mulgore und Umgebung.
Der silbergraue Mondkinstein, wirkte wirklich sehr magisch, mit dem weissen Licht, dass aus seiner Mitte drang. Etwas zögernd ging Varunna näher und holte den glitzernden Staub hervor, den er bei sich trug. Mit einem letzten, tiefen Atemzug streute er ihn über den Stein und dann war es, als würde er von den Füssen gerissen und in den Stein hineingesogen. Er durchquerte einen wirbelnden Tunnel aus silbernem und weissem Licht und... kurz darauf, fand er sich in einer düsteren Höhle wieder. Spitze Tropfsteine hingen von ihrer Decke und seltsame, braune Pilze, wuchsen auf ihrem Boden. Auch hier befand sich einer der seltsamen Mondkinsteine. Varunna erinnerte sich, dass er diese Welt durch diesen betreten hatte.
Noch ehe er sich versah aber, wurde er plötzlich von hinten angergriffen. Spitze Klauen bohrten sich in seinen Rücken und er schrie schmerzvoll auf. Blut- sein Blut tropfte zu Boden. Er fuhr herum und errichtete sofort einen Schutzzauber um sich herum: „Das Mal der Wildnis, welches ihn von Schaden schützen sollte. Das Wesen, das in angegriffen hatte, war eine seltsame Erscheinung. Ein Mischwesen aus Bär, Hirsch und Vogel. Es hatte ein dickes weiss-braunes Fell, furchterregende Klauen, einen Vogelkopf, mit spitzem Schnabel und böse funkelnden Augen. Ein Geweih ragte aus seinem Kopf. Varunna hatte noch nie so etwas gesehen. Doch bald hatte er sich wieder gefasst und er ging selbst zum Angriff über. Zuerst wirkte er einen Zauber, der den Gegner auf der Stelle festhalten sollte. Dazu beschwor er die Geister der Erde, die dicke Wucherwurzeln aus dem Boden wachsen liessen. Der Mondkin, wurde dabei bewegungsunfähig gemacht und Varunna konnte etwas Abstand gewinnen. Dann wirkte er die ersten Offensivzauber. Er flehte das Feuer der Sterne herab und ein hellvioletter Strahl direkt vom Himmel, traf den Mondkin. Dieser brüllte auf und nun tropfte sein Blut aus einer verbrannten Wunde, herab auf den Boden und färbte diesen rot. Dieser Zauber, war ein Zauber über die Zeit und verursachte kontinuierlich, immer wieder neuen Schaden. Nun war es an der Zeit den stärksten Zauber des Druiden zu wirken: „Zorn“. Zwei gelbgrüne Energieblitze schossen aus seinen Händen und trafen den Mondkin erneut mitten in die Brust. Dieser sackte in sich zusammen, doch er gab noch nicht auf. Die Wucherwurzeln, hatten sich mittlerweile wieder in die Erde zurückgezogen und er war wieder frei. Erneut griff er Varunna an, wenn auch nicht mehr gar so schnell, denn er war doch sehr geschwächt und das Feuer der Sterne trug das ihrige bei, um die Kreatur noch mehr zu zermürben. Der Druide wirkte erneut „Zorn“ und die gewaltigen Naturkräfte des Zaubers, schleuderten den Mondkin zu Boden. Leblos blieb dieser liegen.
In diesem Augenblick... geschah etwas Seltsames. Ein durchschimmernder Geist, erhob sich aus dem zerschlagenen Körper, des seltsamen Wesens und blickte Varunna nun an. Die ganze Wildheit war jetzt aus den Augen des Mondkins gewichen und der Tauren hörte plötzlich dessen Stimme in seinem Kopf: „Du hast meine Seele erlöst und deine Aufgabe mit Bravour erledigt. Darum werde ich dir die „Kraft des Bären“ schenken“. Ein Leuchten erschien um den Mondkin, welches sich nun von selbigem löste und wie ein Nebel auf Varunna zu schwebte. Dieser Nebel durchdrang den Druiden und auf einmal spürte er eine gewaltige Kraft in sich. Es war eine Kraft die ihn gänzlich veränderter, eine Kraft, die ihn mit aller Deutlichkeit wahrnehmen liess, was ihm der Bärengeist gesagt hatte. In diesem Moment fühlte er sich unbesiegbar. Ein Brüllen entrang sich seiner Kehle, dass die Wände der Höhle erbeben liess und dann verwandelte sich Varunna's Körper! Er wurde... zu einem riesigen Bären mit massigem Körper, gewaltigen Klauen, spitzen Zähnen und zwei Hörnern. Varunna fühlte die enorme Kraft und Geschmeidigkeit, die ihm diese Tierform zuteilwerden liess. Er blickte an sich herunter. Sein braungraues Fell, spannte sich über stählerne Muskeln und in seine beiden vorderen Oberschenkel, war das Bildnis der Sonne und des Mondes tätowiert. Er war nun eins geworden mit der Bärenkraft und Varunna merkte, wie ihm durch dieses Erlebnis noch mehr Nähe und Liebe zur Natur und ihren Geschöpfen zuteil geworden war. Dieses Gefühl war mit nichts zu vergleichen und es würde alles in seinem Leben für immer verändern.
So kam es, dass Varunna in der Gestalt des grossen Bären nach Donnerfels zurückkehrte. Seine Lehrer waren stolz auf ihn.
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Ein paar Tage später, rief Hamuul ihn dann zu sich und sprach: „Nun also, da du deine Aufgaben so mit Bravour erfüllt hast und wieder ein Stück gereift bist, kann ich mir gut vorstellen, dich auf eine längere Reise zu schicken. Ich habe gute Nachrichten für dich, Erzdruide Fandral Hirschhaupt und die Hohepriesterin Tyrande Whisperwind, sind einverstanden, dass deine Blutelfen- Freunde als Pilger ins Nachtelfenreich reisen dürfen. Du wirst sie begleiten mein Junge und...sehr vieles wird sich dadurch nicht nur für dich verändern...“
Varunna sah hinauf, in den nun von Abendrot gefärbten Himmel, der durch die Öffnung im Dach des Gebäudes leuchtete und ein stilles Dankgebet an die Götter entrang sich seiner Brust. Er war ein Juwel von Azeroth und er wollte sich dessen als würdig erweisen....